Kapitel 20.

POS:

Am Trainingsplatz angekommen, wurden sie bereits erwartet.

Nicht nur Yoko und Misu waren dort und warteten, auch Aki stand gespannt am Feldrand und Kuraiko saß zusammen mit Melodie, Eis schleckend auf einer Bank daneben.

Die beiden gingen auf sie zu und blieben bei den Eisbärchen stehen.

Winkend rief Rie: „Hey Leute! Wollen wir anfangen?"

„Ja, gern." rief Yoko zurück und wartete geduldig mit Misu darauf, dass Rie auf den Platz kam.

Lúcca wandt sich an Rie. „Ich bleib hier und leiste den jungen Damen Gesellschaft." Er sah Kuraiko und Melodie fragend an. „Wenn ich darf?"

Kuraiko sah ihn kurz von oben bis unten an, nickte dann gönnerhaft und schleckte weiter ihr Eis, während Melodie einfach schüchtern lächelte.

Er lachte. „Na, wunderbar." Und setzte sich neben sie auf die Bank.

Rie nickte und ging zu Misu und Yoko, während sich Aki zu Kuraiko, Melodie und Lúcca gesellte.

„Und was trainieren wir heute, Rie-sensai?" fragte Yoko, als ihre Lehrerin endlich bei ihnen war.

Diese stemmte die Hände in die Hüften und meinte: „Ich dachte mir, dass wir heute mal Zielübungen auf ein bewegliches Ziel machen. Ihr beide versucht mich zu treffen. Yoko mit ihrem Gewehr und Misu mit Wasserkugeln. Was haltet ihr davon?" fragte sie und grinste die Beiden an. Diese schauten erst einander, dann sie skeptisch an.

„Rie-nee, bist du dir sicher? Wenn wir dich treffen, kannst du dich übel verletzten." sagte Misu leicht besorgt, auch Yoko war bei dem Gedanken nicht ganz wohl.

Doch diese winkte nur ab. „Keine Sorge. Mir passiert nichts, außerdem..." Sie sah die Beiden herausfordernd an. „...wer sagt denn, dass ihr mich trefft?"

Das ließen sich die Zwei nicht zweimal sagen und fingen ebenfalls an zu grinsen.

„Also gut, aber beschwer dich nachher nicht." sagte Yoko, nahm ihr Gewehr vom Rücken und brachte sich in Stellung. Auch Misu fing an sich auf seine Drachenkräfte zu konzentrieren, während sich Rie, immer noch lächelnd am Ende des Platzes positionierte und kurz die Augen schloss.

Als sie sie wieder öffnete, rief sie: „Und, breit?" Yoko und Misu nickten. „Dann mal los!"


Und schon, begann das Spiel.

Genau das war es, das wusste Lúcca nur zu gut, denn sie selbst hatten dieses Training schon unzählige Male absolviert.

Er grinste in sich hinein, während Aki und Melodie nach Luft schnappten und Kuraiko schwer schluckte, als die ersten Geschosse nur knapp an Rie vorbei folgen.

Er sah zu ihnen rüber und lächelte. „Macht euch keine Sorgen, ihr passiert nichts. Wir haben dieses Spiel früher oft gespielt." Die Drei sahen ihn nur verständnislos an.

„Habt ihr vorhin gesehen wie Rie die Augen schloss, bevor es losging?" Sie nickten.

„Sie hat die Luft um sich herum verändert, sodass ihr Körper fast überhaupt keinen Luftwiederstand mehr bietet. So wird sie noch schneller, als sie ohnehin schon ist. Eigentlich, wenn man es genau nimmt, ist es geschummelt. Glaubt mir, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es so gut wie unmöglich ist sie zu treffen, wenn sie das macht." sagte er und lachte.

Das beruhigt sie etwas und sie sahen nun entspannter dabei zu, wie Rie lächelnd über den Platz huschte, ja fast schon tanzte, während ihr Unmengen an Patrone und Wasserkugeln um die Ohren flogen.

Derweil, war Luana aus der Gilde gekommen und ging zu den gebannten Zuschauern.

„Hallo, Leute!" rief sie ihnen zu und lächelte.

„Hey, Luana. Lange nicht gesehen." rief Lúcca ihr entgegen und winkte.

Diese schaut erst kurz zu den drein auf dem Platz und schüttelte nur lächelnd den Kopf, dann ging sie zur Bank. „Hallo Lúcca. Ich hab zwar gehört, dass du auch da bist, aber recht geglaubt, hab ich es nicht."

Lúcca sah sie verwundert an. „Wieso nicht?" Er war mittlerweile aufgestanden und stand nun neben ihr.

Bevor diese jedoch antworten konnte, mischte Aki sich ein. „Ihr beiden kennt euch?" fragte sie verwundert.

Luana sah Aki an und meinte: „Ja, ich kenne sowohl Rie's Geschwister, als auch ihre Großmutter. Es hat sich vor einiger Zeit, bei einem Auftrag so ergeben."

Aki, Melodie und Kuraiko, die die ganze Zeit mitgehört hatten, bekamen große Augen. „Rie hat noch mehr Geschwister?" fragte Aki noch verwundeter.

Lúcca und Luana lachten. „Ja, hat sie." sagte Luana, bis Lúcca übernahm.

„Unser geliebtes Schwesterherz Tsuki, was sich besonders gut mit Luana hier versteht." Sie fing unschuldig an zu pfeifen. „War so nett euch dieses hübsche Bild zu schicken. Wofür sie im Übrigen noch bezahlen wird." Er sah feixend zu Luana. „Und dann gibt es noch Koga, der im Grunde nicht unser Bruder ist, aber trotzdem irgendwie zur Familie gehört und mich, selbstverständlich." sagte er und grinste die drei Mädchen an, die erst einmal verarbeiten mussten, was sie da eben gehört hatten.

Aki sah etwas geknickt aus. „Oh, wie schade..." sagte sie und ließ den Kopf hängen.

„Was ist schade?" fragte Lúcca sie.

„Naja, ihr zwei saht so süß zusammen aus, da dachte ich ihr wärt ein tolles Paar, aber wenn ihr Bruder und Schwester seit..." Lúcca war kurz sprachlos und wurde etwas rot.

Luana begann zu grinsen. „Nun, im Grunde genommen, ist Rie mit Lúcca und Tsuki nicht Blutsverwandt, sie wurde adoptiert, also würde es schon gehen." sagte sie und lächelte Lúcca süffisant an.

Aki, Melodie und Kuraiko fingen an zu strahlen und Lúcca merkte, dass dieses Gespräch in eine gefährliche Richtung verlief.

Schnell versuchte er das Thema zu wechseln. „Luana, was hast du eigentlich damit gemeint, als du sagtest: 'Dass du nicht gedacht hättest, dass ich hier sei'?"

Diese schaute ihn nur skeptisch an, ging dann aber auf den abrupten Themenwechsel ein. „Du kennst doch Rie. Sie macht immer ein Riesengeheimnis um euch. Lieber sterben, als etwas zu verraten."

Er lächelte sanft und sah zu den drein auf den Platz. „Mach ihr deswegen bitte keinen Vorwurf. So wurden wir eben erzogen. Wir kennen es nicht anderes. Bei uns heißt es: Niemals etwas verraten, dass die Sicherheit des Klans oder der Familie gefährden könnte, das hat oberste Priorität und es ist ja auch zu eurem Schutz. Je weniger ihr wisst, desto besser."

Auch Luana lächelte sanft und folgte seinem Blick. „Ja, ich versteh schon. Nur, Rie übertreibt es mal wieder."

Lúcca lachte auf. „Ja, sie war als Kind schon immer ein kleiner Geheimniskrämer und im Übertreiben war sie spitze."

Luana stimmte in sein Lachen mit ein.


Plötzlich flog ein kleines Steinchen durch die Luft und traf Lúcca punktgenau am Kopf.

Rie stand mit verschränkten Armen vor ihnen und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Wenn ihr euch schon gegen mich verbünden müsst, dann wartet wenigstens bis ich außer Hörweite bin."

Hinter ihr standen Yoko und Misu und beobachteten die Szene.

Auch Aki, Melodie und Kuraiko beobachteten alles genau, während Luana nur grinste und Lúcca sich maulend die schmerzende Stelle am Kopf hielt.

„Spinnst du jetzt komplett? Das hat weh getan!" fauchte er seine Schwester an, die nur dastand und lächelte.

„Tja, das hättest du dir überlegen müssen, bevor du das Lästern anfängst. Bruderherz." Ihr Grinsen wurde breiter.

Er fing ebenso zu grinsen an. „Du wirst langsam etwas übermütig. Ich glaube jemand sollte dich mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Schwesterchen."

„Ach, und wer soll dieser jemand sein? Du etwa?" fragte Rie herausfordernd.

Sein Grinsen wurde breiter, sodass seine Fangzähne deutlich zu sehen waren.

„Werd nicht frech, Zwerg. Ich werd's dir schon zeigen."

Auch Rie's Fangzähne blitzten hervor. „Versuchs doch, wenn du dich traust."

Sie drehte sich um und gingin die Mitte des Platzes, Lúcca folgte ihr und stellt sich ihr gegenüber auf. Während die Anderen wie gebannt am Rand standen und die zwei sich belauernden Drachen beobachteten.

„Sollen wir es machen wie immer?" fragte Lúcca.

„In Anbetracht dessen, dass wir nicht Zuhause sind, sollten wir wohl auf unsere Elementarkräfte verzichten und nur normal kämpfen. Was hältst du davon? Halbdrachen Kampf?" sagte Rie und grinste ihn an.

„Gute Idee, dabei geht wohl am Wenigsten zu Bruch." sagte er und begann sich zu konzentrieren.

Auch Rie konzentrierte sich und kurze Zeit später, war um beide eine seltsame Aura entstanden.

„Was machen die Beiden da?" fragte Misu.

Luana antwortete ihm. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Warten wir's ab."

Plötzlich waren unheimliche Spannungen in der Luft zu spüren, wie kurz vor einem Gewitter, wenn alles elektrisch aufgeladen ist und dann ein Druck, als hätte etwas die Schwerkraft verstärkt.

„Leute, spürt ihr das auch?" fragte Luana die Anderen, sie alle hatten Mühe sich bei dem Druck aufrecht zu halten.

Bevor jedoch einer von ihnen antworten konnte, rissen Lúcca und Rie gleichzeitig die Augen auf.

Eine gewaltige Druckwelle flog über den Platz und brachte die Zuschauer ins wanken.

Auch in der Gilde wurde es bemerkt und alle, die da waren rannten raus und in Richtung Trainingsplatz.

Dort angekommen liefen sie zu den bereits vorhandenen Beobachtern und sahen dabei zu, wie sich die zwei Personen auf dem Platz verwandelten.

Ihre Hände und Beine wurden schuppig und es bildeten sich scharfe Klauen an Fingern und Zehen, auf ihren Rücken breiteten sich mächtige Schwingen aus und ein langer, kräftiger Drachenschwanz glitt über den Boden.

Am Ende standen dort ein schwarzer und ein orange roter Halbdrache, die sich gefährlich angrinsten.

Aniretake, die als Erste die Sprache wieder gefunden hatte, ging zu Luana und fragte: „Luana nee-chan, was geht hier vor? Was war das für eine Druckwelle? Wer sind die Zwei und wichtiger ist: Was sind sie?"

Die Angesprochene brauchte einen Moment, um sich von der Szene loszureißen und ihre Masterin anzuschauen.

„Das da..." Sie zeigte auf den Platz. „...sind Rie und ihr Bruder Lúcca. Sie haben diesen Druck erzeugt, als sie sich in diese Halbdrachen Gestalt verwandelt haben." erklärte sieden völlig irritierten Neuankömmlingen.

Gerade als Aniretake Luft holen wollte um weiter zu sprechen, ging der Kampf los.

Lúcca und Rie schossen aufeinander zu und prallten, in der Mitte des Platzes, mit einem ohrenbetäubenden Knall zusammen, der alle Anwesenden zusammen zucken ließ.

Sie droschen mit Fäusten, Klauen, Schwanz und Flügelschlägen aufeinander ein. Ließen kurz voneinander ab, um im nächsten Moment wieder anzugreifen.

Jedes Mal, wenn sie zusammenprallten erzeugte die Wucht des Aufpralls eine Druckwelle, die den Zuschauern entgegen flog und ihnen einen Schauer über den Rücken jagte.

Doch sie waren wie gebannt, von dem Anblick, der sich ihnen bot.

Mittlerweile jagten sich die zwei Drachen mit kräftigen Flügelschlägen über den Platz, Rie voraus, Lúcca hinterher.

„Ich hab dich gleich, Schwesterchen." rief Lúcca Rie zu, als er schon ganz nah an ihr dran war.

Diese blickte zurück und grinste. „Das wollen wir doch erst Mal sehen."

Sie ließ ihn noch etwas näher kommen, dann beschleunigte sie urplötzlich ihr Tempo, drehte sich im Flug auf den Rücken, schlug mit dem Schwanz auf den Boden und schoss kerzengerade nach Oben.

Lúcca verfolgte irritiert das Manöver und entdeckte zu spät die Falle, in die sie ihn gelockt hatte. Denn er flog geradewegs auf eine große Brombeerhecke zu, die am Rande des Platzes wuchs.

Er schaffte es gerade noch die Hände vors Gesicht zu halten, als er mit vollem Tempo in die Hecke krachte.


Rie war in der Platzmitte gelandet und betrachtete zufrieden grinsend ihr Werk.

Lúcca versuchte sich derweil, fluchend und zappelnd aus der stachligen Falle zu befreien.

„Das war unfair!" rief er ihr entgegen, als ihm einer der Äste ins Gesicht knallte.

„AU! Verflucht noch Mal! Das wirst du mir büßen!" Rie's Grinsen wurde breiter.

Er hing wie eine Marionette mit verhedderten Fäden in der Brombeerhecke.

„Hör endlich auf zu grinsen und hilf mir!" schrie er und zappelte noch wilder, was ihm aber überhaupt nichts brachte.

Kopfschüttelnd ging Rie zu ihrem Bruder und reichte ihm eine Klaue. „Na komm schon, du Held."

Doch dieser, fing plötzlich auch an zu grinsen. „Hab dich!" Und mit einem Ruck packt er Rie und zog sie zu sich in die stachelige Umarmung.

Viel zu Überrascht um reagieren zu können, landete sie auf ihm und hatte sich bald darauf ebenfalls völlig verheddert.

„Du spinnst doch!" schrie sie, als sich die Stacheln in ihre Flügel bohrten.

Doch er lachte nur und zog sie enger an sich. „Tja, selbst schuld." sagte er und kümmerte sich nicht darum wie sehr es überall pikste und stach.

Langsam beruhigte sich Rie und spürte die Wärme, die von ihm ausging, als sie realisierte, dass er sie ganz fest an seine Brust gezogen hatte.


Jeder der Beiden hätte noch Ewig so bleiben können, doch hörten sie schon die besorgten Rufe der anderen.

„Wir sollten allmählich zusehen, dass wir hier raus kommen." sagte Rie und brach damit den Augenblick.

„Ja, leider. Du hast Recht." pflichtete Lúcca ihr bei.

Sie verwandelten sich zurück und krochen, mit einigen Mühen aus der Hecke.

In dem Moment, in dem sie wieder, völlig zerkratzt und zerfleddert auf dem Platz standen, kamen die Anderen schon auf sie zugelaufen und umzingelten sie.

Luana war die Erste. „Hey, ihr beiden. Alles in Ordnung?" fragte sie und sah sie besorgt an.

Doch sie winkten nur ab. „Ja, alles klar. Nur ein paar Kratzer." sagte Lúcca lachend.

Luana atmete erleichtert auf, auch die Anderen, die zwischen zeitlich einen Kreis um sie gebildet hatten, waren froh.

Doch die Ruhe hielt nicht lange an.

„Rie nee-chan! Das war der Hammer" rief Aniretake enthusiastisch.

Aus allen Richtungen prasselten Komplimente, Fragen und Bemerkungen auf sie ein, doch Rie hob die Hände und brachte sie mit einer sanften Geste zu Schweigen.

„Leute, tut mir leid, aber wir sind beide ziemlich ramponiert und würden gern nach Hause. Ich kann euch später alles erzählen und erklären, OK?" sagte sie und lächelte in die Runde.

„Gut, aber dann kommst du uns nicht mehr so leicht davon." antwortete Luana für alle und zwinkerte Rie zu. Diese lächelte nervös zurück.

Als sie sich auf den Weg machen wollten, ergriff Yumi noch einmal kurz das Wort. „Rie, denk dran, dass Übermorgen das Sommerfest ist. Wehe, du vergisst es! Und bring ihn auch mit." Den letzten Teil, rief sie extra etwas lauter.

Rie winkte nur und rief:„Jaha" Während Lúcca lachte.

Dann verschwanden sie und standen kurze Zeit später in Rie's Haus.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top