Thekenmädchen

Eine Novelle von drachenelfe


Allgemeiner Eindruck

Das Buch gefällt mir allgemein sehr gut. Hinter der Geschichte steckt eine spannende Idee; ich wurde bei der Lektüre gut unterhalten. Zwei der Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen: Runa und Kaleo. Mit dem dritten Hauptcharakter hatte ich meine Mühe; er schaffte es nicht bis zu mir.

Bei allem, was ich hier in der Folge schreibe, bin ich mir bewusst, dass ich eine unbearbeitete Rohfassung beurteile. Ein ausführliches Lektorat und das abschließende Korrektorat werden den Text stark aufwerten.

Cover & Titel

Das Cover wirkt düster, ist in Brauntönen gehalten, was an und für sich sehr gut zum Inhalt passt. Die Schrift passt vom Stil her gut zum Bild, der Name der Autorin steht allerdings zu nah am unteren Rand. Die fünf Buchstaben sind scheinbar zu einem Kreis angeordnet, aber nicht als Kreis erkennbar; sie fallen aus dem Rahmen, wirken zufällig platziert und sind zu schwach.

Die Schrift sollte meiner Meinung nach nicht schwarz sein; oder dann aber einen Schatten erhalten, wie beim Namen der Autorin. Der Schatten sollte jedoch nicht in bläulich-weiss sein, sondern die Hautfarbe der Hände oder den gelblichen Ton der Buchseiten aufgreifen.

Ich würde für die Schrift eine eigene Farbe wählen; entweder Kontrast (beispielsweise das Blau der Augen und Haare im Buch) oder passend zum Hintergrundbild.

Vor der Lektüre fand ich die beiden Grußhände ganz okay, wenn auch etwas zu dominant. Nach der Lektüre frage ich mich, was sie bedeuten mögen; der Bezug zum Inhalt ist für mich nicht fassbar. An deren Stelle würde ich mit KI ein Bild der Bar erstellen und das in den Kreis der Buchstaben legen, mit weichen, verlaufenden Rändern.

Der Titel passt sehr gut. Daran würde ich nichts ändern. Er ist kurz, einprägsam und man kann ihn mit einem bekannten Lied verbinden. Das ist für den Markt schon mal nicht schlecht. Für eine mögliche Veröffentlichung müsste das Cover überarbeitet werden. Die Nennung der Erstellerin des Covers, mit entspechendem Copyright, gehört auf die Innenseite und nicht auf das Cover selbst.

Es wird erwähnt, dass das Cover von SoulDragon19 erstellt wurde. Darum ist mein Feedback hier auch an dich, liebe SoulDragon. Das Cover ist gut - hat aber Potenzial nach oben. Covers von gedruckten Büchern werden vom Verlag erstellt oder in Auftrag gegeben. Als Autorin hat man hier sehr wenig Mitspracherecht.

Inhalt

Die einleitenden Worte sind ehrlich. Wenn ich sie lese, lege ich das Buch wieder weg. Eine Geschichte, entstanden als Ventil zu Überarbeitung und Stress - das brauche ich nicht. Einleitende Worte sollen mich motivieren, nicht abschrecken. Dieses Kapitel kann als Anhang, als eine Art 'Making of' am Ende des Buches angehängt werden. Dazu müsste der Text allerdings leicht weniger emotional, etwas objektiver werden. Wahrscheinlich würde die Autorin das auch nicht mehr so schreiben; sehr nachvollziehbar und damals sicher berechtigt und wichtig.

Was es unbedingt, zwingend braucht, ist eine Vorstellung der Welt aus Pandora. Wie wir bei J.R.R. Tolkien sehen können, braucht es eine detaillierte Beschreibung einer Fantasy-Welt, ihrer Geschichte und ihrer Lebewesen, damit die Leserin sich einstimmen kann. Die Beschreibung muss nicht gleich ein eigenes Buch füllen (wie bei Tolkien, Anmerkung), aber sie sollte detailliert und unterhaltsam sein. Ich wünschte mir, das Buch 'Pandora' wäre noch verfügbar - ich würde es sofort lesen, um 'Thekenmädchen' besser verstehen und einordnen zu können.

Den Quervergleich und die Quellenangabe zum Song und zur Band 'Versengold' finde ich richtig und sehr wichtig. Es wäre allerdings noch viel persönlicher und auch spannender, einige Zeilen von jemandem aus der Band abdrucken zu können; das offizielle 'Gut zur Verwendung' zeigen zu können. Das gäbe der Geschichte gleich zusätzliches Gewicht und Schub.

Im Zentrum der Geschichte steht die heimliche Liebe von Kaleo zur Barbesitzerin Runa. Beide werden sehr sympathisch vorgestellt. Als Leserin schließe ich sie sofort ins Herz. Es dauert einige Kapitel bis ich begreife, dass die Figuren im Buch nicht miteinander sprechen, sondern auf alle möglichen anderen Arten miteinander kommunizieren. Dieser Umstand wird zu wenig genau erklärt. Es wird auf die Vergangenheit und ihre Events verwiesen, die ich ohne das Buch 'Pandora' nicht nachlesen kann.

Sehr schön sind die Beschreibungen der Handzeichensprache. Da merke ich, dass die Autorin sich sehr genau damit befasst hat und es erleichtert die Entstehung der wichtigen Bilder, die ich beim Lesen brauche. Ganz allgemein sind die Beschreibungen sehr gut gelungen; teilweise erhoffte ich mir etwas mehr davon; beispielsweise in der Beschreibung der Bar an sich oder der einzelnen Figuren, die auftauchen und ohne wichtige Rolle wieder verschwinden.

Im weiteren Verlauf der Geschichte kommt die Figur des Ilja dazu, ein Halbnitaru. Als Leserin wünschte ich mir auch hier wieder die genauere Beschreibung dieser Art; wie gesagt im Einleitungskapitel. Ilja gefällt Runa; Runa gefällt Kaleo. Was als klassische Dreiecksgeschichte eher prüde und langweilig werden könnte, wird hier ganz spannend gewoben. Auch dadurch, dass die Wesen nicht miteinander sprechen können, baut sich eine prickelnde Spannung auf. Gefühle werden verschwiegen und die Kommunikation wird auf wesentliche Dinge beschränkt. Das ist ein sehr interessantes Detail und trägt die Geschichte auch durch längere Abschnitte. Sehr großes Lob für die Autorin in diesem Bereich!

Die Handlung spielt sich, bis auf wenige Szenen, in der Bar 'Majestätsloch' ab. Das ist die Welt der Runa und sie stehen beide im Zentrum. Das ist denn auch der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht und an keiner Stelle langweilig wird. Das Majestätsloch könnte meine Lieblingsbar werden.

Zusätzliche Spannung wird erzeugt, als Kaleos Mutter auftaucht. Er ist für einen kurzen Moment unsicher, ob er voll zu Runa halten soll oder vielleicht doch eher den Wünschen seiner berühmten Mutter - einer Geschichtenerzählerin - folgen sollte. Da entstehen sehr schön gezeichnete zwischenmenschliche Gedanken und Gefühle. Anhand der Details habe ich als Leserin stets den Eindruck, die Autorin kenne ihre Welt sehr genau und wisse stets, wie diese sich anfühlt und wie sie aussieht. Schade, dass dies teilweise zu wenig genau mit mir geteilt wird. Zum Beispiel würde ich gerne mehr erfahren, was die Mutter wirklich tut, welche Macht sie hat und welchen Einfluss auf die Geschichte der Welt sie nehmen kann.

Ebenfalls würde ich gerne mehr erfahren, was es mit den gefürchteten Fanatikern auf sich hat und weshalb sie so heißen. Fanatiker - fanatisch wovon? Fanatisch für wen? Warum?

Das Ende der Geschichte finde ich unglaublich romantisch und sehr schön - aber ich bin eine hoffnungslose Romantikerin. Wäre ich das nicht, so wäre die Geschichte für mich nicht fertig. Sie hört in einem Moment auf, der zugleich das erste Kapitel für einen längeren Kampf zwischen Aufständischen und Fanatikern bedeuten könnte. Bis hin zum endgültigen Sieg der sprechenden Wesen, der Wiedergewinnung der Sprache oder aber bis zum bitteren, endgültigen Untergang. Hier müsste dann allerdings der Antagonist eingeführt werden. Der typische Bösewicht wird in der Geschichte nicht greifbar. Aber so, wie die Geschichte aufgebaut wird, ist das auch nicht notwendig.

Der Inhalt gefällt mir sehr gut; es ist eine wirklich tolle Geschichte. Einige Längen (Verabredung; Ablenkung) verzeihe ich als Leserin voll und ganz, weil mir eine fantastische Welt geboten wird, die mich einnimmt und begeistert. Für ein gedrucktes Buch müsste man im Detail an den Kapiteln arbeiten und genau untersuchen, welche Stellen gestrichen werden und welche dafür ausgebaut werden müssten. Es gibt auf jeden Fall noch Arbeit. Um genauer zu werden, bräuchte ich allerdings das Manuskript.

Rechtschreibung, Grammatik, Satz

Die Rechtschreibung gibt wenig Korrekturaufwand. Die meisten Fehler werden wohl einfache Tippfehler sein. Sie sind vor allem in den Bereichen Pronomen oder Fälle zu finden - könnten von da her auch bei Grammatik genannt werden. In einem detaillierten Korrektorat würden sie alle entdeckt und behoben. Hier bleibt sehr wenig zu tun. Sehr gute Vorlage, liebe Drachenelfe!

In der Grammatik gibt es an einigen Stellen etwas mehr zu tun. Manchmal fehlen Satzteile. Wahrscheinlich sind das jedoch 'Copy-Paste-Probleme'. Die Grammatik ist weitgehend korrekt, was auf die Sicherheit der Autorin schließen lässt. Auch hier würde das in einem Korrektorat alles behoben werden. Auf einer Plattform wie Wattpad hätte ich die Möglichkeit, erkannte Fehler gleich zu enttarnen und mit Kommentaren zu versehen. Da ich jedoch nicht als 'Klugscheißerin' dargestellt werden will, lasse ich das sein. Somit muss ich auch hier darauf verweisen, dass ich zur genaueren Analyse das Manuskript haben müsste.

Der Satz ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt Normaltext, Text in Anführungszeichen und kursiven Text. Für mich als Leserin war die Verwendung vorerst schwierig zu verstehen. Mit der Zeit konnte ich ein Muster erkennen, welches dann allerdings in einigen Kapiteln plötzlich nicht mehr galt. Beispielsweise im Kapitel "Racheplan mit Knöpfen" erscheinen ganze Abschnitte in kursiver Schrift - also auch der erzählte Text. Anführungszeichen werden im kursiven als auch im normalen Text verwendet. Das verwirrt mich als Leserin.

Hier muss viel Arbeit investiert werden. Es muss ein klar erkennbares Muster geben. Normaltext gleich Erzählung. Kursivtext gleich Kommunikation. Anführungszeichen bei Gedanken. Wenn das konsequent durchgezogen wird, kann die Geschichte auf verschiedenen Ebenen verstanden werden. In einem gedruckten Buch hätte man zusätzlich die Möglichkeit der Farben. Egal, auf welche Art man das angeht: Die Idee muss konsequent durchgezogen werden. Sollte der Text auf Wattpad überarbeitet werden, muss diesem Hinweis auf jeden Fall Rechnung getragen werden. Die zufällig wirkenden Satz-Stile hinderten mich im Lesefluss.

Zusammenfassung, Fazit

Ich habe hier ein sehr gutes Buch gelesen. Mich hat die Welt fasziniert und ich konnte, wollte, mich in diese Welt einfühlen. Die sympathischen Charaktere des Thekenmädchens Runa und ihres stillen Verehrers Kaleo bereiteten mir viel Vergnügen. Ich konnte mit ihnen lachen oder weinen. Die Gestaltung ist realistisch und packend.

Ich würde das Buch kaufen, vor allem wenn ich auf der Suche nach einer ungewöhnlichen Fantasywelt bin.

Die Geschichte kann jedoch mehr. Sie könnte auch Leserinnen und Leser aus anderen Genres für Fantasy begeistern - und das macht die Sache aus Sicht eines Verlages interessant.

In der Überarbeitung des Buches sollte genau hier viel Aufmerksamkeit und Arbeit investiert werden.

Tipps für die Verlagssuche oder Veröffentlichung

Konzentriere dich bei deiner Suche auf Verlage, die Fantasy im Programm haben. Besuche die Homepages von Verlagen. Besuche die Instagram-Profile von Verlagen. Achte darauf, wie sie mit ihren Fantasy-Geschichten umgehen und wie sie Werbung machen. Daran erkennst du sehr schnell, welche Verlage es mit Fantasy ernst meinen und welche diese Bücher bloß als 'nice to have' im Programm führen.

Dein Exposé muss sehr spannend sein. Auf jeden Fall musst du die Welt, die du erdacht hast, detailliert erklären. Schreibe das jedoch nicht ins Exposé, sondern lege es als zusätzliches Dokument bei. Du wirst nicht darum herumkommen, den Namen deiner Welt zu ändern. 'Pandora' ist unweigerlich mit den Navi aus dem Film Avatar verknüpft. Diesen Namen kannst du nicht verwenden - nicht mehr, auch wenn du vielleicht früher warst als Hollywood. Nenne die Welt so, dass es zu keiner Romanreihe oder zu keinem Film eine Parallele geben kann. Damit schaffst du dir höhere Chancen und vermeidest gleichzeitig die Gefahr einer Anklage. Wenn ein Verlag eine Klage befürchten muss, wird das Manuskript nicht angenommen. Zusätzlich eroberst du dir dadurch den Ruf einer gewieften und intelligenten Weltenschafferin. Ich bin mir absolut sicher, dass du das bist.

Beantwortung deiner konkreten Fragen & Aufträge

Bis du einen Verlag gefunden hast, steht der Veröffentlichung auf Wattpad nichts im Wege. Danach hängt alles vom Vertrag ab, den du unterzeichnest. Mache dir keine Sorgen darüber, ob die Geschichte den Leserinnen gefallen wird oder nicht. Das ist die Aufgabe des Verlegers, nicht deine. Du bist die kreative Schöpferin einer Geschichte. Deine Geschichte wird Fans finden und es darf nie umgekehrt sein. Geschichten, die geschrieben werden, um zu gefallen, sind nicht echt - sie haben keine Seele.

Also erdenke deine Welt, glaube an deine Figuren und habe Spaß daran. Damit erweckst du sie zum Leben und erreichst die Herzen der Leser*innen. Der Rest ergibt sich von selbst. Bei der Einreichung bei Verlagen braucht es lediglich einige wichtige kommerzielle Verhaltensregeln zu beachten - und viel Zeit sowie einen gewaltig breiten Rücken, an welchem die Absagen abtropfen können wie Perlen aus Olivenöl am leckeren Salat am Mittelmeer.

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Viel Glück - bei weiteren Fragen darfst du mich ungeniert kontaktieren.

Danke für diese Geschichte. Ich liebe sie - und natürlich Runa.

Deine Chris

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