Mysteriöser Hengst
Isabelles Sicht:
Caleb hatte uns eine Übung an Adelle gezeigt und jetzt sollte ich sie nachmachen, als ein schrilles Wiehern über rüber zum Roundpen schallte. So wieherte ein Pferd in Panik. Caleb wies uns an: „Ich gehe nachschauen. Ihr haltet Abstand, verstanden?" Wir nickten, seit Cyprians Unfall durften wir Calebs Therapiepferden nur mit Sicherheitsabstand begegnen. Aber da wir dennoch wissen wollten was los war kamen wir ihm in gewissem Abstand hinterher. In der Einfahrt stand ein wilder Brauner Hengst. Als er Caleb sah stieg er, versuchte Caleb zu beissen und zu treten. Caleb wich ein paar Schritte zurück. Bis der Hengst wieder ruhiger wurde. Aber er liess Caleb nie aus den Augen. Eine falsche Bewegung oder Geräusch und der Hengst würde wirklich angreifen. Bitte lass jetzt keine Eltern, kleine Kinder oder Touristen auftauchen. Wir hatten nämlich gerade den Besuchermonat und unsere Freizeit bestand daraus den vielen Fremden die meisten keine Ahnung von Pferden hatten mehr über diese Tiere beizubringen. Und wenn jetzt jemand von denen kommen würde hätte Caleb ein Riesenproblem. Doch leider war das genau der Fall. Eine Gruppe laut schwatzender Mütter mit ihren schreienden Babys kam direkt auf uns zu. Der Hengst stieg panisch und suchte verzweifelt nach einem Fluchtweg. Caleb blieb wie angewurzelt da stehen wo er war. Er stellte sich aber passiv. Er wollte dem Wilden Hengst zeigen das er keine Gefahr darstellte. Am liebsten hätte ich der Gruppe gesagt sie sollen ihre Klappe halten und Caleb nachmachen, aber wenn jetzt auch noch das Gebüsch zu sprechen anfing würde der Hengst endgültig durchdrehen. Und um von alleine auf die Idee zu kommen waren sie natürlich zu blöd. Sie kreischten los wie blöde. Das gab dem Hengst erst recht den Rest. Er galoppierte wie von Sinnen auf Caleb zu. Dieser machte immer noch keine Anstalten zur Seite zu gehen. Erst im letzten Augenblick schien der Hengst wahrzunehmen dass er es über ein solch stures Hindernis niemals drüber kommen würde. Er wendete und galoppierte in die Gegenrichtung. In die Dressurhalke hinein. Dabei hatte er Caleb allerdings am Schienbein mit dem Huf getroffen. Und keine fünf Sekunden später hörten wir einen Schrei aus der Dressurhalle. Es war Mrs. de Cescos Schrei! „Kannst du bitte nachschauen was los ist, Isabelle?" bat mich Caleb. Er hatte sich auf eine Bank gesetzt und sein Bein hochgelegt. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust der de Cesco aus der Patsche zu helfen, aber schliesslich gab ich nach. Und in der Halle bot sich mir ein sensationell witziges Bild. Die de Cesco sass auf Calypso und diese floh buckelnd vor dem wildem Hengst. Als die Lehrerin mich sah pflaumte sie mich an: „Bring dieses Biest unter Kontrolle, Isabelle. Sofort!" Hatte man dieser Frau nie Manieren beigebracht? „Erstens: Ist der Hengst garantiert kein Biest. Die Besitzer sind die die das Pferd zu dem machen was es ist. Und zweitens: Fragen sie höflicher. Dann überlege ich es mir." klärte ich sie sauer auf. Ich konnte sehen dass Mrs de Cesco keine Lust dazu hatte aber sie hatte keine Wahl also murmelte sie grimmig: „Entfernst du bitte dieses Biest aus der Halle, Isabelle?" Das sie das «Biest » noch zurück nahm war wohl etwas viel verlangt. Also machte ich auf dem Absatz kehrt um Caleb zu holen. Hoffentlich konnte er überhaupt laufen. Schliesslich hatte der Hengst ihn ziemlich fest am Schienbein getroffen. Erst als ich sie schon fast erreicht hatte merkte ich das mir ein Pferd gefolgt war. Langsam drehte ich mich um und merkte dass es der Hengst war. Sämtliche Angst und Wut war aus seinen Augen gewichen. Jetzt sah ich in ihnen Neugier und Freundlichkeit. War das wirklich der gleiche Hengst? Vorsichtig streckte ich die Hand aus damit er daran schnuppern konnte. Es war ein Angebot, das er annehmen oder ablehnen konnte. Er nahm es an. Sanft blies er seinen Atem in meine Hand. Und als ich wieder loslief folgte er mir. Also machte ich einen Abstecher zur Koppel. Er sah mich fragend an. So als wolle er fragen: „Darf ich wirklich?" „Los geh schon zu deinen Artgenossen, Schöner." lachte ich und er galoppierte glücklich über die Wiese. Noch kurz schaute ich ihm zu, dann machte ich mich zügig auf den Weg zu den Anderen. Zoe fragte gespannt aber auch besorgt: „Was war den los, Isa? Wieso hast du so lange gebraucht?" Ich antwortete ihr: „Der Hengst hat Calypso und Mrs de Cesco durch die Halle gejagt. Ich wollte dich holen, Caleb, um das in den Griff zu bekommen, da wir Therapiepferde ja nicht anfassen oder ihnen zu nah kommen dürfen, aber als ich aus der Halle bin ist der Hengst mir gefolgt. Alle Angst und Wut ist aus seinen Augen gewichen. Er war total zutraulich und ich konnte ihn nicht mehr abwimmeln, also hab ich ihn auf die Koppel gebracht. Das war doch ok, oder? Wie gehts dir Caleb?" Meine ganze Klasse inklusive Caleb starrten mich verblüfft an. Schliesslich fragte Haruko verdattert: „Von welchem Hengst redest du? Von dem wilden der vorher in der Einfahrt Theater gemacht hat und Caleb verletzt hat?" „Ja, genau. Er braucht dringend einen Namen. Aber wie geht es dir den jetzt Caleb?" hackte ich besorgt nach. Caleb stand gestützt von Cyprian auf. Er beruhigte mich: „Nur verstaucht. Das ist in ein zwei Tagen wieder komplett in Ordnung." Das beruhigte mich allerdings nicht. Ich hatte mir auch mal bei einem Sturz von Pferd den Knöchel verstaucht und da ich damals noch Turnierreiterin gewesen war hatte ich mir nicht anmerken lassen wie weh es tat und weiter trainiert. Als ich aber nach dem Training zu schwungvoll von Chenoa abgestiegen war und sehr doof aufgekommen war brach mein Knochen ganz und ich musste sechs Wochen auf Krücken gehen. Keine schöne Erfahrung. Und ich hoffte sehr, dass Caleb vernünftig sein würde und die nächsten zwei Wochen nicht mehr aufs Pferd steigen würde und seinen Fuss schonen würde. Cyprian fang beunruhigt: „Du musst auf die Krankenstation Caleb." „Das ist nicht nötig. Wirklich, Cyprian." widersprach Caleb entschieden. Also half Cyprian ihm in seine Hütte. Ich ging zu Chenoa. Jetzt wollte ich einfach ein bisschen bei meiner Stute sein.
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