27

Als ich am nächsten Tag aufwachte, wollte ich am liebsten liegenbleiben, aber ich hatte in den letzten Wochen schon aufgrund meines Jobs genügend Vorlesungen versäumt.

Also quälte ich mich in eine Vorlesung nach der nächsten und ließ mich anschließend wieder ins Bett fallen. Doch da blieb ich nicht lange.

Denn ich hatte gerade meine Augen geschlossen, als ich mit etwas spitzem im Gesicht abgeworfen wurde.

»Aua«, rief ich und fuhr mir über meine schmerzende Nase, woraufhin meine Hand voller grüner Farbe war. Dann sah ich den Pinsel, der mir einmal über mein Oberteil gerollt war, welches nun passend zu meinem Gesicht mit grüner Farbe bekleckert war. »Man Henry, nur weil du auf bunte Oberteile stehst, musst du meins doch nicht auch einfärben.«, murmelte ich und sah Henry im Türrahmen böse an.

Er erwiderte mein Blick finster. »Freu dich, dass es nur Acrylfarbe und kein ätzendes Bleichmittel war.«, murmelte er und trat ins Zimmer.

»Was ist los?«, ich runzelte die Stirn.

»Das gleiche wollte ich dich fragen.«, meinte Henry. »Wie kann es sein, dass Alea seit gestern Abend kein Wort mehr spricht, sich in ihrem Zimmer verschanzt und heult wie ein Wasserfall? Im Ernst, die Arme muss bald komplett ausgetrocknet sein.«

Ich zuckte nur mit den Schultern.

»Tu nicht so unschuldig.«, Henry verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß, dass das deine Schuld ist, also geh zu ihr und entschuldige dich für was auch immer du getan hast.«

Ich schnaubte. »Wie wäre es, wenn du erst einmal mit Alea sprichst und sie dir erklärt, was los ist, bevor du mich beschuldigst?«

»Sie redet nicht mit mir und außerdem hab ich ein Sinn für gebrochene Herzen. Und dieser sagt mir, dass du ihr ihres gebrochen hast.«

»Dann ist dein Sinn möglicherweise etwas gestört.«, ich sprang auf , wischte mir grob die Farbe aus dem Gesicht und schnappte mir meine Sporttasche. »Ich gehe jetzt ins Gym. Wenn du mich also entschuldigst.«, ich lief an ihm vorbei.

»Fick dich Sean.«, rief Henry und ich verdrehte die Augen. Wenn er wüsste, was wirklich passiert war.


Alea

Ich weiß nicht, welcher Wochentag war, als ich eine Bewegung neben mir wahrnahm. Ich schlug die Decke, unter der ich mich verkrochen hatte zurück und musste mich erst einmal an das helle Licht gewöhnen. Ich blinzelte ein paar mal und sah dann in zwei Augenpaare.

»Sie ist am Leben.«, meinte Josie und Henry blickte mich besorgt an. »Aber sie sah auch mal besser aus.«, murmelte er worauf ihn Josie mahnend ansah. »Sorry«, sagte er.

Dann blickten mich beide erwartungsvoll an.

»Was?«, krächzte ich und spürte dabei, wie trocken mein Hals war. Kein Wunder, ich hatte seit Tagen weder gegessen noch getrunken.

Henry reichte mir eine Wasserflasche, die ich in einem Zug leerte.

»Was ist in Paris passiert?«, meinte Josie.

Ich zog wieder die Decke über meinen Kopf. »Alea nicht reden will.«, murmelte ich.

»Alea jetzt aber reden muss.«, Henry zog mir die Decke vom Kopf.

Ich seufzte. »Ich habe scheiße gebaut.«, murmelte ich und erzählte Josie und Henry anschließend die ganze Geschichte.

Die beiden hörten mir aufmerksam zu, seufzten und nickten nur mal zwischendurch. Als ich fertig war mit meiner Erzählung, schwiegen wir erst einmal alle. Die beiden schauten sich an.

»Sie ist ganz schön dumm.«, meinte Henry und Josie nickte zustimmend.

»Was?«, fragte ich entsetzt. Zugegeben, ich hatte jetzt nicht damit gerechnet, dass die beiden mir zujubeln würden, aber eine etwas mitleidigere Reaktion hatte ich schon erwartet.

»Du kannst doch nicht erwarten, dass du mit Sean schlafen und gleichzeitig nur befreundet sein kannst.«, meinte Josie und sah mich zerknirscht an.

»Viele Menschen haben eine Freundschaft plus.«, murmelte ich und runzelte die Stirn.

»Viele Menschen sehen sich aber auch nicht so an, wie Sean und du. Wenn ihr euch nur in einem Raum befindet, muss man schon Angst haben, dass man von euren Funken getroffen wird.«, Henry grinste, wurde aber schnell wieder ernst. »Ach Alea, du hast dich auch in ihn verliebt. Und zwar nicht vor kurzem erst, sondern bereits vor vielen Monaten. Das zwischen euch ist so etwas besonders. Du solltest das endlich mal sehen.«

Ich weinte und schüttelte den Kopf.

»Er hat recht.«, meinte Josie. »Sieh dich doch nur an. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nur traurig bist, Sean als Freund verloren zu haben.«

Ich schwieg.

»Wie auch immer. Das ist etwas, worüber du dir selber klar werden musst. Ich war eigentlich auch nur hier um mich von euch beiden Süßen zu verabschieden und euch schöne Feiertage zu wünschen. Gleich geht es nämlich für mich nachhause.«, Henry sah Josie an. »Wir beide sehen uns ja an Silvester. Ich freue mich so, Noahs und deine Eltern kennenzulernen.«

Josie grinste und schaute dann mich an. »Du kannst natürlich auch gerne kommen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe meiner Mom schon versprochen, Silvester mit ihr zu verbringen, aber danke für die Einladung.«

Da fiel mir ein, dass ich ja auch irgendwann noch den Zug nachhause nehmen musste. Ich überlegte, welcher Wochentag heute war. Donnerstag? War heute Donnerstag?

»Welcher Wochentag ist heute?«, fragte ich und Henry und Josie prusteten los.

»Heute ist Freitag, du Außerirdische.«, meinte Josie schließlich immer noch kichernd.

Oh fuck, ich schaute auf meine Handy Uhr. 11 Uhr. Erleichtert legte ich mein Handy wieder weg. Mein Zug ging erst um 17 Uhr, ich hatte also noch ein paar Stunden Zeit.

Die brauchte ich allerdings auch, realisierte ich kurz darauf, als ich aus der Dusche stieg und mich anschließend im Spiegel betrachtete. Meine Haare sahen immerhin nicht mehr aus, als hätten sich darin schon einige Vögel eingenistet und ich roch wieder gut, allerdings war meine Haut blass, meine Lippen rissig und unter meinen Augen prangten dunkle Augenringe.

Ich versuchte diese so gut es geht abzudecken und schmierte mir eine gute Portion Lippenpflege auf die Lippen, ehe ich zurück ins Zimmer ging, wo ich meine Koffer packte.


Hallo ihr Lieben, da bin ich wieder... oh man, nach fast nem halben Jahr melde ich mich auch mal wieder😅 ich hatte einfach viel zutun und dadurch, wenn ich ehrlich bin, auch die Motivation am Schreiben verloren. Jetzt in den Semesterferien bin ich aber zuversichtlich, dass ich wieder schaffe, mehr zu schreiben. 😊

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