Kapitel 13

"Ist das hier dein Revier?", fragte die Helle neugierig. "Und wo sind deine Mutter und dein Vater?"

"Ich.." Rauch zitterte vor Anspannung. Die Frage nach seinen Eltern traf ihn wie ein Blitz. Er suchte nach Worten und schluckte. "Ich habe sie verloren." Rauch fing an zu wimmern. Mäusedreck, nicht schwach werden! Er holte tief Luft. "Sie werden nicht mehr kommen. Ich bin allein." Die Kätzin legte bedrückt die Ohren an. "Das... tut mir leid", miaute sie und sah ihm in die Augen. Sie schien zu verstehen und beschloss, nicht weiter danach zu fragen. Stattdessen begann sich zu fragen, wie der Kleine hier überleben konnte. "Und du wohnst hier ganz allein?", fragte sie den kleinen grauen Kater. Rauch nickte. "Schon etwa einen Mond! Ich habe mir das Jagen fast allein beigebracht. Und ich habe sogar ein Eichhörnchen gefangen!", miaute er stolz und baute sich auf. Die Gedanken an seine Familie schob er beiseite. Er deutete mit dem Kopf auf die übrigen Katzen. "Und wer bist du? Ist das deine Familie?", fragte er neugierig. Er genoss es, sich mit jemandem unterhalten zu können. Die große Kätzin war freundlich und Rauch fing an, sie zu mögen. Jene schien erstaunt über das, was er da erzählte. So etwas hatte sie nicht erwartet. "Ich bin Blütenstern. Und das", sie deutete mit den Schnurrhaaren auf die ganzen Katzen, die etwas weiter weg standen, "ist mein Clan."

Rauch bekam große Augen. Ein Clan! Er hatte schon so viele Geschichten über Clans von seiner Mutter gehört, doch er dachte immer, es seien eben nur Geschichten. "Sind alle Clan-Katzen so wie du?", fragte er gespannt und stellte sich auf. Sein buschiger Schwanz zuckte. Er fühlte sich langsam beobachtet, obwohl er keinen Grund ausmachen konnte. Vielleicht lag es daran, dass er es nicht gewohnt war, so viele Gesichter zu sehen. "Nun... Nein. Jede Katze ist anders. Aber wir haben die gleichen Pflichten und Regeln zu beachten." Sie dachte nach. Nach einer kurzen Pause miaute sie dann: "Diese Frage kommt jetzt etwas plötzlich, aber..." Blütenstern überdachte nochmal ihre Worte und fuhr dann fort. "Möchtest du eine Familie haben, in der du sicher aufgehoben bist? Das Leben hier draußen ist so gefährlich für ein Junges. Gerade, wenn es alleine ist. Ich würde dich im Clan aufnehmen, vorausgesetzt, du möchtest mit uns kommen." Dass Blütenstern die Katastrophe, die sie gerade in diesem Moment heimsuchte, im Hinterkopf hatte und das Junge nicht zurücklassen wollte, wusste Rauch nicht. Ebenso wenig wusste er, dass die Zeit eigentlich ganz schön drängte.

Als er den Sinn von Blütensterns Frage verstand, tat sein Herz einen Sprung. Quelle hatte ihm und seinen Geschwistern oft vom Clanleben erzählt und sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als selbst in einem Clan zu leben. In einem Clan sorgt man füreinander, hatte sie mal gesagt. "Oh ja, bitte!", miaute er aufgeregt und doch ein wenig ängstlich. Rauch wollte den Traum seiner Mutter verwirklichen. Sie würde stolz auf ihn sein. Außerdem würde er sich auch nicht allein gegen einen Fuchs verteidigen können. Blütenstern nickte und lächelte. "Bist du dir aber auch über das Leben bewusst, das dich dann erwartet?", fragte sie. "Wir jagen, kämpfen und beschützen einander. Wir leben nach dem Gesetz der Krieger und halten uns an deren Gesetze. Das wird für ein Streunerjunges wie dich eine große Umstellung sein. Aber ich sehe, du bist klug und mutig für dein Alter und ich sehe Potenzial in dir." Rauch hörte den Worten der Clankatze aufmerksam zu und nickte. In einem Clan sorgt man füreinander, wiederholte er in Gedanken. Rauch fühlte sich oft einsam. Wahrscheinlich würde ihm die Gesellschaft anderer Katzen gut tun. "Es alleine deine Entscheidung", fügte Blütenstern noch hinzu und Rauch spürte einen Andrang an Stolz, als er hörte, was die helle Kätzin sagte. Er zögerte nicht, als er antwortete: "Ich werde mich bestimmt daran gewöhnen. Ich wäre gerne ein Teil deines Clans. Mama wäre stolz." Er schnurrte kurz und hoffte, dass er die richtige Entscheidung traf.

Die Anführerin lächelte. "Dann soll es so sein", miaute sie und dachte noch einmal nach. Sie dachte kurz nach und sah in den Himmel. "Von nun an wirst du Rauchjunges heißen. Wir begrüßen dich in unserem Clan und hoffen, dass einmal ein Krieger aus dir wird, auf den wir stolz sein können. Du bist nun ein Mitglied des LaubClans." Sie lachte kurz. "Wer hätte gedacht, dass wir dich hier treffen würden, Rauchjunges. Doch nun musst du uns helfen", meinte Blütenstern mit einer plötzlichen Dringlichkeit in der Stimme. "Dort hinten brennt der Wald und das Feuer hat auch unser Lager vollständig zerstört. Wir dachten, dass hier ein sicherer Ort wäre, aber... Ich fürchte, dass es das auch hier nicht ist. Kennst du hier einen Ort, an dem wir eine Weile bleiben können?" fragte sie den kleinen, grauen Kater.

Trotz der Dringlichkeit in den Worten der Anführerin brauchte er eine Weile, um sich zu konzentrieren. Rauchjunges fühlte sich, als würden hunderte Schmetterlinge durch seinen Bauch flattern, so aufgeregt war er. Ich werde ein Krieger sein!, dachte er aufgeregt. Er schüttelte den Kopf kurz, um sich konzentrieren zu können. "Ich... Bin mir nicht sicher, aber ich glaube, in dieser Richtung liegt ein Nest, das genug Platz für uns alle haben sollte. Das Feld ist voller Mäuse. Keine Zweibeiner." Rauchjunges deutete mit der buschigen Schwanzspitze in eine Richtung im Wald, in der er das Nest vermutete. Hoffentlich ist es auch richtig, dachte er bei sich. "Sehr gut, danke", antwortete die Kätzin zufrieden. Sie sah zu den anderen und rief: "Wir ziehen weiter! Folgt mir!" Rauchjunges sah mit großen Augen zu den unzähligen Katzen, die sich am Rande der Lichtung versammelt hatten und sich auf Blütensterns Ansage in Bewegung setzten. Rauchjunges wollte nicht direkt in das Getümmel hinein und hielt sich deshalb dicht an Blütenstern. "Schneepelz, Glanzpfote, Nachtkralle", murmelte die Kätzin leise. "Ich hoffe, dass es euch gut geht... Ihr werdet zurückkommen." Rauchjunges schaute zu ihr hoch, doch die Anführerin sah zu bekümmert aus, als dass Rauchjunges nachfragte, worüber sie sprach.

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