Kapitel 71

(28.04.2022 - 4163 Wörter) 

Izuku

Müde gähnte ich, als ich die wühlenden Geräusche neben unserem Bett hörte und nur ein genervtes Fluchen zu hören war. Es brauchte mich nicht lange um zu wissen, dass es Kacchan war, der dort vor sich hin fluchte. 

Sofort bildete sich ein Grinsen auf meinen Lippen, bevor ich mir meine Augen rieb und zur Seite schaute. Doch kaum drehte ich mich zu Kacchan, verging mir das Lachen auch wieder, als ich die riesen Wäscheberge sah, die im ganzen Zimmer verteilt waren. 

Kacchan hingegen stand mit dem Rücken zu mir, während er weitere Klamotten aus dem Schrank holte und sie nach kurzem betrachten lieblos auf den Boden warf. 

"Ähm... Kacchan, was ist denn hier passiert?", fragte ich etwas schockiert mit Blick auf die Unordnung. Leicht zuckte er zusammen, bevor er sich langsam zu mir umdrehte und mich aus seinen roten Augen heraus angrinste. 

"Tut mir leid, hab ich dich geweckt? Wollte ich nicht, ich dachte ich werde fertig bevor du wach wirst.", meinte er etwas verlegen und bückte sich zu den Klamotten, um einige wieder zusammenzuräumen. 

"Und wofür das ganze?", fragte ich, wobei ich mir kein Grinsen verkneifen konnte. 

"Wir fahren in den Urlaub! Es ist vielleicht nicht sehr weit weg, aber am Stadtrand von Tokio hab ich was gefunden, was dir sicher gefallen wird.", sagte er und kam auf mich zu, bevor er mein Gesicht sanft in seine Hände nahm und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte. 

Sofort wurde mein Grinsen breiter und ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper, während ich seinen unfassbar atemberaubenden Duft einatmete. Davon konnte ich wirklich nie genug bekommen. 

"Weißt du was, ich kann dir zwar nicht sonderlich viel helfen, aber ich versuchs trotzdem, dann sind wir schneller fertig. Außerdem ist es langweilig dir nur dabei zugucken zu können. Auch wenn ich es liebe, wenn ich deine Muskeln in Aktion sehe.", grinste ich neckend, bevor ich ihm ein kleines Zwinkern zuwarf und mir verführerisch auf die Unterlippe biss. 

"Babe... bitte lass das. Ich würde zwar liebend gerne über meinen sexy Freund herfallen, aber bis das Baby da ist, ist das leider nicht drinnen. Ich will nicht noch mehr riskieren.", sagte er etwas abwesend und schaute nach unten, bevor er wieder von mir abließ und sich wieder dem Schrank widmete. 

Für einen Moment fragte ich mich wirklich was ich falsch gemacht hatte, aber dann fiel es mir ein. Die letzten Wochen war er sowieso schon so vorsichtig gewesen und er hielt sich meinetwegen mit allem zurück. 
Und auf eine gewisse Art und Weise musste ich ihm auch zustimmen. Ich hatte definitiv nicht mehr die Kraft dazu ihn so zu befriedigen wie vor ein paar Monaten. 

Manchmal bereitete es mir schon Sorge, ob er diese Enthaltsamkeit auch wirklich aushalten konnte, aber ich wollte ihm vertrauen, also dachte ich nie wirklich darüber nach. 

Durch ein weiteres Poltern wurde ich letztendlich zurück in die Realität katapultiert, sodass ich sofort wieder zu Kacchan schaute, der ein weiteres Mal einige Klamotten aus dem Schrank gerissen hatte. 

Mit einem Grinsen im Gesicht versuchte ich aufzustehen und ging letztendlich auf ihn zu, um ihm dabei zu helfen. 

~~~

Nachdem wir es nach gefühlten Stunden endlich geschafft hatten zwei halbwegs ordentliche Taschen zu packen, saßen wir im Auto und fuhren zu einem mir immer noch unbekannten Ort. 

Kacchan sagte mir nicht wo wir hinfahren wollten, sondern betonte immer nur die Tatsache, dass es mir gefallen würde.

Auch wenn es mich brennend interessierte wohin er mich entführen wollte, blieb ich leise und schaute einfach stumm aus dem Fenster.

Draußen schien die Sonne gerade ihren höchsten Punkt erreicht zu haben, weswegen sie ziemlich blendete, aber dennoch eine gewisse Wärme auf meiner Haut hinterließ.

„Wir fahren noch ein bisschen. Wenn du willst, dann schlaf ruhig.", meinte Kacchan plötzlich, bevor er seine Hand vorsichtig auf meinen Oberschenkel legte und mir ein kleines Lächeln schenkte.

Liebend gerne hätte ich sein Angebot angenommen und mich meiner übermäßigen Müdigkeit hingegeben, aber ich wollte unseren wahrscheinlich letzten Urlaub nicht mit Schlafen verbringen, sondern jede einzelne Sekunde bewusst davon mitbekommen.

Ebenfalls mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erwiderte ich sein Lächeln und griff nach seiner Hand, um unsere Finger soweit möglich miteinander zu verschränken.

Immerhin musste Kacchan noch fahren, da wäre meine Hand sicher im Weg, doch ihn schien das kein bisschen zu stören, stattdessen nahm er meine Hand einfach dorthin mit und schaltete.

Als ich meinen Blick wieder auf das Fenster richten wollte, fiel mir an Kacchan jedoch ein kleines, aber feines Detail auf.
Ich wusste, dass Kacchan ein verdammt heißer Typ war, aber sein hochgekrempeltes Hemd und wie er mit den Fingern durch seine Haare ging, ließ mich tatsächlich fast sabbern.
Wäre unser Baby nicht gewesen, wäre ich mindestens in unserem nächsten freien Bett über ihn hergefallen. Doch weder ich noch Kacchan wollten etwas riskieren, weswegen wir bereits seit einigen Wochen auf intimeres verzichtet haben. 

Ein erhabenes Grinsen legte sich auf meine Lippen, während ich meine Hand vor meinen Mund legte und mein Blick wieder aus dem Fenster glitt.

Er musste ja nicht wissen wie verlegen er mich in diesem Augenblick machte.

Eine knappe Stunde später waren bereits einige Berge im Hintergrund zu sehen, die durch den Sonnenschein anfingen zu leuchten und ihre volle Pracht zeigten.

Sofort riss ich die Augen auf und schaute auf die vielen bunten Bäume, die durch den Herbst wunderschöne Farben angenommen hatten.

Sie glänzten rot, während die abfallenden Blätter durch die Luft wirbelten.

Der Anblick war einfach so unfassbar schön, dass es mich für einen Moment sprachlos hinterließ.

Erst als Kacchan auf einem großen Parkplatz hielt, nahm ich die Umgebung um mich herum wieder wahr.

Mit einem strahlenden Lächeln drehte ich mich zu Kacchan und sah nur sein ebenfalls breites Grinsen, bevor er ausstieg und auf meine Seite lief, um mir die Tür aufzumachen.

Sofort nahm ich seine ausgestreckte Hand entgegen und fiel ihm um den Hals.

„Es ist wunderschön hier.", flüsterte ich leise und merkte bereits wie mir die Tränen in die Augen stiegen, die ich jedoch noch erfolgreich wegblinzeln konnte.

„Haha, dann warte ab bis wir erstmal drinnen sind. Da wird es dir noch besser gefallen.", lachte er und legte vorsichtig seine Arme um mich.

Ich erwiderte sein Lachen einfach und ließ mich von ihm an seiner Hand in ein kleines Holzhaus führen.

Ein angenehm weicher Duft von Holz und Kräutern erfüllte den Raum, als wir ihn betraten und enthüllte eine Rezeption, an der eine junge Frau saß und gelangweilt auf ihr Handy schaute.

„Hallo, wir haben ein Zimmer auf den Namen Bakugou gebucht.", sagte Kacchan emotionslos zu der jungen Frau, die tatsächlich etwas zusammenzuckte und dann überfordert zu ihm aufschaute.

„Äh-ja... Hallo, schön, dass Sie da sind... Stimmt, Sie hatten gestern in letzter Minute gebucht. Sie müssten nur einmal diese Unterlagen unterschreiben, dann könnten Sie in Ihr Zimmer.", stotterte sie etwas und holte zwei Blätter hervor, bevor sie Kacchan einen Stift in die Hand drückte.

Für einen Moment blieb ihr Blick bei mir hängen, doch den wandte sie schnell wieder ab, als sie meine Hand auf meinem Bauch sah.

„O-Ok, dann folgen Sie mir."

Schnell lief sie mit gesenktem Blick um eine Ecke, in die wir ihr folgten, bis sie vor einer Tür stehen blieb und Kacchan die Schlüssel in die Hand drückte.

„E-Einen schönen Aufenthalt Ihnen...", sagte sie nervös, bevor wir ihr zunickten und die Zimmertür öffneten.

Sofort fiel mir das riesige Bett auf, was in der einen Ecke des Zimmers stand. Ein Badezimmer grenzte ebenfalls daran sowie die andere Ecke mit einem Kleiderschrank, wo besonders viele Handtücher Platz fanden.

„Kacchan... wo sind wir hier eigentlich?", fragte ich und setzte mich auf das super weiche Bett.

„In einem Onsen. Das hier ist zwar nur das Hotel dazu, aber ich dachte es könnte dir gefallen. Vor allem weil du viel Zeit und Platz hast, um dich zu entspannen.", sagte er, bevor er auf mich zukam und mir einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchte.

Ich mochte Wärme, gerade auch wegen der Schwangerschaft, also war ich nicht sonderlich überrascht, dass Kacchan ein Onsen gewählt hat. 

Die Gegend war schön und ruhig, was ich gerade in diesen stressigen Tagen sehr genoss. 

~

Abends, als die Sonne gerade unterzugehen schien, betraten wir zusammen das Onsen und gingen direkt auf die heißen Becken zu. Ich machte mir kaum die Mühe genauer hinzusehen, da mich meine Muskeln mit jedem Schritt weiter zu strafen versuchten. 

Zusammen gingen wir in eines der mit Steinen besetzten Becken. Es war gerade Ende Herbst, fast schon Anfang Winter, was das heiße Wasser in einen dünnen Nebel hauchte und dadurch noch wunderschöner machte. 

Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und griff nach Kacchans Hand, der mich vorsichtig an der Hüfte näher zu sich zog und mit der freien Hand den Knoten an meinem Bademantel löste. 

Auch wenn ich es nicht mochte bei öffentlichen Bädern mich allen nackt zu zeigen, war es mir in diesem Moment egal. 
Umso erleichterter war ich über die Tatsache, dass sich kein anderer in diesem Becken befand. 

Kaum hatte ich jedoch den Bademantel zu Boden gleiten lassen, empfing mich die kalte Luft und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. 

Langsam und immer noch an Kacchans Hand, führte er mich in das heiße Wasser. 
Sofort durchfuhr mich ein angenehmer Schauer und meine Muskeln fingen an sich zu entspannen.

Und noch bevor ich etwas dazu sagen konnte, setzte sich Kacchan auf einen der Steine am Rand und zog mich auf seinen Schoß. 

Das warme Wasser bedeckte mich fast bis zu den Schultern, was mich angenehm aufseufzten ließ und ich meinen Kopf in Kacchans Halsbeuge legte. 
Sein Duft gemischt mit dem warmen Wasser und der wohligen Atmosphäre, ließ jede Faser meines Körpers entspannen. 

"Gefällt es dir?", fragte Kacchan, der mir einige leichte Küsse auf meine Schulter hauchte und mit seinen Armen vorsichtig meinen Bauch umschlang. 

"Ja, sehr sogar.", erwiderte ich und drehte meinen Kopf für einen Moment in seine Richtung, um einen perfekten Blick auf sein Gesicht zu haben. 

Mit einem zufriedenen Lächeln, grinste er mich an und näherte sich langsam meinen Lippen, die er wenig später zu einem sanften, aber wunderschönen Kuss herausforderte. 

Dieser Moment hätte nicht schöner sein können, wären da nicht immer noch diese penetranten Schmerzen in meinem Bauch, die durch die mittlerweile ziemlich brutalen Tritte unseres Babys verursacht wurden. 

Ein leises Keuchen entfloh meinem Mund und brachte Kacchan dazu mich etwas näher an sich zu ziehen und sanft über meinen Bauch zu streicheln. 

Trotz der Schmerzen und der Müdigkeit, die mich in diesem Augenblick wieder besonders trafen, fühlte ich mich gut. Solange Kacchan bei mir war, könnte ich alles schaffen. Jedenfalls glaubte ich das. 

Tief in meinem inneren waren immer noch diese dunklen Gedanken, dass ich das ganze wahrscheinlich nur noch wenige Wochen oder wenige Monate mit ansehen konnte. 
Ich wollte Kacchan und das Baby nicht verlassen, ich wollte Erinnerungen als kleine Familie schaffen. 

Aber die Realität sah anders aus. Ich wusste, dass ich nicht mehr viel Kraft und Zeit hatte und die Tatsache, dass mein Körper das auch nicht mehr lange aushalten könnte, waren wie ein ständiger Begleiter, der mir meine gute Laune vermieste.

Noch bevor mich jedoch diese Gedanken einnehmen konnten, schloss ich die Augen und lehnte mich in Kacchans Armen zurück. 

~~~

Als ich die Augen wieder öffnete, war ich nicht mehr von Wasser umgeben, sondern lag in einem kuscheligen weichen Bett in den Armen meines Alpha. 

"Gut geschlafen?", fragte Kacchan, der mir einen leichten Kuss gegen meine Schläfe drückte. Wohlig kuschelte ich mich wieder zurück in seine Halsbeuge und nickte leicht, bevor ich aus dem Fenster schaute und den fast schon roten Himmel sah. 

Sofort riss ich die Augen auf und schaute staunend auf den schönen Abendhimmel. Auch Kacchan schien meinen Blick bemerkt zu haben und lachte kurz auf, bevor er aufstand und mich an der Hüfte ebenfalls auf die Beine zog. 

"Wollen wir raus etwas spazieren gehen? Noch ist die Temperatur ganz angenehm.", flüsterte er und strich mir mit dem Daumen sanft über die Wange.
Ich bemerkte seinen feurigen Blick und wie sein heißer Atem gegen meine Lippen schlug. Noch bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte, legte ich meine Hände auf seine Schultern und zog ihn zu mir, um uns in einen kurzen Kuss zu verwickeln. 

Etwas überrascht erwiderte er den Kuss und grinste in ihn hinein, während seine Hände meinen Rücken hinunterwanderten und auf meinem Hintern landeten. 

Ein leises Keuchen schlich sich über meine Lippen, was jedoch durch einen plötzlichen Schmerz in meinem Bauch eher wie ein bedrücktes Schnauben rüberkam und Kacchan dazu veranlasste sofort von mir abzulassen. 

"Kacchan warte... es tat nicht weh, ich wollte doch-", sagte ich schnell, als er mich los ließ und zum Kleiderschrank ging. Ich wollte nicht aufhören, seine Küsse fühlten sich einfach viel zu gut an, um immer so schnell schon aufzuhören.

"Sorry... wir wollten spazieren gehen, richtig? Gehen wir besser solange die Sonne noch nicht untergegangen ist.", meinte er etwas bedrückt. Dadurch, dass er mir den Rücken zudrehte, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen. Das musste ich auch gar nicht, allein seine Stimme zeigte mir wie enttäuscht er war. 

Ich wusste nicht was ich tun sollte, also blieb ich einfach so stehen und schaute aus dem Fenster. 
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Kacchan mich vorsichtig antippte und mich so wieder in die Realität beförderte. 

"Babe, zieh dir bitte etwas an, draußen ist es kalt und ich bin mir sicher, dass du nicht so rausgehen möchtest.", sagte er immer noch mit gesenktem Blick und drückte mir ein paar Klamotten in die Hand, bevor er wieder zum Kleiderschrank ging und sich selber einen Pullover überzog. 

"Bist du sauer?", fragte ich leise. 

"Nein, ich bin nicht sauer. Wieso sollte ich? Wie könnte ich auch auf unser ungeborenes Kind sauer sein... Aber es ist ja nicht mehr lange, dann... naja egal, lass uns gehen.", murmelte er eher zu sich selbst, statt zu mir und zog sich etwas aggressiv die Jacke über die Schultern. 

Ich musste mir tatsächlich ein wenig das Lachen verkneifen und grinste, während ich mir meine Klamotten ebenfalls anzog. 

Bis wir fertig waren herrschte Stille zwischen uns. Keiner sagte etwas, bevor wir uns die Schuhe anzogen und das Hotel verließen. 

~

Die Sonne war gerade dabei den Horizont zu verlassen, als Kacchan und ich Hand in Hand am kleinen Fluss entlangliefen und die letzten warmen Sonnenstrahlen genossen. 

Seit wir das Hotelzimmer verlassen hatten, fühlte es sich in mir auf eine komische Art und Weise seltsam an. Jeder Schritt den ich tat war noch nie mit einer solchen Anstrengung verbunden wie in diesem Augenblick. 

"Hey Kacchan... wollen wir uns nicht kurz hinsetzen, irgendwie bin ich müde.", sagte ich erschöpft und lehnte mich an seine Schulter, um etwas halt zu finden. 
Etwas irritiert schaute Kacchan mich an, nickte dann aber wortlos und lief mit mir zusammen auf eine kleine Bank zu, die einen perfekten Blick auf den Sonnenuntergang hatte. 

Meine Augen fühlten sich so unfassbar schwer an, dass es mich eine Menge Kraft kostete sie offen zu halten. 

"Babe? Du siehst irgendwie gar nicht gut aus.", murmelte er besorgt und legte seine Hand vorsichtig auf meine Stirn. 

"Alles in Ordnung, ich bin nur müde.", erwiderte ich, während ich meinen Kopf auf seine Schulter legte. 
Sofort kam mir ein ganz bestimmter Gedanke, der meinen Magen unangenehm zusammenziehen ließ. 

Ich wollte nicht über den Tod reden, vor allem nicht an so einem Tag, aber trotzdem war es eine Angelegenheit, die ich nicht ignorieren sollte. 

"Weißt du Kacchan... Was würdest du machen, wenn ich das alles... naja, nicht überlebe.", fragte ich leise und griff nervös nach seiner Hand. 

"Deku, bitte lass den scheiß, ich will nicht über etwas reden, was niemals passieren wird."

"Aber Kacchan, du weißt so genau wie ich, dass wir nicht wissen ob ich das überlebe! Aber... was würdest du machen...?" Meine Stimme zitterte und ich traute mich gar nicht richtig in sein Gesicht zu schauen, als ich plötzlich den Anflug von Wut in seinen Pheromonen wahrnahm. 

"Ich will mir darüber keine Gedanken machen. Bitte Deku, zerstör diesen Moment nicht.", gab er nur etwas gereizt von sich. 

"Ich will doch auch nicht darüber nachdenken, aber es ist nun mal etwas, was dazu gehört. Aber... wenn ich es wirklich nicht überlebe-", weiter konnte ich gar nicht reden, sondern wurde direkt von Kacchan in seine Arme gezogen. 

Ich spürte das Zittern seines Körpers und wie er sich zusammenriss nichts falsches zu sagen. Mir war klar das ihn das verletzen würde, immerhin wusste ich, dass er mich liebte, aber es war auch eine Sache die man nicht einfach so vergessen konnte. 

Die Schmerzen wurden immer schlimmer und meine Kraft verließ mich mit jedem Tag schneller. Wir wussten beide, dass es schwer werden würde und dass das Risiko bestand zu sterben. Natürlich wollte ich nicht sterben, wer wollte das schon, aber ich merkte jeden Tag mehr wie es mich von innen heraus zerfraß und ich nicht einmal etwas dagegen tun konnte, dafür reichte meine Kraft einfach nicht aus. 

"Deku bitte, denken wir nicht darüber nach, es ist schwer genug für mich dich so zu sehen, also mach es mir bitte nicht noch schwerer.", flüsterte er mit zitternder Stimme, während er sanft nach meiner Hand griff und sie mit seiner verschränkte. 

Für einen Moment wagte ich den Blick in sein Gesicht und sah sofort die vor Tränen verschwommenen Augen. Er riss sich zusammen nicht zu weinen, auch wenn ich merkte wie sehr er es gerade tun würde. 

"Tut mir leid, ich würde ja gerne an ein Wunder glauben, dass ich es schaffen könnte, aber die Realität sieht anders aus.", hauchte ich ihm leise ins Ohr, als ich mich an seine Schulter lehnte. 

Direkt versteifte er sich und wandte den Blick von mir ab, während er seine Hand vor seine Augen legte. 
Auch wenn ich es durch diese Worte wahrscheinlich nur schlimmer machte, fühlte ich in diesem Augenblick nichts als reine Leere. 

Alles um uns herum war still, nur das leise plätschern des Wassers hallte in unseren Ohren wieder. 

Mein Blick wieder zurück auf die nun gelben Wolken gerichtet, legte ich vorsichtig eine Hand auf meinen Bauch und atmete tief ein. Ob unser Kind es wohl schaffen würde? Es war stark, das hat es in den letzten Wochen bewiesen, davon war ich überzeugt. 

Wie es wohl aussehen würde? Ob es mich wohl vermissen würde, auch wenn wir uns gar nicht richtig kennengelernt haben? In den letzten Tagen machte ich mir viele Gedanken darüber. Insgeheim hoffte ich es würde nach Kacchan kommen. Er sah gut aus und hatte das Temperament, was mir immer gefehlt hat. Ich war mir sicher, wenn unser Kind nach Kacchan kommen würde, dann hätte es ein unbeschwertes Leben. 

Ein leises Schniefen ließ mich direkt in meiner Atmung inne halten und ich schaute in Kacchans immer noch leicht verdecktes Gesicht. 

Auch wenn er es verbergen wollte, ich sah die Tränen seine Wangen hinunterlaufen und seine gebrochene Stimme verriet ihn. 

"Kacchan...-", weiter konnte ich gar nicht reden, da drehte er sich vollständig zu mir um und schaute mich aus seinen roten Augen heraus an. 

"Du bist echt ein Lügner...", fing er an und wischte sich die Tränen weg. "Erst sagst du wir schaffen das und jetzt nimmst du Abschied? Du bist ziemlich unfair... Wie könnte ich mich jemals von dir trennen? Ich liebe dich verdammt nochmal! Wieso tust du mir das an? Wer weiß, vielleicht bekommst du ja das kleine Wunder und wir überstehen alles! Ich will nicht daran denken wie ich dich mit unserem Kind auf den Armen beerdigen muss. Ich will mir das einfach nicht vorstellen!", rief er verzweifelt, während immer mehr Tränen seine Augen verließen. 

Ich wollte etwas darauf erwidern, aber der Schmerz, den seine Augen widerspiegelten, raubten mir jegliche Worte. 

"Sag doch was verdammt nochmal! Ist dir wirklich so egal wie ich über die Sache denke?", rief er, bevor er seinen Kopf vorsichtig auf meine Schulter legte. 

Das war der Moment, wo auch bei mir jeglicher Faden riss. Es dauerte keine zehn Sekunden, da flossen mir ebenfalls die Tränen die Wangen hinunter und mein Herz fing an sich schmerzhaft zusammenzuziehen. 

"Nein, mir ist es nicht egal...! Ich will dich doch auch nicht verlieren, aber denk doch mal realistisch. Wie soll ich das schaffen, wenn mich jeder Schritt all meine Kraft kostet und das Baby trotzdem noch nicht genug hat. Es wird immer stärker und ich werde immer schwächer, ich hab auch Grenzen!", rief ich ihm zu, da Kacchan mich einfach nur stumm anschaute. 

Es dauerte eine Weile bis er sich endlich bewegte und mich sanft in den Arm nahm. Ich liebte seine Umarmungen, sie waren warm und ich spürte wie sehr ich geliebt wurde. Und dennoch merkte ich den Schmerz und die Frustration, die uns tief umhüllten und nicht wieder loszulassen schienen. 

"Ok... ich verstehe, tut mir leid. Ich hab keine Vorstellung davon wie du dich fühlen musst, ich will dich einfach nicht verlieren. Du bist das wichtigste in meinem ganzen Leben und das wirst du immer sein. Deswegen glaube ich nicht daran dich an den Tod abzugeben. Wir schaffen das, daran will ich glauben. Bitte nimm mir das nicht auch noch.", flüsterte er mit gebrochener Stimme, während seine zitternden Hände sich immer näher um mich schlossen. 

Ich genoss die Nähe und die Wärme von ihm, als sich ein leichtes Grinsen auf meinen Lippen ausbreitete. 
Es fühlte sich so schön an geliebt zu werden, wie könnte ich sowas freiwillig aufgeben? Auch wenn es mich Kraft kosten würde, die ich nicht hatte, ich hatte Kacchan. Er war an meiner Seite, ich musste das alles nicht alleine durchstehen. 

Auch wenn es mich nicht zu hundert Prozent überzeugte, dass ich das überleben würde, machten mir seine Worte Mut. 

"Du hast recht. Wir schaffen das.", murmelte ich und sog Kacchans angenehmen Duft ein, der eine plötzliche Müdigkeit hervorrief. 

"Ich liebe dich... und unser kleines Monster natürlich auch.", lachte er und gab mir einen kurzen und sanften Kuss auf die Lippen.

Sofort breitete sich eine wohlige Wärme in meinem inneren aus, die mehr als angenehm war und mir für einen Moment all den Schmerz nahm, den ich verspürte.

"Ich liebe dich auch.", antwortete ich leise, bevor ich unsere Lippen ein weiteres Mal miteinander verband. Der Kuss war leidenschaftlicher und fordernder als der davor. 
Sie bewegten sich im klang ineinander, während ich meine Finger vorsichtig in seinen Haaren vergrub und ihn ein Stückchen näher an mich zog. 

Wir mussten wahrscheinlich ein ziemlich albernen Anblick abgeben, aber das war mir in dem Moment mehr als egal. Ich wollte diesen Mann spüren, wenn auch nur durch einen Kuss. 
Seine Präsenz allein ließ mich jegliche Sorgen in den Hinterkopf schieben und alles um uns herum ausblenden. In meiner kleinen Welt existierten nur wir beide, wie wir uns eng umschlungen auf einer kleinen Parkbank still unsere Liebe bewiesen. 

Allein seine Nähe fühlte sich so atemberaubend an, dass es mir fast den Verstand raubte, wäre da nicht ein kleines Monster in meinem Bauch, was diesen Moment in wenigen Sekunden zerstören konnte.

Fast schon explosionsartig breitete sich ein gewisser Schmerz in meinem inneren aus, viel stärker als vorher. Für einen kurzen Augenblick fingen schwarze Punkte an mein Sichtfeld zu verschleiern und mir langsam aber sicher das Bewusstsein zu nehmen. 
Ich wusste nicht was es war, aber es fühlte sich an als würde man mir mit voller Wucht einen Stein auf den Kopf schmeißen, der mir nur allzu klar machte wie schwach man eigentlich war. 

Benommen von der Situation stand ich auf und fing an mit zitternden Knien zu taumeln. Mein erster Gedanke: "Ich muss hier weg!" 

"Babe, alles in Ordnung? Was ist los?", fragte Kacchan mit Panik in den Augen. 

Ich reagierte nicht auf seine Worte, sondern stand einfach nur wortlos auf. Doch kaum war ich aufgestanden, gaben meine Knie nach und ich sank zu Boden. Noch bevor ich den Boden erreichen konnte, spürte ich jedoch die starken Arme meines Alpha und wie er mich sanft auf seine Arme hob. 

"Babe, was ist los? Oh Fuck, Deku, solltest du da unten bluten? Verdammt, wieso blutest du überhaupt? Wir fahren in ein Krankenhaus, sofort!", rief er mit einem fast schon kreidebleichem Gesicht, bevor er anfing in eine Richtung zu rennen. 
Alles drehte sich in meinem Kopf und die Schmerzen in meinem Bauch wurden immer schlimmer, doch für Schreie oder irgendwelche Rufe war ich zu schwach. 
Ich merkte, dass mir eine bestimmte Flüssigkeit den Körper hinunterlief, ignorierte es jedoch. Alles was mich in dieser Situation interessierte war das besorgte Gesicht meines Freundes. 

Vorsichtig legte ich meinen Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Die Welt um mich herum war einfach so unfassbar laut, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte, doch auch dazu fehlte mir die nötige Kraft. 

Ich wollte etwas sagen, aber auch wenn ich den Mund öffnete, kam kein Wort über meine Lippen. 

Das letzte was ich hörte war das dumpfe Geräusch einer Autotür und wie ich sanft auf etwas gelegt wurde, bevor ich endgültig das Bewusstsein verlor. 

~~~

 Hello ^^ 

Und Leute, ab diesem Kapitel garantiere ich für nichts, also wirklich für gar nichts... ;P

Ich hoffe es hat euch gefallen, bis zum nächsten Mal ^^ 

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