Kapitel 14

"Was ist das für ein Junges?" - "Weißt du wer das ist?" - "Es scheint ein Streunerjunges zu sein." - "Das ist Rauchjunges, er wurde eben gefunden." - "Sieh doch nur, wie abgemagert es ist!"

Rauchjunges konnte verschiedene Stimmen hören, als er neben Blütenstern herlief. Etwas unwohl legte er die Ohren an. "Blütenstern?", setzte er an, doch blieb abrupt stehen, als Blütenstern aufsah. "Schneepelz, Nachtkralle! Da seid ihr ja!" Rauchjunges war irritiert. Wie konnte die Anführerin anhand ein paar Gerüchen einzelne Katzen ausmachen? "Ihr habt Glanzpfote gefunden, sehr gut." Erleichtert stupste sie der jungen silbernen Kätzin in die Flanke. "Ich habe schon Angst gehabt, dir wäre etwas passiert." Glanzpfote schüttelte den Kopf und zwei kleinere Kätzchen kamen zum Vorschein. Sie hielten sich geduckt hinter Glanzpfote. Rauchjunges bemerkte, dass sie etwa so alt waren wie er selbst. "Ich habe gesehen, wie sich Kieseljunges und Schmetterlingsjunges aus dem Lager geschlichen haben und bin ihnen gefolgt. Sie haben am See gespielt." Blütenstern nickte. Rauchjunges bemerkte, dass die Jungen, einschließlich sich selbst, die gleiche Nachsilbe trugen. Seltsam. "Gut, dass ihnen nichts passiert ist. Wir haben wenig Zeit", erklärte die helle Kätzin. Doch Nachtkralle legte schon den Kopf schief, weshalb sie die Frage vorwegnahm. "Das ist Rauchjunges, er gehört nun zu uns." Der schwarze Kater nickte und Blütenstern miaute: "Aber nun müssen wir weiter. Kommt." Mit einem Schwanzschnippen deutete sie die Richtung an, in die vorher Rauchjunges gezeigt hatte.

Rauchjunges sprang auf. Er hatte noch ein wenig Respekt vor der Anwesenheit so vieler Katzen. Die Katzengruppe setzte sich in Bewegung und Rauchjunges sah sich mit großen, schüchternen Augen um. Eine schildpattfarbene Kätzin nickte und lächelte Rauchjunges zu. Als er sie erblickte, lächelte er schüchtern zurück. Vielleicht sollte ich hinübergehen, dachte er unsicher. Er gab sich einen Ruck, denn er wollte mutig wirken und nicht wie ein schwächliches Junges aussehen. "Hallo, und wer bist du?", fragte er die Kätzin schüchtern. Seine Stimme zitterte leicht. Die Kätzin schnurrte leise. "Ich bin Efeublatt. Wenn du irgendwelche Fragen hast oder Hilfe brauchst, kannst du ruhig fragen", miaute sie und sah ihn freundlich an. Rauchjunges nickte dankbar. So viel Freundlichkeit, dachte Rauchjunges verwundert. "Blütenstern sagte, dass ein Feuer euer Lager zerstört hat. Was ist ein Feuer?", fragte er nach kurzem Überlegen mit schiefgelegtem Kopf. 

Efeublatt sah in die Ferne. "Ja das stimmt. Ein Feuer ist sehr gefährlich, seine Hitze frisst alle Pflanzen und Lebewesen, die es in seine Fänge bekommen kann. Aber hier sind wir zum Glück in Sicherheit." Sie dachte wohl daran, wie das Lager jetzt wahrscheinlich aussehen würde, denn ihr Nackenfell stellte sich leicht auf. "Oh", sagte Rauch nur. Er wusste nichts passendes mehr zu sagen und fing erneut an, seinen Gedanken nachzuhängen. Es war überwältigend. So viele Gerüche, Stimmen, Katzen. Der kleine graue Kater horchte auf, als er ein Gespräch zwischen einem jungen und älterem Kater auffing. "Was machen wir jetzt? Werden wir jemals zum Lager zurückkehren können?", fragte der junge, in verschiedenen Brauntönen gescheckte Kater den anderen. "Ich weiß es nicht genau", gab der andere, weiße Kater zurück. "Hoffentlich sind die Schäden nicht allzu groß, damit wir es wieder neu aufbauen können. Ansonsten bleibt uns nur die Suche nach einem anderen Lager", murmelte er und sah zu seinem jüngeren Gesprächspartner. Dieser überlegte kurz. "Sind die Zweibeiner schuld an dem Feuer, Hagelschweif?" Der Weiße schüttelte nachdenklich den Kopf. "Ich glaube nicht. Aber ich kann es nicht sagen. Es kann sich genauso gut von alleine entfacht haben", meinte er dann und sah in die Ferne. Plötzlich, in einem Moment der Stille, hörte Rauchjunges den Magen des Braungescheckten knurren. "Hast du Hunger, Fleckenpfote?", fragte Hagelschweif schmunzelnd. "Nein, ich denke nicht", gab Fleckenpfote zurück und schnurrte amüsiert. Blütenstern lief am Anfang der Gruppe und schnupperte. Rauchjunges tappte schnellen Schrittes wieder zu ihr. Sie schien das Gespräch ebenfalls verfolgt zu haben, denn sie miaute: "Keine Sorge, sobald wir da sind, werden wir jagen gehen. Ich wittere tatsächlich Spuren von Mäusen." 

Es dauerte nicht lange, bis die Katzengruppe bei dem Feld angekommen waren. Blütenstern sah sich um und schnupperte erneut. "Ich werde sofort mit ein paar Kriegern jagen gehen. Wir brauchen Frischbeute. Efeublatt! Sieh zu, dass es allen gut geht und schicke eine Patrouille los, um zu sehen, ob es hier auch wirklich sicher ist. Ich bleibe nicht lange weg, also meldet es mir!" Schon flitzte sie durch die Menge und fragte, wer genug Energie hätte, um mit auf Jagd zu gehen. "Fleckenpfote und ich könnten auf jeden Fall mitkommen", erklärte Hagelschweif und Fleckenpfote nickte. "Sehr gut", gab Blütenstern zur Antwort. "Dann wären wir schon drei." Eine zierliche, schildpattfarbende Kätzin meldete sich zu Wort. "Ich möchte auch mitkommen." Blütenstern nickte. "Sehr gut. Das sollte reichen." Während die Patrouille sich auf den Weg machten, sah sich Efeublatt nach Katzen um, die sie als zweite Gruppe losschicken konnte. "Birkenpfote, Federpfote, ihr geht bitte auch jagen. Nehmt eure Mentoren mit. Wolkentau! Tigerauge!" Sie zwinkerte belustigt und drehte sich ab. Wolkentau, eine helle, grauweiße Kätzin rappelte sich wieder auf, als sie ihren Namen hörte. "Natürlich!", miaute sie und tappte zu der genannten Gruppe. Sie wirkte schon etwas älter und zerbrechlicher, und Rauchjunges fragte sich, wie alt sie wohl war. Seine Aufmerksamkeit glitt hinüber zu einem hellbraunen Kater mit dunkleren Tupfen. Sein Schwanz war stolz in die Luft gestreckt, als er bei ihnen ankam. "Ja! Jagen!", maunzte er freudig und duckte sich vor Ungeduld, als würde er sich an eine Beute anschleichen. Über das Feuer machte er sich anscheinend keine Gedanken mehr. Auch die anderen Katzen standen auf und machten sich bereit.

"Nun noch die Katzen, die die Gegend auskundschaften sollen. Ich brauche schnelle, aufmerksame Krieger", rief Efeublatt und sofort meldeten sich drei Katzen. "Hier!", riefen sie und tappten nach vorne. Efeublatt nickte. "Gut, dann Kastanienfuß, Blumenduft und Eiskralle. Seid vorsichtig und bei jeglicher Gefahr meldet es." Die Krieger nickten und verschwanden aus dem Nest, in dem sich die meisten Katzen mittlerweile eingenistet hatten.

Auch Rauchjunges wollte erst aufspringen und fragen, ob er die Katzen auch begleiten dürfe, doch er spürte die Müdigkeit seine Pfoten hinauf kriechen. Etwas verloren an dem neuen Ort und zwischen so vielen noch fremden Katzen suchte er einen Platz, an dem er sich hinlegen konnte und legte den Kopf auf die Pfoten. Er vermisste seine Geschwister, die sich immer an ihn gekuschelt haben, als sie schliefen. Mit einem langen Seufzer schloss er die Augen und schlief nach einiger Zeit ein.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top