15.
Jungkook's PoV.:
Als Yongsun wiederkam, trug sie gleich zwei Tabletts mit Shots in den Händen. Der Alkohol wurde genauso schnell heruntergekippt, wie der davor und danach entschieden wir uns jeder für ein größeres Getränk. Ich nahm allerdings eine Cola, denn ich wollte heute Abend nicht allzu viel trinken. Immerhin galt es auf Jimin aufzupassen. Wenn möglich, dann wollte ich ihn heile nach Hause bringen und das konnte ich nicht, wenn ich selbst hackedicht war.
Der Ältere hingegen ließ es sich deutlich gut ergehen. Er bestellte sich irgendein alkoholisches Getränk, dass mit Multivitaminsaft gemixt und mit Eiswürfeln aufgepeppt worden war. Dieses sorgte letztendlich auch dafür, dass er betrunken wurde. Jimin wurde von Minute zu Minute lauter, integrierte sich ohne meine Hilfe in die Konversationen ein und jedes Mal, wenn er lachte, warf er sich in meinen Schoß, oder griff nach meinem Arm. Irgendwann wollte er ihn gar nicht mehr loslassen und als die Mädchen aufstanden, um auf die Tanzfläche zu gehen, ging er ihnen gleich hinterher. Mich zog er dabei automatisch auf die Beine. „Was wird das?", lachte ich und entwand mich seinem Griff. „Ich will tanzen gehen. Kommst du mit?", Jimin klimperte schmollend mit den Wimpern, was bei jedem anderen wohl albern ausgesehen hätte, bei ihm aber absolut hinreißend aussah. Mein Herz machte einen Sprung und dann noch einen, als Jimin meine Hand in seine nahm und ganz lieb: „Bitte, bitte", sagte.
„Na schön", widerwillig ließ ich mich von ihm mitziehen. Für gewöhnlich brauchte ich etwas mehr Alkohol, um mich auf die Tanzfläche zu trauen, aber für Jimin wollte ich eine Ausnahme machen. Außerdem lief Hoseok uns hinter und in ihm sah ich sowas wie meine mentale Unterstützung. Auch, wenn er sich in den kommenden Minuten nach vorne ans DJ-Pult tanzen würde, so wie er es immer tat.
Die Menschenmenge auf der Tanzfläche war ziemlich groß. Es gab beinahe keinen freien Fleck mehr und sie alle mussten so dicht miteinander tanzten, dass Berührungen unausweichlich waren. Als Jimin mich mit all seiner betrunkenen Euphorie in das Gedrängel zog, knallte ich fast gegen ihn. Doch das schien ihm keineswegs aufzufallen, denn er kicherte bloß und fing an seinen Körper zu dem Beat der Musik zu bewegen. Dabei drehte er sich langsam im Kreis, bis er schließlich mit dem Rücken zu mir stand. Die Hände in der Luft – absolut unbeschwert. So als würde er seinen Hintern nicht an meinem Schritt reiben. Doch das tat er und leider auch mit einer Selbstsicherheit, die mich in Frage stellen ließ, ob Jimin das extra tat, oder nicht.
Ich versuchte den absurden Gedanken zu verwerfen und fing ebenfalls an zu tanzen. Die Musik war gut, wenn auch nicht ganz mein Stil. Aber es reichte aus, um mich in Stimmung zu bringen und schon bald konzentrierte ich mich auf nichts anderes mehr. Nur noch auf die Art und Weise wie ich mich bewegte. Und wie Jimin sich bewegte, denn scheinbar schien der Ältere sehr gerne zu tanzen. Er zog sogar einige Blicke auf sich, weil er seine Hüften besser kreisen lassen konnte als ein paar der Mädchen hier. Selbst Jieun und Yongsun sahen im Vergleich zu Jimin steif aus. Nichtsdestotrotz traute sich keiner an ihn heran. Obwohl ich geglaubt hatte, dass Jimin am Ende des Tages von mindestens einem Mädchen angebaggert werden würde, ließ sich niemand vor ihm blicken. Erst fragte ich mich wieso, aber als Hoseok dann nach einer halben Stunde zurück zu den anderen ging und beim Vorbeigehen pervers mit den Augenbrauen wackelte, dabei abwechselnd Jimin und mich ansah, wurde es mir klar. Für alle außenstehende musste es so aussehen, als würde Jimin mich antanzen. Und eigentlich tat er das auch, aber das wollte ich mir nicht eingestehen.
Plötzlich drehte der Ältere sich mit einer schwungvollen Umdrehung zu mir um, legte beide Hände auf meine Schultern und lehnte sich zu mir vor. „Ich geh kurz auf Toilette", rief er mir über die laute Musik hinweg zu. Ich nickte wortlos, zu gefesselt von seinem verschwitzten Anblick. Die Spitzen seiner Haare waren etwas feucht und ich konnte Schweißperlen auf seinem Hals glitzern sehen. Der Anblick machte mich irgendwie durstig.
Ich leckte mir einmal unbewusst über die Lippen. Die Bewegung sorgte dafür, dass Jimin für eine Millisekunde auf sie herunter schaute und ich spürte wie das Blut in meinen Adern gefror. Die laute Musik rückte in den Hintergrund. Ich konnte nicht anders, als ebenfalls auf seine Lippen herunter zu schauen. Diese plumpen, im Schein der bunten Lichter glänzenden Lippen... Sie sahen zum Küssen gemacht aus. Doch noch bevor ich auf weitere dumme Gedanken kommen konnte, wendete Jimin sich blitzschnell von mir ab. Etwas perplex starrte ich ihm hinterher. Hatte ich gerade eine Grenze überschritten? Hatte ich ihn verschreckt? Vermutlich. Es war schwer sich an meine eigens erstellte Abmachung zu halten, die besagte das ich Jimin nicht zu nahe kommen durfte. Immerhin war er mein Arbeitgeber und ich nichts weiter, als sein Fotograf. Der Abend heute war eine Ausnahme, mit der ich es Jimin ermöglichen wollte seinem eintönigen Alltag zu entfliehen. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass dieser Mann gefährlich gut aussah.
Mein Durst kehrte plötzlich wieder zurück und ich kämpfte mich von der Tanzfläche herunter. Als ich an dem Tisch unserer Gruppe ankam, saßen nur noch Jieun und Eunwoo da. Sie unterhielten sich angeregt miteinander, stellten das Gespräch allerdings ein als ich zu ihnen stieß. „Alles gut bei dir?", rief Eunwoo mir zu. Ich nickte wortlos und griff zu meiner Cola, nur um sie dann in drei großen Zügen leer zu trinken. „Ihr habt euch ja ganz schön gehen lassen", sprach Eunwoo weiter. Das amüsierte Grinsen in seinem Gesicht provozierte mich ungemein. Er war der Einzige, der von meiner sexuellen Orientierung wusste. Leider, denn ich hatte es ihm nicht freiwillig gesagt. Ich konnte von Glück reden, dass er kein Problem damit hatte und dieses Geheimnis für sich bewahrte. Dennoch war sein Blick in diesem Moment zu offensichtlich, als das ich es ihm hätte durchgehen lassen.
„Ich weiß nicht wovon du redest", erwiderte ich also frech. Eunwoo nickte, die Lippen dabei zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Er sah so aus, als würde er noch etwas sagen wollen. Doch dann verwandelte sich sein Blick zu einem besorgten und er schaute an mir vorbei. Ich drehte mich um. „Jimin", entkam es mir überrascht. Der Ältere sah plötzlich ziemlich nüchtern aus, die Augen etwas glasig und geweitet, eine Hand auf der Brust. „Ist alles okay?", fragte ich nach. Er nickte verklemmt: „Ja, mir ist nur schwindelig. Können wir vielleicht nach Hause?".
„Natürlich", ohne weiter darüber nachzudenken, griff ich nach unseren Jacken. Aus meiner eigenen zog ich einen 50.000 Won Schein heraus und legte ihn auf den Tisch. „Jimin und ich gehen schon mal. Sagt ihr den anderen Bescheid? Das ist für die Getränke", ich deutete auf das Geld. „Geht klar", Eunwoo nickte. Jieun stand währenddessen auf und schloss Jimin in eine herzliche Umarmung. Sie sagte auch irgendetwas zu ihm, doch das konnte ich über die laute Musik hinweg nicht hören. Als sie sich wieder voneinander lösten, lächelte Jimin schwach und nickte. Dann sah er mich an und machte eine Kopfbewegung in Richtung Ausgang.
Kaum waren wir draußen, atmete der Ältere tief die frische Nachtluft ein. Er war etwas blass im Gesicht; die grellen Straßenlaternen ließen ihn wie einen Geist aussehen. Und ich verwettete mein ganzes Gehalt darauf, dass es an dem vielen Alkohol lag. Wenn Jimin wirklich seit mehreren Jahren nicht mehr feiern gewesen war, dann hatte er seinen Körper heute Abend deutlich überanstrengt.
„Musst du spucken?", fragte ich vorsichtshalber nach, während ich versuchte uns ein Taxi an den Straßenrand zu rufen. Den Weg zur U-Bahn wollte ich Jimin nicht mehr antun. „Nein, das habe ich schon", winkte er ab und schenkte mir ein schiefes Lächeln. „Du hättest nicht so viel trinken dürfen", tadelte ich ihn. „Ich weiß. Aber es hat so gut geschmeckt und ich hatte endlich ein bisschen mehr Selbstbewusstsein", Jimin schmollte. Ich schüttelte den Kopf, konzentrierte mich wieder auf die vorbeifahrenen Autos. Als endlich ein Taxi vor uns hielt, öffnete ich Jimin die Tür zu den Rücksitzen und sorgte dafür, dass er sich auch ja nicht an der Decke des Autos stieß. Erst danach setzte ich mich selber hin und nannte dem Taxifahrer Jimin's Adresse.
„Bist du sauer auf mich?", fragte er plötzlich leise nach. „Nein, wie kommst du darauf?", ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, sah Jimin von der Seite aus an. Er drehte den Kopf in meine Richtung und einen Moment lang glaubte ich Tränen in seinen Augen glitzern zu sehen. Vielleicht waren das aber auch nur die kleinen Diamanten darunter. „Du siehst so aus... Ich hätte mich nicht so schlimm betrinken sollen. Jetzt musst du die Nacht wegen mir früher beenden", sagte er. „Ich bin nur-... Ich bin nur besorgt um dich", gestand ich ehrlich, „Wenn ich eines nicht leiden kann, dann meine Freunde in Schmerzen zu sehen. Außerdem hatte ich sowieso keine Lust mehr. Für gewöhnlich gehe ich immer etwas früher nach Hause, weil Seokjin mir sonst den Kopf abschlägt". Nun lächelte Jimin etwas, kicherte sogar und ich war froh, ihn wieder so zu sehen.
Den Rest der Autofahrt schwieg er. Erst als wir vor seinem Gebäudekomplex ankamen und ich ihm aus dem Auto half, nuschelte er ein kleines: „Danke". Ich hatte beide Hände unter seinen Ober- und Unterarm gelegt, stützte ihn bis zu seiner Wohnungstür. „Glaubst du, du kannst alleine reingehen?", fragte ich und ließ ihn probehalber einmal los. Doch kaum hatte ich das getan, wackelten seine Knie und er drohte zusammenzubrechen. „Okay, lieber nicht", merkte ich an und stützte ihn wieder. Jimin brummte bloß. Die Autofahrt schien ihn sichtlich müde gestimmt zu haben. Seine Augenlider flatterten alle fünf Sekunden zu und blieben eine Weile lang geschlossen, bis er sie wieder aufriss.
„Wie ist deine Pin-Nummer?", wollte ich wissen, denn der Ältere machte keine Anstalten seine Tür selbstständig zu öffnen. „134340", nuschelte er unter seinen plumpen Lippen und ich wiederholte die Nummer leise, während ich sie eintippte. Kurz danach sprang die Wohnungstür vor uns auf und ich half Jimin bis in sein Schlafzimmer. „Du kannst hier schlafen, wenn du willst", schlug er vor, während er sich auf seine Bettmatratze rollte. „B-Bitte was?", stotterte ich überrascht. „Dann musst du nicht-...", seine Augenlider fielen wieder zu, „Nicht nach Hause". Der letzte Satz ging in einem so schlimmen Säuseln unter, dass ich ihn kaum verstanden hätte, wenn ich nebenbei nicht seine Lippen angestarrt hätte. Aber ich schaffte es nicht mehr ihm rechtzeitig zu antworten, denn kurz danach fiel er auch schon in einen ruhigen Schlaf.
Ich richtete mich wieder auf. Hier zu schlafen war ein nettes Angebot. Vor allem, weil meine Glieder von dem vielen Tanzen schmerzten und ich nichts weiter wollte, als sie auszuruhen. Zu dieser späten Stunde nach Hause zu laufen, klang wie ein wahrer Alptraum in meinem Kopf.
Mit leisen Schritten schlich ich mich aus Jimin's Schlafzimmer. Das Sofa in seinem angrenzenden Raum sah unfassbar gemütlich aus und schließlich ließ ich mich einfach darauf fallen, kickte die Schuhe von meinen Füßen und schloss die Augen. Ich brauchte keine fünf Minuten, um in dieser unbekannten und dennoch familiären Umgebung in meine Traumwelt abzudriften.
So, ab nächste Woche gibt es dann wieder nur einmal ein Update. Muss ein bisschen die Kapitel sparen, weil ich in zwei Wochen nach Kroatien fahre und dann genügend Kapitel vorbereitet haben will xD
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