Kapitel 14 - „Habe ich so eine Wirkung auf dich?"

„Luna, kannst du irgendwann Mal mit mir Eis essen gehen?", ertönt es aus Daesungs Zimmer, gerade, als ich es betreten möchte.

„Das können wir bestimmt mal machen, wenn wir beide mal Zeit haben. Was isst du denn gerne für Eis?", fragt sie ihn und ich stoße die Tür leise auf. Die beiden sitzen auf dem Teppich seines Zimmers, eine Menge Spielzeugautos vor ihnen auf dem Boden.

„Ich mag Schokolade und Straciatella.", verkündet er und ich lächele bei dem Anblick, wie fröhlich er mit Luna redet. In diesem Moment beschließe ich, dass ich Luna häufiger hier herbringen sollte – natürlich nicht für mich, sondern für meinen Bruder.

„Dann gehen wir bald mal Eis essen und du kannst so viel Schoko und Straciatella essen, wie du nur möchtest." Dein armer Geldbeutel, Luna...

„Jimin kann doch auch mitkommen, oder?", fragt er dann mit großen Augen und Luna lächelt.

„Natürlich, wenn du das möchtest.", sanft sieht sie ihn an.

„Ich glaube ich sollte langsam mal wieder zu deinem Bruder, damit wir weiter arbeiten können. Aber wenn ich das nächste Mal hier bin, dann können wir wieder etwas spielen.", versichert sie ihm und steht dann auf.

Erneut fällt mir auf, wie erwachsen mein Bruder für sein Alter doch schon ist.

Ich gehe schnell aus dem Zimmer, sodass es nicht so aussieht, als hätte ich die beiden beobachtet, auch, wenn ich das ja getan habe, und tue so, als wollte ich gerade mal nach den beiden sehen, als Luna aus seinem Zimmer kommt.

„Na, wollen wir anfangen?", frage ich und sie nickt.

„Ja... hast du eine Ahnung womit?", fragt sie mich und ich schüttele nur den Kopf.

„Nein... aber wir könnten erst mal so allgemeine Steckbriefe machen um so Grundinfos von dem jeweils anderen zu erfahren... ich meine, ich weiß im Grunde genommen gar nichts über dich.", schlage ich vor und sie nickt.

Das ist doch schon Mal ein guter Anfang, Park Jimin...

*

Luna sitzt auf meinem Bett, während ich gerade eine DVD in den DVD-Player lege. Bis jetzt war der Tag eigentlich ganz lustig und ich frage mich, wieso ich all die Jahre immer dachte, dass sie so eine Langweilerin ist. Natürlich, sie ist im Gegensatz zu den Mädchen, mit denen ich mich sonst abgebe völlig anders, aber wer sagt denn, dass das schlecht ist? Scheinbar habe ich mich wirklich in ihr geirrt. Ich kann mir vorstellen, dass wir sogar Freunde werden könnten, dafür muss ich wahrscheinlich aber ziemlich viel Kacke aus den letzten Jahren wieder gut machen.

Als wir den Film zu Ende gesehen haben gucke ich auf meine Uhr.

„Willst du noch hier Abendbrot essen?", frage ich sie (und weiß selber nicht wieso ich überhaupt frage), doch statt einem ja oder nein reißt sie an meinem Arm und sieht auf meine Armbanduhr.

„Shit!", flucht sie, dann springt sie auf und packt ihre Sachen in ihre Tasche. Dann fällt es mir auch auf: Sie ist noch mit Arya verabredet.

„Verdammte Scheiße!", flucht sie weiterhin vor sich hin und ich beginne zu grinsen. Ich wusste nicht mal, dass sie solche Wörter überhaupt kennt.

„Wann bist du mit ihr verabredet?", frage ich und Luna sieht gestresst zu mir.

„In fünf verdammten Minuten! Und Arya wohnt am anderen Ende der Stadt.", meint sie und läuft schnell zu meinem Bruder um sich zu verabschieden.

„Habe ich so eine Wirkung auf dich, dass du die Zeit vergisst?", necke ich sie, doch sie sieht nur zu mir, während sie in ihre Doc Martens schlüpft.

„Nein, eher eine einschläfernde. Ich bin echt müde geworden.", sagt sie trocken und zieht ihre Jacke an. Autsch.

Innerlich ringe ich mit mir selber, dann schnappe ich mir meine Jacke und ziehe mir meine Doc Martens an. Kaum vorzustellen, dass wir beide die gleichen Schuhe tragen. Bis vor ihrem Stylewechsel hätte ich eher mit Blümchenschuhen gerechnet. Okay, das ist übertrieben, sie hat noch nie pink, rosa oder Blumen getragen.

„Was tust du?", fragt sie mich irritiert und ich schmunzele.

„Los, ich fahr dich."

„Das musst du nicht.", wehrt sie ab und kramt nach ihrem Handy.

„Mache ich aber. Du schaffst es sonst nie pünktlich. Genieß es lieber noch, dass ich nett zu dir bin. Morgen in der Schule tun wir so, als wäre das hier nie passiert.", sage ich und schließe mein Auto auf. Mag ja sein, dass wir uns jetzt hier gut verstanden haben, aber wegen ihr meinen Ruf riskieren, das sehe ich nicht ein.

Ihre Augen sehen zu mir über das Autodach und kurz denke ich, dass sie verletzt ist, doch wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet.

Als ich losfahre, ruft sie scheinbar ihre Freundin an.

„Ja?", meldet sich Arya, es ist offensichtlich, dass Luna den Lautsprecher anhat, denn sie versucht gerade noch ihr Make-Up zu retten, während ihr Handy auf dem Schoß liegt.

„Hey, Arya. Ich wollte dir nur sagen, dass ich wohl etwas später kommen werde.", informiert sie dann ihre Freundin und erst jetzt fällt mir auf, wie gut ihre feuerroten Haare zu ihr passen.

„Bist du schon auf dem Weg?", fragt Arya und Luna bestätigt ihr das.

„Wir können uns auch gleich im Park treffen, wenn du willst?", ertönt es dann aus dem Lautsprecher. Fragend sieht sie zu mir.

„Kannst du mich zum Park fahren?", fragt sie.

„Meinetwegen.", sage ich nur und höre aus dem Handy einen überraschten Laut.

„Ist das Jimin?", fragt sie entsetzt. Ich schmunzele.

„Ja, ist ne lange Geschichte. Ich bin in ein paar Minuten da. Treffen wir uns am Nordeingang?", fragt Luna.

„Okay, geht klar. Bis dann."

„Bis gleich."

Schmunzelnd sehe ich zu ihr.

„Was?", fragt sie irritiert und richtet ihre Haare etwas.

„Nichts.", rede ich mich raus und fahre dann stumm weiter. Innerhalb weniger Minuten kommen wir am Nordeingang an. Luna schnappt sich ihren Rucksack und öffnet dann die Tür. Ich kann schon Arya sehen, die skeptisch zu uns herüber sieht. Langsam frage ich mich, wann Yoongi und sie endlich mal miteinander reden und zusammenkommen. Die beiden wären perfekt zusammen, jeder sieht das ein, nur die beiden scheinbar nicht.

„Danke fürs Fahren.", sagt sie und sieht zu mir. Ich lächele leicht.

„Morgen in der Schule tun wir wieder so, als wäre das niemals passiert.", sage ich und ihr Blick wird emotionslos.

„Okay.", sagt sie und steigt dann aus.

„Bis dann.", murmele ich noch, doch sie ist schon zu Arya gegangen und ich versuche innerlich mir nicht anmerken zu lassen, dass mir diese Emotionslosigkeit mir gegenüber gar nicht gefällt. Gott Jimin, was ist los mit dir? Vor 2 Tagen hast du sie noch gemobbt und jetzt? Ich hab ja schlimmere Stimmungsschwankungen als ein Mädchen. Ich werfe noch einen letzten Blick auf die beiden Mädchen, dann fahre ich nach Hause.