Kapitel 12
"Half Light" - BANNERS
https://youtu.be/3SE1WaaNzW0
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Mir entfuhr ein tiefes Seufzen, als ich das Gebäude verließ, in dem Tae und Kookie wohnten.
Ich konnte förmlich spüren, wie ein paar Gewichte von meinen Schultern fielen...
Seit gestern Abend waren so viele Dinge passiert, dass es sich jetzt, wo ich endlich durchatmen konnte, umso schwerer anfühlte.
Sekundenlang stand ich wie bestellt und nicht abgeholt vor der Eingangstür herum, bevor ich mich in Bewegung setzte.
Auf dem Weg zur U-Bahn ließ ich meinen Blick über Miamis nächtliche Beleuchtung wandern.
Obwohl die Wohngegeneden nicht ganz so extrem waren, erkannte ich die bunte Färbung des Himmels in Richtung der Stadtmitte.
Die Leuchtanzeigen schliefen nie.
Manche von ihnen wachten erst Nachts auf...
Lächelnd folgte ich den Lichtern mit meinem Blick, während ich das Ende von Kookies und meinem Zusammentreffen nochmal Revue passieren ließ.
Nachträglich fragte ich mich, was mich geritten hatte...
Warum ich nicht selbst auf die Idee gekommen war, Kookie zu fragen, ob wir in Kontakt bleiben wollten.
Sekundenlang schaute ich in den Himmel, bis es mir plötzlich auffiel.
Der Regen...
Tief atmete ich durch.
Er hatte aufgehört.
Kurz schloss ich die Augen und ließ ihn auf mich wirken.
Diesen Geruch...
Diesen unfassbar angenehmen Geruch, der selbst dann noch erhalten blieb, wenn der Regen schon vorbei war.
Diesen Geruch, der sich trotzdem morgen früh bereits aufgelöst haben würde.
Restlos...
Als wäre er nie da gewesen.
Stumm schluckte ich, als mir bewusst wurde, dass Kookie in meinem Kopf genau dasselbe gewesen war.
Er hatte sich angefühlt wie der Geruch des Regens.
Angenehm...
Erleichternd...
Vergänglich.
Die Zeit mit Kookie hatte sich so unfassbar gut angefühlt...
So aufregend...
So magisch, dass ich ganz automatisch davon ausgegangen war, dass sie nicht von Dauer sein würde.
Je mehr ich gemerkt hatte, wie sehr er zu Tae gewollt hatte, desto mehr hatte ich mich darauf konzentriert.
Ich hatte gänzlich ausgeblendet, dass Kookie in sein altes Leben zurückkehren und trotzdem Platz für mich darin finden könnte.
Immer weiter zuckten meine Mundwinkel nach oben, während mir bewusst wurde, was für ein riesiger Idiot ich gewesen war, so zu denken.
Ich war dankbar, dass Kookie einen anderen Blick auf die Dinge gehabt hatte.
Dass er, obwohl er seinen besten Freund vermisst hatte, offen gewesen war.
Er hatte mir eine Chance gegeben, nach der ich nie gefragt hätte.
Eine Chance, die ich trotzdem unbedingt gewollt hatte.
In der U-Bahn-Station angekommen, klebte mein Blick an den Gleisen.
Ich wartete, während die Bilder von vorhin durch meinen Kopf zogen.
Wie die beiden sich umarmt hatten...
Alles, was danach passiert war...
Unwillkürlich stockte ich, als meine Gedanken bei Tae hängen blieben.
Ich wusste nicht, wann ich das letzte mal jemanden getroffen hatte, der so fertig ausgesehen hatte.
Angesichts der Situation wunderte es mich nicht.
Trotzdem war es etwas anderes, sich in Bezug auf eine fremde Person zu denken, dass diese sich sicher Sorgen machte, als wenn man diese Person dann tatsächlich zu Gesicht bekam.
Wenn man die Tränen sah...
Die rot unterlaufenen Augen...
Ich konnte mir nicht mal vorstellen, wie er sich mit Kookies Verschwinden gefühlt haben musste.
Je mehr ich über Kookies besten Freund nachdachte, desto mehr Details, auf die ich vorhin nicht primär geachtet hatte, fielen mir ein.
Seine fast blonden, aber noch leicht grün schimmernden Haare.
Von meinem rosa wusste ich, wie es aussah, wenn man die Tönung nicht erneuerte.
Kookies Haarfarbe dagegen hatte so frisch gewirkt...
Es war eine kleine Sache.
Dennoch besaß sie eine gewisse Aussagekraft.
Kookie war jemand, der seine Färbung regelmäßig erneuerte.
Tae nicht.
Während ich die U-Bahn betrat, bekam ich den Grünhaarigen nicht mehr aus dem Kopf.
Nicht die Erkenntnis, dass weder die Tränen, noch der gesenkte Blick versteckt hatten, was für ein unfassbar schöner Mensch er war...
Noch weniger all die Fragen, die das "Arron-Thema" inzwischen aufgeworfen hatte.
Meine Augen verengten sich ein wenig, während ich an das Klingelschild dachte.
An den geschwärzten Namen.
Die bloße Vorstellung, dass dort vorher Arrons Nachname gestanden haben könnte, ließ mein Herz ein wenig einfrieren.
Ganz einfach weil es bedeuten würde, dass er dort gelebt hatte.
Gemeinsam mit Tae und seinem "Haustier".
Der Gedanke, dass Kookie sich die ganze Zeit versteckt hatte...
Dass jemand, mit dem er zusammen gelebt hatte, ihm derartig schlimmes angetan hatte...
Mir wurde mulmig.
Noch mehr, je länger ich an die Reaktionen der beiden zurückdachte.
Daran, wie selbstverständlich Arrons Name Kookies Lippen verlassen hatte, als er gefragt hatte, ob dieser weg war.
Er hatte so unbekümmert dabei geklungen.
Generell war Kookie mit einer solchen Lockerheit an seine Situation herangegangen...
Was ihm widerfahren war, war so schlimm gewesen.
In meinen Augen hochgradig beängstigend.
Ich bewunderte den Blauhaarigen für seine Stärke.
Im Vergleich dazu kam Taes Reaktion mir deutlich nachvollziehbarer vor.
Sein gesamter Zustand.
Die Person, mit der er zusammen gewesen war, hatte jemandem, der ihm unfassbar viel bedeutete, Schaden zugefügt.
Natürlich kannte ich die Details nicht wirklich...
Allerdings hatte Tae komplett kaputt gewirkt.
So viel zerbrechlicher als sein halb-menschlicher bester Freund...
Ununterbrochen rollten diese Gedanken auf meinem nach-Hause-weg durch meinen Kopf.
Von ihnen gefolgt irgendwann die Erkenntnis, dass ich geistig inzwischen bereits komplett angenommen zu haben schien, dass Halb-Menschen existierten.
Seit gestern war so unbeschreiblich viel passiert...
So viel unerwartetes.
So viel unrealistisches.
All das nur, weil ich nicht gewollt hatte, dass ein kleiner Hase am Straßenrand sich erkältete.
Es war so unbeschreiblich viel gewesen, dass ich das Gefühl hatte, den Faden verloren zu haben.
Die Vorlesungen, die ich in der ersten Hälfte des gestrigen Tages besucht hatte, kamen mir vor, als lägen sie Ewigkeiten zurück.
Ich hatte seitdem so viel erlebt.
So viel gefühlt.
Letzteres warf mich immer noch aus der Bahn.
Nie zuvor hatte ich gespürt, was Kookie in mir ausgelöst hatte.
Nicht nur er...
Als ich die beiden vorhin zusammen gesehen hatte, hatte mich das so sehr getroffen...
Einerseits weil ich mir im Vergleich dazu lächerlich vorgekommen war.
Andererseits aber auch, weil es mich berührt hatte.
Zu sehen, wie Kookie seinem besten Freund um den Hals gefallen war...
Wie aufgelöst dieser deshalb gewesen war...
Auf eine sonderbare Art und Weise war es eindrucksvoll gewesen.
Ein kurzer Einblick, wie das Leben sein konnte.
Wie emotional.
Wie intensiv.
In meinem sonstigen Alltag begegnete mir nichts dergleichen...
Sekundenlang blieb ich im Flur stehen, nachdem ich meine Haustür hinter mir geschlossen hatte.
Ich schaltete nicht mal das Licht an.
Stattdessen ließ ich sie auf mich wirken.
Die Stille.
Nicht, dass Kookie den Großteil unserer gemeinsamen Zeit über sonderlich gesprächig gewesen wäre...
Primär hatte ich mit mir selbst geredet.
Trotzdem kam mir der gewohnte Anblick meiner Wohnung plötzlich etwas einsam vor...
Immer noch von meinen eigenen Gefühlen verwirrt, schüttelte ich ein paar Mal meinen Kopf hin und her.
Ich schaltete das Licht an, während ich mich selbst daran erinnerte, dass es keinen Grund gab sich einsam zu fühlen.
Eher im Gegenteil.
Gestern hatte ich einen Hasen aufgelesen.
Ich hatte diesen lieb gewonnen, hätte mich allerdings nur schwer um ihn kümmern können.
Es hatte sich herausgestellt, dass dieser Hase sowohl ein zu Hause, als auch eine halb-menschliche Form besaß.
Eine wahnsinnig sympathische, halb-menschliche Form.
Inzwischen war er wieder dort, wo er hingehörte.
Eine Begebenheit, die offensichtlich nicht bedeutete, dass wir uns nicht mehr sehen konnten.
Letzteres hatte mir schon Bedenken bereitet, als Kookie noch in Hasen-Form gewesen war.
Ich hatte nicht gewusst, wohin mit ihm.
Trotzdem hatte der Gedanke, ihn nie wieder zu sehen, mir wehgetan.
So gesehen war die ganze Sache eigentlich ziemlich gut gelaufen...
Perfekt geradezu.
Jede hatte bekommen, was er gewollt hatte.
Schwach zuckte mein Mundwinkel nach oben, während diese Erkenntnis in meinen Kopf sackte.
Nach dem Ende von Kookies und meiner Begegnung konnte ich mir selbst nicht mehr widersprechen.
Immer breiter wurde mein Lächeln, während ich an den Blauhaarigen dachte.
Daran, wie sehr er sich gefreut hatte, nun schon drei Handynummern eingespeichert zu haben.
Ich war nicht dazu gekommen, mich zu fragen, wer die dritte Person sein könnte, weil Kookie mich anschließend einfach umarmt hatte.
So lieb und überschwellig, wie es seine Art zu sein schien.
Er hatte sich erneut bei mir bedankt...
Mir versprochen, dass er sich melden würde und dass ich meine Kleidung in makellosem Zustand zurückbekommen würde.
Nicht, dass mich mein Lieblingspulli an diesem Punkt noch interessiert hatte...
Ich war einfach froh gewesen, wie die Dinge sich entwickelt hatten.
Glücklich, dass die beiden wieder vereint gewesen waren.
Dass Kookie trotzdem Kontakt zu mir gewollt hatte.
Ganz egal, wie man es drehte und wendete...
Die Dinge waren gut gelaufen.
Ein Gedanke, der mir Frieden verschaffte.
Langsam ließ ich diesen auf mich wirken, während ich durch die Wohnung schlurfte.
Ich trank noch ein Glas Wasser.
Anschließend schaffte ich es gerade noch so, meine Badroutine zu erledigen und mir Schlafkleidung anzuziehen, bevor ich ins Bett fiel.
Dort angekommen kam ich trotz all der positiven Erkenntnisse nicht umhin, mich an gestern Nacht zu erinnern.
Daran, wie dieser kleine, liebenswerte Fellball sich an mich gekuschelt hatte.
Wie sein Näschen meinen Hals gekitzelt hatte...
Mir entwich ein kleines Lachen, als mir auffiel, dass ich gestern noch gar nichts gewusst hatte.
Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich irgendwann vielleicht nochmal in den Genuss einer solchen Situation kommen würde.
Nicht, dass Kookie zwingend in Hasenform sein musste.
Mir ging es eher um die Ruhe...
Um die tiefe Zufriedenheit, mit der ich gestern eingeschlafen war.
Ich verzog ein wenig den Mund, als mir bewusst wurde, worüber ich nachdachte.
Was es bedeuten würde, wenn Kookie nicht in Hasenform mit mir in einem Bett schlafen würde.
Wie er dabei aussehen würde.
Seufzend kniff ich die Augen zusammen.
Wahrscheinlich wäre in einem solchen Moment nicht mehr viel von meiner geliebten Ruhe übrig.
Gleichzeitig wusste ich es aber auch gar nicht...
Ich hatte keine Ahnung, wie es sein könnte, mit Kookie befreundet zu sein.
Wie es sich anfühlen würde, wenn ich seine Nähe gewöhnt wäre.
All diese Gedanken gepaart mit der Erkenntnis, dass es eigentlich überhaupt keinen Sinn ergab, so viel nachzudenken, weil ich nicht wusste, was Kookie sich vorstellte, rollten durch meinen Kopf, als plötzlich mein Handy auf meinem Nachttisch vibrierte.
Überrascht griff ich danach.
Ich konnte mir kaum vorstellen, wer um diese Uhrzeit spontan etwas von mir wollen könnte.
Wer außer einer ganz bestimmten Person...
Ein glückliches Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich die Benachrichtigungsleiste herunterzog.
Im selben Moment spürte ich sie wieder...
Die Ruhe.
Mit ihr die Gewissheit...
Gemütlich ließ ich mich in mein Kissen fallen.
...dass egal wo das hier hin laufen würde...
Das Lächeln auf meinen Lippen wurde nicht kleiner, während ich seine Nummer abspeicherte.
....es gut sein würde.
Kookie
Hey ^^
Ich wollte mich kurz melden, damit du auch meine Nummer hast. 🐰
Nochmal vielen Dank für alles♡
Wenn du Lust hast könnten wir uns ja vielleicht die Tage mal verabreden?
Momentan laufen ein Haufen guter Filme ^^
Hello hello~
Ach Gott, dieses Kapitel lag jetzt auch schon wieder so unnötig lange fertig rum. ^^"
Aber you know...
Ich hatte direkt nach diesem schon das nächste angefangen.
Und ihr wart in den letzten Kapiteln so excited über Vkook, dass ich das entsprechende Kapitel dann irgendwie erst fertig machen wollte, bevor ich wieder update.
(Kookie Pov im nächsten Kapitel incoming - hab es gestern abend fertig geschrieben ^^)
Bei diesem Kapitel war es mir wichtig einen kleinen Rewind der letzten Kapitel zu machen.
Ich finde, wenn es so viel Input gibt, ist es immer gut, irgendwann mal ein Kapitel zu machen, wo der Hauptcharakter die Dinge, die passiert sind, einfach reflektiert.
Um das Tempo ein wenig herauszunehmen ^^
Ich wollte Jimins Sicht auf Tae gern etwas mehr herausstellen, weil im letzten Kapitel kein Platz mehr dafür war.
Und ofc sollte auch rauskommen, dass Jimin die ganzen Ereignisse und auch das Ende nun als etwas positives sieht. (You know - weil er vorher solche Angst hatte etc)
Außerdem...idk, habt ihr die Stelle bemerkt, wo Jimin feststellt, dass Tae zerbrechlicher wirkt, als Kookie?
Das ist wichtig ^^
Also nicht, dass Tae kaputt wirkt. (Der Arme erholt sich schon noch ^^)
Sondern, dass Kookie auch im Vergleich zu anderen Menschen nicht schwach wirkt.
Anti-Hasenhybrid-Stereotyping und so.
(Mehr dazu im nächsten Kapitel)
So yeah ^^
Deshalb also dieses kleine, flowige Heimweg-Kapitel~
Please let me know what you think <3
Hat euch das Kapitel gefallen?
Was hat es in euch ausgelöst?
Kamen die genannten Dinge an?
Ihr kennt ja meine Fragen x3
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Start in die Woche <3
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