18.

Jungkook's PoV.:

Die Fotos von unserem Shooting waren unheimlich gut geworden. Vermutlich die Besten, die ich jemals geschossen hatte. Einfach alles sah gut aus; Jimin, die vielen Knoten auf seinem Rücken und das Licht. Besser hätten wir das Ganze nicht hinkriegen können und ich war mir ziemlich sicher, dass seine Fans nach dem Upload der Fotos durchdrehen würden. Mit etwas Glück könnte er sogar seine 5,000 Follower knacken.

„Wir nehmen auf jeden Fall das hier", der Ältere deutete auf den Bildschirm. Dort wurde gerade ein Foto angezeigt, auf dem er über seine Schulter hinweg in die Kamera schaute, die Fesseln und seinen Hintern hübsch präsentiert. Ich brauchte keine zweite Aufforderung, um das Bild zu favorisieren. „Okay und was hältst du von dem?", fragte ich nach, während ich weiter schaltete. „Das sieht auch gut aus... Die sehen alle so gut aus", Jimin seufzte dramatisch und ließ seinen Kopf in die Hände fallen, „Ich will nicht mehr. Kannst du nächstes Mal hässliche Fotos machen?". Ein belustigtes Lachen verließ meine Kehle: „Es ist mein Job hübsche Fotos zu schießen".
„Ja, aber es ist so schwer sich eins auszusuchen. Schalten wir erstmal weiter und schauen uns die anderen an", er machte eine undeutliche Handbewegung, woraufhin ich ein Bild weiter klickte.

Nun wurden die angezeigt, bei denen er sich vorgebeugt hatte. Der alleinige Anblick von seinem entblößten Hintern sorgte wieder dafür, dass mir die Hitze in die Wangen stieg. Man sollte meinen, ich wäre mittlerweile gegen Jimin's Charm immun. Aber leider wickelte er mich jedes Mal aufs Neue um den Finger. Es war wirklich schwer ihm zu widerstehen, beinahe anstrengend.

„Sag Mal, kannst du mein Muttermal dort wegmachen?", fragte er nach und deutete geradewegs auf seine rechte Pobacke, wo man mit ganz viel Mühe einen kleinen braunen Fleck erkennen konnte. „Als ob deine Follower darauf achten", prustete ich. „Tun sie wohl", schmollte er, „Einmal hat jemand an meinen Hintern ran gezoomt und ein Haar entdeckt, dass ich beim Rasieren nicht erreichen konnte. Seitdem gehe ich zu einem professionellen Wachsstudio".

Das erklärt einiges...

„Na schön. Ich mache es weg, wenn ich auch den Rest von deinen Bildern bearbeite", stimmte ich zu. „Was bearbeitest du eigentlich immer daran?", hakte er neugierig nach. „Nur ein paar Verbesserungen von Licht, deiner Augenfarbe und gegebenenfalls Hautunreinheiten. Das übliche...", ich zuckte mit den Schultern und klickte dann ein Foto weiter. „Hautunreinheiten? Wo habe ich Hautunreinheiten?!", Jimin sah mich entsetzt an. „Nur kleine Bartstoppel, die ab und zu unter deiner Haut zu sehen sind. Und du hast eine kleine Narbe an deinem Kinn, die ich bei Nahaufnahmen von deinem Gesicht weg retuschiere", erklärte ich, in der Hoffnung er würde sich dadurch beruhigen. Es schien sogar zu funktionieren, denn plötzlich lachte er und sackte erleichtert zusammen. „Und ich dachte schon, du hast ernsthaft etwas an meinem Gesicht auszusetzen", murmelte er. „Nein, niemals. Dafür bist du viel zu hübsch", antwortete ich, noch ehe mein Kopf über die Wortwahl nachdenken konnte. Ertappt hielt ich inne, starrte den Ältere aus großen Augen an. Er sah mindestens genauso überrascht aus wie ich. „Du findest mich hübsch?", er biss sich schüchtern auf die Unterlippe und meine Augen folgten der Bewegung automatisch. Ich schluckte trocken, schaute wieder hoch. „Ja, naja... Du bist eben hübsch. Es wäre eine Lüge, wenn ich dir irgendetwas anderes vorgaukeln würde", gestand ich ehrlich. Jimin kicherte niedlich, was mein Herz automatisch ein paar tackte schneller schlagen ließ. Er war so hinreißend...

„Lass uns weitermachen", nuschelte ich kleinlaut, nicht darauf erpicht das Jimin meine Zuneigung zu ihm bemerkte. „Okay", grinste er und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Wir sortierten weiterhin die Fotos aus, dieses Mal größtenteils im Stillen. Als wir alle beisammenhatten, löschte ich die hinterbliebenen und wir gingen ein weiteres Mal durch den Ordner, suchten erneut die Besten heraus. Es war ziemlich viel Arbeit, hinsichtlich dessen das ich bei diesem Shooting unnormal viele Fotos geschossen hatte. Genaugenommen gab es ganze 82 Bilder, die wir durchgehen mussten. Letztendlich wurde es schon dunkel draußen, als wir die letzten Fotos noch einmal anschauten.

Das Klingeln meines Handys sorgte allerdings dafür, dass wir für den Bruchteil einer Sekunde aufhören mussten. „Dieser Typ nervt", brummte ich, als ich sah das Seokjin mir eine Nachricht geschrieben und nachgefragt hatte, wann ich nach Hause kommen würde. Wahrscheinlich war er traumatisiert von den Ereignissen vergangenes Wochenende, weswegen er sich nun zu 100% sicher sein musste, dass ich nicht wieder irgendwo fremdes schlafen würde. „Wer ist das?", wollte Jimin wissen. „Seokjin... Er fragt, wann ich nach Hause komme", erklärte ich ihm knapp, kümmerte mich allerdings nicht darum genanntem Kerl zu antworten. „Macht er sich Sorgen um dich? Es ist doch erst 19:20 Uhr", stellte Jimin fest. „Ich weiß... Er kann ein bisschen überfürsorglich werden. Zu meinem Leidwesen, wenn ich das mal so anmerken darf", jammerte ich und entlockte Jimin damit ein herzliches Lachen. „Aber ist es nicht schön jemanden zu haben, der sich Sorgen um einen macht?", hakte er dann nach. „Schon, aber-... Nicht bei ihm", ich verzog angeekelt das Gesicht.

„Wer genau ist Seokjin eigentlich? Dein Bruder? In Erzählungen klingt er immer wie dein Bruder", meinte Jimin. Er hatte nicht unrecht, denn für viele sah es so aus als würde Seokjin mein Bruder sein. Manchmal bekam ich sogar selber das Gefühl, weil wir mittlerweile seit drei Jahren zusammenlebten und jedes noch so kleine Geheimnis voneinander wussten. Jede Essensgewohnheit, jede Lieblingsserie, jede Stimmungsschwankung... Manchmal glaubte ich sogar seine Gedanken lesen zu können. Ganz besonders, wenn er Namjoon mit furiosen Blicken beim Kochen beobachtete.

„Nein, Seokjin ist ein Freund von Hoseok. Als ich nach einer eigenen Wohnung gesucht habe, brauchte ich zwei Leute mit denen ich gemeinsam einziehen konnte. Hoseok hat mir also seinen älteren Freund Seokjin vorgeschlagen, weil dieser selber auf der Suche nach einer Wohnung gewesen war. Wir sind zusammengezogen und ein halbes Jahr später kam Namjoon dazu. Namjoon ist Seokjin's fester Freund", antwortete ich. „Warte, du bist 20 Jahre alt... Heißt das, du hast dir bereits mit 18 Jahren eine eigene Wohnung gesucht?", Jimin machte große Augen, „Das ist doch nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich".
„Ja, ich-...", fing ich an, stoppte dann allerdings zögerlich und sah auf meine Hände herab. Für gewöhnlich redete ich nicht über dieses Thema, weil es mich traurig machte. Nur Seokjin, Namjoon und Eunwoo wussten davon. Sonst niemand.

„Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst", sagte er und schenkte mir ein beschwichtigendes Lächeln. Doch nach alledem, was er mir von sich und seinem Leben erzählt hatte, hatte ich irgendwo das Bedürfnis dasselbe zutun. Ich vertraute ihm. „Eigentlich ist es nicht schlimmes... Weißt du, meine Eltern haben einen strengen Glauben an Gott und als sie herausgefunden haben, dass ich Schwul bin, sind bei ihnen sämtliche Dämme gebrochen. Ich wurde rausgeworfen, musste ein paar Tage bei Eunwoo unterkommen. Er hat mir auch geholfen meine derzeitige Wohnung zu finden", erklärte ich. Jimin sah mich eine Weile lang einfach nur sprachlos an. Dann lächelte er breit und hielt mir seine Hand zu einem Highfive hoch. Etwas verwirrt schlug ich bei ihm ein. Aber anstatt direkt von mir abzulassen, hielt er meine Hand fest und verschränkte unsere Finger ineinander. „Mir ging es genauso, als meine Eltern herausgefunden haben das ich Schwul bin", sagte er, mit einer Leichtigkeit die ich bloß bewundern konnte, „Sie haben mich rausgeworfen, nachdem klar wurde was mein Hobby ist und wie ich zu Männern stehe. Zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits genügend Geld beisammen, um mir eine Wohnung zu kaufen. Nicht diese hier, sondern eine andere. Die war etwas klein und schäbig... Ist ja auch egal, jedenfalls erging es mir genauso wie dir".

Ich hätte auf der Stelle losheulen können. Klar, irgendwo in den Tiefen seines eigenen Herzens weiß man natürlich, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist und dass es da draußen noch andere Menschen gibt, die genau denselben Scheiß durchmachen. Aber das Ganze nun aus Jimin's Mund zu hören, war wie Balsam für meine Seele. Ich war nicht alleine. Es gab tatsächlich eine Person, die meinen Schmerz teilte.

Das Gefühl, was mich plötzlich durchströmte, war so schön, dass ich die Tränen in meinen Augen nur mit größter Mühe wegblinzeln konnte. „Danke", ich drückte einmal Jimin's Hand, die nach wie vor mit meiner eigenen verschränkt war. Dieser lächelte daraufhin zufrieden und entwand sich meinem Griff, deutete stattdessen auf mein Handy: „Und jetzt schreib deinem Freund, wann du zu Hause bist. Sonst macht er sich unnötig Sorgen um dich".
„Nutzt du gerade meine emotionale Schwäche aus, um mich herum zu kommandieren?", schniefte ich belustigt. Jimin kicherte frech und zuckte dabei gleichgültig mit den Schultern. Er konnte noch so emphatisch und niedlich sein, aber manchmal war er ein richtiger Slytherin.

•°•°•

Jetzt wisst ihr endlich über Jungkook's und Jimin's Familienhintergrund bescheid. Ich fand es irgendwie passend, den beiden ein ähnliches Schicksal zu geben. Das baut in einer Beziehung positiv auf ^^ Das nächste Kapitel enthält wieder etwas smut. Und diesmal ist Jungkook auch involviert
(͡° ͜ʖ ͡°)

Btw, welches Hogwarts Haus seid ihr? Ich bin immer eine Mischung aus Gryffindor und Hufflepuff xD

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