Ich ahnte schlimmes, als ich langsam den Kopf hob und in eisblaue Augen blickte.
Er roch gut. Das war das erste, was ich merkte. Außerdem hatte er einen ziemlich trainierten Oberkörper, realisierte ich und zog schnell meine Hände von seinem Shirt, welches ebenfalls voll mit meinem Kaffee war.

Ich merkte, wie ich rot wurde und murmelte schnell eine Entschuldigung.

»Ist schon okay«, er grinste und ließ meine Arme los. »Ich bin übrigens Sean und du scheinbar meine neue Nachbarin.«

»Ehm... ja. Ich bin Alea.«, sagte ich, ein wenig zu schnell und trat einen Schritt zurück, womit ich bewirkte, dass ich gegen meine Zimmertür stieß und mir den Türknauf in den Rücken rammte. Das wird einen schönen blauen Fleck geben, dachte ich und biss mir auf die Zähne, um mir den höllischen Schmerz nicht anmerken zu lassen.

»Freut mich dich kennenzulernen, Alea.«, er lächelte und ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Oh nein, dachte ich und erinnerte mich wieder an die Blondine, mit der ich ihn gestern zusammen gesehen hatte. Ob sie nun seine Freundin war oder nicht, ich schien eindeutig nicht in Seans Beuteschema zu passen. Ich fragte mich, warum ich darüber überhaupt nachdachte. Mein Plan war es nicht, mich in irgendeine Uni Romanze zu stürzen, die nicht von Dauer war. Das hatte ich schon oft genug hinter mir. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Sean nichtmal kannte. Reiß dich zusammen, Alea, sprach ich innerlich zu mir selbst.
»Freut mich auch. Ich werde mal...«, ich hob den Kaffeebecher auf und deutete auf die Tür, dann auf mein Top. »Mir etwas anderes anziehen.«
Sean nickte und ich machte schnell kehrt und lief in mein Zimmer.

Josie und Henry blickten mich beide mit hochgezogenen Augenbrauen an, verdammt, die waren echt wie Geschwister.
»Kleiner Unfall«, murmelte ich und warf den Becher im hohen Bogen Richtung Mülleimer. Natürlich verfehlte ich.
Dann zog ich mir schnell ein paar Klamotten aus dem Schrank und zog mich um. Es war mir in dem Moment völlig egal, dass ich Josies und Henrys Blicke in meinem Nacken spürte.

♡ ♡ ♡

Sean

»Warum riechst du, als hättest du in einem Vanille Schaumbad gebadet?«, fragte Jessica und löste sich aus meiner Umarmung. Dann blickte sie auf mein Shirt und verzog das Gesicht. »Und warum ist dein T-Shirt so dreckig?«
»Ich habe Kaffee verschüttet.«, murmelte ich.
»Ich dachte du trinkst deinen Kaffee immer schwarz?«, es klang mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage.
»Es war ja auch Henrys Kaffee.«

Ich fragte mich, warum ich sie anlog. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, weshalb ich seit dem Zusammenstoß mit Alea an nichts anderes mehr denken konnte als an ihre Hände an meiner Brust und meinem Wunsch, diese auch noch an anderen Stellen meines Körpers zu spüren.

Ich fragte mich, warum Alea mich derartig aus dem Konzept brachte. Ich hatte mich sonst immer unter Kontrolle. In meinem Job haben mich schon viele Frauen an teilweise deutlich intimeren Stellen berühren müssen und ich war immer professionell geblieben.

In diesem Fall allerdings konnte ich an nichts anderes mehr denken und hatte sogar vergessen, mir ein frisches Shirt anzuziehen, bevor ich zu Jessica ging.

»Ich werde mir mal ein neues Shirt holen.«, ich lief zu Jessicas Ankleidezimmer, in dem sie mir freundlicherweise ein winziges Regalbrett für meine Sachen frei gelassen hat, zog mir das dreckige Shirt über den Kopf und wollte gerade nach einem anderen greifen, als Jessica sich von hinten gegen mich presste und ihre Finger über meinen Bauch zu meinem Hosenbund wandern ließ. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir wieder vorstellte, es wären Aleas Hände, die über meinen Körper fuhren und merkte, wie es in meiner Hose eng wurde.
»Vergiss das Shirt, ich habe eine bessere Idee.«, Jessicas Stimme brachte mich zurück in die Realität. Doch ich erinnerte mich an mein gestriges Versprechen und fühlte mich wie der letzte Arsch, als ich mich umdrehte, sie gegen die Wand presste und dort nahm, während ich die ganze Zeit nur Aleas gerötete Wangen und ihre leicht geöffneten, sinnlichen Lippen vor Augen hatte.

♡ ♡ ♡

In der kommenden Nacht tat ich kein Auge zu. Ich fühlte mich schlecht und schämte mich dafür, wie unfair ich mich Jessica gegenüber verhalten habe. Sie war meine Freundin und auch, wenn unsere Beziehung nicht sehr tiefgründig war, war es nicht okay, sie indirekt so zu betrügen.

Nachdem ich mich viele Stunden lang hin und her gewälzt habe, stand ich um vier Uhr morgens schließlich auf, nahm mir meine Gym Sachen und schlich mich aus dem Zimmer, um Henry nicht zu wecken.

Das Fitnessstudio, welches sich auf dem Campus befand und glücklicherweise rund um die Uhr geöffnet war, hatte ich aufgrund der Uhrzeit für mich alleine.
Die Frau an der Rezeption blickte von ihrem Handy auf und warf mir einen genervten Blick zu, als ich vor dem Tresen ankam und ihr meine Mitgliedskarte gab. Vermutlich hatte ich ihre ruhigen Nachtdienststunden gestört.
Ich nahm ihr den Schlüssel für den Spind ab, den sie mir gab und schenkte ihr mein strahlendstes Lächeln.

Als ich nach einem zweistündigen Training unter der Dusche stand, war ich komplett ausgepowert. Meine Muskeln schmerzten bei jeder Bewegung.
Doch das Training hatte nicht den gewünschten Effekt. Ich fühlte mich immer noch mies. In der Hoffnung, es könnte helfen, stellte ich das Wasser auf die kälteste Stufe und blieb so lange darunter, bis ich es nicht mehr aushielt.
Immerhin war ich nun nicht mehr so müde.
Zum Glück, denn obwohl die Vorlesungen erst morgen starteten, hatte ich heute nicht frei. Heute fand die Willkommensveranstaltung für die neuen Studenten statt und Henry und ich hatten uns als Gruppenbetreuer angemeldet.

Auf dem Weg zurück ins Wohnheimzimmer sah ich, dass durch den Spalt unter der Zimmertür von Alea und ihrer Mitbewohnerin, Licht durch schien. Sie schienen also bereits wach zu sein.
Ich erinnerte mich daran, dass Alea Erstsemestlerin sein musste. Also hatte sie heute ihren ersten Tag.
Die arme, dachte ich in Gedanken daran, wie aufgeregt ich vor einem Jahr gewesen war. Ich hatte wie heute die ganze Nacht lang kein Auge zu getan. Alea ging es vermutlich ähnlich.
Plötzlich hatte ich eine Idee.

—
Hallo ihr Lieben,
da ihr nun Alea und Sean ein wenig kennengelernt habt, würde mich mal interessieren, wie ihr die beiden bisher findet. Kommentiert gerne und lasst Feedback da. 😊