Kapitel 4
Kapitel 4 – Gruppenarbeit
Ich stehe vor dem Snackautomaten und warte ungeduldig darauf, dass mein Snickers sich mal etwas beeilt, um aus dem Fach zu fallen, als ich eine Gestalt neben mir spüre. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und atme erleichtert aus, als ich sehe, dass es nur Yoongi ist, welcher sich gegen einen der Spinde lehnt und meine Verzweiflung beobachtet.
„Bist du so schlecht drauf, weil du gleich Englisch hast, oder, weil du deinen Snickers nicht schnell genug bekommst?", fragt er mich und ich verdrehe die Augen, dann endlich fällt mein Snickers in die Ablage und ich nehme ihn heraus.
„Jetzt nur noch wegen Englisch." Yoongi bringt mich scheinbar noch zu meinem Klassenraum, so wie es aussieht, während ich mir schnell den Schokoriegel reindrücke, bevor die Englischstunde anfängt.
„Ich habe gehört du hast dich mit Namjoon vertragen?", fragt er mich dann und ich nicke.
„Ja, wieso fragst du?"
„Ich wollt's nur mal so aus Interesse wissen, ich find's gut, dass ihr euch vertragen habt." Ich werfe einen Blick zu Yoongi, welcher mit den Händen in den Hosentaschen durch die Flure läuft.
„Ich hatte es für das Vernünftigste gehalten, wenn er schon auf mich zugekommen ist. Vielleicht ist Namjoon ja der erste von euch Idioten, der mir beweisen kann, dass ich mich in euch getäuscht habe." Ich zucke mit den Schultern.
„Und was ist mit mir? Reiche ich nicht als Beweis?", fragt Yoongi mich dann gespielt empört und ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Yoongi, wir kennen uns, seitdem wir im Kindergarten waren. Ich denke nicht, dass du zählst, so Leid es mir auch tut.", mit diesen Worten schmeiße ich die Verpackung meines Snickers in den Mülleimer und sehe auf meine Uhr.
„Na dann, lasset den Horror beginnen." Mit diesen Worten winke ich Yoongi leicht zu und gehe dann in meinen Klassenraum.
*
Wer kam eigentlich damals auf die Idee, dass Gruppenarbeiten etwas Gutes sind? Ich weiß es wirklich nicht. Wenn man mich fragt, dann sind Gruppenarbeiten immer gleich. Einer macht die Arbeit und die anderen sitzen dumm daneben und entspannen sich.
Es überrascht wahrscheinlich niemanden, dass dies bei uns ebenso ist, auch, wenn es in meiner Klasse da zwei oder drei Leute gibt, die die Ausnahme bilden. Allerdings ist es typisch, dass ich natürlich nicht mit den Ausnahmen zusammenarbeiten darf, sondern mit denen, die am wenigsten aus der ganzen Klasse machen.
„Wenn ihr mir nicht gleich helft, dann mache ich gar nichts mehr und wir bekommen eine schlechte Note. Ich kann mir das leisten, aber ihr nicht, soweit ich weiß.", meine ich irgendwann frustriert und schmeiße den Stift auf den Tisch. Ich sehe es nicht ein die ganze Arbeit alleine machen zu müssen, während sich diese Idioten zurücklehnen und nichts machen.
„Das würdest du nicht tun, Streber.", sagt Taehyung und interessiert sich rein gar nicht dafür, dass ich meine Sachen aus den Händen gelegt habe und nichts mehr mache.
„Willst du's drauf anlegen?", frage ich ihn nur mit verschränkten Armen. Einen Moment sieht er mich an und wir führen ein stummes Blickduell, dann wendet er den Blick ab – macht aber immer noch nichts. Innerlich zucke ich nur mit den Schultern. Wie gesagt, ich kann mir eine schlechte Note leisten, davon wird sich nicht gleich meine ganze Zeugnisnote soweit verschlechtern, dass ich unzufrieden bin. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass Taehyung und Jungkook schon eher ein Problem haben werden, wenn sie auf diese Gruppenarbeit eine schlechte Note bekommen, die beiden sind sowieso nicht so gut in Englisch.
Es vergehen 5 Minuten, in denen nichts passiert und keiner von uns etwas sagt oder macht, dann allerdings räuspert sich Jungkook.
„Du meinst das ernst, hm?", fragt er mich und ich entgegne nur ein kurzes „Ja."
Einen Moment lang scheint er mit sich selbst zu ringen, dann setzt er einen Blick auf, der wahrscheinlich bittend aussehen soll.
„Also, ich kann mir wirklich keine schlechte Note leisten, allerdings bin ich grottenschlecht in Englisch.", gesteht er dann und ich lache leise, aber immer noch spöttisch auf.
„Was du nicht sagst. Frag dich mal wieso.", grummele ich dann, mache aber immer noch nichts.
„Okay, was muss gemacht werden? Ich helfe dir.", sagt er dann, zwar wenig begeistert, aber immerhin sagt er es. Erwartungsvoll sieht er dann zu Taehyung, welcher sich auch erst ein kurzes Blickduell mit ihm liefert, dann aber frustriert aufstöhnt und sich einen Zettel und einen Stift schnappt – wohlgemerkt von meinen Sachen. Zufrieden grinse ich und wir verbringen den Rest der Stunde damit unsere Gruppenaufgabe zu machen. Das Englisch der beiden ist wirklich grottig, da haben sie recht. Meins ist auch nicht perfekt, aber meilenweit besser als das der beiden. Am Ende der Stunde verschwinden die beiden wortlos, aber das soll mir nur Recht sein. Sie sind und bleiben auch weiterhin Idioten.
In der kurzen Pause muss ich den Raum wechseln und laufe gerade durch die Flure, als ich Namjoon sehe, der mir kurz zulächelt und mir dann winkt. Dadurch, dass ich so ziemlich die einzige bin, die sich in meiner Richtung befindet weiß ich, dass er mich meinen muss. Irritiert hebe ich nur eine Hand und drehe mich dann um, als er weiter geht.
Schnell schnappe ich mir meine Sachen aus meinem Spind und trinke einen Schluck, dann stelle ich die Flasche wieder in den Spind – gerade noch rechtzeitig, sonst wäre meine Hand eingeklemmt worden, weil jemand den Spind mit voller Wucht zuknallt. Sofort steigt mir der Geruch eines teuren Parfüms in die Nase und ich kneife kurz die Augen zusammen.
„Was denkst du eigentlich wer du bist?", fährt mich Taehyung dann an und schubst mich gegen meinen eigenen Spind. Ich entdecke Jimin ein wenig hinter ihm, welcher desinteressiert durch die Gegend schaut.
„Ich bin Luna. Wo liegt dabei das Problem?", frage ich dann provokant zurück und bereite mich innerlich schon darauf vor jetzt vor allen anderen angeschrien zu werden, stattdessen beugt er sich allerdings näher zu mir.
„Du hältst dich auch für so taff und toll, oder? Luna, vergiss nicht, wir könnten dir das Leben immer noch zur Hölle machen, egal, ob du Hoseoks Schwester bist oder nicht.", flüstert er dann bedrohlich und beugt sich näher an mein Ohr, als es mir lieb ist. Ich spüre meine Gänsehaut im Nacken.
„Schon mal was von persönlichem Freiraum gehört?", frage ich ihn dann laut und ziehe somit auch Jimins Blick auf mich. Dieser lacht kurz spöttisch und Taehyung rückt dann von mir ab.
„Luna, woher kommt dieser Sinneswandel? Wie wäre es mal mit ein bisschen Respekt?", fragt mich Jimin dann und ich sehe mit einen hochgezogenen Augenbraue zu ihm.
„Wieso sollte ich Respekt vor euch haben, wenn ihr keinen vor mir habt?", frage ich dann nur nach und gerade, als Jimin näher zu mir kommen will, ertönt der Ruf eines Lehrers relativ nahe bei uns. Sofort rücken beide Jungs ein Stück weg von mir und sehen zu unserem Lehrer, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, wie nah er schon bei uns ist.
„Leg dich nicht mit uns an Luna, wir können dir das Leben zur Hölle machen.", droht er mir dann und ich lache spöttisch auf.
„Das macht ihr schon.", zische ich, drücke mich an ihm vorbei und gehe dann zu meinem nächsten Unterricht.
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