Kapitel 10
Kapitel 10 - Yoongi
„Min Yoongi, rette mich.", stöhne ich, als ich mich neben ihn fallen lasse. Irritiert sieht er mich an.
„Wir sind in einem öffentlichen Park, Luna. Wovor soll ich dich retten?", fragt er und ich blicke über meine Schulter zurück.
„Ich wurde den ganzen Weg, seit ich aus der Bahn gestiegen bin, von zwei Tauben verfolgt.", beschwere ich mich und Yoongi sieht mich missbilligend an, dann erhebt er sich von der Bank, auf der er gesessen und gewartet hat.
„Gut, wo möchtest du alles hin?" Yoongi und ich hatten uns heute für den ganzen Nachmittag und Abend verabredet, wir hatten schon länger nichts mehr miteinander gemacht und sind uns beide einig, dass es langsam mal wieder Zeit wurde.
„Mir ist das relativ egal, ich richte mich da ganz nach dir. Solange wir es nachher noch ins Kino schaffen.", antwortet er mir auf meine Frage, wohin er alles möchte. Ich beginne zu grinsen, greife nach seiner Hand und ziehe ihn hinter mir her.
„Dann auf zum Bücherladen!"
Etwa eine dreiviertel Stunde später verlassen wir beide den Bücherladen wieder, mit einem Haufen neuer Bücher in meiner Tasche.
„Ich bin dafür noch etwas essen zu gehen, bevor wir den Film gucken. Was hältst du davon?", fragt er mich dann, als wir nebeneinander hergehen. Einen Moment lang überlege ich, dann nicke ich allerdings.
„Ich glaube was zu essen wäre gut. Hast du mal Lust auf etwas None-Korean-Food?"
„Klar, immer gerne. Woran hast du gedacht?"
„Burger?"
„Burger."
Yoongi und ich sind gemeinsam auf dem Weg, als hinter uns plötzlich jemand unsere Namen ruft. Wir drehen uns fast gleichzeitig um und sehen Taehyung und Namjoon auf uns zukommen.
„Hey. Was macht ihr denn hier?", fragt Yoongi und ich lächele beide nur schüchtern an, man weiß ja nie.
Taehyung erzählt uns, dass die beiden auf dem Weg sind um etwas essen zu gehen und so beschließen Yoongi und Namjoon kurzerhand, dass wir ja alle zusammen essen gehen können. Taehyung und mir passt das nicht so richtig, aber wir wollen wahrscheinlich beide nicht wie die Spielverderber rüber kommen – kaum zu glauben, dass wir mal was gemeinsam haben – und so sagen wir nichts, sondern achten einfach nur darauf, dass wir nicht nebeneinander sitzen.
Irgendwann tauen wir beide allerdings auch auf und führen ein oberflächliches Gespräch, doch ich weiß, dass das Namjoon und Yoongi unglaublich freut, weshalb wir beide dieses Gespräch einfach weiter führen.
Nach dem – wie ich ungern zugebe – eigentlich ganz guten Essen, trennen wir uns wieder und Yoongi und ich gehen ins Kino. Ich weiß nicht, was die anderen beiden jetzt machen, aber so wirklich interessieren tut es mich jetzt auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll.
Wir kaufen uns die Karten und suchen unsere Plätze, dann beginnt der Film auch schon.
*
Am nächsten Tag schlafe ich in Kunst fast ein, denn Yoongi und ich waren gestern noch ziemlich lange unterwegs, doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und starre, ohne es zu merken, auf Jimins Bild, welches ironischerweise direkt in meinem Blickfeld hängt.
Wenn ich das Bild genau betrachte, dann kann ich darin Arroganz sehen (welche Überraschung, das Bild wurde ja auch von Jimin gemalt), aber auch Angst und Verzweiflung.
Ich schüttele den Kopf, fast so, als könnte ich die Gedanken dadurch aus meinem Kopf verbannen und sehe wieder auf mein eigenes Blatt.
„Luna, was ist denn los mit dir in letzter Zeit? Geht es dir nicht gut?", fragt mich Mr. Choi und ich schrecke auf, weil ich ihn nicht kommen hören habe.
„Nein, alles in Ordnung, Mr. Choi, keine Sorge.", lächele ich nur und lege meinen Stift neben mein Blatt.
„Haben sie den Schlüssel zum Materialraum dabei? Ich brauche buntes Papier.", frage ich ihn dann und er kramt kurz in seiner Hosentasche, findet den Schlüssel aber scheinbar nicht. Dann allerdings sieht es so aus, als würde ihm wieder einfallen, wieso er ihn nicht findet.
„Der Materialraum müsste schon offen sein. Geh ruhig und sieh dich um. Nimm dir einfach was du brauchst.", sagt er dann und ich nicke.
Ich lege meine Sachen zur Seite, werfe noch einen letzten Blick auf mein Bild und gehe dann in den Materialraum. Dort angekommen gehe ich sofort auf die bunte Pappe zu, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit erregt.
Eine Person, mit orangenen Haaren, sitzt mit Kopfhörern in den Ohren am Tisch im Materialraum und zeichnet. Ich staune nicht schlecht Jimin hier zu treffen, aber da ich so neugierig bin, gehe ich leise von hinten auf ihn zu und spähe ihm über die Schulter. Ich weiß ganz genau, dass er mich wahrscheinlich anschreien wird, wenn er bemerkt, dass ich ihn zeichnen sehe, aber ich kann nicht widerstehen, zu stark ist der Drang zu erfahren, was ausgerechnet Park Jimin da zeichnet.
Als ich auf sein Blatt schaue, sehe ich eine Bleistiftzeichnung eines Kopfes, allerdings nur ab den Augen aufwärts. Diese Person ähnelt Jimin stark, allerdings wüsste ich nicht, wieso er sich selber zeichnen sollte.
Über dem Kopf der Person kann ich erkennen, dass das die Gedanken der Person sein sollen. Ziemlich erdrückende Gedanken. Stress, Angst, Verrat, Gewalt...
Gerade, als ich beschließe, dass ich das gar nicht sehen sollte, und verschwinden will, dreht sich Jimin um. Erschrocken sehe ich ihn an und er erwidert den Blick, nicht weniger erschrocken. Sind seine Augen feucht?
„Luna! Was zur Hölle machst du hier?!", fährt er mich an und ich schrecke ein Stück zurück.
„Das Bild ist schön...", murmele ich nur, dann drehe ich mich um und gehe zu dem richtigen Schrank, aus dem ich eigentlich mein Papier holen wollte.
„Luna! Ich habe dich gefragt was du hier willst." Plötzlich steht Jimin wieder neben mir und ich zucke erschrocken zusammen.
„Ich hole Papier, wie man unschwer erkennen kann." Zur Verdeutlichung wedele ich noch mal mit dem Papier in der Hand herum, dann knalle ich den Schrank stärker als nötig zu und will an ihm vorbei gehen, doch er hält mich auf. Genervt sehe ich ihn an, doch er scheint das Ganze eher witzig zu finden.
„Du wirst niemandem erzählen, was du da eben gesehen hast, richtig?", fragt er mich dann und in seiner Stimme klingt ein drohender Unterton mit. Ich verdrehe die Augen, dann sehe ich ihn direkt an.
„Das würde mir sowieso keiner glauben, also von daher.", gebe ich nur zurück, doch das scheint Jimin nicht zu reichen.
„Luna, ich meine das ernst."
„Ich werds schon niemandem sagen, mach dir mal nicht ins Hemd, Jimin.", sage ich nur, dann gehe ich an ihm vorbei und verlasse – mit meinem Papier wohlgemerkt – den Materialraum.
An meinem Platz angekommen arbeite ich so weiter, als ob nichts gewesen wäre und lasse mich auch nicht von Jimin aus der Ruhe bringen, der aus dem Materialraum aus zu mir sieht.
Am Ende der Stunde bringe ich meine Sachen weg und tue so, als ob nichts gewesen wäre.
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