Kapitel 2 ✔

(03.06.2021 - 1559 Wörter)

Als die ersten Menschen in Sichtweite waren, nahm ich die Kopfhörer aus den Ohren und hörte direkt die Musik, die wie ein Echo durch die Straßen hallte. Dies war eine ziemlich unruhige Gegend, weswegen an jeder zweiten Ecke ein anderer Club zu sehen war. 

Von weitem konnte ich schon das rot-blau leuchtende Schild der Bar ausfindig machen, auf die ich etwas missmutig zuging.
Ochako sowie Shoto waren beide noch nicht erschienen, aber dafür sah ich die pinken Haare von Mina, die wie ein Energiebündel durch die Gegend hüpfte. 

Manchmal fragte ich mich, wo sie die ganze Energie her hatte, während ich insgeheim hoffte, dass sie mich heute etwas von sich verschonen würde. Es war nicht so, dass ich mich nicht freute hier zu sein, es war eher die Tatsache, dass die Kopfschmerzen und dieses gewisse ungute Gefühl einfach nicht verschwinden wollten. 
Mit einem leicht gekünstelten Lächeln schlich ich mich an sie heran und legte eine Hand auf ihre Schulter, was sie etwas zusammenzucken ließ. Trotzdem drehte sie sich mit einem Grinsen um und fiel mir wenig später freudig um den Hals. 

"Izuku! Pünktlich wie immer.", grinste sie und ließ nach einer kurzen Umarmung auch wieder von mir ab.

"Also, ich hab ja gesagt, dass ich einige Freunde mitbringe... Der mit den roten Haaren ist Kirishima, der mit den blonden Haaren ist Denki und der, der so aussieht, als würde er gleich einschlafen, das ist Shinso. Und Leute, dieser kleine Sonnenschein hier ist mein lieber Izuku." Grinsend stellte mich Mina allen vor, denen ich nur kurz zunickte und dann wieder in eine andere Richtung schaute. 

"Eigentlich wollte Bakugou noch dazu kommen, aber der verspätet sich immer. Also, wollen wir schonmal rein? Shoto hat gesagt, dass er und Ochako später kommen, weil sie noch etwas zu erledigen hatten." Alle nickten zustimmend, während ich den Griff um meine Tasche etwas verstärkte. 

Nicht nur die Tatsache, dass meine Heat auf mich wartete, sondern auch dass Shoto und Ochako noch nicht da waren, machte mich nervös. Allein schon weil niemand wusste, dass ich ein Omega war, wollte ich nicht ohne sie hinein. 

Ich atmete einmal tief ein, bevor ich immer noch sehr nervös auf den Eingang des Clubs zuging. Doch dieser wurde mir verwehrt, als mich ein blonder Kerl mit einem harschen "Zur Seite" wegschubste und in den Club raste. 
Direkt verlor ich mein Gleichgewicht und hätte fast Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, hätte ich nicht schnell genug nach der Tür gegriffen. 

Etwas perplex schaute ich dem blonden hinterher, von dem nur noch eine leichte Silhouette zu sehen war. 

Plötzlich überschlug sich mein Herz und ich war wie gelähmt. Mein Kiefer spannte sich an und ich ballte meine Hände reflexartig zu einer Faust. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und raubte mir für den Bruchteil einer Sekunde den Atem. Irgendwas hatte der Kerl an sich. Ich wusste nur noch nicht, was.

Wie paralysiert starrte ich in die Richtung und wollte dieser rätselhaften Person gerade hinterher gehen, jedoch legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich fuhr erschrocken herum. 

Shoto zog seine Hand sofort wieder weg und sah mich etwas verwirrt an. 

"Hey, alles ok? Gehts dir nicht gut?", fragte er besorgt und kam einen Schritt näher, sodass ich aus Reflex wieder einen zurück ging. Überrascht von mir selbst senkte ich den Blick und sah auf meine zitternden Hände. 

"J-Ja, ich war nur kurz verwirrt, weil mich irgend so ein Typ angerempelt hat.", sagte ich schnell, als ich sie wieder ansehen konnte. Es war ja nicht gelogen. Diese plötzliche Nervosität war definitiv dem Blondschopf zu verschulden.

"Na gut, wenn du meinst. Aber übertreib es heute nicht, du siehst ganz schön blass aus.", meinte er lachend und schnippte mir einmal gegen die Stirn. 
Ochako, die hinter ihm zum Vorschein kam, runzelte die Stirn und machte einige Schritte auf mich zu, sodass sie mir gefährlich nahe kam und ich wieder etwas zurückwich.

Mit gerunzelter Stirn musterte sie mich und seufzte. 
"Wenn es dir wirklich nicht so gut geht, kannst du auch nach Hause gehen.", sagte sie. 

Kurz dachte ich auch tatsächlich darüber nach, aber dieser Abend sollte besonders werden und davon würde mich auch meine Heat nicht abhalten. Immerhin hatte ich die anderen Tabletten mit und war sicher. 

"Nein nein, es ist wirklich alles gut.", versicherte ich den Beiden und wollte den Club betreten, doch Ochako nahm meine sowie Shotos Hand und zog uns gemeinsam in den dunklen Raum. 

Sofort umhüllte uns eine stickige Luft und die Lichter fingen an vor uns zu tanzen. Die Musik war laut und auf der Tanzfläche tanzten bestimmt mehrere hundert Menschen.

Wieder lief es mir kalt den Rücken hinunter, als würde ich irgendwie beobachtet werden, aber das Gefühl schob ich einfach auf meine kommende Heat.

Ochako zog uns in eine ziemlich dunkle Ecke, wo ich unter dem schwachen Licht trotzdem die pinken Haare von Mina ausfindig machen konnte. 

Relativ schnell bemerkte sie uns und kam freudestrahlend auf uns zu, um Ochako und Shoto auch einmal in eine kurze Umarmung zu ziehen. 

"Mit euch sind wir endlich vollzählig.", rief sie über die laute Musik und hielt lachend ein Bier in die Luft. 

"Ah stimmt, ich habe euch Katsuki noch gar nicht vorgestellt." Kurz sah ich hinter sie und sah den missmutig in die Runde blickenden Blondschopf. War das nicht der, der mich vorhin angerempelt hat? 
Etwas gelangweilt sah ich wieder zu Mina und wollte mich in die Nähe von Denki und Shinso setzten, doch Mina zog mich zurück und legte hektisch einen Arm um mich.

"Komm, setz dich neben unseren miesepeter Katsuki. So ein Sonnenschein wie du kann ihn sicherlich etwas besänftigen. Und keine Angst, nur weil er ein Alpha ist, heißt das nicht, dass er gefährlich ist. Na los, keine falsche Scheu.", rief sie lachend und wackelte mit den Augenbrauen.
Sofort zog sich alles in mir zusammen und ich riss die Augen auf. 
Er, ein Alpha. Deswegen fühlte ich mich vorhin so unwohl.  

Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, packte sie mich an den Schultern und setzte mich direkt neben diesen Katsuki. 
Unangenehmer konnte es wirklich nicht sein. 

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Gesicht hatte wahrscheinlich auch längst die Farbe einer Tomate angenommen. Ich zitterte und presste die Lippen aufeinander. Noch nie war ich einem Alpha  so nah, vor allem so kurz vor meiner Heat. Dementsprechend überfordert war ich mit der Situation und wusste nicht genau, wie ich auf ihn reagieren sollte. 

Gerade als ich etwas sagen wollte und meinen Kopf in seine Richtung drehte, stockte mir der Atem. 

Ich sah in seine rubinroten Augen, die mit den Lichtern im Club ab und zu anfingen zu leuchten. 
Seine blonden Haare standen in alle Richtungen ab und machten sein ganzes Wesen nur noch angsteinflößender. Aber irgendwie gefiel mir das Bild, was er abgab.

Und als wäre das nicht genug, fing er in dem Moment  an zu grinsen, als hätte er ganz genau gewusst, was ich dachte. 
Unwillig sah ich in sein Gesicht und musterte seine fast schon makellose Haut. 

"Willst du irgendwann auch mal aufhören mich anzustarren?", fragte er plötzlich gereizt und sah mich abschätzig an. 

Seine Stimme verpasste mir eine gehörige Gänsehaut, weswegen ich einmal nach Luft schnappte und den Atem anhielt. Mein Körper reagierte wie von selbst und war wie gebannt von seinem Aussehen und vor allem von einem ganz bestimmten Duft. 

Mein Verstand gehorchte mir nicht mehr und ließ mich immer mehr erschaudern, bis ich irgendwann merkte, wie er etwas verwirrt die Augen zusammen zog. 

Von all dem drum herum merkte ich herzlich wenig, da mein Kopf nach etwas ganz anderem schrie. 

Die Pheromone, die dieser Alpha versprühte waren mehr als anziehend und auch wenn ich mich selbst für diese Tatsache verabscheute, wollte ich in dem Moment nichts mehr als Befriedigung. 

Aber wenn ich mich diesem Drang hingeben würde, wusste ich, dass mein Geheimnis auffliegen würde. Mein zweiundzwanzig Jahre lang gehütetes Geheimnis wäre mit einem Abend vergessen. 

Das konnte und durfte ich auf keinen Fall zulassen. 

Ich presste meine Lippen aufeinander und krallte meine Hand in mein Handgelenk, um wieder etwas zu klarem Verstand zu kommen. Ich spürte seinen brennenden Blick auf mir, doch das war mir herzlich egal. Ich musste einfach nur hier weg. 

Um der Situation irgendwie entkommen zu können, nahm ich das erstbeste Getränk, was auf dem Tisch stand und kippte es mit einem Mal meine Kehle herunter. 

Erst nachdem es anfing zu brennen und der Geschmack von Alkohol meinen Mund erfüllte, realisierte ich, was ich da überhaupt tat. Meine Augen weiteten sich, als ich geschockt in den leeren Becher sah. Meine Alkoholtoleranz war so unfassbar niedrig, dass ich selbst bei einem einfachen Bier eine Wirkung spürte. 

Um Atem ringend und mit zitternden Händen sah ich auf den Boden. 
Mein Instinkt riet mir mich Katsuki um den Hals zu werfen, aber mein Verstand sagte, ich sollte ganz schnell verschwinden. Doch mein Körper machte mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung, als mein Gesicht anfing sich zu erwärmen und der Wirkung viel zu schnell anfing seine Wirkung zu zeigen. 

Erst als meine Sicht verschwamm und ich Mühe hatte die Augen offen zu halten, bemerkte ich diese aussichtslose Lage. 
Egal, was ich jetzt tat, es würde sich alles zum negativen wenden, also gab ich mich letztendlich einfach der Situation hin. 

Und ein weiteres Mal verfluchte ich mich dafür, dass ich vorhin nicht einfach Zuhause geblieben war. 

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Überarbeitet am 14.12.2022

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