Kapitel 3

Kapitel 3 – Wieder Schule

Am nächsten Morgen wache ich von dem Klingeln meines Weckers auf und falle fast aus dem Bett, als ich mich völlig genervt zur Seite drehe. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich an meiner Matratze festhalten und fühle mich kurzzeitig wie ein Ninja, mit meinen Reflexen. Dann schüttele ich den Kopf über meine eigene Dummheit und quäle mich aus dem Bett. Anschließend gehe ich ins Bad und mache mich für die Schule fertig. Ich schminke mich leicht mit etwas Kajal und Wimperntusche, dann mache ich mir leichte Wellen in die Haare und verlasse anschließend das Bad, sodass mein Bruder, welcher schon ungeduldig gegen die Tür geklopft hat, sich fertig machen kann.

Aus meinem Kleiderschrank nehme ich mir die Klamotten, die ich mir neulich gekauft habe und ziehe sie an. Zufrieden betrachte ich mich im Spiegel und lächele. Ja, so kann ich in die Schule gehen.

Ich schnappe mir meinen Rucksack und stecke mir mein Handy in die Hosentasche, dann gehe ich nach unten und frühstücke in Ruhe. Zumindest so lange, bis meine Mutter in den Raum kommt.

„Du wartest bitte, dass dein Bruder dich heute wieder mit von der Schule nach Hause nehmen kann, ja?", fragt sie mich und ich verdrehe genervt die Augen.

„Hoseok hat früher Schluss als ich, ich fahre einfach mit dem Bus, das ist kein Problem.", sage ich nur und versuche dabei, möglichst ruhig zu bleiben.

„Luna, du weißt, was letztes Mal passiert ist, ich möchte nicht mit dir diskutieren.", sagt sie nur und ich sehe genervt zu ihr.

„Das ist nun schon lange genug her. Sonst interessierst du dich auch nicht für mich.", sage ich und stelle meine Müslischale in den Abwasch, dann verlasse ich schnell das Haus und warte am Auto meines Bruders darauf, dass er mich mit zur Schule nimmt. Innerlich rege ich mich schon wieder darüber auf, dass meine Mum schon wieder so tut, als ob sie sich Sorgen um mich macht. Jetzt, wo sie mal halbwegs nüchtern ist, versucht sie scheinbar alles andere wieder gutzumachen.

Ich höre meinen Bruder aus dem Haus kommen und drehe mich dann zu seiner Autotür um.

„Schon wieder Stress mit Mum?", fragt er und ich nicke. Auch Hoseok leidet teilweise unter unserer Mum, aber meistens trifft es mich schlimmer, einfach, weil ich das Mädchen bin.

„Sie meinte, dass du mich nachher abholen sollst, aber das ist nicht nötig. Ich fahre mit dem Bus.", versichere ich ihm, noch, bevor er etwas darauf antworten kann.

„Bist du dir sicher?", fragt mich Hoseok skeptisch, doch ich nicke nur.

„Ja, ich habe kein Problem damit.", bestätige ich ihm erneut und er nickt.

„Na schön, falls du es dir anders überlegen solltest, dann schreib mir einfach.", sagt Hoseok dann noch und wir verbringen den Rest der Autofahrt einfach nur still.

An der Schule angekommen parkt er und sofort liegen alle Blicke auf uns.

„Hab ich dir schon gesagt, dass ich deine neuen Klamotten echt cool finde? Auch, wenn ich keine Ahnung habe, woher diese Styleveränderung kommt.", macht er mir ein Kompliment und ich ziehe einen Mundwinkel hoch. Hoseok und ich hatten schon immer ein gutes Verhältnis zueinander, und darüber bin ich auch ganz froh.

„Ich bin immer noch deine Schwester. Und nur, weil ihr mich mobbt, heißt das noch lange nicht, dass ich das komplette Gegenteil von dir bin. Zumindest in Sachen Style und Musik scheinen wir dann doch noch die gleichen Interessen zu haben. Auch, wenn das wohl unsere einzige Gemeinsamkeit ist.", antworte ich und steige ohne weiter auf ihn zu achten aus dem Auto aus. Mit relativ selbstsicheren Schritten gehe ich dann an den Jungs vorbei, die meinen Bruder scheinbar schon sehnsüchtig erwarten. Namjoon wirft mir unauffällig ein Lächeln zu, welches ich aber ignoriere, um meine Verwirrung zu verstecken. Seit wann ist der denn auch freundlich zu mir? Wobei... vielleicht haben ihm meine Worte gestern echt zu denken gegeben. Ich bin mir nämlich sicher, dass er nicht dafür verantwortlich für noch jemanden in der Psychiatrie sein will, soweit kann ich Namjoon dann doch noch einschätzen. Er ist schon immer der schlauste aus der Gruppe gewesen, vielleicht haben ihn meine Worte ja etwas zum Nachdenken gebracht, ihm würde ich das von allen am meisten zutrauen.

Schon als ich das Schulgebäude betrete, spüre ich den Blick von Dalika und ihren zwei Dackeln auf mir. Sofort verdrehe ich innerlich die Augen und gehe zu meinem Schließfach. Dort packe ich in Ruhe ein paar Sachen hinein und nehme mir dann meine Bücher, die ich für den Unterricht benötige. Gerade als ich schon mal in die Richtung des Klassenzimmers gehen möchte, lehnt sich jemand an das Schließfach neben mir. Der Geruch eines wahrscheinlich sehr teuren Parfüms steigt mir in die Nase und ich kneife kurz die Augen zusammen, dann schultere ich meinen Rucksack und haue die Spindtür zu.

„Guten Morgen, Luna.", kommt es von neben mir und ich sehe stirnrunzelnd und fragend zu Namjoon, welcher mit verschränkten Armen zu mir herunter sieht. Die Tatsache, dass er fast 20 Zentimeter größer ist als ich, gefällt mir nicht, denn ich fühle mich unwillkürlich klein und eingeschüchtert, neben ihm.

„Gut ist er sicherlich nicht. Was willst du?", frage ich und ignoriere die schaulustigen Schüler, die sich um uns versammeln um die nächste Katastrophe mitzuerleben. Es ist kein Geheimnis, dass eigentlich immer irgendwas passiert, wenn ich auf einen der Jungs treffe, und da die Jungs ja „die coolsten der ganzen Schule" sind – ganz sicher nicht – warten alle nur darauf, dass einer von ihnen mich wieder fertig macht.

„Ich wusste, dass dir die Klamotten stehen.", versichert er mir dann aber nur und ich stöhne leise genervt auf.

„Gut, dass du mir das sagst, obwohl ich nicht danach gefragt habe. Was willst du, ich muss zum Unterricht." Mein Blick wandert zu meinem Bruder, der am anderen Ende des Ganges steht und die ganze Szene skeptisch beobachtet. Auch ihm ist die nahende Katastrophe bewusst und er ist jeden Moment bereit einzuschreiten, das weiß ich.

„Ich will mit dir reden.", antwortet er auf meine Frage.

„Dann los, rede.", fordere ich ihn auf und er sieht sich kurz um, ob jemand in der Nähe steht. Doch die meisten halten einen gewissen Sicherheitsabstand zum Geschehen, was ich auch verstehen kann.

„Das, was ich die letzten zwei Jahre abgezogen habe war nicht in Ordnung, das hast du mir gestern klar gemacht. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, das könnte ich an deiner Stelle auch nicht, aber ich hoffe, dass wir vielleicht für die letzten Jahre hier an der Schule nicht jedes mal den dritten Weltkrieg starten, wenn wir eine Gruppenarbeit zusammen machen sollen.", erklärt er mir und auf meinem Gesicht erscheint wahre Überraschung. Auch, wenn Namjoon im Jahrgang über mir ist, gibt es mehrere Kurse, die wir zusammen haben und schon häufiger war es vorgekommen, dass wir ziemlichen Stress hatten, wenn wir zusammen arbeiten sollte. Sehr zum Leidwesen der Lehrer und teilweise auch unseres Sozialverhaltens.

„Du meinst das ernst?", frage ich ungläubig, aber auch noch unsicher, nach und er nickt. Ich sehe ihm tief in die Augen und kann keine Lügen in ihnen erkennen. Und Namjoon war schon immer ein grauenvoller Lügner, auch, wenn das den Lehrern scheinbar nie auffällt. Einen Moment lang überlege ich. Was, wenn es trotzdem eine Falle ist um mein vertrauen zu gewinnen, und mich am Ende noch mehr fertig machen zu können? Innerlich schüttele ich grinsend den Kopf. Ich werde langsam echt paranoid.

„Abgemacht.", sage ich und halte ihm meine Hand hin. Erst sieht er kurz auf sie, dann tut er das, was wahrscheinlich den ganzen Flur überrascht. Er schlägt ein.

„Abgemacht."

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