Kapitel 3

"Wir gehen jagen!" Qualm sprang auf die Pfoten und warf Wolke um. "Hast du das gehört? Ha, und du bist meine erste Beute!", quiekte sie und biss ihm spielerisch in die Schulter. "Natürlich hab ich das gehört, ich sitze doch direkt neb-" Wolke piepste erschrocken. "Lass das, du bist schwer! Und du tust mir weh!" Rauch schnurrte belustigt. Er erinnerte sich daran, wie Qualm sich vorhin auf ihn geworfen hatte. Jetzt war Wolke an der Reihe.

Quelle stand auf und nahm ihre Tochter behutsam am Nackenfell hoch. "He, meine Beute!", schmollte Qualm beleidigt. Vorsichtig setzte Quelle ihre Tochter neben Rauch ab. "So fängt man also Beute?", fragte Rauch belustigt. Wolke rappelte sich auf. "Das war gar nicht schlecht! Du hast mich voll überrumpelt!", rief er. Schatten seufzte und musste dann lachen. "Meine Kleinen, was habe ich euch denn schon einmal gesagt, wenn man jagen möchte?", fragte er geduldig. Qualm überlegte nicht lange. "Also bei dicken Tieren hilft es, wenn man sie überrascht", meinte sie. Wolke schnappte nach Luft. "Was hast du da gerade gesagt? Na warte, du - !" Mit angelegten Ohren und peitschendem Schwanz setzte er zum Sprung an. Rauch hüpfte zur Seite. Er wollte nicht, dass sein Pelz dreckig wurde, doch zu spät. Wolke warf sich auf seine Schwester und ließ Staub auf sein Fell regnen.

"Ihr Käferhirne! Jetzt hört doch einfach mal zu!", rief er empört. Schatten und Quelle saßen nebeneinander und warteten. Die Schwanzspitzen der beiden zuckten leicht. Rauch leckte sich kurz über sein Rückenfell, das voller Sand war, Qualm und Wolke setzten sich brav nebeneinander hin, als sei nichts gewesen. "Gut gesprochen, mein Junge", lobte Schatten. Rauch erhob stolz das Kinn.

"Nun zu meiner Frage. Überraschung ist zwar gut, aber vorher muss der Jäger ja an seine Beute herankommen. Wie?" Wolke hob die Pfote. "Indem man auf sie springt?"
"Nein du Fliegenhirn, das ist ja die Überraschung!", meinte Qualm. "Du musst in ihre Nähe kommen."
Schatten nickte. Rauch holte Luft und sagte ruhig: "Du musst dich hinkauern und dich dann anschleichen." Er sprang auf und machte seine Kauerstellung vor, wie er sie so viele Male schon geübt hatte. Langsam schlich er vorwärts, ohne auch nur einen Ton zu machen. Quelle nickte stolz. "Das machst du sehr gut!", lobte sie ihren rauchgrauen Sohn. "Ihr müsst darauf achten, von wo der Wind kommt, sodass euer Geruch nicht in die Richtung eurer Beute weht", fügte sie hinzu. Rauch versuchte, sich ihre Worte gut einzuprägen. Das ist ziemlich viel, was er wissen musste, um zu jagen. "Seid ihr bereit?", fragte Schatten. Rauch stand auf. "Wie? Wir gehen jetzt?", fragte er mit großen Augen. "Natürlich gehen wir jetzt!" Qualm sprang auf die Pfoten und preschte voraus. "Qualm!", rief Schatten. "Wir wollen in die andere Richtung." Wolke und Rauch lachten laut auf. Sogar Quelle schnurrte belustigt. "Oh, das... Das wusste ich. Ich wollte nur eben schauen, ob... Mein Kieselstein noch da ist." Qualm legte die Ohren an und fauchte ihre Brüder an. "Hört auf zu lachen, ihr Distelpelze!" Wolke prustete. "Dein Kieselstein? Wofür brauchst du den?" Rauch schnurrte, wartete aber, bis seine Schwester vorausgegangen war. "Bestimmt, um mit ihm zu kuscheln. Oder ihm alle ihre Geheimnisse zu erzählen." Wolke lachte. "Bestimmt!"

Die kleine Gruppe lief an einem kleinen Bach entlang, der zwischen hohem Gras plätscherte. Quelle und Schatten liefen ruhig nebeneinander her und unterhielten sich über allmögliche Dinge, ab und zu lachten sie und mal stupsten sie sich gegenseitig an. Ihre Schwänze hatten sie ineinander geschlungen. Um sie herum hüpften und sprangen ihre Jungen übermütig hin und her. Während sich Qualm freudig mit Wolke über das Jagen unterhielt, trottete Rauch etwas weiter hinter ihnen her und dachte über seinen Traum nach. Was hatte er zu bedeuten? Die Stille hatte ihm Angst gemacht. Und diese braunen Augen, die ihn durch den stummen Wald beobachtet hatten, beunruhigten ihn noch mehr.

"He, Rauch, warum so miesepetrig? Komm her und spiel mit", rief Qualm und stupste Wolke mit der Pfote an. "Du bist dran!", maunzte sie. Dann preschte sie mit hoch erhobenen Schwanz weg. Wolke seufzte. "Ich kann nicht mehr. Wie kann sie so viel Ausdauer haben?", fragte Wolke außer Atem. Schatten sah über die Schulter zu den beiden und miaute mit tiefer Stimme: "Ach Wolke, sie kommt halt sehr nach ihrer Mutter. Quelle ist genauso spitzbübisch und wuselig wie ein Ameisenhaufen." Quelle schubste ihren Gefährten spielerisch von sich. "So wuselig bin ich doch überhaupt nicht!", lachte sie. "Wolke isst zu viel", mischte sich Rauch ein. "Das stimmt doch gar nicht! Ich habe einfach immer Hunger", erklärte Wolke empört. Schatten senkte den Kopf und fragte: "Auch jetzt?" Wolke nickte. Der schwarze Kater fing an zu grinsen. "Wolke kommt auch nach dir", brummte er belustigt und grinste Quelle an. "Na, da verwechselst du mich aber gerade mit jemandem", meinte die hellgraue Kätzin lachend. "Wer von uns hat denn immer Hunger?" Schatten zuckte mit dem Ohr. "Wolke?" Rauch musste lachen. Sogar Quelle schnurrte belustigt.

Wolke peitschte mit seinem kleinen schwarzen Schwanz hin und her, bevor er sich auf seinen Vater schmiss. "Na warte, das kriegst du zurück!", maunzte er übermütig. "Hilfe, ich werde von einem hungrigen Wolf angegriffen!", rief Schatten. Sofort kam Qualm angerannt. "Ich bin auch ein hungriger Wolf und wir werden dich auffressen!", rief sie freudig. Rauch wollte auch mitspielen. Deshalb sprang er ebenfalls auf seinen Vater und biss in sein Ohr. Schatten lag am Boden und wand sich unter dem Gewicht der drei Kätzchen. "Hilfe, zu Hilfe, kann mir denn keiner helfen?", fragte er. Quelle saß ruhig daneben und wusch sich ihre Pfote. "Besiegt! Ich ergebe mich!", miaute Schatten hilflos. Die drei Jungen quietschten vor Begeisterung. Schatten rappelte sich auf. Staub bedeckte sein schwarzes Fell und ließ ihn grau aussehen. "Jetzt bin ich ein böses Staubmonster und werde euch -"
"Das war eure erste Beute für heute. Das habt ihr sehr gut gemacht." Quelle stellte sich auf und sah in den Himmel. Er war mit Wolken bedeckt, aber es sah nicht nach Regen aus.
"Nun aber weiter, wir sind gleich da", schnurrte Quelle sanft. "Jetzt wollen wir richtige Beute fangen."

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