10. Zurück
Zweieinhalb Monate vor dem Abschied von Philipp
10.2 Skalli
Als sie wieder zu sich nach Hause radelte,lief der Hund brav neben ihr. Sie überlegte, was sie Philipp sagen sollte, damit er ihn nicht wegschickte. Und sie dachte über einen geeigneten Namen für ihn, in der Zeit bis sein Herrchen sich bei ihr melden würde, nach. Sie wollte einen ausgefallenen Namen, nichts das man andauernd hörte.
Erst als sie vor der Haustür vom Fahrrad abstieg fiel ihr ein Name mit wundervoller Bedeutung ein. „Skalli? Ja, der passt zu dir.", flüsterte sie ihm zu und strich sanft über seinen Rücken. Melissa wusste, dass der Name der nordischen Mythologie entstammte und in dieser der Wolf Skalli die Sonne auf Schritt und Tritt verfolgte.
Melissa drehte aufgeregt den Schlüssel im Schloss und lugte in ihr Apartment bevor sie Skalli hinein ließ. An der Garderobe legte sie ihren Mantel ab und ging direkt zu Philipp in die Küche. Dieser gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und sagte: „Ich habe mir Sorgen gemacht, du hattest nicht gesagt, dass du weggehen wolltest."
„Tut mir Leid, es war ein spontaner Entschluss von mir und wird nicht noch einmal vorkommen.", erklärte Melissa. Skalli war so leise in die Küche der beiden gelaufen, dass Philipp ihn nicht gehört hatte und stand nun hinter der Kücheninsel versteckt.
„Wo warst du eigentlich? Wonach riecht es hier? Nach Köter?", fragte Philipp unsicher.
„Bei Alice, ich muss dir jemanden vorstellen.", begann Melissa und lockte den Wolfshund aus seinem Versteck, „Das ist Skalli. Er ist mir zugelaufen." Der Rüde begann an Philipp mit seiner schwarzen Nase zu schnüffeln.
„Was willst du damit sagen?", fragte Philipp entsetzt.
„Ich will ihn nicht ins Tierheim bringen, da verwahrlost er nur wie all die anderen. Außerdem gehört er doch bestimmt jemandem, der ihn vermisst und bald abholen wird?", rechtfertigte Melissa seine Anwesenheit.
„Der Kläffer sieht ja aus wie ein Wolf.", bemerkte Philipp erst jetzt.
„Helena meinte er sei ein Tamaskan.", erwiderte Melissa. Eine kurze Zeit schwiegen beide um nachzudenken.
„Und jetzt?", Philipp verstand noch immer nicht.
„Ich dachte an einen Anzeige in der Zeitung oder an ein paar Zettel an Laternenpfählen mit unserer Telefonnummer und einem Bild von Skalli."
„Wir können ihn doch nicht einfach aufnehmen, der hat doch bestimmt Würmer oder Flöhe.", bemerkte er.
Die heftige Debatte ging noch länger hin und her, doch Melissa gab nicht auf und da Philipp ihr keinen Wunsch abschlagen konnte fuhr er mit ihr und Skalli am nächsten Morgen zum Tierarzt, um ihn durchchecken zu lassen. Der Arzt bestätigte, dass er ein Tamaskan war, eine Rasse, die der Wildform des Hundes, also dem Wolf, sehr ähnlich ist. Es stellte sich heraus, dass der Hund keine Krankheit hatte, aber er viel zu mager war. Der Arzt meinte außerdem, dass der Tamaskan als intelligent und arbeitsfreudig gilt, diese ungern alleine sind und bei Nichtberücksichtigung seiner Bedürfnisse Probleme wie Ausbruchsversuche und zerstörerisches Verhalten auftreten können.
Melissa hatte Mitleid mit dem armen Rüden, sie wollte zuvor nicht, dass er bei ihnen bleibt, aber sie wollte auch nicht, dass er zurück zu seinem Herrchen kommt, der ihn womöglich nicht genug beachtet hatte. Der Arzt schrieb ihnen die Adresse der nächstgelegenen Zoohandlung auf. Philipp und Melissa bedankten sich bei dem Arzt und liefen mit Skalli aus seiner Praxis. Nachdem sich Philipp sicher sein konnte, dass der Hund nicht krank war, begann auch er ihn zu streicheln.
Eigentlich wollten sie in der Zoohandlung nur ein Halsband, eine Leine und jede Menge Hundefutter kaufen, allerdings bestand Melissa dann noch auf einer Hundedecke und einem Hundespielzeug. Philipp ließ es zu.
Melissa hatte die Vorahnung, dass sich keiner melden würde, und sie sollte recht behalten.
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