Kapitel 16
(19.06.2021 - 1794 Wörter)
Izuku
Als ich aufwachte bemerkte ich ein kaltes Tuch auf meinem Kopf und war erst etwas verwirrt, aber dann kam es mir wieder in den Sinn, was gestern alles passiert war.
Shoto hat mich nach Hause gefahren, nachdem ich zusammengebrochen bin und sich um mich gekümmert.
Erstaunlicherweise fühlte ich mich auch wieder etwas fitter. Zwar fühlten sich meine Arme und Beine noch etwas kraftlos an, aber ich konnte immerhin wieder ordentlich atmen, ohne das sich ein komisches Gefühl in meiner Brust breitmachte.
Ich konnte aus dem Wohnzimmer eine Stimme wahrnehmen, weswegen ich langsam aufstand und in die Richtung ging, wo Shoto's Stimme herkam.
"Ja, ihm geht's besser. Immerhin ist das Fieber weg. Ich hab nur keine Ahnung was mit ihm los ist.", sagte er ins Handy, während er seine Hand betrachtete.
Er schien wohl auf der Couch geschlafen zu haben, denn er war nur noch Oberkörperfrei und es lag ein Kissen und eine dünne Decke unter ihm.
"Ich werde nachher mal mit ihm reden, sobald er wach ist. Er hat den ganzen Tag durchgeschlafen. Das waren mehr als zwanzig Stunden! Das ist doch nicht mehr normal!", sagte er verständnislos und ging sich einmal durch die Haare.
Ich riss die Augen auf, als ich hörte wie lange ich geschlafen hatte. Klar, in letzter Zeit war ich schon sehr müde, aber so lange?
Meine Gedanken wurden durch ein leichtes Schwindelgefühl und der üblichen Übelkeit unterbrochen.
So schnell ich konnte hielt ich mir die Hand vor den Mund und rannte ins Badezimmer, wo ich meinen sowieso schon leeren Magen versuchte ein weiteres Mal zu entleeren.
Sofort erschien Shoto im Türrahmen und fragte was los sei.
Nun konnte ich meine Vermutung kaum mehr leugnen. Zwar waren die Symptome ziemlich eindeutig, aber ich brauchte Gewissheit.
"Sh-Shoto...? Bitte stell keine Fragen und... ähm... kannst du mir vielleicht einen Schwangerschaftstest kaufen?" Ihm diese Frage zu stellen hat mich Unmengen an Überwindung gekostet und mein Gesicht glich jetzt wahrscheinlich einer Tomate, weil mir das so unangenehm war.
Für einen kurzen Moment blieb es still und ich wartete nur darauf, dass irgendwas passierte. Jede Sekunde fühlte sich ewig an und langsam bildeten sich wieder Tränen in meinen Augen. Manchmal denke ich selbst von mir, dass ich eine ziemliche Heulsuse bin, aber das war mir in dem Moment egal.
Shoto's Gesicht zeigte keinerlei Emotionen und sein Blick war nur stumm auf mich gerichtet.
Ohne es zu verhindern liefen mir die Tränen die Wangen hinunter und ich musste ein schluchzen unterdrücken. Was, wenn er mich jetzt hasst? Wenn er sauer ist, weil ich ihm nicht von Anfang an alles erzählt habe?
Zweifel machten sich in mir breit und drohten mich zu verschlingen. Das schien auch Shoto zu merken, denn er legte eine Hand auf meine Schulter und sah mich immer noch mit diesen unergründlichen Augen an.
"Izuku, ich hol dir einen. Aber wenn ich wieder da bin, will ich eine Erklärung für alles.", meinte er monoton und schenkte mir ein leicht gezwungenes Lächeln.
Seine Stimme und seine ganze Mimik ließen keinen Widerstand zu, sondern signalisierten mir eher, dass sich Shoto ziemlich zurückhielt.
Im Augenwinkel konnte ich sehen wie er sich sein Shirt überstreifte und sein Handy sowie seine Schlüssel nahm und die Wohnung verließ.
Sofort sackte ich in mich zusammen.
Die ganze Zeit über war ich so verdammt angespannt. Zu nervös war ich vor einfach allem. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich musste Shoto mein größtes Geheimnis beichten und ihm dann wahrscheinlich auch noch erklären wie es dazu kam, dass ich überhaupt einen Schwangerschaftstest benötigte.
Irgendwie bereute ich es ihm nicht früher von mir erzählt zu haben. Ob es dann anders ausgegangen wäre? Wenn ich Shoto vor der Bar einfach hätte erzählen können, dass meine Hitze kommen würde, dann wäre es vielleicht nie dazu gekommen.
Aber letztendlich brachte es nichts sich Gedanken darüber zu machen was war. Besser sollte ich ihm im wohl ungünstigsten Zeitpunkt alles erklären.
Müde ließ ich meinen Kopf an die Badezimmerwand sinken und schloss die Augen. Es fühlte sich kein bisschen so an, als hätte ich zwanzig Stunden geschlafen. Eher wie drei Stunden. Aber meine übermäßige Müdigkeit hatte wahrscheinlich einen ganz anderen Grund.
Langsam stand ich auf und ging auf wackligen Beinen in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. Immerhin war mein Magen mehr als leer und ich hatte schon ziemlich Durst. Mit wenigen Schlucken hatte ich das Glas Wasser heruntergekippt und atmete etwas erleichtert aus.
Für einen kurzen Moment war ich abgelenkt und dachte nicht an die kommenden Dinge.
Aber kaum hatte ich meine Gedanken wieder darauf gerichtet, zog sich mein Bauch zusammen und meine Hände verkrampften sich etwas.
Wenn Shoto wiederkommt, würden es nur noch wenige Momente dauern, bis ich Gewissheit hatte. Und falls es wirklich stimmen sollte, war ich dafür überhaupt schon bereit? Ich war eben erst 22 Jahre alt und für meinen Teil alles andere als bereit für eine Familie.
Eine zufallende Tür holte mich aus meinen Gedanken und holte meine übermäßige Nervosität zurück.
Shoto kam in der Tür zum stehen und hielt mir eine Tüte hin. Unsicher ging ich mit gesenktem Blick auf ihn zu und nahm die Tüte entgegen.
"Ich warte im Wohnzimmer.", sagte Shoto und verließ die Küche.
Mit zitternden Händen holte ich den Schwangerschaftstest aus der Tüte und ging mit schnell klopfenden Herzen zurück ins Badezimmer.
~~~
Nun saßen Shoto und ich mit einem beträchtlichen Abstand zueinander auf dem Sofa.
Der Schwangerschaftstest lag auf dem Tisch umgedreht, sodass keiner von uns beiden das Ergebnis sehen konnte.
Ich wollte Shoto wenigstens alles erzählt haben, bevor ich endgültig erfahren würde, ob ich jetzt schwanger war oder ob die Symptome doch nur vom Stress kamen.
Shoto sah mich abwartend an und mir wurde langsam klar, dass es jetzt wirklich kein zurück mehr gab.
Ich holte tief Luft, bevor ich anfing zu erzählen.
"Ok, als erstes solltest du vielleicht wissen, dass ich kein Beta bin, sondern ein Omega. Und zu allem Überfluss auch noch ein rezessiver. Naja, dementsprechend bekomme ich einmal im Monat meine Hitze. Letztes Mal war das eben genau dann, als wir nach den ganzen Klausuren in die Bar gingen. Das ist dann etwas außer Kontrolle geraten und ich... ähm.... hab mit einem Alpha geschlafen und wie du vielleicht auch schon mitbekommen hast, war das Kac- äh.. Katsuki. Er ist eben ein dominanter Alpha und hat auch die meiste Wirkung auf mich, deswegen ging es mir auch eine Zeit lang nicht so gut, weil meine Pheromone Karussell gefahren sind. Deswegen war ich bei ihm. Und ja, wahrscheinlich bin ich von dieser einen Nacht schwanger geworden.", sagte ich schnell und hoffte insgeheim, dass ich nicht noch weiter ins Detail gehen sollte.
Denn von der Fast-Vergewaltigung wollte ich ihm wirklich nichts erzählen. Das war und sollte nur eine Sache zwischen mir und Kacchan bleiben.
"Okay. So langsam versteh ich. Nur eine Sache... Wieso hast du mir das nicht früher erzählt? Denkst du etwa ich hätte angefangen dich zu hassen oder zu mobben, nur weil du ein Omega bist? Izu, so langsam solltest du mich kennen, ich steh bei allem hinter dir.", meinte er und schaute auf den Boden, während er mit seinen Fingern spielte.
"Tut mir leid. Mir war nur die Tatsache, dass ich ein Omega war so unfassbar peinlich, dass ich niemandem was davon erzählen wollte. Eigentlich weiß nur meine Mutter und mein Arzt davon. Naja, jetzt wissen es Katsuki, du und dieser-", sofort stoppte ich, als ich daran dachte, dass dieser komische Alpha von vorhin ja jetzt auch wusste was ich war.
Die Zeit mit ihm war mehr als ekelhaft. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Er wäre eindeutig einer dieser Typen, die Omega direkt als das niedere Geschlecht bezeichnen würden.
Was wohl alles passiert wäre, wenn ich nicht hätte abhauen können?
Von der Vorstellung bekam ich eine Gänsehaut und fing leicht an zu zittern. Die Erinnerungen von Katsuki kamen hoch und hinterließen einen leichten Schmerz in meinem Herzen.
Ich konnte nicht leugnen, dass ich ihn mochte, deswegen tat die Vorstellung umso mehr weh, dass er mich niemals akzeptieren wird.
Shoto, der mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte, holte mich letztendlich wieder zurück in die Realität.
"Izu, dieser was? Spruch zu Ende!", forderte er mich auf und sah mich eindringlich an. Ich kam wohl nicht drum herum, egal wie ich mich anstrengen würde.
"Naja, vorhin, kurz bevor ich dir in die Arme gelaufen bin, war da noch ein anderer Alpha in der Uni. Ich weiß auch nicht genau, aber bei dem hatte ich irgendwie kein gutes Gefühl.", meinte ich leise und fing an mit meinen Fingern zu spielen.
"Weißt du wie er hieß?", fragte er weiter.
"Er stellte sich als Takeru vor, mehr weiß ich auch nicht."
"Alles klar, halte dich ab jetzt am besten von ihm fern, ok?" Shoto wirkte so verdammt ernst, dass es mir fast schon Angst machte. Aber so war er nun mal, wenn er sich Sorgen machte, das hab ich von Ochako oft genug gehört.
"Danke das du mir das erzählt hast. Und keine Sorge, ich werde dich bestimmt niemals dafür verurteilen. Vor mir brauch dir das nicht peinlich zu sein, dafür sind Freunde doch da.
Erstaunt sah ich ihn an und merkte, wie sich allmählich Tränen in meinen Augen bildeten.
Ich war gerade einfach nur so verdammt froh ihn zu haben und ihn meinen besten Freund nennen zu dürfen. Ohne wirklich darüber nachzudenken schlang ich meine Arme um seinen Bauch und umarmte ihn. Irgendwie brauchte ich das gerade. Er erwiderte sofort und strich mir beruhigend über den Rücken.
Es verging einige Zeit, in der wir einfach nur in dieser Position verharrten, aber es beruhigte mich und ließ mich für einen Moment den Augenblick genießen.
Langsam schob ich mich dann wieder von ihm weg und wischte mir die letzten Tränen weg, bevor ich auf den Tisch schaute, wo der Schwangerschaftstest lag.
Die Zeit war längst um und das Ergebnis sollte mehr als eindeutig sein, trotzdem war ich verdammt nervös.
"Bereit?", fragte Shoto sanft und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich nickte nur stumm und griff mit zugekniffenen Augen nach dem kleinen Ding.
Meine Nervosität nahm überhand und ich traute mich gar nicht die Augen zu öffnen.
Aber ich wusste, dass ich nicht alleine war, also atmete ich tief durch und öffnete die Augen.
~~~~
Sorry Leute, das Kapitel ist etwas länger, aber ich hoffe das stört euch nicht.
Als kleine Ankündigung: Das 1k+ Spezial wird irgendwann im Laufe der nächsten Woche hochgeladen. Ich hatte neulich die erste Coronaimpfung bekommen und war dann echt Matsch, also bitte verzeiht es mir, wenn ich nicht immer Zeit zum schreiben habe...
Aber nochmal ein riesen Dankeschön an alle, ihr seid echt toll, wir haben es in knapp 2 Wochen zu fast 1,7k geschafft.... riesen Dankeschön an euch. ^^
Ihr seid die Besten. <3
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