Kapitel 20

Glanzpfote nickte schnell. "Okay, dann los", miaute Rauchpfote leise und sprach sich leise Mut zu. Er war aufgeregt, das war nicht zu übersehen. Seine Pfoten kribbelten und mit zuckenden Ohren fokussierte er das Kaninchen. Es knabberte noch immer auf dem Boden herum und schien nichts zu merken. Rauchpfotes Blick huschte zu seiner Clangefährtin neben ihm. Glanzpfote schluckte und ging langsam los. Kurz drehte sie sich zu Rauchpfote um, ob er ihr auch folgen würde. Nervös zuckte Rauchpfote mit der Schwanzspitze. Er hatte noch nie versucht, ein Kaninchen zu fangen, und nun wollte er nicht versagen - gerade, weil Efeublatt ihnen dabei zusah. Er blieb dicht hinter Glanzpfote, die sichtlich ebenfalls nervös schien. "Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen, und von beiden Seiten angreifen?", überlegte er, gerade so laut, dass seine Clangefährten ihn hören konnten. Glanzpfote nickte und fokussierte das Kaninchen. Efeublatt hinter ihnen nickte ebenfalls. "Gute Idee, Rauchpfote. Probiert es. Und achtet auf die Windrichtung", flüsterte sie ihnen zu. "Wenn ihr Hilfe braucht, helfen wir euch."

Rauchpfote wiederholte die Worte der zweiten Anführerin in seinem Kopf. Achtet auf die Windrichtung. Glanzpfote schüttelte kurz eine Pfote, in der sich Dreck verfangen hatte und starrte dann hinaus aufs Feld, wo das Kaninchen langsam herum hoppelte. Rauchpfote hob die Nase in die Luft und schnupperte. Der Geruch des Kaninchens war mittlerweile sehr intensiv. Ihm lief das Wasser im Maul zusammen. Vorsichtig schlich er auf die Beute von der Seite zu. Glanzpfote schlich langsam voran, darauf bedacht, keinen Mucks zu machen, um das Kaninchen nicht aufzuschrecken. Sobald sie in der richtigen Position war, verlagerte Rauchpfote sein Gewicht auf die Hinterpfoten. Er wackelte etwas mit dem Hinterteil. Das Kaninchen hatte noch nichts bemerkt, zum Glück. Er nickte seiner Baugefährtin zu. 'Es kann losgehen', schien er damit sagen zu wollen. Glanzpfote verstand und machte sich zum Sprung bereit. Los gehts. Rauchpfote spannte seine Muskeln und spürte die Luft in seinem Pelz, als er absprang. Dabei landete er etwa zwei Schwanzlängen neben dem Tier, das vor Schreck in die andere Richtung flüchten wollte. Er setzte dem Kaninchen nach, so schnell er konnte. Es war schneller, als er gedacht hatte. Glanzpfote sprang gerade aus dem Gebüsch, in dem sie sich versteckt hielt, als die Beute daran vorbeiflitzte. Mit den Krallen hielt sie es fest und versuchte, dem Tier am Genick zu erwischen. Rauchpfote kam ihr zur Hilfe. "Die sind flink!", keuchte er, als er bei der hellen Kätzin angekommen war. Völlig außer Atem sprang er auf das Tier und drückte es zu Boden, damit Glanzpfote es töten konnte. Das Kaninchen wehrte sich heftig, und Rauchpfote spürte die Krallen in seiner Seite. Er zuckte kurz zurück, doch Glanzpfote hatte schon schnellen Prozess gemacht, mit dem Kaninchen im Maul sah sie ihn an.

Rauchpfote schaute mit leuchtenden Augen zurück. "Wow! Gut gemacht", murmelte er erschöpft, aber glücklich. Schwer atmend hob er seinen Kopf und sah sich nach Efeublatt und Goldregen um. Hatten sie das gesehen? War es in Ordnung? Seine Seite pochte von den Kratzern der Krallen des Kaninchens. Mit klopfendem Herz und zitternden Beinen stand er da. "Du hast das auch gut gemacht", schnurrte Glanzpfote und leckte sich über die Schnauze.

Die beiden Kätzinnen traten aus dem Gebüsch, in dem sie sich versteckt gehalten hatten. "Das war sehr gut!", lobte Efeublatt sie mit strahlenden Augen und betrachtete das Kaninchen. "Ich sehe, in euch steckt viel Potenzial. Die meisten Schüler rennen einfach darauf los, ohne nachzudenken, nicht so ihr." Rauchpfote Augen begannen zu strahlen, als sie von Efeublatt gelobt wurden. Alle Anstrengung und Schmerzen schienen von ihm zu weichen. Der grüne Blick der zweiten Anführerin wanderte zu Rauchpfotes Flanke und betrachtete sie genauer. "Ist nicht so schlimm. Wir kommen gleich an einem Bach vorbei, da kannst du die Wunde reinigen und kühlen." Damit schritt sie ein wenig voran, stoppte wieder und sah über ihre Schulter, um zu sehen, ob die Schüler ihr auch folgten.

Rauchpfote nickte nur mit einem breiten Lächeln und folgte der zweiten Anführerin. Die paar Kratzer machten ihm nichts, immerhin hatten sie es geschafft, das Kaninchen zu fangen. Plötzlich blieb der graue Kater stehen. "Was machen wir jetzt mit dem Kaninchen?", fragte er.  "Blütenstern hat mir mal erklärt, dass wir Erde darüber scharren, sollen wir das jetzt genauso machen?" Die gefleckte Kätzin nickte und Goldregen meldete sich zu Wort. "Ich nehme an, ihr wollt es nicht die ganze Zeit mit dir herumschleppen", nahm sie lachend an. Efeublatt zeigte mit der Pfote auf eine geeignete Stelle, wo Glanzpfote es behutsam vergrub. "Wir können es später abholen, jetzt müssen erst einmal die Grenzen überprüft und erneuert werden. Dort drüben befindet sich der HeideClan, den du ja bereits kennengelernt hast", miaute sie und deutete in die Richtung, wo zuletzt die HeideClan-Katzen verschwunden waren. "Weiter links", fuhr sie fort und drehte ihren Kopf zur Seite, "haben sich Zweibeiner ihre Nester gebaut."

Aufmerksam hörte Rauchpfote der zweiten Anführerin zu und prägte sich ihre Worte ein, so gut er konnte. Er folgte ihrem Blick in die Richtung der seltsamen Blöcke, die in Reihen aufgestellt waren. Zweibeiner? Er legte den Kopf etwas schief und kniff die Augen zusammen. "Zweibeiner sind lange, große Wesen, ohne Fell und mit langen, weichen Krallen. Komm ihnen bloß nicht unter die Augen, gerade den Jungen nicht. Die machen was sie wollen. Diese hier sind aber eigentlich ziemlich friedlich." Rauchpfote sah sich die Nester der benannten Kreaturen genau an. "Achso, also meint ihr Pelzlose?", murmelte Rauchpfote nachdenklich. Goldregen nickte langsam. "Diesen Begriff gibt es für sie auch, ja." Glanzpfote sprang auf die Pfoten. "Hin und wieder fahren sie mit ihren riesigen Monstern über große Felder, sie kommen aber nie davon ab. Und sie stinken ganz furchtbar", setzte sie mit gerümpfter Nase hinzu. Rauchpfote hörte aufmerksam zu. "Also sind die Monster nicht gefährlich, solange man ihnen nicht zu nahe kommt? Wieso stinken sie? Haben sie Krähenfraß gefressen?" Rauchpfote fand diese Monster interessant. Sie glänzten in der Sonne und sahen seltsam aus. Ihre Pfoten waren komisch und ziemlich riesig, Ob sie auch ein Maul haben mit spitzen Zähnen? Wo sind ihre Augen? Goldregen riss ihn aus seinen Gedanken. "Oh nein, man darf ihnen bloß nicht vor die Pfoten kommen! Und weshalb sie so ekelhaft stinken, weiß ich auch nicht. Vielleicht liegt das an den Zweibeinern, die sie fressen", beantwortete sie seine Fragen und setzte sich. 

"Zweibeiner sind unsere größten Feinde«, erklärte Efeublatt und sah mit ernstem Blick in die Blockreihen. "Dem SternenClan sei Dank, dass hier nicht viele Nester stehen", murmelte sie. Für einen kurzen Moment hielt sie inne. "Hier gibt es auch keinen Donnerweg, also ist unser Lager in einer sehr friedlichen Umgebung." Sie trotteten weiter an der Grenze entlang, bis Rauchpfote den Geruch von Wasser in der Ferne riechen konnte. Schon bald war das leise Plätschern des kleinen Baches zu hören. Kurz bekam Rauchpfote Angst. Ob das Wasser tief war, ob er wieder hineinfallen würde? Efeublatt sah noch einmal auf die Kratzspuren auf der Flanke des Schülers, es schien nicht allzu schlimm zu sein. "Wir müssen sie nur reinigen", miaute sie.

Doch seine Ängste waren unbegründet. Als der graue Kater näher trat, erkannte er, dass das Wasser kaum bis zu seinem Oberkörper ging. Langsam watete er hinein. Die Gesellschaft der anderen Katzen gab ihm noch ein wenig mehr Sicherheit und schnell hatte er die Wunde gewaschen. Froh darüber, wieder aus dem Wasser zu können, kletterte er hinaus und die Katzengruppe machte sich auf den Heimweg. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top