Kapitel 26

Kapitel 26 – „Kann ich bei dir bleiben?"

Als ich an diesem Abend mit dem Buch von Jimin auf meinem Bett liege, rechne ich eigentlich damit, dass ich diesen Abend meine Ruhe habe. Allerdings wird diese schon gestört, als ich höre wie Hoseok und Namjoon im Zimmer meines Bruders rumschreien. Meine Güte, hatte ich meinem Bruder nicht vorhin noch gesagt, dass es mir scheiße geht und ich totale Kopfschmerzen wegen meiner Periode habe? Kann er darauf nicht ein einziges Mal Rücksicht nehmen?

Als er erneut rumschreit stehe ich von meinem Bett auf und gehe rüber in sein Zimmer, wobei es mir völlig egal ist, dass ich nicht anklopfe.

Als sich die Tür öffnet sieht er direkt zu mir und ich kann sehen, dass ihm die Realisation förmlich ins Gesicht trifft.

„Oh, Lu... tut uns leid, ich habe nicht dran gedacht.", sagt er und sieht mich sofort entschuldigend an.

„Ist kein Ding, solange ihr ab jetzt ein kleines bisschen leiser sein könnt, ich versuche jetzt zu schlafen.", teile ich den beiden dann mit und verlasse das Zimmer wieder. Nur am Rande bekomme ich mit, dass mir beide eine gute Nacht wünschen, doch ich antworte schon gar nicht mehr darauf.

Wieder in meinem Zimmer angekommen, lasse ich mich auf mein Bett fallen und versuche zu schlafen. Klappt auch ganz gut, bis ich ein Klopfen an meiner Balkontür höre. Sofort fahre ich erschrocken herum und sehe eine Gestalt auf meinem Balkon stehen. Ach du Scheiße. Ist das Jimin?!

Sofort stehe ich auf – wenn auch etwas unsicher und langsam – und öffne dann die Balkontür.

„Jimin?! Was zur Hölle machst du hier?", frage ich ihn dann und lasse ihn eintreten. Als das Licht meines Zimmers auf ihn fällt, keuche ich erschrocken auf.

„Oh mein Gott, Jimin! Was ist passiert? Geht's dir gut?", frage ich ihn sofort panisch und ziehe ihn auf mein Bett. Seine linke Gesichtshälfte ist rot, sein Auge leicht geschwollen und er blutet an Lippe und Schläfe.

Vorsichtig fasse ich ihm an das Blut um zu sehen ob es noch frisch ist und er zuckt zusammen.

„Luna, kann ich bei dir bleiben? Ich wusste nicht wohin ich sonst soll. Bitte, ich will nicht mehr zu ihm.", fleht er dann fast und ich sehe erschrocken zu ihm. Noch nie habe ich Jimin in so einem Zustand gesehen. Es zerreißt mir fast das Herz ihn so zu sehen, so ängstlich und zerbrechlich. Bilde ich mir das ein, oder zittert er?

„Jimin, war das dein Vater?" Er antwortet mir nicht, sondern starrt einfach nur ins Nichts. Ich gehe vor ihm in die Hocke, sodass ich fast gleich groß bin, weil er ja auf meinem Bett sitzt. Vorsichtig greife ich nach seiner Hand, an der ich auch Blut erkennen kann. Endlich sieht er zu mir.

„Jimin, war das dein Vater?", frage ich noch mal und er nickt schwach.

„Wo ist Daesung? Geht es ihm gut?", frage ich dann schnell. Wieder nickt Jimin.

„Er übernachtet heute bei einem Freund, weil die morgen auf einen Ausflug fahren.", meint er dann noch leise.

„Bitte Luna, lass mich nicht zurück gehen, solange er noch da ist.", fügt er kurz darauf hinzu und ich kann sein Flehen in seinem Blick sehen.

„Keine Sorge, du kannst bleiben. Warte kurz, ich bin sofort wieder da." Meine Müdigkeit von eben ist verblasst, stattdessen mache ich mir nur noch Sorgen um Jimin.

Mit schnellen Schritten gehe ich rüber in das Zimmer meines Bruders, durchquere es, schnappe mir den erste Hilfe Kasten, der hier immer noch von Hoseoks letzter Prügelei liegt und will gerade gehen, als er mir den Weg versperrt.

„Was willst du mit dem erste Hilfe Kasten?", fragt er mich dann skeptisch und ich weiche seinem Blick aus. Ich bin mir nicht sicher, ob Jimin will, dass Hoseok weiß, dass er hier ist, schließlich hätte er sonst auch einfach zu Hoseok gehen können.

„Lass mich bitte durch, Hoseok.", bitte ich ihn ernst, doch er bewegt sich kein Stück und ich seufze.

„Hoseok, komm schon.", mittlerweile bin ich leicht genervt. Kann er mich nicht einfach durchlassen?!

Er sieht mich weiterhin eindringend an und ich weiß, dass er mich nicht durchlassen wird, bevor ich ihm sage, wofür ich den Kasten brauche. Genervt seufze ich.

„Jimin wartet drüben. Würdest du mich jetzt bitte endlich durch lassen?", sage ich ihm dann und nutze den Überraschungsmoment aus um mich an ihm vorbei zu drücken und zurück zu Jimin zu gehen, der immer noch auf meinem Bett wartet.

Sofort mache ich mich daran seine Wunden zu desinfizieren und sie dann zu versorgen.

Nach einiger Zeit kommen Hoseok und Namjoon dazu und er erklärt den beiden auch was passiert ist. Schlussendlich beschließen wir, dass Jimin die Nacht bei mir bleiben kann. Ich bin zwar etwas verwundert, dass Hoseok nicht lange überredet werden musste, allerdings war er ja auch derjenige, der mir gesagt hat, dass ich Jimin eine Chance geben soll und mich mit ihm anfreunden soll.

Etwa eine halbe Stunde später liegen Jimin und ich in meinem Bett – Hoseok hatte ihm Klamotten gegeben, die er für die Nacht und morgen in der Schule tragen kann – und Jimin erzählt mir was genau zwischen ihm und seinem Vater vorgefallen ist.

Nach einiger Zeit werde ich immer müder und auch Jimin scheint das zu bemerken.

„Bist du müde?", fragt er mich und ich grummele im Halbschlaf, was ein „Ja" bedeuten soll.

„Dann solltest du schlafen, ich will dich nicht wach halten." Als er das sagt, weiß ich nicht warum, aber ich kuschele mich etwas an ihn. Einen Moment lang ist er scheinbar verwirrt, allerdings legt er dann einen Arm um mich und zieht mich etwas an ihn.

„Jimin?", frage ich ihn dann und ziehe somit seine Aufmerksamkeit auf mich.

„Ja, Luna?", antwortet er und ich stocke einen kurzen Moment.

„Wieso bist du ausgerechnet zu mir gekommen? Du hast doch genug Freunde.", sage ich dann und ich spüre kurz, dass er sich einen Moment lang anspannt, bevor er antwortet.

„Du bist auch meine Freundin, Luna. Und ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann und, dass du keine dummen Fragen stellst.", antwortet er dann und ich stütze mich auf meinen Unterarm um ihn anzusehen. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass ich auch eine Freundin von ihm bin? Jimin scheint meinen Blick richtig zu deuten, denn er beginnt zu lächeln.

„Erstaunlich, was zwei Monate doch bewirken können, hm?"

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