7
Sean
Dieser Jakob regte mich jetzt schon auf. Merkte er nicht, dass es Alea sichtlich unangenehm war, dass er ihr so auf die Pelle rückte?
Ich beendete meine Erzählung und teilte die erste Aufgabe aus.
Finden Sie heraus, in welchem Jahr die Stadt Manibell gegründet wurde. Nutzen sie dafür die Informationstafeln im Foyer. Die Antwort verrät Ihnen, in welchem Raum Sie den nächsten Hinweis finden werden.
»1357«, kam es aus Aleas Mund. Alle starrten sie an.
»Woher weißt du das?«, fragte Jakob.
»Habe ich mal in einem Artikel gelesen. Ich kann mir gut solche Details merken.«, sagte sie und zuckte mit den Schultern, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass sie einfach mal eben die genaue Jahreszahl rausgehauen hat, ohne lange darüber nachzudenken.
»Gut«, sagte ich und versuchte mir nicht ansehen zu lassen, wie beeindruckt ich war. Wir Gruppenbetreuer durften nämlich nicht mithelfen und mussten stets unser Pokerface beibehalten. »Dann werden wir wohl mal nachschauen, ob du recht hast. Außer jemand hat Einwände?«
Die hatte natürlich niemand, also machten wir uns auf den Weg zum Raum 1357.
Dort scannten alle den Raum nach dem zweiten Hinweis ab.
Alle, außer Jakob. Der war mal wieder damit beschäftigt Alea anzuschmachten.
Er nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger. »Du hast echt schöne Haare.«, hörte ich ihn sagen. Alea bedankte sich lächelnd, schob aber unauffällig seine Hand weg.
»Da hinten!«, rief eine Studentin mit kurzen, pinken Haaren. Ihr Name war Vanessa.
Sie zeigte auf einen grünen Hinweiszettel, der an einem der Lautsprecher hing.
»Sehr gut.«, ich nickte ihr zu und sah dann zu Jakob, der mal wieder an Aleas Haaren zugange war. »Jakob, würdest du bitte mithilfe der Leiter dort schauen, was auf dem Zettel steht?« Ich schenkte ihm ein angestrengtes Lächeln. Er verdrehte die Augen, kam aber meiner Aufforderung nach.
Als wir zwei Stunden und einige Aufgaben später an einem großen See hinter der Uni standen, wandte sich Alea etwas von der Gruppe ab.
Während die anderen nach dem nächsten Hinweis suchten, holte sie etwas aus ihrer Tasche und hockte sich ins Gras.
Ich ging auf sie zu.
»Was machst du da?«, fragte ich, woraufhin sie zusammenzuckte.
»Oh Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken.«
Sie blickte zu mir auf und ich sah, was sie in ihrer Hand hielt. Eine analoge Kamera.
»Du fotografierst?«, fragte ich erstaunt.
»Ja, aber nur so zum Spaß.«, es kam ihr schnell und wie automatisch über die Lippen, fast als hätte sie den Satz einstudiert.
»Ich würde gerne mal ein paar Fotos von dir sehen.«
»Ach, die sind nicht so besonders.«, sie biss sich auf die Lippe.
»Das glaube ich dir nicht.« murmelte ich und meine Augen wanderten zu ihrem Mund.
Sie starrte mich ein paar Sekunden lang an, ehe ihr Blick zu etwas hinter mir wanderte.
»Leute, wir haben den Hinweis.«, sagte Jakob hinter mir und ich zuckte leicht zusammen, atmete dann aber einmal tief durch, drehte mich um und konnte mir mit Mühe verkneifen, Jakob einen finsteren Blick zuzuwerfen. Ich mochte diesen Kerl nicht.
Er schaute von Alea, zu mir und wieder zurück und reichte ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie ergriff diese und ließ sich von ihm hochziehen, dabei wanderte ihr Blick kurz zu mir, ehe Jakob sie zu dem Stein zog, an dem die Gruppe den neuen Hinweis gefunden hat.
Glückwunsch! Sie haben den letzten Hinweis gefunden. Gehen Sie zum Kanuverleih und nennen Sie dem Mann, der dort wartet, das Kennwort »Schwan«, die Gruppe mit der schnellsten Zeit gewinnt einen Gutschein für eine Kanutour.
Die Gruppe rannte zu dem Kanu Steg, ein paar hundert Meter weiter.
»Schwan«, riefen alle im Chor und der Mann lachte. Er schaute auf seine Uhr und notierte unsere Zeit.
Wir waren die zweite Gruppe. Die andere Gruppe war allerdings die erste, die gestartet war. Wir hatten also trotzdem gute Chancen auf die Bestzeit.
Nach und nach trudelten alle Gruppen ein. Henrys Gruppe, in der sich auch Aleas Mitbewohnerin befand, kam als letztes. Ich klatschte ihn ab.
»Und, wie ist es gelaufen?«, fragte ich ihn.
»Geht so«, raunte er mir zu. »Ein paar meiner Leute waren nicht so die hellsten«. Er zeigte auf zwei Typen die sich gerade gegenseitig hin und her schubsten.
Ich musste lachen.
»Was ist mit dir? Wie war es bei euch?«, fragte er.
»Gut, meine Gruppe war super.«
»Ahja.«, er wackelte mit den Augenbrauen.
»Was ist?«, fragte ich.
»Nichts.«, er grinste. »Ich frage mich nur, warum du gerade bei dem Satz, sowie die gesamte vorherige Zeit, seit meine Gruppe hier ist, zu Alea rüber geschaut hast. Sollte sich Jess Sorgen machen?«
»Quatsch.«, ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Ich meine ja nur, ich könnte es dir nicht verübeln. Sie ist echt süß. Wäre sie chromosomal gesehen mein Beuteschema, würde ich sie daten.«, er grinste. »Und da bin ich wohl nicht der einzige, der das so sieht.«, er deutete auf Jakob, der mal wieder auf Alea einredete.
Meine Augen verengten sich.
»Neeiiinnnn, Jessica muss sich ja überhaupt keine Sorgen machen.«, Henry lachte und kassierte damit einen Stoß in die Seite.
Schließlich fand die Siegerehrung statt.
Wir gewannen mit großem Abstand vor den anderen und die Frau Professorin überreichte uns den Gutschein. Die Gruppe jubelte und mein Blick traf Aleas. Sie grinste mich an und ein Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus.
In diesem Moment wurde ich mir einer Sache klar. Henry hatte recht, Jessica sollte sich sorgen machen.
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