Kapitel 6: Suppen und Eidechsen

Noch immer völlig geschockt von ihrer ersten Verwandlung schlurfte Saskia zu Mittag in die Cafeteria der Clearwater High.
Sie verstand selbst nicht, wie sie die folgende Doppelstunde nach Verwandlung, nämlich Sei dein Tier überstanden hatte.

Miss Parkers Unterricht wäre vielleicht nicht ganz so langweilig und öde gewesen, hätte sie nicht dauernd vergessen, was ihre zweite Gestalt war und zehntausend Mal nachgefragt. Noch nerviger war allerdings, dass die Mops-Wandlerin die ganze Zeit über „Gothernatter" statt „Gophernatter" gesagt hatte und Saskia würde es nicht wundern, wenn sie selbst jetzt ein dickes Minus eingetragen bekommen hätte für ihr ständiges Augenrollen.

Aber mal ernsthaft, was war so schwer daran, sich ein normales Wort zu merken?
Aber wahrscheinlich war die Lehrerin nicht unbedingt eine Schlangenexpertin.
Saskia selbst war es ja auch nicht, um ehrlich zu sein.

Noch während sie sich im Stillen vornahm, in der Bibliothek über Schlangen nachzuforschen, stutzte sie und blieb mitten auf der Türschwelle stehen, woraufhin ein großer, kräftiger Junge den sie eben noch im Unterricht gesehen hatte, total gegen sie prallte.

"Pass doch auf!", schnauzte er sie an und Saskia trat hastig aus der Türschwelle, ehe sie ein: "Ich kann nichts dafür, wenn du wie ein blindes Huhn durch die Gegend läufst!" zurückschleuderte.
Sofort biss sie sich selbst auf die Zunge und wünschte sich, sie könnte ihre Worte aus der Luft fischen, sich wieder in den Mund stecken und runterschlucken.
Tja, konnte sie aber nicht.
Ein wenig ängstlich aber auch ziemlich wütend, blickte sie zu dem Jungen auf.

Was dachte der bitte, wer er war?!
Trotzig fixierte sie ihm mit ihrem Blick und wagte es nicht, zu blinzeln.
"Reißt ganz schön weit die Klappe auf, für das, dass du ein armseliges Kriechtier bist!", schnaubte er und baute sich drohend vor ihr auf, bevor er auf dem Absatz umdrehte und einfach ging.

Sprachlos starrte Saskia ihm nach.
Was zum Teufel hatte sie sich dabei gedacht, so unhöflich mit ihm zu reden?
Wenn sie Pech hatte, gab es Ärger.
Und generell:
Was war bloß los mit ihr?
Vor einer Woche hätte sie nicht einmal im Traum daran gedacht, über jemanden zu lästern, geschweige denn über einen Lehrer!
Und jetzt auch noch die ganze Sache mit diesem Jungen.

Saskia war gerade an ihrem zweiten Tag hier und hatte nach diesen erbärmlichen 48 Stunden schon sich im Stillen über einen Lehrer beschwert und einen Streit angefangen.
Wow.
Aber Saskia beschloss, dass es im Moment wichtigere Dinge gab.

Zum Beispiel der Grund, weshalb sie eben mitten im Türrahmen stehen geblieben war.
Sie hatten heute Kampfunterricht.
Kampfunterricht.
Und sie war eine Schlange.
Eine Schlange, die beißen konnte.
Aber vor allem: Eine Schlange, die würgen konnte.

Musste sie also jemanden...würgen?
Beim bloßem Gedanken daran, jemanden zu verletzen, wurde Saskia übel und sie hätte sich am liebsten übergeben.
Sie hoffte inständig, dass sie wirklich niemanden weh tun musste.

Speziell Sina würde sie nie auch nur im Traum etwas antun.
Saskia konnte nur hoffen, dass sie nicht wirklich kämpfen musste.
Und sie würde die Mittagspause nicht damit verschwenden, blöd im Türrahmen rumzustehen und sich endlich etwas zum Essen holen.

Wie aufs Stichwort protestierte ihr Magen heftig dagegen, dass sie heute Früh nichts runtergebracht hatte.
Saskia beschloss, erst mal abzuwarten und schnappte sich etwas zum Essen vom Buffet und ließ sich auf einen freien Tisch plumsen.

Sina und die anderen waren noch nicht da, also nahm sie einen großen Bissen von ihrem Sandwich und nahm ebenfalls einen Löffel von der grüngelblichen Suppe, die sie sich ebenfalls gegönnt hatte.
Sie hatte irgendwann mal gelesen, dass Schlangen ihr Kiefer ausdenken konnten, um größere Beute zu verschlingen.

Jetzt gerade hatte sie einen defenitiv großen Bissen genommen.
Blickte da etwa ihr Schlangen-Ich durch?
Oder war es nur ein Irrtum?
Noch während sie darüber in Gedanken rätselt, wurde es in def Cafeteria reichlich voller.
Nur von Sina und ein paar anderen noch keine Spur.
Dachte sie zumindest.

Saskia riss erschrocken den Kopf hoch, als ein lautes Platsch! in der Nähe ertönte.
Mir großen Augen starrte sie auf ihre kotzgrüne Suppe, in der ein kleines Tier herumzappelte, das verdächtig nach einer Eidechse aussah.
Es war eine riesige Sauerei.

Das Tier war anscheinend voll mit Karacho auf ihren Teller geknallt, wodurch die Hälfte der Suppe auf ihrem weißen T-Shirt gelandet war.
Toll.
Jetzt sah sie so aus, als hätte sie sich auf ihr selbst übergeben.
Sie seufzte.
Hilfe, Hilfe! Kann mich jemand aus dieser ranzigen Suppe befreien, bevor ich ertrinke?!

Eine zarte Jungenstimme erklang in ihrem Kopf und Saskia konnte nicht anders, als zusammenzuzucken.
Sie musste sich offensichtlich noch an den Gedanken gewöhnen, Stimmen in ihrem Kopf zu hören.
Sie seufzte erneut, während sie mit etwas spitzen Fingern vorsichtig versuchte, das Reptil am Schwanz zu packen.

Zappel nicht so, dachte sie und der Junge motzte:
Bin ich giftig oder was? Ich kann nichts dafür, wenn du dir deine ach so schönen Finger nicht schmutzig machen willst.
Saskia verdrehte die Augen, war aber nicht auf einen weiteren Streit aus.

Also zog sie das Reptil vorsichtig aus der grünen Pampe raus.
Ohne ein Danke wuselte das Reptil davon.
Saskia wollte sich gerade ihrem Mittagessen widmen, wurde allerdings unterbrochen.
"Saskia Celin Ashwood!"
Saskia erstarrte.
Sie kannte diese Stimme nur allzu gut.

Und sie hatte gehofft, sie eine Weile nicht mehr hören zu müssen.
Doch dass war anscheinend Wunschdenken.
Saskia drehte sich entgeistert in die Richtung, von der die Stimme kam, ehe sie zittrig antwortete:
"Mutter? Was machst du denn hier?"

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