Der Sammler: Kapitel 1
'Endlich Sommer' dachte ich mir, als ich noch etwas müde und gähnend auf dem Weg zur Gilde Phönixheart, die Sonne genoß.
Schon von weitem konnte ich das Gildengebäude sehen.
Es war aus großen, grauen Steinen gemauert worden, mit vielen Türmen, Terrassen, zum Entspannen und dem großen Gildenzeichen, ein Phönix, der auf einem Herz sitzt, über dem Haupttor.
Als das Gebäude errichtet wurde, schien wohl einiges vergessen worden zu sein, denn überall waren noch extra Zimmer angebaut.
Alles in Allem, wirkte es wie ein buntes, chaotisches Schloß und spiegelte so, genau das Grundwesen der Gilde wieder.
Dort angekommen, hörte ich schon von draußen den Krach.
'Na wunderbar, jeden morgen das Gleiche.'
Ich machte das große, schwere, dunkle Holztor auf und das Erste was ich sah, war der Stuhl, der mir entgegen geflogen kam.
Leicht irritiert wich ich aus und er landete krachend hinter mir im Hof.
Eine Augenbraue hochziehend schaute ich mir den Schlamassel an, doch dann drehte ich mich nur schulterzuckend wieder in Richtung Gilde, aus der mich schon ein ohrenbetäubendes Chaos begrüßte.
In einer Ecke des Raumes war eine wilde Rauferei im Gange. Mizu, Shizuka und Yumi prügelten sich, Sora feuerte sie mit lauten Rufen an, Kuraiko versuchte sie zu beruhigen und unser Master Aniretake, kochte vor Wut.
Da sie ein Phönixslayer, also ein Phönixtöter ist und dies bedeutete, daß sie die Magie und die Kräfte eines Phönix inne hatte, war es fatal wenn sie wütend wurde, denn sie ging dann manchmal, wortwörtlich in die Luft.
In Mitten des Getümmels entdeckte ich zwei kleine, etwa zehn Jahre alte Jungen, die laut lachend mitmischten.
"Apär" sagte ich ganz leise, ein Wort in der Sprache meines Klans, das man nicht hören mußte um es zu verstehen, es klang im Herzen.
Die Zwillinge horchten auf, sahen mich freudestrahlend an und rannten auf mich zu.
"Uff" Ich landete mitsamt der Zwei rücklings auf dem Boden.
"Rai,Rei! Was soll der Käse. Wir haben uns doch heut morgen erst gesehen!" Die Zwei grinsten mich breit an und ignorierten meinen Kommentar völlig.
„Rie nee-sama, die anderen spielen lustige Spiele" rief Rei vergnügt. Seine stahlgrauen Augen leuchteten unter seinem blonden Schopf hervor.
„Und Ani-chan, sieht ganz lustig aus." sagte Rai. Auch seine türkisfarbenen Augen strahlten und bildeten damit einen krassen Kontrast zu seinen kurzen, schwarzen Haaren.
Genervt funkelte ich sie an. „Lenkt nicht ab, ihr zwei!"
Mich wieder komplett ignorierend, quengelten sie im Chor: „Rie nee-sama, dürfen wir weiterspielen?"
'Sinnlos'
„Von mir aus, verschwindet." sagte ich seufzend.
Und schon waren sie verschwunden.
Kopfschüttelnd schaute ich ihnen hinterher, wie sie sich wieder ins Getümmel stürzten.
Die Zwei gehörten zu meinem Klan und waren eigentlich zwei Drachen. Seit ich in die Gilde eingetreten war, lebten sie zeitweise bei mir und machten jeden Tag zu einem Abenteuer.
Seufzend stand ich auf und ging zur Bar.
„Guten morgen" sagte Aki, die freundlich lächelnd hinter der Theke stand.
„Guten morgen. Hast du ein Glas Milch für mich?"
„Natürlich." Sie hantierte unter dem Tisch herum und stellt mir dann ein Glas kalter Milch hin.
„Rai und Rei sind heute ja schon wieder besonders munter." sagte sie grinsend.
„Ja, das waren sie heut morgen schon, deswegen hab ich sie rausgeschmissen und hierher geschickt. Damit ich noch etwas schlafen kann." sagte ich gähnend.
Sie lachte und meinte: „Das scheint nicht sonderlich gut geklappt zu haben."
„Nein, nicht wirklich. Aber mal was anderes." Ich zeigte mit dem Daumen hinter mich, wo die Prügelei in vollem Gange war und meinte: „Was ist den da hinter los?"
Sie lächelte nur. „Yumi hat aus versehen Mizu's Milchshake umgestoßen und Shizuka, macht aus Spaß mit"
„Aha, wie immer also." Aki lächelte mich wieder an und ging dann, um sich um jemand anderes zu kümmern.
Genüsslich trank ich meine Milch, als auf einmal ein lautes Krachen zu hören war. Das ganze Gebäude wackelte.
Ich hob mein Glas hoch, damit es nicht umfällt und drehte mich um, um zu sehen was passiert war, obwohl ich es mir schon dachte.
Wie ich vermutet hatte, war Ani nun endgültig der Kragen geplatzt.
Sie stand vollkommen in Flammen und marschierte auf die Streithähne zu, dazu bereit jedem eine überzubraten, der ihr in die Quere kam. Die anderen ahnten noch nichts von dem nahenden Unheil, das sich auf sie zu bewegte, nur Sora und Kuraiko hatten Ani gesehen und die Flucht ergriffen.
Ani explodierte förmlich und in alle Richtungen stoben die Flammen davon. Das Mobiliar wurde arg in Mitleidenschaft gezogen, doch das waren wir gewohnt, hier ging ständig etwas zu Bruch.
Zwischenzeitlich, hatte auch der Letzte der Streithähne und der sonstig Beteiligten gemerkt, daß sie gleich gewaltig in der Tinte saßen.
Sie blieben in ihren Bewegungen stehen: Mizu hatte Yumi am Kragen gepackt und Shizuka, holte gerade zum Schlag aus; erschrocken starrten sie Ani an.
Nur Rai und Rei hüpften freudig und versuchten die umherfliegenden Funken zu fangen.
„Ihr werdet jetzt auf der Stelle aufhören zu streiten!" schrie Ani mit in die Hüfte stemmten Händen und mit jedem Wort loderte sie heller auf.
„Ich glaube, wir sollten verschwinden." sagte Mizu.
„Weg hier!" brüllte Yumi und die drei rannten in Richtung Gildentor davon, Ani fluchend und die Zwillinge lachend hinterher.
Als sie draußen waren, flog durch den Sog der vorbei rennenden menschlichen Fackel, das Tor krachend ins Schloß.
Nach einer kurzen Weile, in der alle das Tor anstarrten, ging der gewohnte Trubel weiter, so als wäre nichts geschehen.
Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder meiner Milch, trank sie aus und flog dann hoch unter das Dach der Gilde auf meinen Lieblingsplatz, einer der schrägen Holzstreben und beobachtete das muntere Treiben unter mir.
Als plötzlich das Gildentor aufflog und Rai und Rei heulend herein gestürmt kamen. Auch die anderen kamen hinter ihnen in die Gilde zurück und gingen zur Bar.
„Rie nee-sama! Du mußt sofort kommen! Es ist was ganz schreckliches passiert!" schrien sie im Chor zu mir hoch. Ich sprang von der Strebe und landete direkt vor ihnen.
„Jetzt beruhigt euch erst mal. Was ist den passiert?" fragte ich sie und versuchte sie zu beruhigen.
„Unser Klan wurde angegriffen!" rief Rai, während ihm die Tränen die Wangen runter liefen.
„WAS?! Woher wisst ihr das?" Entsetzt sah ich sie an.
„Tsuki-nee, hat gerade eine Nachricht geschickt. Bitte Rie nee-sama!" flehte Rei mich an. Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, ich drehte mich um und sah in die verdutzten Gesichter der anderen.
„Sorry Leute, ich muß los!" rief ich ihnen zu, drehte mich um und wand mich wieder Rai und Rei zu. „Kommt ihr beiden!"
Daraufhin rannten wir aus der Gilde, in Richtung einer kleinen Wiese, die nicht allzu weit entfernt war und ließen die restlichen Gildenmitglieder einfach stehen.
„Was war das?" fragte Yuki.
„Rie's Klan wurde angegriffen." sagte Aki und mit diesen Worten löste sie die Schockstarre der anderen.
„Wir müssen sofort hinterher!" rief Ani und wie auf ein unsichtbares Signal hin, rannten sämtliche Mitglieder los.
Währenddessen waren die Jungs und ich an der Wiese angekommen. Ich hätte das Dimensionstor auch direkt in der Gilde öffnen können, aber ich wusste, daß die anderen uns niemals allein hätten gehen lassen. Auch wenn ich ihnen sehr dankbar dafür war, war es doch nicht ihre Angelegenheit. Es ging um unseren Klan, ich weiß nicht was uns erwarten wird und deshalb wollt ich sie da nicht mit hineinziehen.
Ich mußte mich beeilen, sie waren schon sehr nah.
Als sich das Tor, das aussah wie eine überdimensionierte Seifenblase geöffnet hatte, dreht ich mich noch mal um und sagte zu den anderen, die gerade auf der Wiese angekommen waren: „Es tut mir leid, Leute. Macht's gut." Mit diesen Worten gingen Rai, Rei und ich durch das Tor.
Beim zurück schauen konnte ich noch sehen wie die halbe Gilde angerannt kam, sie schrien unsere Namen. Shizuka versuchte noch durch das Tor zu schlüpfen, doch es war zu spät.
Das Letzte was ich von meinen Freunden sah, waren traurige und wütende Gesichter.
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