(25) Gespräch im Büro

- Draco -

Das letzte, was ich jetzt wollte, war Granger dabei zu unterbrechen, mich so sehnsüchtig anzuschmachten. Aber... „Madame Pomfrey ist zurück."

Ihre braunen Augen weiteten sich erschrocken. Sie sah wieder über die Schulter und entdeckte die Heilerin, die gerade auf uns zuschritt.

Den zurückgezogenen Vorhang kommentierte Madame Pomfrey nur mit einem Schnauben, bevor sie ihn wieder auf die angemessene Position schob. Dann war das verwirrte Mädchen auf dem Bett nicht mehr zu sehen.

Die Heilerin zog eine Tube mit Salbe hervor, sowie ein kleines Stäbchen mit Watte. Sie begann damit, das gelbliche, dickflüssige Heilmittel genau in die Schnittwunden auf meiner Brust aufzutragen.

Das brennte stark, weshalb ich schmerzerfüllt meine Zähne aufeinanderbiss. Da fragte ich mich, ob es das vielleicht doch nicht wert gewesen wäre, wenn Granger noch mehr dieser Wunden hätte, nur damit sie sich mehr hätte ausziehen müssen.

Als die Heilerin bei mir fertig war, ging sie um den Vorhang herum zu Granger. Auch von ihr kam bei der Prozedur ein schmerzerfülltes Zischen.

„So, die Salbe muss ein paar Minuten einwirken", erklärte sie, entfernte sich aber nicht von uns. Sie saß auf einem Stuhl mit Blickwinkel auf uns beide und schlug irgendein medizinisches-wissenschaftliches Magazin auf, um darin zu lesen.. Anscheinend wollte sie uns nicht noch einmal alleine lassen.

Mein Blick war auf Grangers Silhouette hinter dem Vorgang gerichtet, deren Kopf zur Seite gewandt war. Ich fragte mich, woran sie gerade dachte. Und fragte mich selbst, worüber zum Teufel ich da gerade dachte.

Während ich aus einem Fenster starrte stand Madame Pomfey bald schon wieder auf und wickelte mir einen dünnen, speziellen Verband um meinen Oberkörper. 

Da überkam mich plötzlich eine Sorge. „Wann wird es denn wieder vollständig geheilt sein?", fragte ich erschrocken. „Nur wenige Tage, wenn überhaupt", antwortete die Heilerin beruhigend. Wenn das Quidditchspiel also auf nächstes Wochenende verschoben werden würde, wäre ich auf jeden Fall wieder genesen.

Ich stand auf und zog mir vorsichtig mein Hemd wieder über. Die Wunden brannten noch immer ein wenig. Ich ging an meinem Bett und dem Vorhang vorbei. Granger, deren Arm gerade verbunden wurde, sah zu mir hoch. "Danke nochmal."

„Klar doch. Ich gehe schonmal vor", erklärte ich ihr. Das Abendessen würde bald stattfinden und ich musste mir davor noch ein sauberes, intaktes, blutreines Hemd anziehen. Ich meine, nicht dass ich sonst auf sie gewartet hätte.

Während des Abendessens war das Thema Nummer Eins das verschobene Spiel. Dieses wurde erst gewechselt, als Pansy mich fragte, wohin ich vorhin bei der Versammlung so schnell verschwunden war.

Ich wusste nicht, ob ich vom Geschehenen erzählen sollte. Doch ich beschloss, das Ganze lieber zu verschweigen, weil ich nicht wollte, dass jemand seltsame, unwahre Gerüchte in die Welt setzte. Dass ich einer Gryffindor mit Muggelabstammung zur Hilfe geeilt wäre, zum Beispiel.

Also erzählte ich irgendwas von einem Wutanfall, weil das Spiel ausgefallen war. Womit wir dann wieder zu Thema Nummer Eins gekehrt waren.

Ich warf einen flüchtigen Blick zum Tisch der Gryffindors und konnte Granger mit Weasley und Potter in der Ferne entdecken. Zwei von ihnen hatten gleich einen Termin mit mir bei McGonagall, das hatte ich nicht vergessen.

Lustlos ließ ich mir extra viel Zeit zum Essen. Doch die meisten Schüler hatten den Saal bereits verlassen, weshalb ich meinen Freunden eine Ausrede auftischte und mich auf den Weg zum Büro der Professorin machte.

Granger und Weasley saßen bereits vor den Steinstufen dem Eingang des Bürosvund unterhielten sich. Ihr vertrautes Auftreten ließ mich ein wenig stutzen.

Hatte er vorhin nicht noch versucht Granger, ohne Verständnis für ihre Lage aufzubringen, von ihrem Vorhaben abzubringen? Hatte er nicht überhaupt vor wenigen Tagen noch versucht sie gegen ihren Willen zu küssen?

Obwohl, ist ja nicht so als hätte ich so was ähnliches selber noch nie getan.

„Malfoy", sagte Granger zur Begrüßung und lächelte tatsächlich ein wenig. Das war echt komisch, sie konnte so langsam mal aufhören, mir wegen meiner Hilfe vorhin dankbar zu sein. Weasley ignorierte mich. Aber das war mir nur recht.

Schweigend warteten wir, bis auch Professor McGonagall auftauchte, das Passwort nannte, und uns in den Raum führte.

Er war sehr schlicht eingerichtet, mit insgesamt vier Stühlen, einem Schreibtisch, ein paar Schränken und Bücherregalen. Wir setzten uns auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch. Die stellvertretende Schulleiterin nahm gegenüber von uns Platz.

„Also zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass es sehr ehrenhaft von Ihnen war, sich für die magischen Wesen während des Angriffs einzusetzen. Nicht nur das, dank Ihnen konnten wir auch den Todesser Corban Yaxley fassen, den bald ein Prozess zu erwarten hat. Ich kann es aber trotzdem nicht dulden, dass Sie sich gegen die Anweisungen der Schule stellen und handeln, ohne eine Lehrperson zu benachrichtigen. Das Ganze hätte viel schlimmer ausgehen können, ich hoffe, dass ist Ihnen bewusst."

Wir nickten. Granger neben mir sah dabei wirklich schuldbewusst aus, Weasley konnte ich hinter ihr nicht sehen. „Allerdings nützt Nachsitzen und das Aufräumen des Kerkers bei Ihnen ja nicht", fing die Lehrerin vorwurfsvoll an.

Tatsächlich, Granger und ich waren ja schonmal draußen erwischt worden, als wir nicht hätten draußen sein dürfen. Ich erinnerte mich an das Geschehen im Kerker und könnte mich nicht beklagen, wenn Granger und ich abermals dorthin geschickt werden würden. Aber das Wiesel war schließlich auch noch da.

„Deshalb werden Sie einige zusätzliche Schreibaufgaben abgeben, welche ich Ihnen genauer im Unterricht erklären werde", endete McGonagall. Na toll. Das war nun wirklich mal eine Bestrafung, auf die ich gar keine Lust hatte. Ihr Ton deutete an, dass das Gespräch beendet war.

Wir erhoben uns, doch sogleich wurde ich von der Professorin aufgehalten. „Malfoy, Sie bleiben bitte noch einen Moment hier." Seufzend nahm ich wieder Platz und wartete, bis Granger und Weasley das Büro verlassen hatten.

McGonagall räusperte sich, bevor sie zu sprechen begann. „Ich möchte Ihnen nichts unterstellen, Mr. Malfoy. Aber Yaxley hat nach seiner Verhaftung einige Andeutungen gemacht, dass Ihre Familie noch Kontakte zu Todessern hätte, die sich auf der Flucht befinden."

„Davon weiß ich nichts, Professor McGonagall", gab ich ehrlich zu.
Mein Vater hatte mich in keine Pläne oder Geheimnisse eingeweiht, wenn er überhaupt welche hatte.

„Er sagte zudem, dass Sie noch hier zur Schule gingen, weil Sie irgendetwas planen würden. Und keine guten Absichten hätten."

Was war das denn für ein Quatsch, hatte der sie noch alle? Was nützte es ihm, sowas zu verbreiten? Wollte er Vorteile für seine Verhandlung?

Ich sah in McGonagalls Augen und erkannte Misstrauen. Dasselbe Misstrauen, das mir Weasley und Granger gezeigt hatten. Dasselbe Misstrauen, mit dem mich so viele in dem neuen Schuljahr begrüßt hatten.

„Ich versichere Ihnen, dass nichts dergleichen der Wahrheit entspricht", sagte ich höflich und mit einer hoffentlich überzeugenden Stimme.

Mir schossen unzählige Bilder und Erinnerungen vergangener Prozesse in den Kopf. Selbst nach dem Freispruch und so viel vergangener Zeit musste ich mich noch immer rechtfertigen. Für Dinge, die ich eigentlich nie hatte tun wollen. Obwohl das natürlich keine Entschuldigung war, wie ich im Laufe der Zeit eingesehen hatte.

„Das dachte ich mir bereits, Mr. Malfoy. Ich habe Vertrauen in Sie. Aber wenn sich solche Vorwürfe wiederholen sollten, sind wir für die Sicherheit dieser Schule gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen. Ich hoffe, Sie verstehen das", erklärte mir die Frau sachlich.

Innerlich seufzte ich genervt. Ich hatte wirklich keine Lust, das alles nochmal durchleben zu müssen. Einen Wahrheitstrank oder so nehmen zu müssen, während ich ausgefragt werden würde.

Ich blickte McGonagall an, deren Gefühle oder Emotionen ich im Gesicht aber nicht ablesen konnte.

„Dann sind Sie jetzt entlassen, Mr. Malfoy."

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Okay, wer muss da noch lachen? 😂

Der Kommentar darunter beschreibt mich gerade echt, keine Ahnung warum ich das so witzig finde 🐙

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