Kapitel 73
(24.05.2022 - 2136 Wörter)
Katsuki
Wie in Trance schaute ich auf die Tür, hinter die Deku eben verschwunden war. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir keine Sorgen machte, immerhin klangen die Worte der Ärztin nicht sonderlich beruhigend.
Mein Atem stockte, als die Tür plötzlich aufschwang und sie, völlig in grün gekleidet, auf uns zukam.
Ihr Blick war ernst und brachte mich dazu meine Finger schmerzhaft tief in meine Knie zu krallen. Verdammt, ich wollte keine schlechten Nachrichten, ich wollte ein Lächeln sehen, das mir sagte, dass alles in Ordnung mit den Beiden sei.
"Ich nehme an Sie sind der Vater des Kindes und der Freund von Herrn Midoriya?", fragte sie monoton, weswegen ich nur vorsichtig nickte und ihr in die Augen sah.
"Ok, perfekt. Wissen Sie, eigentlich machen wir das in so einem Fall eher selten, weil das nur Stress für den Omega wäre, aber wenn Sie möchten, können Sie bei der OP dabei sein und am Ende gegebenenfalls die Nabelschnur durchschneiden. Da Ihr Freund wach ist, können Sie versuchen ihn etwas zu beruhigen.", meinte sie immer noch mit einem relativ strengen Tonfall. Ohne weiter zu zögern nickte ich und stand auf, um mich direkt gegenüber von ihr hinzustellen.
"Ich mach es! Ich würde alles für ihn tun, egal was!", sagte ich und griff nach ihren Schultern.
Mein inneres bebte vor Aufregung, als ich ihr freundliches Lächeln sah und sie sich langsam von mir entfernte, bevor sie mich am Arm in Richtung der Tür zog.
Einerseits war ich unfassbar aufgeregt Deku endlich zu sehen und an seiner Seite zu sein, andererseits zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken, was als nächstes passieren könnte.
Ich wusste, dass die Möglichkeit ihn zu verlieren immer noch genauso hoch war wie vorher und ich war mir nicht sicher, ob ich es ertragen konnte dabei auch noch zuzusehen.
"Folgen Sie mir, die Schwestern werden Ihnen helfen die Kleidung anzulegen. Und falls Sie fragen ob das nötig ist, ja es ist nötig.", sagte sie diesmal etwas schärfer, bevor wir gemeinsam hinter die Türen traten. Die stechenden Blicke meiner Mutter und Inko in meinem Rücken ignorierend, holte ich einmal tief Luft, bevor ich mir auf die Unterlippe biss und den Raum betrat.
Direkt fielen mir die vielen Menschen auf, die sich im OP-Saal und außerhalb des Raumes sammelten. Doch im Zentrum des Ganzen fiel mir sofort eine ganz bestimmte Person auf.
Mein Blick fixierte sich auf Deku und für einen Moment fiel es mir tatsächlich schwer mich von ihm abzuwenden.
Er lag bereits direkt in der Mitte des Raumes, während die Personen um ihn herum einige Dinge aufstellen und irgendwas vorbereiteten.
Unaufhörlich fing mein Herz an schneller zu schlagen, während einige andere Personen mir irgendwelche Klamotten überstreiften.
Alles in mir spannte sich an und ich schaute nervös zu Deku.
Er lag da, so unfassbar hilflos und schwach, dass es mir das Herz zerbrach ihn so zu sehen.
Gerade als ich seinen Namen rufen wollte, legte sich eine Hand auf meine Schulter, weswegen ich mich etwas erschrocken zu der Person umdrehte.
Vor mir stand die Ärztin, immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
"Nicht zu hektisch, es könnte jeden Moment dazu kommen, dass er einen Schock erleidet. Omegas sind sehr sensibel wenn es um ihre Kinder geht, also ist hier wirklich äußerste Vorsicht geboten.", sagte sie leise und schaute zu Deku, dem in diesem Moment eine weitere Nadel in den Arm gesteckt wurde. Ich bekam kaum etwas davon mir was sie redete, dennoch verstand ich und nickte. Ich wollte es auf keinen Fall riskieren ihn zu verlieren, also musste ich wohl oder übel auf das gesagte hören.
"Also gut, wir sind fast soweit. In wenigen Minuten beginnt die OP.", verkündete sie und wies einigen Schwestern an sich um ihre Maske und Handschuhe zu kümmern.
Kaum hatte sie diese übergestreift, wurde ich Tür zum OP-Saal geöffnet und sie betrat den Raum.
Sofort kam mir ein noch intensiverer medizinischer Geruch entgegen, während ich der Ärztin folgte.
Ich war nur noch wenige Meter von Deku entfernt, was meine Hände dazu animierte unkontrolliert zu zittern, während ich mir auf die Unterlippe biss.
Als ich neben ihm zum stehen kam und die Ärztin eine kleine Wand zwischen uns aufstellte, richtete sich mein Blick auf meinen kleinen Omega.
Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und bekam damit sofort seine Aufmerksamkeit. Auf seinem fast schon blassem Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, was mein Herz unaufhörlich schneller schlagen ließ.
Für einen Moment vergaß ich tatsächlich wo wir uns befanden und hatte nur Augen für ihn.
"Hey Kacchan.", flüsterte er kaum hörbar, aber für mich war es laut genug, sodass ich mich vorsichtig seinem Gesicht näherte und mit dem Finger über seine Wange strich.
Ich hätte ihn so gerne geküsst, ihn in den Arm genommen, aber im Moment reichte es mir ihn auch nur in meiner Nähe zu haben.
"Hey Deku... wie geht es dir?", fragte ich langsam und schaute dabei zu, wie sich seine Augen langsam mit Tränen füllten.
"T-Tut mir leid...", sagte er und schniefte kurz, bevor er plötzlich anfing etwas hastiger zu atmen.
"Babe, atme, ganz ruhig. Es ist alles gut, es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst. Ich liebe dich so wie du bist, in jeder einzelnen Situation. Und es macht mich jetzt schon unfassbar glücklich, dass du es bis hierher geschafft hast.", flüsterte ich leise und gab ihm durch die Maske einen leichten Kuss auf die Hand.
Sofort bahnten sich die Tränen durch sein Gesicht und er fing leise an zu schluchzen, während ich einen kurzen Blick zu der Ärztin warf, die gerade hochkonzentriert und mit blutigen Händen auf seinen Bauch starrte.
Allein der Gedanke, dass dieses Blut an ihren Händen Deku gehörte, ließ mich innerlich anspannen. Ich wollte Deku beschützen und zu sehen wie es ihn in diesem Moment ging, machte es mir nicht leicht mich zu beherrschen.
"Ich bin so froh, dass du jetzt an meiner Seite bist, ich weiß nicht, ob ich das alleine schaffen würde... Ich liebe dich, danke.", hörte ich von Deku, der mich weiterhin mit einem Lächeln anschaute und die Tränen immer noch langsam sein Gesicht hinunterliefen.
"Ich liebe dich auch, so sehr... ich weiß gar nicht was ich mit meinem Leben machen soll, wenn ich dich verlieren sollte...", meinte ich und merkte wie auch meine Sicht langsam verschwamm. Auch wenn ich es nicht so ganz zugeben wollte, aber die Situation nahm mich mehr mit als ich eigentlich gedacht hatte. In mir herrschte reines Chaos. Einerseits wollte ich einfach nur an Dekus Seite sein und ihn unterstützen, andererseits wollte ich meiner ganzen Frustration freien Raum lassen. Und es frustrierte nur noch mehr so verdammt machtlos zu sein.
"Nicht weinen...", flüsterte Deku erneut und schaute mich wieder mit seinem bezaubernden Lächeln an.
"Mach ich nicht...", gab ich zurück und grinste, wo mir erst später einfiel, dass er es gar nicht sehen konnte.
Für einen Moment blieb es still zwischen uns und man hörte nur das leise reden der Krankenschwestern.
"So... gleich geschafft!", rief die Ärztin plötzlich etwas lauter und schaute kurz zu uns.
Direkt verstärkte sich der Griff um Dekus Hand und ich schaute wie paralysiert in die Richtung der Ärztin.
Nicht mehr lange und ich würde Vater sein. Nicht mehr lange und Deku und ich hätten unsere eigene kleine Familie. Nicht mehr lange und alles würde besser werden.
In meinem inneren breitete sich ein so verdammt stolzes Gefühl aus, dass ich dem Bedürfnis ihn zu umarmen fast nachgegeben hätte.
"Ich bin so verdammt stolz auf dich Izuku... Danke, dass du mir eine Chance gegeben hast.", flüsterte ich und lehnte meinen Kopf vorsichtig gegen seine Stirn.
Kleine Tränen kullerten mir bereits über die Wangen, während Deku mich ebenfalls aus glänzenden Augen heraus anschaute.
Gerade als ich etwas sagen wollte, hörten wir einen Schrei. Aber nicht irgendwelchen. Den Schrei eines Babys, unseres Babys.
"Es ist ein Junge!", rief die Ärztin glücklich und schaute uns mit strahlenden Augen an.
"Wir... wir haben einen Jungen... Babe, wir haben einen Jungen, hast du das gehört?", rief ich aufgeregt und schaute ihn an, während er nur schwach lächelte.
"Sie können jetzt die Nabelschnur durchtrennen.", sagte eine der Krankenschwestern und schob mich weg von Deku.
Ich wollte seine Hand nicht loslassen, ich wollte diesen Moment gemeinsam mit ihm erleben.
Doch ein kurzer Blick zu seinem Bauch ließ mich ein wenig Mut fassen.
Ich riss die Augen auf, als ich das kleine Wesen in den Händen der Ärztin sah und war wie gefesselt. Er zog alle Aufmerksamkeit auf sich und ich hatte sofort das Gefühl ich müsste auf ihn aufpassen, ihn in den Arm nehmen und nie wieder loslassen.
"Das ist jetzt meine Familie", dachte ich und schaute zu Deku. Sein blasses Gesicht und sein erschöpfter Gesichtsausdruck ließen für einen Moment Zweifel aufkommen, aber diese wurden schnell durch einen weiteren Schrei von unserem Baby in den Hinterkopf geschoben.
In meinem inneren sprudelten die Gefühle nur so über und ließen mich Dinge fühlen, die ich noch gar nicht kannte.
Ich war Vater. Ich hatte eine kleine Familie, die ich mit allem was ich hatte beschützen wollte.
Von der Seite hielt mir die Krankenschwester eine Zange hin und eine andere, eine Schere.
Mit zittrigen Händen nahm ich die Zange in die Hand und schaute auf unseren Sohn und wie er sich in den Armen der Ärztin windete. Er sah so unfassbar stark aus, dass es mir direkt wieder weitere Tränen in die Augen trieb und mich meiner Gefühle vergessen ließ.
Doch kaum hatte ich die Zange angesetzt und die Verbindung zwischen Deku und dem Baby getrennt, ertönte ein lautes Piepen, was immer schneller und unregelmäßiger wurde.
Aus Reflex ließ ich die Zange los und blieb wie erstarrt stehen.
Sofort griff ich nach Dekus Hand und sah, wie er gequält die Augen zusammenkniff und anfing schwer zu atmen.
"Deku? Hey, sieh mich an... bitte... bitte sieh mich an.", flehte ich und drückte seine Hand an meine Wange, in der Hoffnung irgendwas zu spüren. Doch es kam nichts.
Erst als seine Hand plötzlich an Spannung verlor und mir aus dem Griff glitt, realisierte ich was genau passierte.
"Sie müssen hier raus! Das Baby auch! Alle Alpha verlassen den Raum!", rief die Ärztin und wies einigen an mich aus dem Raum zu zerren.
Von zwei anderen Krankenschwestern wurde ich an den Armen nach draußen gezogen, während ich aus weiter Entfernung mit ansah wie Deku in meinen Augen immer kleiner wurde und wir letztendlich durch die Tür getrennt wurden.
Verdammt, was war falsch gelaufen? Woran lag es? Wieso konnte ich ihm nicht helfen? Lag es an mir?
Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich nichts von der Außenwelt mitbekam. Ich versuchte nach oben zu schauen, aber ich bewegte mich einfach nicht. Ich war wie gelähmt, als ich die immer lauter werdenden Geräusche wahrnahm.
Ohne wirklich auf irgendetwas Rücksicht zu nehmen, riss ich mich los, stolperte durch den Flur und blieb an der Wand stehen.
Alles um mich herum war einfach so laut und es fühlte sich so an, als würde die Erde sich unter mir bewegen.
Mit zittrigen Beinen stolperte ich über meine eigenen Füße und fand mich auf dem Boden wieder.
Hier war es sicher, hier konnte mir niemand irgendwas sagen. Aber... hier konnte ich Deku nicht helfen... Er war ganz alleine. Und unser Baby... war es auch alleine? Shit, ich war doch der Alpha, wieso konnte ich sie nicht beschützen...
Alles verschwamm und der kalte Boden fühlte sich plötzlich so seltsam vertraut an. Was verdammt war hier los?
Ich wollte aufstehen, doch mein Herz pochte so laut, dass ich es mit einem lauten Echo in meinem Ohr hörte.
"Er verteilt zu viele Pheromone! Wir müssen...", weiter nahm ich die Worte der Menschen um mich herum nicht auf. Etwas in mir sträubte sich bei jeglicher Tat, während ich nur merkte, dass mein Körper nach irgendwas schrie, doch ich wusste einfach nicht was genau es war.
"Er ist... Schockzustand... ATME!" Kleine Wortfetzen erreichten meinen Kopf, aber keine der Informationen sickerte in meinen Verstand.
Noch bevor ich irgendwas tun konnte, geschweige denn denken konnte, merkte ich einen leichten Stich in meinem Hals und wie ich plötzlich immer ruhiger wurde.
Das zittern hörte auf, meine Augen schlossen sich und ich hörte nichts weiter als reine Stille.
Und das war der Moment, wo mein Verstand dem ganzen einfach nachgab.
~~~
Hello ^^
Sorry, dieses Kapitel ist etwas kürzer. Ich hab versucht es tatsächlich nicht allzu ausschweifen zu lassen. Könnt ja mal sagen, ob es mir gelungen ist. ^^'
Und wie hat es euch gefallen? Würde mich wirklich interessieren.
Wie fandet ihr es, dass es ein Junge geworden ist? ^^
Ich hab das Kapitel tatsächlich ziemlich schnell geschrieben, weil ich noch für die Prüfungen gelernt habe.
Deswegen wird diese Woche auch leider kein zweites Kapitel kommen, weil nächste Woche halt Abschlussprüfungen sind. Und ich schreibe 4 Stück :'D
Also dann, bis zum nächsten Mal ^^
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