46 - Let Me Know
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Kapitel 46
»Let Me Know«
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Yoongi
Yoongi starrte nachdenklich auf seine Hände. Mayas Hände. Manchmal strich er sich geistesabwesend über die Finger, als ob er immer noch nicht ganz davon überzeugt wäre, dass sie wirklich real waren. Es war keine gute Ablenkung von der Tatsache, dass er auch an diesem Sonntag immer noch Mayas Periode ausleben musste, die sich – ihrer Aussage nach – auch erst nächste Woche legen würde. Immerhin fühlte er sich nun nicht mehr, als hätte er eine heftige Magen-Darm-Grippe und kam mit den Tabletten ganz ohne Schmerzen durch den Tag.
Er hatte sich zuvor nie wirklich darüber Gedanken gemacht, wie es war, seine Tage zu bekommen. Warum auch? Es erschien in keiner Weise als eine Lebensbereicherung. Und diese Tatsache hatte man ihm ja nun auch mehr als bestätigt. Wenn er nur darüber nachdachte, dass ihm das nun jeden Monat...
Yoongi schloss die Augen und atmete tief durch. Die Ernüchterung, die das Gespräch mit dem Arzt gebracht hatte, hing ihm auch jetzt noch, drei Tage danach, schwer in den Knochen. Was blieb ihnen jetzt noch übrig, als einfach nur zu hoffen, dass alles irgendwann wieder normal sein würde? Dass sie Vier in ferner Zukunft eines Morgens einfach wieder in ihren Körpern aufwachten? Dazu kam jetzt auch noch die Belastung, dass sie Maya und Julia im Schnelldurchlauf beibringen mussten, eine komplette Love-Yourself-Tour-Show zu performen. Obwohl er selbst ohnehin dagegen war, dass man die beiden auf die Bühne ließ.
Er dachte an Chija. Dachte daran, dass er seit Wochen nichts von ihr gehört hatte. Irgendwie vermisste er sie, aber auf der anderen Seite auch wieder nicht. Vielleicht, weil er sich nicht in der Position fühlte, das überhaupt zu dürfen. Vielleicht auch einfach, weil gerade alle anderen Gefühle ihn so sehr vereinnahmten, dass dafür nicht immer Platz zu sein schien.
»Alles okay bei dir?«
Mayas, oder besser gesagt seine eigene Stimme ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken, ohne dass er es sich äußerlich anmerken ließ. Träge schaute er zu ihr auf. Sie stand direkt vor ihm und damit vor der Couch, auf die er sich im Aufenthaltsraum niedergelassen hatte. In ihren Händen hielt sie eine Tasse, die offensichtlich Tee beinhaltete. Außer ihr hatte niemand sonst den Raum betreten. Die anderen schienen wohl immer noch damit beschäftigt zu sein, Überstunden beim Boy-With-Luv-Training für Julia zu schieben...
»Alles gut«, erwiderte Yoongi und richtete sich demonstrativ ein wenig aus seiner eingesunkenen Position auf.
Maya musterte ihn beklommen, ehe sie sich ein wenig unbeholfen neben ihn setzte. Er konnte sie förmlich darüber nachdenken hören, ob es nun okay war, neben ihm Platz zu nehmen und eventuell amüsierte ihn das sogar ein wenig. Zumindest half es ihm, von den ganzen negativen Gedanken, die gerade noch seinen Kopf beherrscht hatten, abzukommen.
Er vermutete, dass es ihr immer noch zu schaffen machte, dass BTS gestern und heute eigentlich in Fukuoka auf der Bühne hätte stehen sollen. Die Konzerte waren zwar abgesagt worden, die verkauften Karten hatten jedoch ihre Gültigkeit behalten, so dass man die Veranstaltungen gegen Ende der eigentlichen Tour nachholen konnte. Eigentlich auch etwas, was man bei den Hongkong-Konzerten hätte machen können. Ein guter Kompromiss, wenn auch nicht einfach und schön. Und auch nicht neu, wenn man bedachte, dass dies nicht die ersten abgesagten Veranstaltungen waren. Yoongi konnte aber irgendwie verstehen, dass das alles Maya noch einmal auf einer ganz anderen Ebene treffen musste. Er hatte es ihr gestern und heute an ihrer ganzen Ausstrahlung angemerkt, wie sehr es ihr zu schaffen machte, ein Teil des Grunds zu sein, so viele Fans vorerst enttäuschen zu müssen. Er konnte nachvollziehen, dass sie bezüglich der Hongkong-Konzerte nicht ohne Kampf aufgeben wollte.
»Hier«, murmelte Maya in diesem Moment und hob ihm vorsichtig die Tasse entgegen. »Ist wieder Pfefferminze.«
Yoongi nahm den Tee dankend entgegen und betrachtete eine Weile die vor ihm aufsteigenden Dampfschlieren. In den letzten Tagen war es fast zu einem Ritual geworden, dass Maya ihm ein- bis zweimal einen brachte, wenn sie nicht gerade mit Sungdeuk jegliche Choreografien durchging, die zu den Konzerten gehörten. Und komischerweise erwischte sie dabei auch immer irgendwelche Momente, in denen der Rapper sich wirklich danach fühlte, einen gebrauchen zu können. Gerade jetzt, in ihrer Mittagspause, kam es ihm sehr recht. Dabei entging ihm nicht die Tatsache, dass Maya es immer unaufgefordert und in ihrer eigentlichen Freizeit tat. Und das wusste er mehr zu schätzen, als sie es sich wahrscheinlich vorstellen konnte.
In letzter Zeit hatte Yoongi viel über ihr Verhältnis zueinander nachgedacht. Noch nie zuvor war er einem ARMY auf diese Weise nahegekommen... Es fühlte sich seltsam und doch irgendwie so an, als wäre es das Normalste der Welt. Maya benahm sich nicht wie jemand, zu dem er am liebsten Abstand halten würde. Mehr gab sie ihm das Gefühl, dass sie Angst vor ihm hatte. Oder um es besser zu betiteln: Respekt. Ein wenig wie Ginny in den ersten Harry-Potter-Teilen. Nur ging er schwer davon aus, dass sie nicht unglücklich in ihn – Harry Potter – verliebt war. Zumindest hoffte er das...
Er für seinen Teil jedenfalls mochte es, in ihrer Nähe zu sein. Auch, wenn das Kuscheln an jenem Tag nun wirklich eine Spur zu weit gegangen war, aber daran trug sie keine Schuld. Irgendwo musste Yoongi aber zugeben, dass es sich trotzdem irgendwie gut angefühlt hatte...trotz der falschen Körper. Vielleicht hatte das aber auch nur an den Hormonen gelegen. Obwohl... Es fühlte sich in letzter Zeit auch ansonsten nicht mehr so seltsam an, in ihrer Nähe zu sein...mal nur auf das Äußerliche bezogen. Inzwischen wurden jegliche Zusammenkünfte nicht mehr von der Tatsache in den Schatten gestellt, dass sie in seinem Körper steckte. Irgendwann gewöhnte man sich wohl zumindest an ein paar Seiten dieses Desasters. Denn irgendwie lebte man immer weiter...
Yoongi schielte hinüber zu Maya, die sich inzwischen getraut hatte, sich in die Polster zu lehnen. Sie starrte ins Nichts vor sich. Das hatte sie in den letzten Tagen öfters getan.
»Was beschäftigt dich?«, fragte der Rapper sie und musste dabei kein Interesse vortäuschen. Er wollte wirklich wissen, was mit ihr los war.
Maya schreckte mit dem Kopf hoch und riss ihn ertappt zu ihm herum. Dann begann sie, nervös auf der Lippe herumzukauen, als würde diese einfache Frage sie heillos überfordern.
»Ist das nicht...offensichtlich?«, fragte sie schließlich vage und wich dabei seinem Blick aus.
»Ich will darauf hinaus, was dich außer dem Arzttermin und den Konzerten beschäftigt«, erklärte er geduldig. Yoongi bereute es inzwischen, Maya vor drei Tagen so kalt behandelt zu haben, als sie sich dafür entschieden hatte, für die Shows zu trainieren. Beim erneuten Gedanken daran nahm er schnell einen Schluck von dem noch fast etwas zu heißen Tee. Sofort breitete sich ein wohliges Gefühl von Wärme in seinem Rachen und Magen aus.
»Achso...ehm...nichts«, murmelte Maya hastig und starrte auf ihre Füße, die in Yoongis Schuhen steckten. »...Jedenfalls nichts Wichtiges.«
Der Rapper schaute sie gnadenlos ununterbrochen an und dank ihrem ständigen Herüberschielen konnte er sich sicher sein, dass sie das auch wusste. Genauso, wie er sich sicher sein konnte, dass er sie vielleicht sogar ohne Worte oder eine konkrete Nachfrage dazu bringen konnte, ihm diese »unwichtige Sache« zu erzählen. Um sie soweit einschätzen zu können, hatte er sie inzwischen lange genug beobachtet.
Und tatsächlich. Irgendwann wurde es Maya zu unangenehm und sie stieß einen niedergeschlagenen, leisen Seufzer aus und machte sich klein in den Polstern.
»Ich wurde vor etwa einer Woche gekündigt«, nuschelte sie und schluckte. »Fristlos. Das heißt, bald bin ich auch gezwungenermaßen raus aus der Wohnung zuhause. Und damit habe ich nichts mehr.«
Yoongi schwieg eine Weile, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden. Ihre Aussage hatte ihm noch einmal die Tatsache vor Augen gehalten, dass die beiden Mädels für Taehyung und ihn alles stehen und liegen lassen hatten, um hier her nach Seoul zu kommen. Um ihre Leben aufrecht zu erhalten, während sie ihre eigenen zuhause dem Untergang weihten.
»Das tut mir leid«, war dennoch alles, was er hervorbringen konnte. Er wünschte sich so sehr, dass es Maya gelang, herauszuhören, wie sehr es ihm tatsächlich leidtat. Und wie sehr ihn nun die Schuldgefühle bezüglich des ganzen harten Trainings, dem sie sich gerade unterziehen musste, von innen auffraßen. Aber Yoongi konnte es nicht richtig zeigen. Er schaffte es einfach nicht.
»Schon okay...«, gab sie frustriert von sich und starrte darauf an die Decke des Aufenthaltsraums. »Du bist der erste, dem ich das überhaupt gesagt habe. Nicht mal Julia weiß es bisher...«
Diese Information und die Art, wie sie es gesagt hatte, brachten ihn dann doch tatsächlich ein wenig aus dem Konzept. Eigentlich sprach alles an Mayas bisherigem Verhalten dagegen, dass sie ihm solche Dinge anvertraute. Vor allem nur ihm. Er hätte wirklich nicht erwartet, dass sie ihm inzwischen so sehr...vertraute. Dass er ihr auch vertraute, das wusste sie ja hoffentlich, oder? Immerhin ließ er sie gerade vor der ganzen Welt sein Leben spielen, also müsste es ihr doch klar sein...oder?
Yoongi räusperte sich. »Wenn ich dir mit irgendwas helfen soll...bezüglich deiner Freunde oder Familie zuhause...oder auch der Wohnung...Du kannst immer auf mich zukommen, ja?«
Maya drehte sich um. In ihre Augen hatte sich plötzlich ein seltsamer Schimmer gelegt, der wohl von mehreren Gefühlen auf einmal herzurühren schien.
»Danke...«, sagte sie leise, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Als wäre ihr gerade erst aufgefallen, dass er wirklich neben ihr saß.
»Machen deine Eltern sich schon Sorgen?«, fragte er mit ebenso gesenkter Stimme.
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Die sind beide immer sehr beschäftigt...und denken jetzt, dass ich ohnehin ein paar Monate "von der Arbeit aus" hier in Seoul bin. Sie schreiben mir in unserem Gruppenchat...Anzurufen probieren sie erst gar nicht wegen der Zeitverschiebung...«
»Das klingt nicht nach einem optimalen Eltern-Tochter-Verhältnis«, stellte Yoongi nüchtern fest.
»Naja...«, seufzte sie und stützte das Gesicht in den Händen ab. »Sie sind keine schlechten Eltern...absolut nicht. Aber wir sind ein wenig auseinandergedriftet...Sie sind es inzwischen so gewohnt, dass ich nicht zuhause wohne, dass es für sie völlig normal geworden ist, dass wir nur zwei- bis dreimal die Woche schreiben...oder uns nur selten sehen. Dass ich jetzt hier bin, macht da nicht wirklich den großen Unterschied für irgendwen.«
Yoongi fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ja, ich kenn das Gefühl...Ich denke, ich habe da ein ähnliches Verhältnis zu meiner Familie.«
Mayas Mundwinkel zuckten zu einem leichten Lächeln, ehe sie sich zaghaft wieder ihm zuwandte. Er erwiderte es genauso minimalistisch, ehe sie sich beide wieder der Luft vor ihnen zuwandten.
»Sagtest du nicht mal, dass du skatest?«
Der Rapper wusste nicht wirklich, warum er plötzlich aus dem Nichts diese Frage stellte. Irgendwas hatte ihn dazu bewegt. Ein innerer Impuls. Vielleicht auch Intuition? Er konnte es sich nicht wirklich erklären. Aber er wusste immerhin, worauf er damit hinauswollte.
»Ja...also naja, kein Trickskaten, wenn du das jetzt meinst«, erwiderte Maya etwas verlegen und kratzte sich am Nacken. »Ich fahr einfach gerne mit dem Skateboard rum...«
»Jungkook hat das Elements-Skateboard damals aufgehoben...das rote aus dem No-More-Dream-Musikvideo, was er in einer Szene auf dem Schoß hatte...falls du dich erinnerst.«
Maya schielte ertappt zu ihm herüber. »Ich...ich kann mich, um ehrlich zu sein, nur daran erinnern, dass in dem Video geskatet wurde...Ich habe es mir auch schon lange nicht mehr angesehen...«
»Besser so«, gluckste Yoongi. »Erspar dir diese Anblicke.«
»Ach, du willst nicht wissen, wie ich 2013 aussah«, hielt Maya dagegen und zum ersten Mal schien sie seit Tagen richtig zu lächeln. »Da war ich 16...Mit Zahnspange und einem richtig heftigen Pickelproblem.«
»Und ich war 20 und sah aus wie 13...nicht gerade förderlich, wenn man ein Band-Image um richtig krasse, böse Jungs aufbauen will.«
Maya kicherte in sich hinein und genau an diesem Punkt geschah etwas Seltsames. Yoongi konnte sich plötzlich genau vorstellen, wie es mit ihrer richtigen Stimme klang. Und er sah sie so bildlich vor sich sitzen...in ihrem Körper. Die blonden Haare, wie sie ihr dabei ins Gesicht fielen, während sie beim Lachen halb im Kragen ihres übergroßen Pullovers versank. Es war ein schöner Anblick. Jedoch nur von kurzer Dauer, bis den Rapper die harte Realität wieder einholte.
»Weshalb ich dich eigentlich wegen des Skatens gefragt habe«, setzte er vorsichtig an, um zum Thema zurückzukommen. »Wir können ja mal irgendwann rausgehen und du zeigst mir, wie das geht. So zur Abwechslung mal...wenn sie uns hier schon permanent einsperren.«
Maya riss erstaunt den Kopf herum, aber nicht ohne vorher noch einmal einen bangen Blick zu Tür zu werfen, um zu checken, ob ihnen jemand lauschte.
»Aber...«, zischte sie mit leiser Stimme, »...aber so kann ich doch nicht einfach...in Seoul rumspazieren...Und vor allem nicht wir beide zusammen...oder?! Und sowieso würden sie das doch nie erlauben...«
»Mach dir mal darüber keine Gedanken«, winkte Yoongi unbeeindruckt ab und lehnte sich mit dem Tee in seinen Händen in die Polster der Couch. »Du musst mir nur sagen, ob du da überhaupt Lust drauf hättest.«
»Ich...äh...also...Ich hätte schon Lust...«
»Na dann.«
Eine Stille legte sich über den Raum, die nur ganz leicht von fernen Geräuschen auf dem Flur unterlegt wurde. Irgendwo lief Musik. Vielleicht sogar Boy With Luv, weil die anderen immer noch nicht aufgegeben hatten, Julia beizubringen, in welche Richtung sie beim Refrain laufen musste. Vielleicht kamen die Beats aber auch aus einem der Studios oder vom Training ihrer Junior-Band Tomorrow X Together.
Es war trotzdem kein unangenehmes Schweigen. Der Rapper nippte an seinem inzwischen auf genau die richtige Temperatur heruntergekühlten Pfefferminz-Tee und genoss für einen Moment die Ruhe. Dabei fiel ihm zum ersten Mal richtig bewusst auf, dass er mit Maya tatsächlich meist nur angenehme Stille-Phasen gehabt hatte. Man konnte mit ihr minutenlang nichts sagen, ohne dass es sich irgendwie komisch anfühlte. Allerdings wusste er nicht, ob es ihr dabei genauso ging. Er tippte eher auf Nein.
»Ehm...Yoongi?«
Er drehte den Kopf und sah Maya an, die scheu ihren Kopf ein wenig eingezogen hatte.
»Was gibt's?«
Sie biss sich auch die Lippen und wich immer wieder für ein paar Sekunden seinem Blick aus. »Darf ich dich...mal was Persönliches fragen?«
Yoongi schwieg einen Moment und musterte sie eindringlich. Doch gerade, als er zu einem Nicken ansetzte, wurde plötzlich die Tür des Aufenthaltsraums aufgerissen und die restlichen Members plus Julia stürmten lärmend herein. Dabei entging dem Rapper nicht der absolut missmutige Ausdruck, mit dem sie Taehyungs hübsches Gesicht schmückte. Das Original alias Taehyung in Julias Körper sah aber auch nicht gerade gut gelaunt aus. Und es war offensichtlich, dass sie sich so fern wie möglich voneinander hielten. Da hatte es wohl mal wieder gekracht.
»Du und du«, ertönte plötzlich Namjoons Stimme und Yoongi sah, dass der Leader dabei auf Maya und ihn zeigte. »Ihr und Taehyung und Julia habt morgen ein Meeting mit dem Management. Bezüglich der neuen Möglichkeiten, die sie ausschöpfen wollen.«
Yoongi nickte knapp. Irgendwie hatte er schon eine vage Ahnung, um was für Arten von Möglichkeiten es bei diesem kommenden Meeting gehen würde, aber er behielt diese Vermutungen für sich. Stattdessen wandte er sich wieder Maya zu, die immer noch beklommen den inzwischen wieder von ihnen abgewandten Leader beobachtete.
»Maya?«, sagte er ruhig und erlangte so wieder ihre Aufmerksamkeit. »Du wolltest mich was fragen?«
Sie riss die Augen ein Stück weit auf, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Nach einer kurzen Starre schüttelte sie jedoch den Kopf und winkte ab.
»Weißt du was...ist nicht so wichtig...«
Ihr Blick wanderte zu den anderen, die inzwischen lautstark über das bestellte Essen schnatterten und wieder zurück zu Yoongi. Er verstand und nickte ihr unmerklich zu. Gerade noch rechtzeitig, ehe sich Julia ächzend auf der anderen Seite ihrer besten Freundin niederließ und nach einem kurzen bangen Blick zu dem Rapper damit anfing, sich bei ihr über das Training auszuheulen.
»Ich bekomme es einfach nicht in meinen Kopf rein«, hörte er sie jammern und sah aus den Augenwinkeln, dass sie den Kopf erschöpft auf Mayas Schulter abgelegt hatte. »Dieser Shuffle-Schritt...und diese ganzen Richtungen...Ich dreh noch durch...vor allem, wenn er mich dabei weiter so anschaut, als...«
Sie verstummte und Yoongi spürte ihren plötzlichen Blick auf ihm. Er tat so, als wäre er ganz auf sein Handy konzentriert, obwohl das nicht stimmte. Er hatte genau gehört, wie niedergeschlagen Julia über die Tatsache war, dass Taehyung ihre Mühen nicht richtig zu schätzen wusste. Seine Menschenkenntnis reichte aus, um genau das aus ihrem Ton herauslesen zu können. Verwunderlich, wenn man bedachte, dass Taehyung noch an vorderster Front dabei gewesen war, als teilweise befürwortet worden war, dass Julia und Maya für die kommenden Konzerte infrage kämen. Nun sah er wahrscheinlich, was das Ganze wirklich für ihn bedeuten würde. Seine expressive Persönlichkeit authentisch zu schauspielern und seinen Tanzstil nachzuahmen, würde für Julia schon für Boy With Luv schwierig genug werden.
Unauffällig sah Yoongi hinüber zu besagtem Sänger, der sich ein wenig abseits der Gruppe am Tisch niedergelassen hatte und lustlos in einer Plastikschale mit Reis herumstocherte. Yoongi wusste, dass es ihn gestern nun auch mit der Periode erwischt hatte, wenn auch lange nicht so heftig wie ihn selbst. Es schlug ihm heftig aufs Gemüt, aber der Rapper weigerte sich, sein ganzes Verhalten gegenüber Julia und dem Training darauf zu schieben. Vielleicht würde er bei Gelegenheit heute Abend noch einmal mit ihm reden...auch, wenn er sich keine großen Hoffnungen machte, dass es etwas brachte. Denn die einzigen beiden, die wirklich etwas an dieser Situation ändern konnten, waren Julia und Taehyung mit ihrem Willen selbst...
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