(28) Geheime Party
- Hermine -
Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung, warum ich so schnell aufgestanden war. Das Spiel war kaum zu Ende, als ich beschloss, zu gehen. Nur am Rande bekam ich mit, dass es unentschieden stand.
Ich quetschte mich durch die Schülermassen und ging ohne nachzudenken schnellen Schrittes die Treppen hinunter zu den Umkleiden.
An eine Wand gelehnt entdeckte ich einen unverwechselbaren, hellblonden Haarschopf und einen Rücken mit grünem Quidditch-Umhang.
Der Zusammenprall vorhin hatte ziemlich heftig ausgesehen. Ob es ihm gut ging?
Wenige Schritte später sah ich das dunkelhaarige Mädchen, welches vor ihm stand und mir anfangs verborgen gewesen war.
„Ich habe nein gesagt, okay? Ich will einfach nicht", hörte ich Malfoy mit gequälter Stimme reden. Wovon redete er? Was wollte er nicht?
„Du bist so stur. Dann besorge ich dir wenigstens was zum Kühlen", entgegnete Pansy. Oh, davon redeten sie. Unwillkürlich schluckte ich. Warum war ich überhaupt nochmal hierher gekommen?
Plötzlich fühlte ich mich unwohl und wollte nur noch von hier verschwinden. Außerdem musste ich ja auch niemandem mehr Hilfe leisten, Pansy kümmerte sich bereits um Malfoy.
Ich schlich Richtung Ausgang. Kurz bevor ich dort angelangt war, stoppte mich eine Stimme. „Hermine!" Ich blieb stehen und drehte mich um. Ron stand in der Mitte des Ganges.
Mein Blick fiel auf Malfoy, der noch immer an der Wand lehnte. Er schaute über seine Schulter zu mir und hatte einen Ausdruck auf dem Gesicht, den ich irgendwie nicht einordnen konnte. Seine grauen Augen lagen auf mir und machten mich schon wieder nervös.
„Wo willst du hin?", interessierte es Ron, mit deprimierter Körperhaltung und herabhängenden Schultern. Wahrscheinlich sollte ich ihn wegen des Spiels trösten, aber es war mir unangenehm zu wissen, dass Malfoy uns beobachtete.
„Äh, hoch, in mein Zimmer. Mir geht's nicht so gut. Ihr habt gut gespielt, sag das auch den anderen", war das einzige, was ich hervorbrachte.
„Oh, okay", meinte Ron besorgt. Schuldgefühle überrannten mich. Ich war so eine schlechte Freundin. „Wir sehen uns später."
Ohne abzuwarten stieß ich die Tür auf und war endlich an der frischen Luft. Das schwere Gefühl auf mir löste sich ein wenig. Seufzend machte ich mich auf den Weg.
Mir schoss die Situation vor wenigen Stunden durch den Kopf, als Malfoy einen Deal verlangt hatte. Was war aus diesem geworden? Würde er mich darauf ansprechen? Was war nur los mit mir?
*
„Hermine!", rief Ginny, als sie ins Zimmer gestürmt kam. Ich sah von meinem Buch auf und blickte sie an. Sie stand im Türrahmen, ihre Wangen waren leicht gerötet und es lag ein riesiges Grinsen auf ihrem Gesicht.
„Jaa?", fragte ich zögerlich. Meine Freundin ging zu mir und ließ sich mit einem Rums auf mein Bett fallen. „Harry ist so süß.. Vorhin, auf dem Weg zum Schloss zurück, hat er mir gesagt wie toll ich gespielt habe", meinte sie verträumt und ließ sich rücklings fallen.
Ich musste einfach lächeln und spürte, wie sehr ich mich für sie freute. "Das hast du ja auch", stimmte ich zu. Ginny grinste mich an.
„Ach!", machte sie plötzlich laut, woraufhin ich fast zusammenzuckte. Sie setzte sich wieder auf und starrte mich an. „Ein paar Leute organisieren eine geheime Party", verkündete sie aufgeregt. Wenn sie so geheim war, warum redete sie dann so laut darüber?
Sie grinste mich an und ich ahnte böses. „Sie findet nach dem Abendessen statt. Komm, wir überlegen uns jetzt schonmal, was wir anziehen", forderte sie mich auf.
„Ginny.. Ich wollte später eigentlich noch lernen.. Und zu Petrichor gehen.."
„Zu deinem Vogel? Ach komm schon, Hermine. Ein bisschen sozialer Kontakt schadet dir nun wirklich nicht. Und nein, Bücher und Vögel zählen nicht." Sie warf mir einen warnenden Blick zu, der mich noch immer nicht überzeugte.
„Ach.. Und ich möchte so gern Unterstützung von meiner besten Freundin wenn ich Harry wiedersehe.. Ich brauche deinen kühlen Kopf für meine Nerven. Und für den Fall, dass ich irgendwas Peinliches mache. Bitte, Hermine", bettelte Ginny und setzte ihren Schmollblick auf.
Theatralisch seufzte ich auf und stich sanft über mein Buch. „Auf Wiedersehen. Es war wunderschön, meine Zeit mit dir verbracht zu haben."
*
„Komm schon..."
„Ich habe nein gesagt", zischte ich wütend und richtete meinen Zauberstab drohend vor mich.
„Bitte nicht", bettelte die Person und versuchte, sich mit ihren Armen zu schützen.
Doch ich zeigte kein Mitleid. „Fass mich ja nicht mehr an. Sonst bereust du es."
Ginny stand mit der gezückten Wimperntusche vor mir. Sie sah mich ein letztes Mal an und wandte dann seufzend und augenverdrehend ihren Blick ab. Zufrieden steckte ich meinen Zauberstab weg.
Ich hatte bereits zugelassen, dass Ginny meine Haare bändigte und sie leicht gelockt hatte. Aber mehr wollte ich nun wirklich nicht. Wozu auch? Ich hatte ja nicht einmal Lust, auf diese Party zu gehen.
Was, wenn die Lehrer es herausfinden würden? In den letzten Wochen hatte ich bereits gegen die Regeln verstoßen, musste Nachsitzen und Strafarbeiten machen. Das aller letzte was ich wollte, war noch mehr Ärger. Eine Suspendierung würde wohl mein Lebensende bedeuten.
Sehnsüchtig blickte ich zu meinem gemütlich aussehenden Bett, doch bevor ich mir alles anders überlegen konnte, zog mich Ginny mit sich und warf die Tür hinter uns zu. „Hey, meine Jacke!", protestierte ich, doch meine Freundin lachte nur. „Die wirst du nicht brauchen", meinte sie entschlossen.
Genervt stapfte ich hinter ihr her. Das wirklich einzige worauf ich mich freute, war potenzielles Essen auf dieser Veranstaltung. Wie aufs Stichwort knurrte mein Magen. Ginny hatte mich dazu gezwungen das Abendessen zu schwänzen, damit wir Zeit hatten uns fertig zu machen.
Wir schlichen die kalten Gänge entlang. Ginny tapste vor mir her und ich hatte Probleme, mit ihr mitzuhalten. Wie konnte sie sich so schnell so leise bewegen?
Wenig später standen wir im siebten Stock. Ginny lief dreimal auf und ab. Dann tauchte genau vor uns eine breite Holztür auf. Ohne zu zögern griff Ginny nach dem Griff und zog die Tür auf.
Vor mir breitete sich ein Bild aus, dass ich so in Hogwarts noch nie gesehen hatte. Der Raum war riesig. Überall standen oder tanzten Schüler und hatten Getränke in den Händen. Bunte Lichter schienen von der Decke herab. Das einzige Unschlüssige an diesem Bild war, dass ich keinen Ton hörte.
Ginny grinste und zog mich an meiner Hand mit in den Raum hinein. Wir übertraten die Türschwelle und augenblicklich gab es wieder Geräusche. Es ertönte laut Musik und Stimmen von Schülern, die versuchten sich bei dieser Lautstärke zu verständigen. Die Tür fiel wieder ins Schloss.
Wir waren im Raum der Wünsche. Und jemand hatte ihn so verzaubert, dass keine Geräusche aus ihm drangen, wenn die Tür geöffnet wurde.
Wieder wurde ich zielstrebig mitgezogen. Erstaunt betrachtete ich die roten und grünen Banner der beiden Häuser, die überall hangen. Feierte man hier wirklich ein Spiel, dass unentschieden geendet hatte?
Ich erkannte Schüler als allen vier Häusern und fragte mich, wer das hier auf die Beine gestellt hatte. Wahrscheinlich Schüler aus den höheren Schuljahren, die einen Grund zum feiern und trinken wollten. Warum lernten die nicht? Bald standen doch einige Prüfungen bevor...
„Hey", unterbrachen einige Stimmen meine Gedanken. Ron und Harry standen vor uns, um uns zu begrüßen. Hinter ihnen standen noch einige andere, die ich aber gar nicht so sehr beachtete. Meine Aufmerksamkeit galt ganz allein den Snacks, die auf einem länglichen Tisch an der Wand standen.
Erfreut schnappte ich mir die Schüssel mit Zahnweißpfefferminzlakritze und beanspruchte sie allein für mich. Ich war ganz ins Essen versunken, da sprach mich jemand an.
„Hermine, geht es dir gut?", wurde ich dann plötzlich auch noch zur Seite gezogen. Luna Lovegood stand dicht vor mir und sah mich aus ihren hellen Augen einfühlsam an. „Ja, natürlich", erklärte ich verwirrt, als ich die Lakritze geschluckt hatte.
„Oh. Du hast seltsame Schwingungen um dich herum. Etwas liegt auf deinen Schultern. Ein Druck, als würdest du dich bald entscheiden müssen. Naja. Pass auf dich auf." Sie ließ mich stirnrunzelnd stehen und verschwand wieder. Aber solche komischen Momente war man von Luna ja gewöhnt.
Luna hatte mich ein ganzes Stück weg gezogen, weshalb ich meine Freunde aus den Augen verloren hatte. Ich blickte mich um und versuchte die anderen zwischen den ganzen Schülern auszumachen.
Eine einzige Sekunde lang hatte ich das Gefühl, in ein graues Augenpaar zu blicken. Doch dann war die Sekunde verstrichen und die Augen verschwunden.
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