14
Sean
Alea und ich spielten eine Runde UNO. Ich gewann.
»Jetzt will ich aber nicht mehr.«, murrte sie und verschränke ihre Arme vor der Brust.
»Ach, bist du etwa so eine schlechte Verliererin?«, neckte ich sie, woraufhin sie mir trotzig die Zunge raus streckte. Ich lachte und packte das Spiel wieder ein.
»Ich weiß gar nicht viel über dich.«, stellte sie schließlich fest. »Woher kommst du eigentlich?«
»Geboren bin ich in Kalifornien, meine Mutter ist Amerikanerin und mein Vater deutscher. Ich wohne aber schon seit ich denken kann in Hamburg.«, antwortete ich.
»Deshalb auch der englische Name.«
»Genau. Meine Mutter hat darauf bestanden, ihren Mädchennamen zu behalten und bei meinem Namen hatte mein Vater auch nicht viel Mitspracherecht.«, er grinste.
»Dann ist sie also genauso hartnäckig wie du.«, sie zwinkerte mir zu.
Ich nickte. »So sind wir Harringtons. Wir beißen uns fest, bis wir das bekommen, was wir wollen.«
»Was ist mit dir?«, fragte ich sie. »Woher kommst du?«
»Von überall und nirgendwo.«, murmelte sie.
Ich schaute sie fragend an.
Sie seufzte. »Geboren bin ich in Stuttgart, aber meine Mutter ist Musicaldarstellerin und Tänzerin. Sie hat mich gerade beim Start ihrer Karriere bekommen. Mein Erzeuger, selber Tänzer, wollte mit mir nichts zutun haben. Ich habe ihr also ein wenig die Aufstiegschancen kaputt gemacht. Sie hat Talent und bekommt daher zwar Jobs, aber sie muss nehmen, was sie kriegen kann. Wir sind daher immer rumgereist. Hamburg, Madrid, London, New York.«
»Dann hast du ja schon viel von der Welt gesehen.«, stellte ich unnötigerweise fest.
Sie nickte. »Ja, als Kind war das toll, aber natürlich tat es auch immer weh, von meinen Freunden weggerissen zu werden. Ich habe immer versucht den Kontakt beizubehalten, aber das hat nicht geklappt.«
»Das verstehe ich. Dann muss das auch schwer für dich gewesen sein, eine langfristige Beziehung zu haben oder?«, damit hatte ich wohl ins Schwarze getroffen, denn sie verkrampfte sich.
»Entschuldigung, ich wollte kein Salz in die Wunde streuen. Du musst nicht darüber reden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Schon okay. Ja, es war schwer. Ich hatte ein paar kurze Teenie Romanzen, aber nichts wirklich ernstes. Bis ich vor zwei Jahren in der Highschool in London Zac kennengelernt habe. Wir verliebten uns Hals über Kopf in einander. Ich dachte, ich hätte endlich meine große Liebe gefunden.«, sie zuckte mit den Schultern. »Ein halbes Jahr später bekam meine Mom einen Job in ihrer Heimatstadt Stuttgart, wir zogen weg. Doch Zac und ich telefonierten fast jeden Tag, er kam mich sogar an meinem Geburtstag besuchen und ich war überrascht, wie gut die Fernbeziehung funktionierte. Bis ich an unserem ersten Jahrestag erfuhr, dass er mich schon seit meiner Abreise mit meiner damaligen besten Freundin betrog.«
»Was für ein Arsch.«, sagte ich empört und Alea nickte zustimmend.
»Seit dem lasse ich die Finger von Beziehungen.«
»Das ist schade, nur weil es mit diesem Zac nicht geklappt hat, sollte es dich nicht davon abhalten, dich zu verlieben.«
Sie zuckte mit den Schultern und starrte auf den See.
Um sie auf andere Gedanken zu bringen, wechselte ich das Thema. »Als ich dich Samstag ins Wohnheim gebracht habe, sind mir die Polaroids an deiner Wand aufgefallen. Die sind wirklich toll. Du hast so viel Talent.«
Sie zuckte mit den Schultern, sichtlich beschämt von meinem Kompliment.
»Nein wirklich, ich muss gestehen, dass ich dich danach ein wenig auf Instagram gestalkt habe. Deine Bilder sind der Hammer. Besonders deine Portraits haben so viel Ausdruck. Du solltest überlegen, das beruflich zu machen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht infrage. Ich weiß durch meine Mutter, wie schwer es ist, von seiner Kunst zu leben. Ich möchte nicht den gleichen Fehler wie sie machen und sie hat mir das versprechen abgenommen, etwas zu studieren, mit dem ich mich absichern kann.«
»Man kann sich auch mit einem Fotografie-Studium oder einer Ausbildung absichern.«, stellte ich fest.
»Nur, wenn man gut ist.«, murmelte sie.
»Du bist gut.«, meinte ich ehrlich.
»Und Glück hat.«, fügte sie hinzu. Sie seufzte.
»Ich könnte dich ein paar Leuten vorstellen. Es findet sich sicher jemand, der dein Talent genauso sieht wie ich. Du könntest ein Praktikum machen.«
»Danke, aber nein.«, sie schüttelte den Kopf und ich seufzte.
Dann sprang sie auf. »Los! Lass uns ins Wasser gehen.«
Ich runzelte die Stirn. »Bist du dir sicher?«
Sie nickte. »Das ist wie, wenn man vom Pferd fällt. Wenn man nicht gleich wieder aufsteigt, überwindet man seine Angst nie.«, sie lief auf den See zu und ich starrte ihr hinterher. »Komm schon, worauf wartest du?«, rief sie und drehte sich zu mir um.
Gott, sie war so wunderschön.
Dieser Bikini stand ihr so unglaublich gut und ließ ihre Augen noch grüner wirken.
Ich sprang auf und lief ihr nach. Mit einem Köpfer sprang ich vom Steg aus ins Wasser. Ich tauchte wieder auf, strich mir meine Haare aus dem Gesicht und drehte mich zu Alea um, die auf dem Steg saß und ihre Beine im Wasser baumeln ließ.
»Kannst du mir rein helfen?«, fragte sie und blickte ängstlich ins Wasser.
Ich nickte, umfasste ihr Taille und hob sie zu mir ins Wasser. Einen Moment lang waren wir so nah aneinander, dass ich ihren Atem an meinen Lippen spürte. Ihre Hände lagen an meiner Brust und ihre Augen funkelten.
»Alea, wie mutig bist du denn?«, rief Henry und Alea löste sich abrupt von mir.
Ich warf Henry einen wütenden Blick zu, weil er unseren kleinen Moment zerstört hatte, aber dieser grinste mich nur schelmisch an.
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