Kapitel 7

Ich habe einen Text vor das erste Kapitel dieser Geschichte getan.
Falls ihr diesen noch nicht bei einer meiner anderen Stories gelesen habt, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr es tun würdet, bevor ihr euch diesem Kapitel widmet.
Vielen Dank <3

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"Today" - Olivia Holt

https://youtu.be/JWnsPpC3j-s

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Mit großen Augen schaute ich mein Gegenüber an.

"...meine Hilfe?", fragte ich verwundert nach.

Natürlich verstand ich nicht, worauf der Blauhaarige hinaus wollte.

Ob er einen Ort zum Bleiben brauchte...

Was ihn bis jetzt davon abgehalten hatte, einfach zu gehen, falls es nicht so war...

Die Fragezeichen in meinem Kopf wurden immer größer.


Als könnte er sie aus meiner Mimik lesen, nickte Kookie.

"Ja...", murmelte er.

Gerade wollte er ansetzen, mir zu erklären, was es damit auf sich hatte, als ich bemerkte, wie er über seinen Arm rieb.


Ich ignorierte den kurzen Schock, weil mir jetzt erst auffiel, dass dieser vollständig tätowiert war.

Stattdessen meldeten sich ganz andere Alarmglocken in meinem Kopf.

"Ist dir kalt?", unterbrach ich die Redeintention des Blauhaarigen.

Die ganze Hase-zu-Mensch-Geschichte war so überrumpelnd gewesen, dass ich komplett ignoriert hatte, dass Kookie keine Kleidung trug...

Da er mit der Decke von vorhin seinen Unterkörper versteckte, lag sein Oberkörper komplett frei.


Sichtbar überrascht von meiner Besorgnis, weiteten Kookies Pupillen sich.

Anschließend begann er zu lächeln.

"Ein bisschen...", gab er zu.

"Aber du musst nicht-", weiter kam er nicht, weil ich bereits aufgestanden und zu einem der Schränke im Wohnzimmer gelaufen war.

Dem Blauhaarigen entfuhr ein amüsiertes Kichern, während er mir dabei zusah, wie ich eine Decke aus einer der unteren Schubladen fischte.

"Danke, Jimin...", unfassbar weich klang seine Stimme, als ich wieder zu ihm gekommen war und sie ihm gegeben hatte.

"Du bist echt lieb.", stellte er mit so viel aufrichtiger Selbstverständlichkeit fest, dass es mir sofort die Röte ins Gesicht trieb.


Ich war nicht ganz sicher, welcher der vielen Faktoren dafür sorgte, dass ein Kompliment von Kookie mein Herz zum Rasen brachte.

Von seinem umwerfend schönen Aussehen, über die nicht vorhandene Kleidung bis hin zu der allgemeinen Begebenheit, dass er nicht menschlich war, gab es viele Optionen.

"A-also....", entwich es mir deshalb etwas stammelnd.

"Du brauchst Hilfe?", erinnerte ich an unser eigentliches Thema, während ich mich wieder vor ihm auf den Boden setzte.

Den Extra-Abstand, der entstanden war, als ich vor Schreck zurückgewichen war, ließ ich weg.

An Kookie gab es nichts, was mir Vorsicht signalisierte...


Diese Veränderung bemerkend, wurde das Lächeln des Blauhaarigen noch hübscher.

"Genau...", er nickte als Antwort auf meine Frage.

Anschließend guckte er mich ein paar Sekunden lang an, während er zu überlegen schien, wie er es erklären sollte.


"Vielleicht solltest du wissen...", fing er schließlich an.

"...dass ich nicht wirklich ausgesetzt wurde.", erzählte er.

Als mir daraufhin förmlich alle Gesichtszüge entglitten, bewegte Kookie wieder seinen Kopf auf und ab.

"Das war ein ganz blödes Missverständnis...", fast schon frustriert strich er sich die Haare aus dem Gesicht.

"Aber es...", der Ausdruck meines Gegenübers erhielt eine völlig neue Entschlossenheit, als er erneut zu sprechen ansetzte.

"Es gibt jemanden, zu dem ich unbedingt zurück muss.", sagte er schließlich.

Ein Hauch Traurigkeit färbte seine Stimme.

"Er macht sich bestimmt riesige Sorgen...", murmelte Kookie bedrückt.


Ich konnte förmlich spüren, wie mein Gehirn vor lauter Fragezeichen zu explodieren drohte.

Allerdings war es schwer, sich darauf zu konzentrieren...

Viel zu sehr litt mein Herz unter Kookies besorgtem Gesichtsausdruck.

Es war komplett offensichtlich, dass - zu wem auch immer er zurückwollte - ihm die Welt bedeutete.


"Was ist passiert?...", verließ es meine Lippen, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte.

Meine Stimme triefte förmlich vor Mitgefühl.


Kookie stockte kurz, als er meinen Blick auffing.

Ich fragte mich, ob er es herauslesen konnte...

Dass ich, auch ohne das Problem zu kennen, alles tun würde.

Ich wusste selbst nicht genau, wieso...

Was an meinem Gegenüber es war, dass dieses Bedürfnis in mir auslöste.

Aber es fühlte sich fast überirdisch an...

Nie zuvor hatte ich jemandem so dringend helfen wollen.


Ein kleines Strahlen huschte durch Kookies Seelenspiegel, nachdem er mindestens einen Teil dieser Emotionen erkannt hatte.

Dankbar lächelte er.

"Ich denke..."

So breit, dass seine, tatsächlich hasenartigen Schneidezähne zum Vorschein kamen.

"...dafür muss ich etwas ausholen...", sagte er.


Ich nickte zustimmend.

Machte mich bereit, eine Geschichte zu hören, die den heutigen Abend in seiner Unglaubwürdigkeit übertreffen würde.


Ich erwartete alles.

Nur nicht, dass sie mein Herz derartig zum Schmelzen bringen würde...



Kookie erzählte mir, dass er sein Leben als normaler Hase begonnen hatte.

Er erinnerte sich kaum noch an diese Zeit, wusste aber, dass sie existiert hatte.

Die Fähigkeit, sich in einen Menschen mit Hasenattributen zu verwandeln hatte er erhalten, nachdem er eine ganz besondere Person getroffen hatte.

Eine Person, die Kookie mit voller Überzeugung als "seinen besten Freund" bezeichnete.

"Tae" war sein Name.


Das Kennenlernen der beiden lag inzwischen viele Jahre zurück.

Tae war frisch an der Mittelschule gewesen, als seine Eltern ihm Kookie als Haustier zum Geburtstag geschenkt hatten.

Ich bemerkte, wie Kookies Mimik sich verzog, als das Wort "Haustier" seine Lippen verließ...

Er schien kein Freund von dieser Bezeichnung zu sein.


Umso größer war das Lächeln auf seinen Lippen, als er erzählte, wie die Beziehung der beiden sich entwickelt hatte, nachdem er seine Menschengestalt bekommen hatte.

Sobald Tae verstanden gehabt hatte, dass Kookie kein "Tier" im klassischen Sinne war, hatte er aufgehört ihn als solches zu behandeln.

Stattdessen hatte er alles getan, damit Kookies Leben dem eines normalen Menschen möglichst nah gekommen war.

Er hatte Kleidung für ihn besorgt.

Hatte Kookie an seinem Schulstoff teilhaben lassen und ihm sogar ein Handy gekauft.


Auf meine deshalb etwas überraschte Mimik hin, erklärte Kookie mir, dass die Familie seines besten Freundes ziemlich wohlhabend war.

Ein Umstand, der den beiden zugutegekommen war.

Nicht nur, weil Tae dadurch mehr Geld zur Verfügung gehabt hatte, als ein Durchschnitts-Teenager.

Sondern auch, weil seine Eltern oft nicht da gewesen waren.

Immer wenn das der Fall gewesen war, hatte Kookie sich frei in Menschengestalt bewegen können.

Aus Angst vor den Reaktionen und weil Kookie seine Ohren und seinen Stummelschwanz nicht verschwinden lassen konnte, hatten die beiden es immer geheim gehalten.


Riesengroß wurden meine Augen, als Kookie diesen Teil der Geschichte berichtet hatte.

"Taes Familie...weiß nichts von dir?", fragte ich zögerlich nach.


Meinem Gegenüber entfuhr ein leicht peinlich berührtes Lachen, bevor er nickte.

"Naja, also...", Kookie kratzte sich am Hinterkopf.

"...sie wissen, dass Tae sehr dolle an seinem "Haustier" hängt.", erklärte er.


Ich konnte förmlich spüren, wie mir die Gesichtszüge abhandenkamen.

"Ihr habt...so getan, als wärst du ein ganz normaler Hase?", fasste ich Kookies Aussage zusammen.


Dieser nickte erneut.

"Du...", tief schaute er mir in die Augen, bevor er weitersprach.

"Du bist neben Tae der erste, dem ich meine Menschengestalt gezeigt habe...", gestand er.


Ich musste meine Kinnlade daran hindern herunterzuklappen.

"W-wirklich?", stammelte ich fassungslos.

Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte...

Schon als Kookie noch in Hasenform gewesen war, hatte ich mich geehrt gefühlt, weil er so zutraulich gewesen war.

Seine jetzigen Worte potenzierten dieses Gefühl um ein vielfaches.

Ich fragte mich, womit ich so viel Vertrauen von ihm verdient hatte.

Gleichzeitig lief mein Herz vor lauter Mitgefühl für die beiden fast über...

Ich hörte an Kookies Stimme, wie viel Tae ihm bedeutete.

Alles was er erzählte klang, als wären sie einander unfassbar wichtig.

Ich konnte mir nicht vorstellen wie belastend es sein musste, eine derartig tiefe Freundschaft so lange versteckt zu halten.

Zu allem Überfluss noch so zu tun, als wäre einer das Haustier des anderen.

So wie Kookie von seiner Beziehung zu Tae sprach, war komplett offensichtlich, dass dieses Wort eigentlich nichts darin verloren hatte...


Der Blauhaarige nickte als Antwort auf meine Nachfrage.

"Ich hab gleich gerochen, dass du ein lieber Mensch bist.", grinste er.

Als meine Augen daraufhin nur noch größer wurden, kicherte mein Gegenüber ein bisschen.

"Sonst wäre ich nicht mitgekommen.", fügte er noch hinzu.

Süß lächelte Kookie.

"Natürlich musste ich schauen, wie du auf die Hinweise reagierst...", seine schokoladenfarbenen Seelenspiegel fraßen sich in meine.

"Aber eigentlich hab ich mir gleich gedacht, dass ich dir vertrauen kann...", flüsterte er.

Dabei lag so viel Aufrichtigkeit in seinem Blick, dass ich einen Moment lang nicht anders konnte, als ihn anzusehen.


Mein Kopf versuchte zu verarbeiten, wie ehrlich Kookie war...

Für jemanden, der sich ständig verstecken musste, wirkte er erstaunlich offen.

Selbstbewusst und lebensfroh...

Ich schluckte ein wenig, als mir bewusst wurde, dass ich lange niemanden mehr auf Anhieb so sympathisch gefunden hatte.

"Du...", setzte ich an, als mir Kookies Wortwahl nochmal durch den Kopf ging.

"...hast es gerochen?", wollte ich überrumpelt wissen.


Erneut kicherte mein Gegenüber.

Mit einem Grinsen, so breit, dass seine Schneidezähne zum Vorschein kamen, nickte er.

"Liebe Menschen riechen angenehm.", er tippte gegen seine Nase.

"Wenn irgendwas mit den Leuten nicht stimmt, stört auch etwas in ihrem Geruch.", fügte er anschließend hinzu.

Dabei verengten seine Augen sich ein wenig.

Als würde er bei dieser Beschreibung an jemand bestimmten denken...


Ich kam nicht umhin, den Blauhaarigen schon wieder ein paar Sekunden lang anzusehen.

An sich war es spätestens durch die Ohren komplett offensichtlich gewesen...

Trotzdem schockte es mich, so deutlich zu erfahren, dass mein Gegenüber eine Kreuzung aus Mensch und Hase war.

Ein Teil von mir fragte sich, wie das sein konnte...

Wie solche Wesen real sein konnten, ohne dass man schonmal etwas davon gehört hatte.


Kaum dachte ich an Kookies Erzählungen bezüglich des Versteckens zurück, erübrigte sich die Frage allerdings wieder.

Ich glaubte ihm.

Jedes Wort.

Trotzdem war es wahnsinnig viel auf einmal...



"Und wie...bist du dann in dem Karton gelandet?", fragte ich, um zu unserem ursprünglichen Faden zurück zu gelangen.

Nach Kookies Erzählungen konnte ich mir kaum vorstellen, dass Tae ihn vor die Tür setzen würde.

Der Biss gestern Nacht, als ich die Person, bei der Kookie vorher gewesen war, als "Monster" bezeichnet hatte, ergab plötzlich sehr viel Sinn.

Allerdings verstand ich dadurch nur noch weniger, was passiert war...


Kaum hatte ich nachgefragt, entfuhr Kookie ein kleines Schnauben.

"Arron...", murmelte er.

"Dieser Volltrottel.", verließ es mit einem Hauch Abscheu Kookies Lippen.


Überrascht, dass er zu solchen Tonlagen in der Lage war, stutzte ich ein wenig.

"...Arron?...", wiederholte ich vorsichtig.


Kookie nickte.

"Ich hab von Anfang an gesagt, dass irgendwas mit seinem Geruch nicht stimmt.", knurrte er.

"Aber Tae wollte nicht hören."

Der Blauhaarige verdrehte die Augen, während er sein Gesicht in seine Hand stützte.


Als er mich anschließend ansah, erschrak ich ein wenig.

Das Lächeln auf Kookies Lippen triefte nur so vor Verächtlichkeit...



"Ich meine, was für ein mieser Charakter muss man sein..."


Sarkastisch legte Kookie den Kopf zur Seite.


"...um das Haustier seines Ex-Freundes auf die Straße zu setzen?"



Hatte ich gerade beim Probelesen einen kleinen Anfall von:
"Oh mein Gott ich liebe Petrichor, wieso hatte ich nicht mehr auf dem Schirm wie wundervoll diese Story ist?"
Maybe ^^" 

Eigentlich wollte ich dieses Kapitel damals noch hochladen, als ich die Story neu gedropt hatte.
Aber dann war die Prüfungsphase schlimm, ich war im Eimer und dann kam auf Wattpad anderes Zeug dazwischen.
Wie das so ist...

Dafür gibt es dann jetzt ein Update <3
Endlich wissen wir ein bisschen was über Tae~

Was sagt ihr? ^^
Habt ihr es kommen sehen oder eher nicht so?
Und wie fandet ihr das Kapitel?
Please let me know <3

Habt noch einen schönen Abend <3

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