Kapitel 3


,, Über 200 Knochen im Körper, doch nichts bricht so oft wie das Herz"- Unbekannt 

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Ich saß allein an unseren Esstisch, die Fingernägel tief in die Oberfläche der Holzzellen des Tisches vergraben. 

Mein rechtes Bein wippt in einem ungleichmäßigen Rhythmus hoch und runter, ähnlich wie bei einem ADHS Patienten.

Ich war selbst von mir wütend und zornig, wie konnte ich zulassen, dass sie meine Mutter einfach so mitnahmen?

Warum hatte ich sie nicht beschützt und mich geweigert, dass die Veerum meine Mutter mitnahmen. Warum war ich so eine schlechte Tochter?

Ich stütze meinen Kopf in die Hände. 

Mir war klar, dass ich meine Mutter irgendwie aus der Lage helfen musste, meinen schwachen Moment während dem Gespräch mit den Veerum wieder ausgleichen. 

Nachdem meine Mutter ihre Worte bezüglich ihrem moralischen Fehlverhalten geäußert hatte und ich mich von den autoritären, mütterlichen Ausdruck in ihren Augen ablenken lassen hatte, war die Sache schon so gut wie geregelt.

Da meine Mutter den anwesenden Veerumen im Raum bestätigt hatte das sie eine Expulsos war, erklärte die oberste Veerum mit ihrer freundlichen Stimme wie nun die weiteren Maßnahmen bezüglich der Depressionen lauteten.

Meine Mutter würde nun in das Ortus-solis-Lager, Sonnenaufgang, gebracht.

Dort müsste sie für wahrscheinlich ungefähr sechs Monate leben und versuchen wieder aus ihren Depressionen erwachen. 

Zu Hilfe kommen ihr dabei Therapien von speziell ausgebildeten Therapeuten und Ärtzten, sowie verschiedene, einfache Aufgaben um wieder in der Lage sein können beim Leben teilzunehmen.

Wenn sich der Stein wieder in eine hellere Stufe verfärbte, durfte sie wieder nach Hause. Durfte wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. 

Versagte sie jedoch, und der Stein färbte sich dunkler, war sie verloren.

Und dann gab es keine Chance mehr für sie.

Für mich schien der Name des Camps, Ortus-Solis-Lager, nicht zu passen. In meinen Augen sollte das Lager eher Occasus-solis , Sonnenuntergang, heißen.

Sonnenuntergang oder auch der Untergang meiner Mutter, denn ich war mir zu hundert Prozent sicher, das sie es nicht schaffen würde dem Lager zu entkommen.

Und daran war ich Schuld.

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Der nächste Morgen beginnt mit Schmerzen.

Jedoch nicht mit körperlichen Schmerzen, sondern vielmehr psyische Schmerzen. 

Die Schmerzen, welche nach einen Verlust eintreten und sich tief in die Seele, das Knochenmark und das Herz bohren. 

Die Stunden, welche  man in der Nacht wach bleibt ohne schlafen zu können, die Gedanken nur bei einer bestimmten Person, konnte man nicht mehr zählen. 

Tränen, die fließen wie ein Wasserfall und dann noch die ständigen Selbstvorwürfe, begleitet von einen bitter schmeckenden Wut.

Manche schwören darauf das bei Kummer nur Schokoladeneis und die beste Freundin half, andere behaupten es wäre der Sport, welcher einen vom Leid befreien würde. Und wieder Andere verkrochen sich Tage lang im Bett und zerbrachen fast an ihren Elend.

Ich selbst gehörte zu der dritten Sorte.

Nach dem ich es endlich schaffte am Mittag um viertel vor zwei mich aus dem Bett zu quälen, saß ich mindestens einen Stunde einfach auf der Bettkante, unfähig irgendetwas Anderes zu tun.

Es fühlte sich an, als würde mein Herz bei der kleinsten Bewegung in tausend, winzige Glasscherben zerspringen und meine Seele zu durchbohren. 

Hätte ich mich von meinen Freund getrennt, könnte ich mir vielleicht einreden, dass ich nicht schuld daran war. 

Wenn aber die eigene Mutter  von einem getrennt wird, konnte man sich dies nicht so einfach mehr einreden.

Da traf einen die eigene Schuld wie eine Billiardkugel, die alle anderen Gefühle wegschubste bis nur noch die erstickende Schuld.

Den ganzen Tag war ich dieser Blase des Nichtstun gefangen. 

Hatte keine  Chance mich auf irgendeiner Weise aufzurappeln und etwas Vernünftiges zu.

Wahrscheinlich war ich selbst auf den Weg zu einer niedrigen Stufe meines Steines.

So würde ich wenigstens meine Mutter Gesellschaft leisten können und würde dann vielleicht ein wenig Schuld von meinen Schultern lasten können.

Mich hatte schon mehrmals am Tag Severin angerufen, mein bester Freund seit den Kindergarten.

Wir waren schon seit immer für einander da gewesen, gingen zusammen durch dick und dünn.

Er wusste wahrscheinlich schon längst von der Abschiebung meiner Mutter. Er war zwar kein Veerum, arbeitete aber jedoch sehr eng mit der Veerum Behörde zusammen und kannte somit die meisten Leute, die etwas zu sagen hatten.

Man könnte vielleicht annehmen , dass Severin ein ähnlich ordentliches und kontrolliertes Auftreten hatte, dabei lag man jedoch völlig daneben. 

Severin war einer der impulsivsten und meiungsstärksten Menschen die ich kannte. Wenn in etwas nicht passte gab er dies auch Preis.

Keine Rücksicht auf Verluste.

Es gab bis auf eine Sache keine Ähnlichkeit zwischen ihn und den Veerum, das Weiß seines Steines. 

Niemand der Severin kannte konnte verstehen warum sein Stein noch in diesen perfekten Weiß war, man konnte eigentlich denken, dass er sich den Stein anmalt um seine wahre Farbe zu überdecken.

Genauso wenig konnte man verstehen warum Severin zu den Veerum angehörte.

Vielleicht lag es an der Bedeutung seines Namens, der Ernste oder der Strenge, auch wenn dies überhaupt keine Ähnlichkeit mit seinem wahren Charakter zu tun hatte.

Und vielleicht brauchte ich gerade diese ausgelassene und etwas kindliche Stimmung, mit dem Wissen das Severin mir zu hören würde.

Ich wollte gerade mit meinen Zeigefinger die Telefonnummer von meinen besten Freund wählen, als die Haustüre klingelte.

Ich stütze mich mit meinen Händen an den Lehnen des Sessels ab, auf dem ich gerade saß, und ging zur Haustüre um diese zu öffnen.

Ich fragte mich wer dies sein könnte, ausgerechnet heute. 

Normalerweise ließ man Personen, welche gerade jemand geliebtes an die Veerum ,,verloren" hatte, ein paar Tage in Ruhe.

Ließ ihnen Zeit mit den Verlust klar zu kommen.

Die Person, welche gerade vor der Türe stand, scheint sich jedoch nicht um diese unausgesprochene gesellschaftliche Regel zu kümmern.

Und genau dies machte mir Angst. 

Ein gesellschaftliches Verbot in dieser perfectus mundi, wagte so schnell keiner.

Angst vor der Strafe, Angst ein Expulsos zu werden.

Ich merkte wie meine Hände leicht zittern als ich es endlich wagte die weiße Türe zu öffnen.

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Irgendwann muss man sich entscheiden, willst du sein wie die Welt dich sieht oder wer du wirklich bist? - Black Widow

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