Kapitel 55
(19.12.2021 - 2131 Wörter)
In diesem Kapitel kommt es zu einem Sichtwechsel, also bitte nicht wundern. ^^
Izuku
Immer noch verschwommen betrachtete ich die Situation aus leicht geöffneten Augen. Trotz, dass mein ganzer Körper schmerzte, beruhigten mich Kacchans Anwesenheit und seine Pheromone so sehr, dass ich dem Geschehen aus nebliger Sicht folgte.
Die Sorge war ihm ins Gesicht geschrieben und ich merkte, wie seine Hand zitterte. Leicht lächelte ich, als die Erkenntnis, dass sich Kacchan doch tatsächlich Sorgen gemacht hatte, meinen Kopf erreichte. Ruhig hielt er meine Hand und strich mir über die Finger, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken fahren ließ.
Doch bei dieser vergänglichen Ruhe sollte es nicht bleiben, als man wenig später Takerus laute Stimme hörte.
"Gib ihn mir zurück, verdammt! GIB IHN MIR ZURÜCK!", schrie er und hielt einen Gegenstand in der Hand, den ich nicht zu hundert Prozent ausmachen konnte.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich Kacchan, der geschockt in seine Richtung schaute und sich wenig später an Shoto und mich wandte.
Seine Augen waren weit aufgerissen und ich spürte den Hauch von Angst in seinen Pheromonen.
Doch wenig später wusste ich warum, als ein ohrenbetäubender Schuss ertönte. Er war laut genug, dass man sich gerne die Ohren zugehalten hätte und wahrscheinlich so tödlich, dass ein Mensch darunter versagen würde.
Kacchan sprang zur Seite und schubste Shoto und mich in die nächstbeste Ecke.
Takeru hielt immer noch die Waffe in der Hand, als er wie in Zeitlupe nach hinten taumelte und die Waffe fallen ließ.
Scheinbar hatte er nicht mit einem solchen Rückstoß gerechnet.
Auf einmal riss ich selber die Augen auf und rappelte mich auf, um nach meinem Alpha zu suchen.
Mein Blick blieb einige Meter vor mir hängen, wo Kacchan auf dem Boden lag und leise ächzte.
Panik stieg in mir auf, als ich den leichten Geruch von seinem Blut in der Nase hatte. Meine Atmung fing flacher und ich streckte die Hand nach ihm aus, während er sich versuchte aufzustützen.
Plötzlich drehte sich die Welt. Takeru, Kacchan und Shoto vermischten sich in einem Bild, während ich meine Hand an meinen Hals legte, um der aufkommenden Panikattacke entgegenzuwirken.
"Er war nicht tot, er war nur verletzt!", redete ich mir ein und ließ meinen Blick über den dunklen Boden gleiten.
Aus der Panik heraus griff ich nach der Waffe, die in mein Sichtfeld gelangte und hob sie an.
Ich hatte kaum Kraft in den Armen, weswegen es eher das pure zittern war, aber der Gedanke, dass ich damit jeden retten könnte, ließ mich meine Finger langsam zum Abzug führen.
Meine Absicht war es nicht jemanden zu töten, aber ich wollte die Personen die ich liebte außer Gefahr wissen, also drückte ich ab.
Ab dem Moment verging alles wie in Zeitlupe.
Die Kugel flog durch die Luft und trat den Türrahmen. Jedoch reichte das Geräusch und der Schreck, dass die Kugel knapp neben ihm eingeschlagen hatte aus, um ihn ein weiteres Mal nach hinten stolpern zu lassen.
Und da er sich gerade am Eingang des Kellers befand, hörte man nur noch ein lautes Geräusch, dass er die Treppe runtergefallen sei.
Erst jetzt ebbte das aufgekommene Adrenalin und ich schaute geschockt auf die Waffe in meiner Hand. Schnell warf ich sie weg und drehte mich zu Kacchan, der es geschafft hatte sich aufzusetzen.
Mit einem Lächeln schaute er mich an und kam langsam auf mich zu.
"Gut gemacht, Babe.", sagte er leise und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Sofort fing die Stelle an zu kribbeln und es bildeten sich weitere Tränen in meinen Augen.
Vor Freude wollte ich mich ein wenig zu ihm rüber beugen, als mir plötzlich schwindelig wurde.
Alles verschwamm und die Rufe meinen Freundes waren wie im Nebel versunkene Schreie.
Ich holte tief Luft, aber durch die Tritte und Schläge tat sogar das Atmen weh, weswegen ich mich langsam in seine Arme gleiten ließ.
"Deku? Antworte mir doch bitte!", rief er verzweifelt und griff nach meinen Schultern, damit ich ihm wieder in die Augen sehen konnte.
"S-Sorry, irgendwie... geht's mir n-nicht so gut...", flüsterte ich und lächelte zur Aufmunterung. Ich wusste, dass es eigentlich der völlig falsche Zeitpunkt war, aber trotzdem brachte es was.
Kacchans Anspannung löste sich für den Moment, bevor er mich nah an sich zog.
Ich genoss die Nähe und schloss die Augen, um seine Pheromone auf mich wirken zu lassen. Sie beruhigten mich und jeglicher Schmerz war vergessen.
Jedoch schwang der Geruch von Blut weiterhin in der Luft, weswegen ich mich wahrscheinlich etwas zu schnell von ihm löste und ihn ernst ansah.
Kurz fing alles an sich zu drehen, doch das verging schnell.
"Deine Verletzung! Ist es schlimm?", fragte ich leise und sah ihn mit großen Augen an.
Fragend sah er mich an, bis er leicht anfing zu lächeln und sein Hemd hochzog.
Es war nicht mehr als eine kleine Schramme, die minimal Blut verloren hatte.
"Keine Sorge, so schnell bin ich nicht kaputt zu kriegen.", lachte er und grinste.
Diese Stimmung hatte ich die letzten Stunden vermisst.
Sein Lachen, seine Art, seinen Geruch, einfach alles hatte ich an ihm vermisst und ich war so unendlich froh ihn wieder an meiner Seite zu haben.
Die Erleichterung ließ mich aber auch meiner Verletzungen wieder bewusst werden, weswegen sich mein Blick auf mein Bein richtete und die weiterhin blutende Stelle begutachtete.
Der Blutverlust war hoch, weswegen der aufkommende Schwindel immer schlimmer wurde und mich kraftlos an Kacchans Schulter fallen ließ.
Sofort wurde er hellhörig und hielt mich fest, während ich seinen immer schneller werdenden Herzschlag hörte.
"Scheiße! Shoto, hat Ochako den Krankenwagen gerufen?", rief Kacchan, als er mich hochgehoben hatte und mit mir Richtung Ausgang lief.
"Ja, aber es dauert noch ein bisschen.", rief er zurück.
Meine Augen waren geschlossen, ich nahm nur das leichte ruckeln wahr, was davon ausging, dass Kacchan mit mir nach draußen rannte.
Die kalte Luft bildete eine Gänsehaut auf meiner Haut und ich zuckte zusammen, als wir aus dem Haus traten.
Ich fühlte mich so unfassbar schwach, während mein Bewusstsein mir kleine Streiche spielte.
Irgendwann hörte das ruckeln auf und ich spürte, wie er vorsichtig seine Finger mit meinen verschränkte und öffnete leicht die Augen, um Kacchan ansehen zu können.
Seine Unterlippe bebte und seine Hände zitterten um meine Hand. Ob er meinen Puls damit überhaupt richtig messen konnte?
Innerlich lachte ich und schaute grinsend nach oben.
"Hey...Kacchan...-", flüsterte ich, während ich direkt wieder Sorge hatte, dass er mich gar nicht hörte. Alles fühlte sich so unfassbar weit weg an, dass ich meine eigene Stimme kaum mehr als ein Hauchen wahrnahm.
"Hey...bleib-... bleib einfach liegen, okay? Es wird alles gut..., Izu-versprich mir, dass du wach bleibst... nur für einen Moment.. bitte-Es wird alles wieder gut.", sagte er, wobei er sich letzteres eher zu sich selbst sagte. Seine Stimme war bei mir nicht mehr als ein dumpfes Flüstern. Seine Hände, die er um meinen Oberkörper geschlungen hatte, zitterten, während er vergeblich versuchte die Tränen in seinen Augen wegzublinzeln. Wow, so angreifbar hatte ich ihn noch nie gesehen.
Ich lächelte und versuchte unter der letzten Kraft die ich hatte nach seiner Hand zu greifen. Sofort ergriff er sie und drückte sie leicht.
"I-Ich hab vergessen dir etwas wichtiges zu sagen.", hauchte ich leise und versuchte mich etwas näher an ihn zu ziehen.
"Wir-",weiter kam ich kaum, da meine Stimme ein weiteres Mal versagte und ich am Liebsten den schwarzen Punkten in meinem Sichtfeld nachgegeben hätte, aber ich wusste, dass das mehr als gefährlich war. Ich wollte wenigstens noch die letzten Moment, bevor der Krankenwagen kam, in seinen Armen verbringen.
Nach einigen Sekunden holte ich tief Luft und setzte wieder mein fröhlichstes Grinsen auf. Sein Blick spiegelte so viel Liebe und Sorge mit sich, dass mein Herz für einen Moment schneller schlug.
"Haha, diese... verletzliche Seite passt gar nicht zu dir.- Du bist doch sonst immer so taff.", meinte ich und lachte leise.
"Nicht, wenn es um dich geht, Deku. Du scheiß Nerd.", lachte auch er, während er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, die es irgendwie geschafft hatten aus seinem Auge zu flüchten.
"Keine Schimpfwörter... unser Kind könnte sie hören.", meinte ich nervös und schloss für einen Moment die Augen, während ich schmerzhaft schluckte.
Durch das viele Adrenalin und Kacchans Pheromone nahm ich die Schmerzen nur zum Teil wahr und ignorierte sie. Seine Reaktion war dafür umso spannender.
Er schaute nur etwas bedrückt zur Seite und lachte etwas erleichtert auf. Ich wusste nicht, was ich von seiner Reaktion halten sollte. Immerhin war das ein Thema, was alles andere als zum Lachen war.
"Und damit kommst du jetzt? Babe, ich wusste das schon längst. Ich bin dein Freund, wie könnte ich solche Veränderungen nicht merken. Es kränkt mich nur etwas, dass du damit so spät kommst.", meinte er grinsend und legte seine Stirn gegen meine. All die Anspannung, die sich in mir gesammelt hatte, fiel von mir und ich atmete erleichtert aus.
Aus der Ferne hörte man bereits die Sirenen des Krankenwagen, die langsam aber sicher wie unangenehm laute Töne in meinem Kopf widerhallten.
Meine Sicht verschlechterte sich jeden weiteren Moment, sodass ich bereits wenige Sekunden später keine Kontrolle mehr über meinen Körper hatte und meine Arme einfach nur noch schlaff nach unten fielen.
"Babe? BABE?! HEY, DEKU TU MIR DAS NICHT AN, BITTE!", hörte ich seine gedämpfte Stimme, die immer leiser wurde.
Ich sah nur noch schwarz. Kein bisschen Licht erreichte meine Augen. Nur die letzten Funken einer besorgten Stimme.
"Verdammt, wo kommt das ganze Blut her? DEKU! FUCK! MACHT VERDAMMT NOCHMAL SCHNELLER, ER STIRBT!!"
Das waren die letzten Worte, die ich hörte, bevor auch diese letzten Geräusche endgültig verstummten.
Katsuki
Schlaff lag Deku nun in meinen Armen. Mein Herz hörte für diesen Moment auf zu schlagen. Hatte ich ihn jetzt verloren? Hatte ich unser Kind verloren? Würde ich jetzt wieder alleine sein? Dabei hat unsere gemeinsame Zukunft doch erst begonnen! Wie konnte das so schnell enden?
Die Tränen liefen mir unbewusst in Strömen über mein Gesicht.
Nur am Rande meines Bewusstseins bekam ich mit, wie man mir Deku aus den Armen nahm und auf die Trage legte.
Ich wollte wieder nach ihm greifen, aber meine Sinne sagten, ich sollte es lassen. Mein Körper bewegte sich keinen Millimeter. Selbst als man an mir rüttelte und auf mich einredete, war die Welt wie in Watte gepackt. Nichts drang zu mir hindurch. Kein Wort, keine Bewegung. Nur die Erkenntnis, dass ich die Person die ich über alles liebte verlieren könnte.
Erst als man mich an den Armen auf die Beine zog, schien mein Körper zu reagieren.
Wie in Zeitlupe liefen wir auf eine Bank zu auf die mich diese Personen setzten.
Vor mir erschienen zwei Personen, aber sie verschwammen so schnell, dass es mich nicht interessierte und ich sie einfach ignorierte.
Letztendlich konnte ich im Augenwinkel sehen, wie das Blaulicht des Krankenwagens immer dunkler wurde und letztendlich in der Dunkelheit der Nacht verschwanden.
Verdammt, wieso war ich nicht früher los. Wieso habe ich meinem schlechten Gefühl erst so spät vertraut. Wieso habe ich meinen Omega nur in solche Gefahr begeben können.
Auch wenn ich mir der Tatsache bewusst war, dass ich kaum an der Sache schuld war, wollte ein Teil meines Kopfes nach einem Schuldigen suchen und blieb bei mir hängen.
Mein Blick schwang leicht nach rechts, wo man den bewusstlosen Takeru in den zweiten Krankenwagen verstaute.
Scheiße, hätte ich diesen Bastard nur umgebracht. Er hätte den Tod verdient gehabt. Wut und Frustration verengten meine Brust so sehr, dass jeder Atemzug eine Qual war.
Ich biss die Zähne zusammen, um nicht wieder auf den Alpha loszugehen und ihn in tausend Stücke zu zerreißen.
Er hatte mein Omega und mein Kind in Gefahr gebracht. Von dessen Konsequenzen ich nicht wusste, ob sie das jemals überleben würden.
Ich raufte mir die Haare und holte tief Luft. Denn langsam nahm mein Körper wieder die weite Umgebung wahr, statt nur kleine Fetzen, die als Bruchteile in meinem Gehirn ankamen.
Ochako und Shoto standen vor mir und sahen mich besorgt an. Fast hätte ich gelacht, denn ihre Gesichter sahen mit Sicherheit schlimmer aus als meines. Ihre Augen waren rot und leicht geschwollen, während die Faust von Shoto zitterte und Ochako ihre Unterlippe bereits einige blutige Stellen zierte.
"Keine Sorge Katsuki, Izu überlebt das. Er ist eine Kämpfernatur. Sein Wille zu leben ist sowieso umso stärker geworden, seit er dich kennengelernt hat. Und dem Baby geht es mit Sicherheit auch gut.", meinte Ochako und klopfte mir beruhigend auf die Schulter.
"Genau, wir machen uns alle Sorgen, aber wir müssen einfach abwarten. Nur hier sitzen und rumheulen bringt nichts. Er wurde ins Zentrale Krankenhaus gefahren, also würde ich sagen wir fahren ihm erstmal hinterher.", sagte Shoto und wischte sich einmal über die Nase.
Ich nickte abwesend und wurde letztendlich von den beiden am Arm nach oben gezogen und ins Auto geschleppt.
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nächstes Kapitel Freitag, 24.12.2021, 18Uhr.
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