Kapitel 8.

Rie POS:

Ich zog die Tür hinter mir zu und seufzte, Baba-chi kann einem echt Angst machen und keiner von uns würde sich freiwillig mit ihr anlegen.

Langsam ging ich durch das weiträumige Zimmer, am Bett vorbei in Richtung Badezimmertür, öffnete sie und trat ein.

Vor dem eigentlichen Bad war nochmal ein kleiner Vorraum, mit Holzboden und einem Regal mit Körben für die Kleidung, indem man sich umziehen konnte.

So zog ich mich aus, nur die Kette, die Lúcca und die Jungs mir geschenkt hatten behielt ich an, legte meine Klamotten und Unterwäsche in einen Korb und betrat dann das Bad.

Es war groß und einzigartig.

Im vorderen Bereich indem sich ein großes, aus buntem Stein gefertigtes Waschbecken und ein in einem dunklen Holzrahmen gefasster Spiegel befanden, war es hell gefliest wie in einem ganz gewöhnlichen Bad. Die Wände waren in einem weichen Aprikosenorange gehalten. Über und neben dem Spiegel wuchsen Kristalle in verschiedenen Farben aus der Wand, die das Zimmer in diesem Bereich erhellten. Die Decke war dunkelblau und kleine Lampen waren darin eingefasst, sodass es aussah wie ein Sternenhimmel.

Der hintere Bereich ähnelte eher einer Felsgrotte. Die hellen Fliesen am Boden liefen nahtlos in, in den Boden eingelassene bunte Kieselsteine über, die jedoch so verarbeitet waren, dass man sie nur minimal spürte, wenn man darüber lief. Die Wände, sowie auch die Decke bestanden aus hellgrauem Gestein, das von verschiedenfarbigen Kristalladern durchzogen war und diesen Bereich, in ein diffuses Licht tauchten. Die Badewanne erinnerte an die heiße Quelle im Garten, es war ein mit Steinen umrahmtes, in den Boden versenktes Becken in das, über einen kleinen Wasserfall aus der Wand, Wasser eingelassen werden konnte und in den Ritzen der Felswand dahinter, wuchsen kleine Farnpflanzen.

Die Dusche war in einer verstecken Nische im Fels, die genauso wie der Rest von den Kristallen erhellt wurde.

Und genau darauf steuerte ich zu, betrat die Nische und drehte an einem silbernen Regler an der Wand das Wasser auf. Kurze Zeit später, ergoss sich aus der Decke ein warmer Regenschauer über mich und hüllte die Nische in wohlig warmen Dampf.

Zufrieden seufzend genoss ich das warme Wasser, das über meinen Körper floss, wusch meine Haare mit meinem Lieblingsshampoo und wäre womöglich ewig darin gestanden, hätte es nicht plötzlich an der Tür geklopft.

„Rie-chan, bist du fertig?" hörte ich Tsuki's Stimme, dank der guten Akustik von draußen.

Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen. „Was ist wenn ich 'Nein' sage?" rief ich zurück.

„Dann trete ich die Tür ein und hol dich mit Gewalt da raus." sagte sie in einem Tonfall, als würde sie übers Wetter reden.

Mit dem Wissen, dass sie das wirklich tun würde, drehte ich das Wasser ab, schnappte mir ein Handtuch vom Regal an der Wand und wickelte mich darin ein, während ich zur Tür lief.

„Schon gut, ich komm ja, lass bitte die Tür heil." Bedächtig öffnete ich und sah eine bis über beide Ohren grinsende Tsuki vor mir.

„Warum grinst du so?" fragte ich sie verwirrt.

„Ach, einfach nur so." sagte sie, dann drückte sie mir frische Unterwäsche in die Hand, die ich auch gleich anzog, nahm meinen Arm und zog mich aus dem Raum. „Komm, es wird Zeit."

Irgendwie war mir das unheimlich, doch ich ließ mich von ihr aus dem Bad und in mein Zimmer zurück ziehen.

Auf dem Bett lag schon eine Korsage bereit, jetzt war mir auch klar warum sie mir keinen BH gegeben hatte. Diese schnappte sie sich, nachdem sie mir mein Handtuch weggerissen hatte und zog mir das Ding an. Mit sichtlichem Vergnügen stellte sie sich hinter mich und begann die Korsage enger zu schnüren. Mir blieb fast die Luft weg, als sie die Schnüre immer enger zusammen zog.

„Auch wenn dir das einen Mords Spaß macht, atmen sollte ich schon noch können!" japste ich.

„Jetzt stell dich nicht so an! Wer schön sein will muss leiden, wobei du da nicht allzu viel Hilfe nötig hast." sagte sie, wobei sie das Ding noch enger zog.

Nach Luft schnappend sagte ich: „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst?"

„Du bist ein hoffnungsloser Fall." Kopfschüttelnd griff sie wieder meinen Arm und zog mich weiter zum Schminktisch.

Sie platzierte mich auf einem Hocker und ich harrte der Dinge, die da kamen.

Auf dem dunklen Tisch mit dem großen Spiegel, auf dem normalerweise nie viel stand, türmten sich auf einmal Schminkutensilien, Tiegel, mit allerlei Cremes und anderen Substanzen, Bürsten, Haarklammern und Dinge, von denen ich nicht wusste und auch nicht wissen wollte, was sie waren.

Wieder stand sie hinter mir, griff mit beiden Händen seitlich meinen Kopf und drehte ihn so, dass ich in den Spiegel schauen musste.

„Du bist wunderschön! Sieh das endlich ein!" sagte sie ernst, lächelte mich dann aber liebevoll an.

Ich sagte nichts dazu, sah mir einfach nur das Gesicht im Spiegel an.

Sie hingegen schnappte sich Haarbürste und Föhn und fing an meine immer noch nassen Haare zu trocknen.

Als sie fertig war, begann sie damit sie mit verschiedenen Haarklammern hochzustecken, während sie eine wunderschöne Melodie summte.

Ich schloss die Augen und genoss es einfach, wie sie mir durch die Haare fuhr, einige Strähnen hoch steckte und andere gekonnt hängen ließ.

Zu guter Letzt, steckte sie noch Silber glitzernde Kristallstern in die Frisur.

„So, geschafft. Nun noch das Makeup. Lass bitte die Augen zu." Ich tat wie gehießen, setzte mich nur seitlich auf den Hocker, damit sie besser arbeiten konnte.

Nach einer Weile meinte sie: „Jetzt darfst du die Augen auf machen."

Das tat ich auch und schaute in den Spiegel. Sie hatte nicht viel Schminke benutzt, lediglich ein leichtes Makeup, etwas Rouge auf den Wangen, dunklen Kajal, sowie Wimperntusche und dunkelblauen Lidschatten.

„Das Blau lässt deine grünen Augen regelrecht erstrahlen." schwärmte sie, während ich leicht rot anlief, was man aber dank des Rouges kaum sah.

„Also gut. Ich geh jetzt dein Kleid holen. Du machst derweil die Augen zu und öffnest sie erst wieder, wenn ich es dir sage. Verstanden?" sagte sie und sah mich ernst an.

„Muss dieses Theater denn wirklich sein? Es ist doch nur ein Kleid." sagte ich, dreht mich um und sah sie an.

„Ja, muss es. Und es ist nicht nur ein Kleid! Es ist eine Überraschung. Und nun hör auf zu meckern und schließ die Augen!"

Ergeben seufzend, schloss ich die Augen und als sich Tsuki vergewissert hatte, dass ich nicht spickte, ging sie aus dem Zimmer.

Kurze Zeit später, kam sie wieder, nahm meine Hände und führte mich, so vermutete ich, in Richtung Bett.

Sie ließ meine Hände kurz los, um sie dann, nach einigen Augenblicken auf ihre Schultern zu legen.

„So, heb bitte ein Bein. Gut so, und nun das Andere. Sehr schön." Ich spürte wie ein weicher Stoff über meine Beine nach oben und dann über meine Arme gezogen wurde.

„Halt es mal kurz fest." sagte sie.

Ich taste nach dem oberen Rand des Kleides und hielt es in Brusthöhe fest, Tsuki machte es derweil hinten zu.

„Jetzt streck bitte die Arme aus."

Erneut tat ich wie befohlen und spürte wieder weichen Stoff auf meiner Haut, er war so leicht und angenehm, als wäre er gar nicht da.

Tsuki ergriff abermals meine Hände und legte sie auf ihre Schultern, dann ging sie in die Hocke.

„Nun noch die Schuhe." Sie nahm vorsichtig einen Fuß, dann den anderen und stülpte die Schuhe darüber, sie passten wie angegossen.

Langsam stand sie wieder auf und nahm meine Hände von sich runter. Ich hörte wie sie sich einige Schritte entfernte und etwas über den Boden zog.

„Jetzt darfst du die Augen aufmachen." sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit.

Unsicher ob ich das wirklich wollte, stand ich kurz da, doch dann siegte die Neugier und ich öffnete die Augen.

Erst blendete mich das Licht, das durch die runden Fenster herein schien, doch als sich meine Augen daran gewöhnt hatten und ich wieder sehen konnte, stockte mir der Atem.

Vor mir stand ein mannshoher Spiegel auf Rollen und darin sah ich eine junge Frau in dem schönsten Kleid, das ich je gesehen hatte.

Es war ein bodenlanges Ballkleid, mit einem ausfallenden Rock und enger Taille; in einem dunklen Nachtblau und es glitzerte als hätte jemand Sternenstaub darüber verschüttet. Der obere Rand bestand aus schwarzem Samt und schmiegte sich sanft um meinen Oberkörper und die Oberarme. Ebenfalls Samt schwarze, über die Ellenbogen gehende Handschuhe und schwarze, hohe Schuhe rundeten das Erscheinungsbild ab.

Ich war sprachlos und konnte einfach nicht glauben, dass das was ich da im Spiegel sah, ich sein sollte.

„Und? Wie findest du es?" Tsuki's Stimme holte mich aus meiner Starre, sie stand hinter dem Spiegel und schaute mich etwas nervös an.

„Es ist..." begann ich stotternd „Es ist... wunderschön!" Ich fing an zu lächeln und dreht mich im Kreis, um auch wirklich alles richtig sehen zu können.

Tsuki klatschte vor Erleichterung in die Hände. „Puh, da bin ich aber beruhigt." sagte sie und meinte es auch so, das sah man ihr an. „Ich hatte schon Angst es gefällt dir nicht."

„Machst du Witze? Das ist das schönste Kleid, das ich je gesehen hab! Wo hast du das nur gefunden?" fragte ich sie lachend.

Sie hingegen schüttelte nur den Kopf. „Ich habe es nicht gefunden, das war Lúcca. Er hat es ausgesucht."

Ungläubig und völlig verwirrt blieb ich stehen und schaute sie an. „Lúcca hat es ausgesucht?" fragte ich, um sicher zu gehen, dass ich sie auch richtig verstanden hatte.

Sie nickte nur bestätigend. „Aber..." Sie hob einen Finger an die Lippen und zwinkerte. „Pssst! Das hast du nicht von mir."

Gerade als ich etwas sagen wollte, klopfte es an der Tür.

„Herein" rief ich automatisch. Die Tür öffnete sich und darin stand...

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