Kapitel 22

(30.06.2021 - 1705 Wörter) 

Izuku

Kacchan stand mit gesenktem Blick vor mir und schien offensichtlich mit sich zu kämpfen. So gerne wollte ich ihn in den Arm nehmen und ihm zeigen, dass ich nicht mehr böse war. Allein das Bild, was er vor mir abgab ließ mich schuldbewusst aufseufzen.
Aber ich wollte wenigstens eine Entschuldigung. Er war schuld an unserem Streit, also konnte er sich auch darum bemühen ihn zu schlichten. 

Nur musste ich wieder mit einem Grinsen feststellen, dass er wohl immer der Typ bleiben wird, der solche Probleme eher in sich hinein frisst, statt sie zu lösen. 

Da brauchte er wohl oder übel einen kleinen Anstoß.

Seine angespannte Haltung, seine zu einer Faust geballten Hände und sein zitternder Körper zeigten mir, wie sehr ihm die Sache eigentlich mitnahm. Der Anblick tat mir im Herzen weh und ich versuchte meine eigenen Tränen zurückzuhalten. 

Ich atmete tief durch und machte mit einem Lächeln im Gesicht einen Schritt auf ihn zu, um nach seiner Hand zu greifen. 

Sofort spannte er sich noch mehr an und wollte zurückweichen, aber ich zog ihn zu mir und schloss ihn in meine Arme. 
Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus und ich genoss direkt die Nähe. So sehr hatte ich es vermisst. Den Geruch seiner Pheromone und auch seine Präsenz. Sie verbreiteten sofort ein Gefühl der Geborgenheit bei mir und ich fing entspannt an zu lächeln. 
Insgeheim fragte ich mich schon wieder wem ich mit dieser Umarmung eigentlich helfen wollte. Ein Teil von mir wollte ihn wirklich aufmuntern, aber der andere Teil wollte ihn einfach nur für sich haben und die Nähe genießen. 

Das war bis jetzt zwar tatsächlich unsere erste Umarmung, aber dementsprechend gut fühlte sie sich dann auch an. 

Kacchan schien die Sache auch nicht kalt gelassen zu haben, denn er erwiderte die Umarmung sofort, indem er seine Hände fest in meinen dicken Pullover krallte und seinen Kopf in meinen Haaren vergrub. 
Er zeigte mir seine schwache Seite. Und allein diese Tatsache machte mich schon unglaublich glücklich. 

Eigentlich wäre ich der Schwache von uns Beiden, aber er war eben auch nur ein Mensch mit normalen Gefühlen und einer sensiblen Seite. 

Auf einmal hörte ich ein leises Schluchzen und wie er versuchte mich verkrampft noch weiter an sich zu ziehen. 

So habe ich ihn wirklich noch nie erlebt, so aufgelöst. Und wahrscheinlich würde ich das auch nie wieder, also musste ich den Moment komplett auskosten. 

Langsam vergrub ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge und inhalierte seinen himmlischen Geruch. Seine Pheromone waren immer schon besonders gewesen, aber erst jetzt nahm ich sie auf eine besondere, liebevolle Art und Weise wahr. 

Es dauerte eine Weile, bis sich Kacchan beruhigt hatte und sich beschämt von mir löste. Mit Sicherheit war er es nicht gewohnt solch eine Schwäche zu zeigen. 

Sein Gesicht war immer noch gesenkt, aber da er nur in Jogginghose vor mir stand und ihm bei der Jahreszeit sicher kalt sein musste, nahm ich seine Hand und zog ihn wortlos in seine Wohnung, wo ich mir erstmal die Schuhe auszog und ihn dann ins Wohnzimmer schleifte. 

So wie das Sofa aussah, hatte er bis eben wahrscheinlich noch darauf geschlafen. Vorsichtig drückte ich ihn zurück darauf und legte ihm meine Hände auf die Schultern. 

Er sah immer noch so aus, als würde er in einer ganz anderen Welt schweben. Hatte ihn die Sache wirklich so sehr mitgenommen? 

Also so langsam bekam ich wirklich Schuldgefühle und ich fing an etwas verzweifelt zu seufzen. 

Bei einem genaueren Blick auf ihn fiel mir sofort auf, dass er definitiv zu wenig auf den Rippen hatte. Hat er in den letzten Tagen überhaupt irgendwas gegessen? 
Ich wollte gerade wieder gehen und für ihn in der Küche etwas essbares finden, als er mich an der Hand anfasste und sanft daran zog. 

Fast schon schüchtern und zaghaft saß er vor mir und sah mir das erste Mal direkt in die Augen. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Er hatte Angst und war den Tränen nah.

Sofort drehte ich mich wieder um und legte eine Hand an seine Wange. 

Ich konnte nicht anders als ihn zu umsorgen. Irgendwas in mir sagte mir, dass dieser Typ gerade einfach unglaublich viel Liebe brauchte. Und ich wollte ihm diese unter keinen Umständen verweigern. 

"Keine Sorge, ich werde nicht gehen. Leg dich hin und schlaf ein wenig. Du siehst echt nicht gut aus.", meinte ich leise und brach währenddessen nicht einmal den Blickkontakt ab. 

Er nickte nur abwesend und legte sich hin. Wäre er komplett Herr seiner Sinne, würde er sich wahrscheinlich niemals so von mir bemuttern lassen, aber er was wohl verzweifelt genug, dass er bei mir in einer Art Trance steckte und diese wohl nicht lösen konnte.

Ein weiteres Mal erinnerte es mich an meine Schuldgefühle. Ich hatte definitiv etwas damit zutun. Die Art und Weise wie er nach mir gegriffen hat war einfach anders als die letzten Male. Er war viel... einfühlsamer. 

Schnell ging ich in die Küche und blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen. Direkt stellte ich fest, dass Kacchan wohl wirklich nicht der beste im kochen war. 

Die Küche war ein einziges Schlachtfeld und selbst an der Decke konnte ich Reste von was auch immer erkennen. War er denn wirklich so aufgeschmissen ohne jemand anderen? 

Wahrscheinlich würde er es niemals zugeben, aber er brauchte wohl wirklich jemanden an seiner Seite. Leicht musste ich lächeln als ich mir mich an seiner Seite vorstellte. 

Immer noch war das kein wirklicher Gedanke, der wirklich in Erfüllung gehen konnte. Immerhin war er bis jetzt noch absolut nicht ansprechbar. 

Mit einigen Handgriffen hatte ich die Küche innerhalb einer ganzen Stunde wieder aufgeräumt und fing langsam an etwas essbares aus den restlichen Zutaten zu machen. 

Irgendwann schaute ich aus reiner Neugierde ins Wohnzimmer, wo ein schlafender Kacchan lag. Da er aber keine Decke oder ähnliches in der Nähe hatte, ging ich schnell in mein altes Zimmer und holte dort aus dem Schrank eine dünne Decke, mit der ich wieder runter ging und ihn vorsichtig zudeckte. 

Dabei entdeckte ich an seinen Fingern und auch ein wenig an seinen Armen mehrere Schnitte und Brandblasen. Er war wohl doch ungeschickter als ich dachte. 

Schnell lief ich ins Badezimmer, wo ich alles nach einem Verbandskasten absuchte und schließlich in der hintersten Ecke etwas fand. 

Wieder im Wohnzimmer versorgte ich seine Hände und schmierte eine Salbe drauf, die ich in einer Schublade gefunden hatte. Nach Beschreibung sollte sie wohl gegen Brandblasen helfen.

Da die Stellen relativ groß waren, nahm ich keine Pflaster, sondern entschied mich ihm direkt beide Hände zu verbinden. Erstaunlicherweise war er dabei auch nicht einmal aufgewacht, wofür ich insgeheim sehr dankbar war. Er brauchte diese Ruhe gerade einfach. 

Nachdem ich das erledigt hatte, machte ich mich wieder daran das Essen fertig zu bekommen.

Seit ich das mit Kacchan erfahren hatte stand ich dauerhaft unter Strom und hatte nicht einmal mitbekommen, wie ich angespannt die Luft angehalten hatte. 

Es fühlte sich einfach dauerhaft so an, als würde er jeden Moment wieder zu sich kommen und all meine bisherigen Mühen wären vergebens. Vor allem auch, weil ich immer noch Angst vor seinen Pheromonen hatte. 

Denn egal was ich dagegen tun wollte, ich war machtlos gegen die Pheromone eines dominanten Alpha als ein rezessiver Omega. Vor allem wollte ich nichts tun was ihn erzürnen könnte, einfach weil ich nicht wusste wie sich das letztendlich aufs Kind auswirken würde. 

Langsam legte ich meine Hand auf meinen Bauch und schaute etwas besorgt darauf. 
Es wäre wohl wirklich besser, wenn ich ihm erstmal nichts davon erzähle. Ich wollte einfach kein Risiko eingehen. 

Die Vorstellung von seiner Reaktion darauf beschaffte mir eine unangenehme Gänsehaut und ich konnte nicht anders als mir nervös auf die Unterlippe zu beißen.

Gerade jetzt wo wir scheinbar wieder auf einem guten Weg zur Versöhnung waren, wollte ich es nicht riskieren einen neuen Streit zu entfachen. 

Solange ich nicht weiß wie er zu dieser Situation steht, werde ich nichts sagen. 
Entschlossen und mit neuem Mut machte ich das Essen fertig und ging schließlich mit zwei Tellern ins Wohnzimmer zurück, wo Kacchan immer noch Seelenruhig schlief. 

Vorsichtig und bedacht darauf ihn nicht allzu sehr zu stören, setzte ich mich neben ihn und stellte die Teller auf dem Tisch vor uns ab, bevor ich anfing langsam an ihm zu rütteln. 

Egal wie müde er war, er musste jetzt unbedingt etwas Essen. Also rüttelte ich weiter und bekam nach einigen Minuten auch eine erste Reaktion darauf. Gequält fing er an zu grummeln und bewegte sich. 

Ehe ich mich versah, hatte er seine Arme um meine Taille gewickelt und schlief auf meinen Beinen angelehnt weiter. 
Etwas perplex hob ich die Arme und sah ihn für eine kleine Weile an, aber als er keine Anstalten machte sich zu bewegen ließ ich meine Hand auf seinen Kopf sinken und musste insgeheim grinsen. 

Genau solche Situationen hatte ich mir immer zwischen uns vorgestellt. Auch wenn in meiner Vorstellung die Rollen etwas vertauscht waren, aber so ließ es sich jedenfalls auch leben. 

Er grummelte ein weiteres Mal und drehte seinen Kopf in meine Richtung, während er leicht anfing zu lächeln. 

"Hm.. du riechst so gut... so... süß...", murmelte er im Halbschlaf und kuschelte sich noch enger an mich. 
In meinem Bauch explodierten die Schmetterlinge und Adrenalin wurde in meine Venen gepumpt. Noch nie hatte ich so ein berauschendes Gefühl wahrgenommen. 
Seine Zuneigung war auf jeden Fall besonders. 

Mein Herz machte einen Satz nach vorne und ich fing an vorsichtig seinen Kopf zu kraulen. 

Kann die Zeit bitte stehenbleiben und ich bleibe für immer so bei ihm? Dieser Moment fühlte sich fast schon an, als würde ich Träumen, aber stetig machte ich mir bewusst, dass es die Realität war und freute mich aufs Neue. 

Ein letztes Mal strich ich ihm über die Haare und seine Wange, bevor es an der Tür klingelte und Kacchan zusammenzuckte und die Augen öffnete. 

~~~

Hellooo,

ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. 

Da ich wegen meiner Mandelentzündung jetzt auch noch richtig erkältet bin, hoffe ich einfach mal, dass ich nicht allzu seltsame Sachen ins Kapitel geschrieben hab, einfach weil ich gefühlt 24/7 unter irgendwelchen Medikamenten stand. Wenn ich wieder komplett gesund bin lese ich mir das auf jeden Fall nochmal durch und werds ggf. überarbeiten. 

Schreibt mir ruhig wegen Verbesserungen usw. ^^ 

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