26

Ich wich ein Stück zurück. »Was?«

Er raufte sich die Haare. »Ich habe mich schon längst in dich verliebt, aber ich habe es mir immer selbst ausgeredet. Du meintest, du kannst mir nicht mehr geben, also habe ich das genommen, was ich kriegen kann. Aber es frisst mich nur auf, Alea. Ich kann das nicht mehr. Wir sind doch praktisch fast zusammen. Wir machen alles was Pärchen tun. Ich möchte dich doch einfach nur endlich vor unseren Freunden küssen, dich meiner Familie vorstellen und deine Mutter kennenlernen. Dich stolz meine Freundin nennen können.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das geht nicht.«, sagte ich heiser.

»Warum denn nicht?«, er verschränkte die Arme vor der Brust.

»Wegen Zac.«, murmelte ich.

»Red nicht solchen Unsinn.«, knurrte er. »Zac ist schon lange nicht mehr dein Problem. Das Problem bist du selbst. Hör auf, anderen Leuten die Schuld für dein Verhalten zu geben.«

Zitternd schlang ich die Arme um mich selbst, ich merkte wie meine Augen brannten. »Sean«, wisperte ich und dabei löste sich die erste Träne aus meinem Auge.

»Blick endlich wieder nach vorne. Du versuchst es dir möglichst einfach zu machen. Nimmst all die schönen Momente einer Beziehung mit, aber verpflichten willst du dich nicht. Dann kannst du ja nicht mehr so leicht einen Rückzieher machen, wenn du Angst bekommst. Je weniger Leute von uns wissen, desto besser, denn dann musst du dich nicht so oft erklären.«

Nun heulte ich wie ein Schlosshund.

»Das gleiche machst du, wenn es um deine Berufswahl geht. Lieber nicht auf Risiko gehen, du könntest ja enttäuscht werden. Stattdessen quälst du dich in ein Studium, was dir überhaupt keinen Spaß macht. Du möchtest lieber nie wissen, ob du eine berühmte Fotografin hättest werden können, wenn du den Mut dazu gehabt hättest, als den Versuch zu wagen und möglicherweise zu verlieren. Aber anstatt dir deiner Angst bewusst zu werden, schiebst du die Schuld auf deine Mutter, die wahrscheinlich einfach nur möchte, dass du glücklich bist. Wenn du dich selbst so manipulieren willst, nur zu, aber hör auf mich da mit reinzuziehen. Ich spiele die Spielchen nicht mehr mit. Entweder du nimmst mich ganz, oder gar nicht.«

Meine Stimme war dünn, als ich antwortete. »Sean, ich kann nicht mit dir zusammen sein.«

Er nickte. »Okay, aber dann werde ich unsere Freundschaft jetzt hier beenden.«, sagte er ruhig aber bestimmt. »Mach's gut, Alea.«, er drehte sich um und ging zum Fahrstuhl.

Ich rief seinen Namen und wollte ihm nachlaufen, aber meine Beine gehorchten nicht.

»Ach Alea?«, er drehte sich nochmal um und ich schaute ihn aufmerksam an. »Weißt du noch, was du damals am See zu mir meintest, als ich erstaunt war, dass du schon wieder ins Wasser wolltest?«

Das ist wie, wenn man vom Pferd fällt. Wenn man nicht gleich wieder aufsteigt, überwindet man seine Angst nie.

Ich nickte, meine Unterlippe bebte dabei.

»Es wird Zeit, dass du wieder aufs Pferd aufsteigst und nicht länger von außen zuschaust und dich fragst, was gewesen wäre, hättest du diesen Sturz nicht gehabt. Das Pferd steht schon längst fertig gesattelt bereit, du musst nur noch aufsteigen. Aber ich werde dir nicht mehr meine Hand reichen. Das musst du alleine schaffen.«, damit drehte er sich um und ging.

Ich sackte auf dem kalten Boden zusammen und vergrub mein Gesicht in meinen Armen.

Irgendwann kam ein netter Engländer und half mir hoch. Er brachte mich in den Fahrstuhl und fuhr mit mir hinunter.

Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln, was wohl mehr nach einer Grimasse aussah und lief in Richtung Bahn.

Sean

Ich wollte einfach nur weg. Weg von Alea, weg aus dieser beschissenen Stadt. Stadt der Liebe, dass ich nicht lache. Wohl eher Stadt der gebrochenen Herzen.

Ich wusste gar nicht, was ich erwartet hatte. Hatte ich erwartet, dass Alea mir ihre Liebe gestehen würde? Nein, wohl eher nicht.

Ich ärgerte mich, dass ich mich in sie verliebt hatte. Wobei, viel mehr ärgerte ich mich, dass ich mich auf Sex eingelassen hatte. Mir hätte von Anfang an klar sein sollen, dass ich niemals ohne Gefühle mit Alea schlafen könnte. Da waren immer Gefühle, seit sie in Manibell aufgetaucht war. Ich war einfach nur zu blöd es zu begreifen. Und nun hatte ich den Salat. Mein Körper sehnte sich nach ihren Berührungen, mein Herz vermisste ihr Lächeln und mein Kopf war einfach nur wütend auf sie.

Eigentlich dürfte ich nicht wütend auf sie sein. Denn wenn man es genau nimmt, wusste ich von Anfang an, auf was ich mich eingelassen hatte. Aber sie musste die Verbindung zwischen uns doch auch fühlen, oder etwa nicht? Habe ich mir das alles nur eingebildet? Mochte sie mich wirklich nur als Freund und wollte lediglich ein wenig Spaß haben?
Fragen über Fragen tümmelten sich in meinem Kopf und ich würde wohl nie eine Antwort bekommen.

Mir wurde nicht nur mein Herz gebrochen, ich hatte auch noch meine beste Freundin verloren und das tat fast noch mehr weh.

Alea und ich fuhren gemeinsam nach Manibell, doch während der Fahrt starrte ich nur aus dem Fenster in die Dunkelheit.
Alea neben mir schniefte und weinte sich schließlich in den Schlaf. Es zerriss mir das Herz sie zu ignorieren, aber jetzt war es Zeit, an mich selbst zu denken. Ich konnte nicht über sie hinweg kommen, wenn ich sie in den Arm nahm und sie tröstete. Ich brauchte einen cut und das ging nur, wenn ich die Freundschaft und alles zwischen uns beendete.


Hey Leute,

Wie meint ihr geht es jetzt mit Alea und Sean weiter?

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