17 - The Journey Pt. I

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Kapitel 17
»The Journey Pt. I«

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Maya

»Na toll, jetzt werden wir wahrscheinlich noch von der Polizei abgeholt, wenn die rausfinden, dass wir nicht wirklich V und Suga sind«, stöhnte ich genervt in die Hände hinein, während Julia neben mir die Beine überschlug.

»Hättest du eine bessere Idee gehabt?«, gab sie mit ruhiger Stimme zurück. »Vielleicht geht BigHit ja eher ran, wenn eine qualifizierte Nummer anruft, als irgendeine deutsche private.«

Ich rieb mir angestrengt die Augen, nur um wieder daran erinnert zu werden, wie anders sie sich in der jetzigen Form anfühlten. Wenn das hier so schlimm ausging, wie ich es mir bereits ausmalte, landeten wir heute noch in Untersuchungshaft. Es sei denn, BigHit suchte tatsächlich nach uns. Aber das würde bedeuten, dass...oh nein.

»Wenn...wenn sie uns tatsächlich helfen? Das würde doch dann bedeuten...«, begann ich meine Vermutung auszusprechen, stockte jedoch wieder. Ich konnte es einfach nicht über die Lippen bringen. Dafür löste es eine zu große Panik in mir aus.

»Wenn es so ist, werden sie uns wenigstens nach Seoul holen«, sagte Julia mit fester Stimme. »Wenn nicht, dann wird es ihnen ohnehin komplett egal sein. Jeder Mensch hat seine Doppelgänger auf diesem Planeten.«

Damit schien sie wohl leider recht zu haben. Warum sollte sich BigHit um zwei Typen scheren, die sich als zwei ihrer Idols ausgaben? Klar, wir konnten jede Menge Schaden anrichten...aber sollten sie uns einfach verbieten zu existieren? Wohl kaum. Naja, sie könnten uns wegen Täuschung – oder wie auch immer man das in diesem Fall nannte – anzeigen...Fuck, ich wollte nicht weiter über all diese Möglichkeiten nachdenken, die diese Situation nur noch tausendmal schlimmer machen konnten.

Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis die Dame vom Schalter wieder zu uns zurückkam. Sie hielt das Telefon an ihre Brust gedrückt, als sie ihren Blick auf uns richtete.

»We were able to put a call through. Which one of you two would like to...?«

Sie hob uns das Telefon abwechselnd entgegen, woraufhin Julia sich aus ihrer Schockstarre löste und es schnell entgegennahm. Kurz atmete sie durch, ehe sie den Hörer ans Ohr legte und ein koreanisches Hallo hinein hauchte. Wie gebannt beobachtete ich sie dabei, während mir das Herz wie ein Presslufthammer gegen die Rippen hämmerte.

»...Hier...hier ist Taehyung. Kim Taehyung...Wir...äh...das heißt, Min Yoongi und ich sitzen am Flughafen Berlin-Tegel fest und...nun ja...die Verbindungen sind sehr schlecht. Wir sind ein wenig verzweifelt...Ja, genau...Das...das ist eine lange Geschichte...«

Mit diesen Worten warf sie mir einen kurzen vielsagenden Blick zu, ehe sie sich von uns wegbewegte und aufgeregt ins Telefon sprach. Ich fragte mich ernsthaft, ob sie in diesem Moment gegenüber der unbekannten Person am anderen Ende der Leitung wohl mit der Sprache rausrückte. Unwahrscheinlich, aber möglich. Wie sie ja bereits sagte...wenn bei BTS alles in Ordnung war, würden sie sich so oder so einen feuchten Dreck um uns scheren.

»So...you guys are really famous, right?«, riss mich plötzlich die Stimme der Mitarbeiterin aus meinen Gedanken. Ich hatte sie schon fast wieder vergessen. Einen Moment lang starrte ich sie völlig perplex an.

»Ehhh...«, kam es schließlich aus meinem Mund. »No...no good English speakeu...sorry.«

Was für eine Lüge. Natürlich war es eine, ich hatte sie erst vorhin auf Englisch wegen der nicht vorhandenen Flugplätze angefahren. Ich betete also heftig, dass sie mir das auch wirklich abkaufte. Ich sprach seit dem heutigen Tag ganze vier Sprachen perfekt, aber ich hatte in diesem Moment ganz sicher keine Lust, Smalltalk über das Leben meines BTS-Bias' zu führen...in dessen verdammtem Körper ich gerade steckte. Wie schön also, dass ihre nicht allzu große Wortgewandtheit im Englischen mal zu etwas wirklich Nützlichem gut war, statt uns ARMYs immer nur zum Lachen zu bringen.

Es dauerte erneut einige Minuten, bis Julia wieder zu mir und der Dame zurückkehrte, die inzwischen in ein peinlich berührtes Schweigen verfallen war. »Our...our management will arrange everything. They will...provide a private jet.«

Bei diesen Worten klappte mir fast die Kinnlade runter und meine Gefühle fuhren von einem Moment auf den anderen Achterbahn. Ein Privatjet?!?!? Ein Flugzeug ganz für uns allein?! Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich je gewagt, daran zu glauben, mal in so einem Ding zu sitzen.

Aber...wenn BigHit uns tatsächlich so einen Jet zu Verfügung stellte, bedeutete das doch...Oh fuck. Fuck, fuck, fuck. Nein, das durfte jetzt echt nicht wahr sein. Steckten Yoongi und Taehyung etwa wirklich in unseren...? Verdammt, mir kam fast alles hoch, wenn ich nur daran dachte... Wenn ich zuließ, mir vorzustellen, wie Suga mit meinem Gesicht in den Spiegel sah. Wie er gezwungenermaßen meine Existenz bemerkte, ohne wirklich zu wissen, wer ich war. Wie er alles von mir sehen konnte...so wie ich auch von ihm...bereits alles gesehen hatte.

Und dann wurde es mir obendrauf wie mit einem Hammerschlag bewusst. Mir wurde klar, was diese Reise hier eigentlich noch bedeutete. Wenn das alles jetzt wirklich so war, wie ich vermutete...würden wir dann nicht...AUF BTS TREFFEN?!?! Ach du scheiße, ach du scheiße, ach du scheiße!!!

Doch so sehr mich diese Erkenntnis auch voller unbändiger Freude überwältigte...so schnell waren diese positiven Gefühle auch wieder verschwunden. Wir konnten BTS nicht gegenübertreten...nicht so. Mal abgesehen davon, dass ich in deren Gegenwart sowieso wie Wachs auf dem Boden zu einem Klumpen zusammenschmelzen würde. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich ihnen unter normalen Begebenheiten je unter die Augen hätte treten wollen!!

Gut, Taehyung hatte ich ja im Prinzip schon vor mir. Aber auch das war ein fetter Schlag ins Gesicht gewesen. Und auch, wenn ich Julia jetzt ansah, erzeugte das ein seltsames Kribbeln in mir. Doch dass meine beste Freundin hinter dieser Fassade steckte, nahm dem Ganzen doch irgendwie etwas Luft raus. Ich wollte nicht wissen, wie es sich anfühlte, einen echten originalen BTS-Member direkt vor mir zu haben. Ich würde umfallen. Tot umfallen.

»Maya...alles in Ordnung bei dir?«

Ich riss beim Klang von Taehyungs/Julias Stimme erschrocken die Augen auf, nur um festzustellen, dass wir uns inzwischen wieder alleine in dem Warteraum befanden. Kein Wunder sprach mich meine beste Freundin jetzt wieder auf Deutsch an. Und bei meinem Namen.

»A-alles gut...«, stotterte ich, während sie sich wieder neben mich auf einen der Sitze fallen ließ. »Ich...ich hab nur darüber nachgedacht, dass wir...du weißt schon...BTS vielleicht treffen.«

»Ach, hör mir auf«, stöhnte Julia und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich will gar nicht darüber nachdenken.«

Ich schluckte und durchbohrte sie von der Seite mit meinen Augen. »Was...was hast du denen am Telefon eigentlich erzählt?«

»Naja...zuerst war da so eine Frau dran, die mich erstmal damit zugeschwafelt hat, dass ihr keine Bestätigung vorliegt, dass Min Yoongi und Kim Taehyung das Land verlassen haben. Sie wollte mir schon mit einer Anzeige wegen Betrugs drohen, als sie unterbrochen wurde und mich dann an einen anderen Mitarbeiter weitergegeben hat. Der hat mir dann nochmal erklärt, dass beide Idols das Land nicht verlassen haben...er wüsste das, denn er wäre schließlich ihr Manager.«

»Sejin...?«, hauchte ich leise und voller Ehrfurcht. »Du hattest Kim Sejin am Telefon?«

Julia nickte und ich sog pfeifend die Luft ein. Sie hatte tatsächlich den Manager von BTS ans Telefon bekommen. Kaum zu glauben.

»Naja...«, fuhr meine beste Freundin schließlich fort. »Als er mir das Gleiche wie die Frau davor nochmal erklärt hat, bin ich ein wenig ungeduldig geworden. Es war schon seltsam genug, dass gerade er persönlich an den Hörer kam, deswegen habe ich alles auf eine Karte gesetzt.«

Ich riss erschrocken die Augen auf. »Was hast du gesagt??«

Julia schwieg einen Moment und blickte aus dem Fenster, durch das man ein paar Felder sehen konnte. »Ich hab ihm gesagt, dass es ja logisch wäre, dass Tae und Yoongi das Land nicht verlassen könnten, wenn sie aussehen wie zwei Frauen aus Deutschland.«

»...Das hast du nicht wirklich zum Manager von BTS gesagt.«

Julia schnaubte. »Wie ich vorhin schon betont habe...es war schon verdächtig genug, dass er sich persönlich eingeklinkt hat. Und du siehst ja, was es letztendlich bewirkt hat. Sie holen uns tatsächlich nach Seoul.«

Damit lag sie allerdings richtig. Man konnte es als offizielle Bestätigung sehen, dass hier eine ganze böse Art von Körpertausch stattgefunden hatte. Und wenn das unsere Schuld war, nur weil wir dieses verdammte Spiel gespielt hatten, dann wollte ich wirklich auf der Stelle tot umfallen.

Die nächste halbe Stunde verbrachten Julia und ich in unseren eigenen Gedankenblasen. Die Zeit zog sich wie Kaugummi, aber ich wusste nicht, ob ich dem Flug nun entgegenfieberte, oder am liebsten schreiend aus dem Flughafengebäude rennen wollte. Tausende Szenarien spielten sich vor meinen Augen ab. Wie wir nach der uns bevorstehenden vielstündigen Reise auf die echten Jungs von BTS trafen. Wie wir vor zwei von ihnen in unseren Körpern stehen würden. Ich fühlte mich wie ein Psychopath beim Gedanken daran. Das war einfach zu absurd, als dass man es sich je als Normalsterblicher vor Augen führen konnte.

Julia und ich schreckten auf, als uns nach einer unbekannten Zeit eine Gruppe von Menschen aus den Tagträumen riss. Es handelte sich dabei um einen Anzugträger mit zwei bulligen Typen, die laut den Aufdrucken auf ihren Jacken eindeutig zum flughafeneigenen Sicherheitsdienst gehörten. Ach du Scheiße. War unser Schwindel nun doch aufgeflogen??

»Mr. Min and Mr. Kim?«, sprach uns der gut Gekleidete an. »We're here to pick you up for your check-in. Your management has just rented a private jet that will bring you to Seoul Incheon Airport on the fastest way possible. Our security will take care of you on your way through the mainhall and the security check until you enter the VIP lounge. The plane will be ready in approximately one hour.«

Mit diesen Worten überreichte er Julia die Unterlagen, die sie vorhin bei der Dame am Schalter abgegeben hatte und wies uns an, ihm zu folgen. Hastig sprangen wir von unseren Sitzen auf und schnappten unser Gepäck, ehe wir – erneut vermummt – der Gruppe aus dem Warteraum folgten.

Die Securitys gaben uns auf dem ganzen Weg Geleitschutz, während der andere Mann sich nach dem erfolgreichen Check-In an einem separaten Schalter fernab der herkömmlichen wieder von uns verabschiedete und uns einen guten Flug wünschte.

Ein wenig nervös machte es mich schon, so mit den zwei bulligen Typen zum Terminal zu laufen. Einige Blicke von fremden Reisenden fielen auf uns und folgten uns neugierig, während wir die engen Gänge des Flughafens durchquerten. Ich fragte mich wirklich, ob da irgendwer dabei war, der uns erkannte. Aufschreie oder andere Anzeichen dafür gab es jedenfalls keine...

Leider wurde es noch eine ganze Spur unangenehmer, als wir schließlich am Sicherheitscheck ankamen. Und das nicht nur, weil wir uns unserer Jacken und Schals entledigen mussten. Der Metalldetektor schlug bei mir an und zwang mich dazu, mich einem Mitarbeiter zu stellen, der mich abtastete. Logischerweise ein Mann dieses Mal. Und ich hasste es wie die Pest... Nun plötzlich selbst diesem Geschlecht anzugehören, änderte schließlich nichts an meiner sexuellen Präferenz. Zumindest glaubte ich das. Die Hände des Sicherheitsmannes an allen möglichen Stellen meines Körpers fühlten sich jedenfalls genauso eklig an, wie sie es in meinem normalen Zustand auch getan hätten.

Als es endlich vorbei war, führten uns die beiden Securitys noch bis zum separaten VIP-Bereich in der Nähe unseres Gates, wo wir erneut unsere Reisedokumente vorlegen mussten. Bevor sie gingen, wiesen sie uns noch einmal darauf hin, hier zu warten, bis wir zum Boarding abgeholt werden würden. Aufgekratzt wie eh und je ließen Julia und ich uns auf zwei schneeweißen Sesseln nieder. Kaum ein Mensch befand sich sonst hier...lediglich ein paar Mitarbeiter an einer kleinen Bar, die mit gelangweilten Blicken durch die Gegend schauten.

Trotz der Tatsache, dass wir hier eigentlich unsere Ruhe hatten, zogen meine beste Freundin und ich unsere Mützen und Schals nicht aus. Zudem hüllten wir uns weiterhin in Schweigen, bis wir beide wieder völlig in unsere eigenen Gedankenwelten abgedriftet waren. Für den Moment hatten wir das nötig. Gegenseitig unsere falschen Stimmen zu hören, belastete mich doch mehr, als ich zunächst angenommen hatte.

Inzwischen war es fast Mitternacht und die Müdigkeit kratzte an mir. Ob ich im Flugzeug wohl etwas Schlaf finden würde? Irgendwie bezweifelte ich es. Obwohl es ganz praktisch wäre, um den wahrscheinlich achtstündigen Flug irgendwie hinter mich zu bringen. Tausende Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Wie war es wohl in einem Privatjet zu fliegen? Ob wir dort wohl etwas zu essen bekamen? Wie viel Uhr würde es in Seoul sein, wenn wir dort ankamen? Würde uns jemand vom Flughafen abholen? Und wenn ja, wie fanden wir diese Person?

Die letzte Frage erübrigte sich, als ich von Julia erfuhr, dass sie von Sejin eine Handynummer erhalten hatte, bei der wir uns melden sollten. Nach einer langen Weile des Schweigens schien langsam wieder Bewegung in ihr Gemüt zu kommen und sie kümmerte sich um eine Auslandsflat für uns, während ich immer noch ziemlich nutzlos auf meinem Sessel herumeierte und vor mich hingrübelte.

Um ein Uhr kamen dann endlich die Securitys, um uns höchstpersönlich zum Boarding zu geleiten. Es folgte eine letzte Passkontrolle, ehe man uns mit einem komplett leeren Bus über das nur von Scheinwerfern erleuchtete Rollfeld fuhr. Die Maschine, vor der wir Halt machten, war wirklich klein. Das Herz raste mir wie wild, als ich mit meinem Handgepäcksrucksack und Julia vor mir die Stufen erklomm. Zwei deutsche Stewardessen begrüßten uns und wiesen uns auf Englisch darauf hin, dass sie uns auf dem heutigen Flug bedienen würden.

Ein wenig vor den Kopf gestoßen betraten wir die Innenkabine, wo mir nur noch mehr der Mund aufklappte. Weiß und braune Holzoptik dominierten soweit das Auge reichte. Die mit weißem Leder überzogenen Sitze sahen aus, als hätte noch nie jemand darauf gesessen und schienen sich zu Liegen umfunktionieren zu lassen. Insgesamt gab es 8 davon, wobei sich auf jeder Seite immer nur ein Platz befand. Mehr hätte auch gar nicht in den Gang gepasst.

Julia und ich ließen uns zögerlich auf zwei der Luxussesseln nieder und packten unsere Taschen unter die Tische vor uns. Noch nie hatte ich so bequem in einem Flugzeug gegessen... Es tat fast schon wieder weh, zu wissen, was für eine Umweltverschmutzung dieser Flug eigentlich bedeutete. Aber was sollten wir gerade schon tun? Das hier war das Leben von BTS. Ein Leben, von dem andere nur träumten und zu dem sie selbst durch die vielen Fans quasi schon gezwungen waren. Wahrscheinlich wäre es für Julia und mich in diesem Zustand lebensmüde gewesen, tatsächlich in einem Linienflugzeug zu sitzen.

Es dauerte nicht lange, bis der Pilot und der Copilot die Maschine betraten, sich kurz bei uns vorstellten und wenig später das ganze Ding auf dem Rollfeld in Bewegung setzten. Die Lichter dimmten sich für den Start auf ein Minimum und die Stewardessen wiesen uns nach einer wirklich ungewohnt persönlichen Sicherheitseinweisung an, die Gurte anzulegen.

Mein Blick klebte am Fenster, als wir gerade richtig Fahrt aufnahmen. Das sollte es also sein. Mein erster Flug in die Stadt, von der ich bisher nur zu träumen gewagt hatte. In einem Privatjet. In Min Yoongis Körper. In der großen Voraussicht, BTS bald unter die Augen zu treten.

Ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Flug wirklich ohne einen kompletten Nervenzusammenbruch plus Herzstillstand überstehen würde.

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