9
Als sich alle Gruppen gefunden haben stiegen wir in die Kanus. Ich saß in der Mitte, Jakob vor mir und hinter mir Sean.
Markus nahm ein Motorboot und fuhr damit neben uns her.
Es machte Spaß und die Stimmung wurde noch besser, als Markus verkündete, dass bald schon wieder die Sonne rauskommen würde.
Unser Boot war das schnellste, wir arbeiteten gut im Rhythmus und seltsamerweise gingen sich Sean und Jakob nicht an die Gurgel.
Wir paddelten einmal über den See bis wir schließlich auf einem kleinen Kanal landeten.
Es war wunderschön dort. Es gab kleine Häuschen am Wasser und sogar eine Eisdiele, bei der man sein Eis vom Boot aus kaufen konnte.
Ab und zu kamen uns Ruderer und Tretboote entgegen, ansonsten hatten wir den Kanal aber für uns.
Nach ein paar Abzweigungen kamen wir an einem kleineren See an und ich musste schmunzeln, als ich die vielen Schwäne sah, die im Wasser schwammen.
Fehlt nur noch die Sonne, dachte ich und schaute zum Himmel. Anstatt, dass die Wolken weniger wurden, hatten sie sich noch mehr zugezogen und waren inzwischen auch sehr dunkel.
»Das sieht nach Regen aus.«, sagte ich zu Markus und deutete auf den Himmel.
Jakob drehte sich zu mir um. »So ein bisschen Regen ist doch nicht schlimm, oder bist du etwa aus Zucker?«, er grinste und spritzte mich mit Hilfe seines Paddels mit Wasser voll.
Ich quiekte. »Hör auf damit«, rief ich und schüttelte mich. Dabei wankte das Kanu gefährlich. Sean schien das auch zu merken und reagierte daher schnell.
Er hielt mich an meiner Taille fest. »Passt auf, sonst fallen wir noch ins Wasser.«
Sein Griff war fest. Da ich heute ein Crop Top trug, spürte ich seine warmen Hände auf meiner nackten Haut und eine Gänsehaut überzog mich. Mir stockte der Atem, als er sanft mit seinen Daumen über meine Haut streichelte. Doch so flüchtig, diese Bewegung war, so schnell waren seine Hände auch wieder verschwunden.
»Noch jemand, der aus Zucker ist.«, sagte Jakob und lachte.
»Lass gut sein und schau lieber, wo du hin paddelst.«, erwiderte Sean genervt.
»Du hast recht, Alea.«, schaltete sich nun Markus ein. »Ich denke zwar nicht, dass ein Gewitter aufzieht, aber wir sollten uns lieber wieder auf den Rückweg machen.«
Also paddelten wir wieder zurück. Wir waren noch immer nicht beim See angekommen, als es schon in Strömen regnete.
Wir paddelten wie verrückt, bis wir plötzlich an einem Tretboot mit einer Familie drin vorbei kamen. Das Boot hatte sich in einem Gebüsch verkanntet und die Familie rief uns um Hilfe.
»Da muss ich helfen.«, sagte Markus. »Sean, meinst du, du kannst die Gruppe bis zu der Eisdiele, an der wir vorhin vorbei gekommen sind, alleine leiten? Daneben ist ein Steg. Dort könnt ihr halten und in der Hütte auf mich warten und euch aufwärmen. Sie gehört einem Freund. «
Sean stimmte zu und wir machten uns auf den Weg. Doch inzwischen war nicht nur der Regen extrem stark, es fing auch noch an zu stürmen. Die Wellen schlugen gegen das Boot und wir hatten Mühe, voran zu kommen.
Als ich in der Ferne ein Donnergrollen wahrnahm, zuckte ich zusammen. Ich hasste Gewitter. Das Kanu schwankte immer stärker und langsam stieg Panik in mir auf.
Sean merkte das und streichelte mir sanft über meine Schultern. »Wir sind ja bald da, alles ist gut.«, raunte er mir zu.
Jakob dagegen schien von meiner Panik nichts zu merken. Er öffnete seine Arme und lachte. »Oh wie cool, ich liebe Regen. Wollen wir beim nächsten Blitz mal zählen, wie weit das Gewitter noch entfernt ist?«
»Ich glaube wir beeilen uns lieber, damit wir schnell in der Hütte sind.«, sagte Sean.
In diesem Moment blitzte es und ich zuckte wieder zusammen. Als kurz darauf der Donner zu hören war, jubelte Jakob. »Das Gewitter ist bald über uns, wie cool.«
Ich fluchte. So schnell, wie ich konnte paddelte ich. Panik stieg in mir auf.
Gegen die Wellen kämpfend ließ ich mein Paddel durchs Wasser gleiten. Ich ignorierte das Brennen in meinen Armen.
Mein einziges Ziel war es, so schnell wie möglich an diesem Steg anzulegen und wenn ich morgen meine Arme nicht mehr bewegen konnte. Das war mir egal. Das Kanu wankte, doch ich paddelte weiter.
»Alea, beruhig dich. Wir paddeln gemeinsam an den Rand okay? Aber dafür musst du dich beruhigen.« Ich ignorierte Seans griff um meine Arme und riss mich von ihm los. Dabei schlug ich mit dem Paddel gegen das Kanu, Wasser schwappte hinein und das Kanu kippte. Panisch schlug ich um mich. Doch das machte alles nur noch schlimmer.
Im nächsten Moment spürte ich eisige Kälte um mich herum. Ich schnappte nach Luft, aber da war keine. Meine Lunge füllte sich mit Wasser und ich schlug wie wild um mich herum. Ich vergaß, wie man schwimmte, doch das hätte mir eh nichts genützt. Ich wusste nicht mehr wo oben und wo unten war. Lediglich eine Dunkelheit umgab mich.
In meinen Ohren rauschte es. Ich schrie, aber es kam kein Ton raus. Meine Kehle brannte und das Wasser in meiner Lunge fühlte sich an wie heiße Lava.
Meine Kraft ließ nach. Ich sammelte meine letzten Energiereserven und schlug noch einmal um mich. Doch danach wurden meine Gliedmaßen schwer wie Blei. Sie zogen mich hinunter und ich konnte mich nicht mehr wehren.
Stattdessen gab ich mich dieser endlosen Dunkelheit hin, die mich in die eisige Tiefe zog.
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