Kapitel 42
(01.10.2021 - 2185 Wörter)
Katsuki
Im Rückspiegel sah ich Dekus Winken und die Tränen, die er bis eben noch fast erfolgreich unterdrückte. Schweren Herzens wurde mein Griff ums Lenkrad fester, während ich meinen Blick abwandte und auf die Straße schaute.
Ich ließ ihn wirklich ungern alleine, vor allem weil er in letzter Zeit so verdammt seltsam war. Erst diese komischen Fragen in Okinawa und zwischendurch seine seltsamen Fressattacken. Außerdem versuchte er krampfhaft vor mir zu verheimlichen, dass es ihm jeden Morgen schlecht ging.
Immer wieder fragte ich mich, warum er etwas vor mir verheimlichte. Vor allem was? Ich hatte eine vage Vorstellung davon, was es sein könnte, aber ich hoffte inständig, dass sich meine Vermutung nicht bewahrheitete.
War meine Antwort, als wir in Okinawa waren etwa falsch? Hatte ich ihm vielleicht in irgendeiner Hinsicht dadurch Angst gemacht? Wollte er mir deswegen nicht erzählen, dass er eventuell schwanger war? Oder wusste er es vielleicht selber nicht?
Frustriert rieb ich mir die Schläfe und blieb bei der nächsten Ampel stehen.
Vielleicht machte ich mir auch einfach nur zu viele Gedanken und es stimmte gar nicht. Aber egal wie oft man darüber nachdachte, die Zeichen waren fast eindeutig. Außerdem waren bereits mehrere Wochen vergangen in denen er nicht in seiner Hitze war. Und ich war mir fast sicher, dass sich seine Pheromone nicht nur alleine wegen meiner Präsenz verändert hatten.
Sie waren süßlicher und ein wenig dominant, wenn man genau darauf achtete.
Als ich auf dem Flughafenparkplatz zum stehen kam, legte ich meinen Kopf auf dem Lenkrad ab, bevor ich anfing mir die Haare zu raufen.
Die ganze Situation verwirrte mich so sehr, dass es einfach nur verdammt frustrierend war.
Es war nicht so, dass ich nicht gerne Vater werden würde. Innerlich freute ich mich sogar darauf unser kleines Kind irgendwann in den Armen halten zu können. Vor allem wenn es Deku war, der sie bekommen würde.
Aber es machte mich innerlich fertig, dass er nicht genug Vertrauen in mich hatte, um es mir zu sagen.
Es schmerzte zu wissen, dass er immer noch eine Grenze zwischen uns setzte.
Letztendlich konnte ich es ihm aber nicht einmal übel nehmen. Wir waren noch nicht lange genug zusammen als das man das volle Vertrauen des anderen erwarten konnte.
Ich wollte, dass er sich bei mir sicher fühlt. Und ich würde warten, bis er bereit genug war es mir selber zu erzählen.
Ein plötzliches Klopfen an die Fensterscheibe ließ mich aufschrecken.
Direkt fing die Person draußen an zu lachen, bevor sie die Tür aufriss.
"Na mein Lieber Katsuki, Zeit zum aufstehen, wir müssen los!", trällerte sie und hielt mir ihre Hand hin.
"Toru, wie kannst du verdammt nochmal so gut gelaunt sein am Morgen.", meckerte ich und lehnte mich zurück, während ich einen Arm auf meine Augen legte und ihre Hand geflissentlich ignorierte.
"Aww, ist da unser kleiner Baby Kat etwa müde?" Mit vorgeschobener Unterlippe schaute sie mich mit ihrem besten Hundeaugen an und tätschelte meinen Kopf.
Wäre sie keine so gute Freundin, hätte ich sie dafür mit Sicherheit schon ins Nevarda geschickt. Aber sie war so eine Art Mensch, die sich einfach unbewusst in das Leben anderer einschleicht und dort einnistet.
"Ist ja gut, ich komm ja schon.", seufzte ich letztendlich und stieg schwermütig aus dem Auto.
"Wir haben jetzt knapp achtzehn Stunden Zeit bis wir in New York sind. Und während des Flugs hast du alle Zeit der Welt mir jedes kleinste Detail über deinen Freund zu erzählen. Izuku hieß er doch, richtig?", grinste sie fröhlich und fing über beide Ohren an zu strahlen.
Ich rollte nur mit den Augen und lief zum Kofferraum, um dort meinen Koffer rauszuholen, konnte mir aber ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.
"Können wir, Baby Kat?", lachte sie, während sie neben mir regelrecht zum Eingang hüpfte.
Manchmal fragte ich mich ehrlich, wo sie diese ganze Energie her hatte oder wie sie es geschafft hatte mir so nahe zu kommen.
Wahrscheinlich war sie auch deswegen eines der wenigen Mädchen gewesen, mit denen ich niemals etwas angefangen hätte. Und höchstwahrscheinlich auch wegen der Tatsache, dass ich unsere Freundschaft sehr schätzte und es dadurch nicht kaputt machen wollte.
Mit einem mulmigen Gefühl schaute ich letztendlich ein letztes Mal auf mein Handy und stellte ein wenig frustriert fest, dass niemand, nicht einmal Deku, mir geschrieben hatte.
Direkt verstärkte sich mein Griff um mein Handy. Ich verspürte den Drang dazu ihn anzurufen und zu fragen ob alles in Ordnung sei. Aber ich ließ es.
Letztendlich ignorierte ich mein ungutes Gefühl und legte mein Handy nur zurück in meine Hosentasche, bevor Toru und ich auf unser Gate zugingen.
~~~
Geschlagene vierzehn Stunden später kamen wir dann endlich in New York an.
Mein Kopf dröhnte und ich wollte am Liebsten einfach nur noch Deku in den Arm nehmen und seine Stimme zum einschlafen hören.
Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass mich eine Person so einnehmen würde. Und niemals könnte ich mir auch nach diesen wenigen Wochen ein Leben ohne ihn vorstellen.
Immer wenn ich ihn ansah oder Zeit mit ihm verbrachte, ihn berührte, dann spürte ich, wie sich eine gewisse Lehre in mir füllte. Wie sich die Wärme und seine Liebe auf mich übertrug. Und das war das schönste Gefühl, was ich je erlebt hatte.
Deswegen würde ich ihn niemals dafür verurteilen oder verlassen, nur weil er unser Kind in sich trägt. Im Gegenteil, ich freute mich darauf.
Grinsend stieg ich ins Taxi und Toru setzte sich neben mich.
"Wow, dieser Izuku hat es dir ja wirklich angetan.", sagte Toru schmunzelnd und gähnte einmal.
Hier in New York war es vielleicht erst Morgen, aber in Japan wäre es kurz vor Mitternacht, also waren wir logischerweise beide ziemlich müde.
Auf ihre Aussage fing ich nur leicht an zu lächeln und stützte meinen Kopf am Fenster ab.
Meine Gedanken gehörten ganz Deku und der Vorstellung einer kleinen Familie zu dritt.
Jede weitere Sekunde ließ mein Herz weiter erwärmen, wenn ich daran dachte, wie wir aufwachen würden und unser Kind umsorgen würden.
Ich seufzte wohlig auf, bevor ich wieder aus dem Fenster schaute.
Das Taxi fuhr uns direkt zur Baustelle, wo Toru und ich direkt anfingen mit einigen zuständigen Leuten die weitere Vorgehensweise zu besprachen.
Zwar war mein Kopf alles andere als frei, aber ich wusste, dass wenn ich mich hier beeilen würde, schnell wieder bei Deku sein konnte.
Vielleicht konnte ich dann auch endlich Klarheit über meine Vermutung schaffen und ich wusste woran ich war.
~~~
Nach gefühlten Ewigkeiten kamen wir dann im Hotel an, wo wir direkt in unser Zimmer geleitet wurden.
Da es eine Geschäftsreise war, störte mich die Größe oder die Ausstattung des Zimmers nicht. Hauptsache ich hatte genügend Empfang, um mit meinem Omega telefonieren zu können.
Schnell sprang ich unter die Dusche und machte mich fertig, um wenigstens ein wenig Schlaf zu bekommen.
Toru schien es ähnlich zu gehen, denn sie eroberte direkt nach mir das Badezimmer und war tatsächlich auch nach weiteren zwanzig Minuten fertig.
Mit einem erleichterten Seufzen ließ ich mich aufs Bett fallen und kramte mein Handy vom Nachttisch. Ich wollte in dem Moment einfach nur Dekus Stimme hören und seine ferne Präsenz genießen.
Nach wenigen Minuten hatte ich bereits seine Nummer gewählt und hielt mir müde das Handy ans Ohr.
Es dauerte nicht lange, dann hörte ich ein leises rascheln und ein kurzes seufzen.
"Hey Babe", sagte ich schmunzelnd und schloss die Augen.
"Hey Kacchan", hörte ich die süße Stimme meines Omegas.
Ein weiteres Rascheln auf seiner Seite ertönte.
Er schien wohl irgendwo im Bett zu liegen oder auf der Couch. Aber das zeigte nur mehr, wie erschöpft er wohl war. Oder er war bereits im Bett und ich hatte ihn geweckt.
"Wie war dein Tag?", fragte ich müde und gähnte einmal.
"Anstrengend. Und bei dir?" Seine Stimme klang angestrengt und müde. Ich sollte dieses Telefonat wohl kurz halten.
Ich erklärte ihm kurz was heute alles passiert war und hörte am anderen Ende nur ein zustimmendes Murmeln. Ich konnte nicht anders als zu Grinsen. Er war so verdammt süß, wenn er müde war. Das habe ich schon früher erfahren, wenn er vor mir eingeschlafen war.
Wahrscheinlich ist er sich dessen gar nicht bewusst, aber wenn er schlief, dann sucht er automatisch die Nähe anderer, die ich ihm natürlich mehr als freudig gewährte.
Es war still am Ende, also dachte ich er wäre eingeschlafen. Gerade als ich auflegen wollte, hörte ich seine Stimme leise meinen Namen rufen.
"Ja Babe?", fragte ich wahrscheinlich ebenso leise.
"Ich vermisse dich.", seine Worte klangen so traurig und voller Sehnsucht, dass es mir fast das Herz zerriss.
Im Augenwinkel konnte ich nur sehen, wie eine bettfertige Toru auf mein Bett zukam und sich ohne zu zögern neben mich schmiss.
Mahnend sah ich sie an, während sie nur grinsend mit den Schultern zuckte.
Ihr Grinsen quittierte ich mit einem Augenrollen und widmete mich wieder dem Telefonat.
"Ich dich auch, Deku. Aber es ist ja nur eine Woche, dann werde ich nicht mehr von deiner Seite weichen.", murmelte ich und beobachtete Toru kritisch.
Ein zufriedenes seufzen ertönte, bevor es zu einer gänzlichen Stille kam.
Sein Handy schien wohl nahe genug an seinem Gesicht zu sein, sodass ich seine regelmäßigen Atemzüge hören konnte.
Langsam richtete ich mich auf und wollte gerade auflegen, als mich Toru ein weiteres Mal verschmitzt angrinste und meinem Handy näher kam.
"Katsuki, Baby, jetzt leg verdammt nochmal auf, ich will schlafen.", murmelte Toru leicht verschlafen und riss mir das Handy aus der Hand, um direkt danach aufzulegen.
Direkt weiteten sich meine Augen und ich schaute sie geschockt an.
Mein Herz ging schneller und ich war für die ersten Sekunden wie gelähmt, bevor ich langsam wieder zur Besinnung kam.
"SAG MAL SPINNST DU?", rief ich und wollte wieder nach meinem Handy greifen, aber sie verwehrte es mir.
Zur Krönung des Ganzen stolperte sie auch noch leicht nach hinten und ließ mein Handy fallen.
Hysterisch sprang ich aus dem Bett und versuchte das Handy anzuschalten.
Mein Herz raste und ich biss mir ungeduldig auf die Unterlippe.
Ich wusste ganz genau, dass Deku auf soetwas empfindlich reagieren wird. So war er nunmal.
Nach einigen Minuten, in denen ich vergeblich mein Handy versuchte anzuschalten, verwandelte sich meine vorhandene Angst in Wut.
Deku wird es falsch verstehen. Definitiv. Sie deutete genau darauf hin und man konnte es einfach nur falsch verstehen.
Wütend schaute ich Toru an und ging auf sie zu.
Wenn jemals etwas passieren sollte, dann wäre das ihre Schuld!
Mit geballten Fäusten kam ich ihr immer näher, während sie sich im Bett immer kleiner machte.
"Mensch Katsuki, das war doch nur ein kleiner Spaß. Ich weiß doch, dass du niemals etwas mit mir anfangen würdest.", murmelte sie schuldbewust und schaute auf den Boden.
Ihre Aussage steigerte meine Wut nur noch weiter.
"DU weißt das, aber Deku weiß das nicht! Er versteht sowas immer vollkommen falsch! Scheiße!", rief ich frustriert und schaute wieder auf mein Handy.
Als ich nach ein paar weiteren Versuchen endlich ein Lebenszeichen ausmachen konnte, wählte ich sofort Dekus Nummer, als es bereit war.
Doch es kam nichts. Nicht einmal das Klingeln.
Er musste sein Handy wohl ausgeschaltet haben, dachte ich frustriert und mein Griff wurde fester.
"Keine Sorge Kat, morgen wird er sich melden und dann ist alles wieder in Ordnung. Ihr habt eine so hinreißende Beziehung, da wird er schon nicht sauer werden.", meinte sie und legte sich anschließend in ihr eigenes Bett.
Ich holte tief Luft und versuchte die aufgekommene Wut zu besänftigen.
"Ich will ganz stark für dich hoffen, dass das stimmt.", zischte ich in ihre Richtung, woraufhin sie nur mit den Augen rollte.
~~~
Der Wut zu danken, habe ich diese Nacht kein einziges Auge zubekommen.
Ständig sah ich nur Deku vor mir und wie der mich mit seinen traurigen Augen anschaute.
Dieser Blick brannte sich in mein Gedächtnis und ließ mich immer wieder erschaudern.
Ich hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache und mein Gefühl täuschte sich selten.
Meine Angst wurde immer stärker, sodass ich mir verzweifelt durch die Haare ging.
Ich wollte den Worten von Toru Glauben schenken und mir keine weiteren Sorgen machen, aber es ging um Deku. Wie konnte ich mir da keine Sorgen machen.
Und ich erreichte ihn einfach nicht. Sein Handy war seit mehreren Stunden bereits aus.
Mit zusammengebissenen Zähnen legte ich einek Arm auf meine Augen und seufzte.
~~~
Toru und ich standen bereits auf der Baustelle, als mein Handy anfing zu vibrieren.
Sofort waren alle meine Sinne aktiviert und ich hätte fast die Blätter aus den Händen verloren, weil meine Nervosität Besitz von mir ergriff und mich zu einem emotionalen Wrack machte.
Deku hatte sich immer noch nicht gemeldet oder sein Handy angeschaltet.
Was verdammt war nur los mit ihm?
So hatte er sich noch nie verhalten.
Schnell holte ich das Handy aus der Hosentasche und schaute auf den Bildschirn.
Aber als ich nicht Dekus, sondern Shoto Todorokis Namen auf meinem Bildschirm sah, wurde meine Angst auf einen Schlag unangenehmer.
Mein Bauch schmerzte vor Nervosität und meine Hände fingen unnatürlich an zu zittern.
"Hallo?", fragte ich unsicher, als ich abnahm.
"Ich komm direkt zum Punkt: Deku ist verschwunden."
~~~
Hello,
Sorry, das Kapitel ist nicht so gelungen, wie ich es gerne hätte, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen. ^^'
Bis Sonntag ♡
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