Kapitel 14
„Was ist hier los? Wieso schaust du so bedrückt?" Ich hatte meine Schwester gar nicht bemerkt, wie sie in den Raum gelaufen war. Das Kribbeln, das sich durch Markus Zunge in meinem Bauch entwickelt hatte, lenkte mich noch viel zu sehr ab. Er hatte immer noch den Blick abgewandt und gab vor, das Tischdeckchen vor sich höchst faszinierend zu finden. Es kam selten vor, dass mir etwas die Röte in die Wangen schießen ließ, doch bei Markus eindringlichen dunkelblauen Blick konnte ich es nicht verhindern.
„Mensch Lucy, die Erdbeeren brauche ich doch für meinen täglichen Smoothie", holte mich Annabelles nervige Stimme aus meinen Gedanken. Ich wandte mich zu ihr und blickte sie keineswegs entschuldigend an.
„Beruhig dich, da sind doch noch genügend da."
„Frag mich das nächste Mal einfach, wenn du welche nehmen willst." Als wäre sie mein Vormund oder die Chefin höchst persönlich, lehnte sie sich auf den Tresen und blickte geradewegs Markus an, der den Kopf immer noch nicht gehoben hatte. Stumm äffte ich meine Schwester nach. Frag mich das nächste Mal, Mann, es waren doch nur ein paar Erdbeeren, warum waren die Frauen in diesem Haus nur so verklemmt?
„Markus? Bist du startklar?"
Wie als würde er aus seinen Gedanken gezogen werden, richtete er sich bei Annabelles Frage ruckartig auf.
„Was?", fragte er überrumpelt, musterte sie jedoch im nächsten Moment und verstand. „Achso, ja na klar. Wir können los." damit stand er auf, rückte seinen Stuhl bis an die Kante des Tresens und marschierte hinter Annabelle zur Tür. Er wirkte ganz zerstreut, ob es wohl an dem intimen Moment vor ein paar Minuten lag? Mein Herz klopfte bei dem Gedanken wie wild drauf los, und vollführte sogar einen Looping, als sich Markus am Türrahmen angekommen, zu mir umdrehte.
Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.
„Möchtest du vielleicht mitkommen?"
„Zum Tennis?", fragte ich ungläubig, und sah wie Annabelle den Kopf in die Küche streckte.
„Was? Sie mag doch noch nicht einmal Tennis, Markus", beschwerte sie sich schon, da sprang ich vom Stuhl und stapfte auf die beiden zu.
„Klar, ich komm mit, so schwer kann das ja nicht sein." Markus Lächeln wurde augenblicklich breiter, Annabelle stattdessen schnaubte lauthals.
„Du hast noch nicht einmal Sportklamotten an", motzte sie und begutachtete mein Outfit.
„Ich hab wie ihr eine kurze Hose an und ein Shirt, was brauche ich noch?"
„Nichts", „Talent", antworteten sie gleichzeitig.
„Annabelle, wir können ihr den Sport doch einmal zeigen und wenn sie es nicht mag, dann kann sie ja zuschauen", versuchte Markus meine Schwester zu überzeugen.
Zu meiner Überraschung knickte diese auch schon im nächsten Moment ein. „Na gut."
„Und wenn sie es nicht mag, kann sie auch einfach gehen", änderte ich Markus Worte ab, woraufhin mir Annabelle einen strengen Blick zuwarf.
„Auf Deine Verantwortung", richtete sie die Worte an ihn und dampfte mit hohem Tempo aus der Küche.
„Lucy", er hielt mich am Arm zurück, bevor ich meiner Schwester folgen konnte. „Hör zu, was gerade passiert ist, dass tut ..."
„Schon vergessen", winkte ich schnell ab, um ihn hauptsächlich zu beruhigen oder immer noch mein auf und ab hüpfendes Herz.
„Oh ok." er stutzte einen Augenblick, fasste sich jedoch schnell wieder. „Na, dann, machen wir dich mal mit dem schönsten Sport, den es gibt, bekannt."
Nach 10 Minuten standen wir auch schon vor der Anlage, auf der sich zwei große rote Plätze befanden, eingerahmt von weißen akkurat gezogenen Linien. Daniel winkte uns schon vom vorderen aus zu, die Schläger befanden sich auf der Bank, die wirklich sehr gemütlich aussah. Vielleicht sollte ich doch lieber nur zuschauen.
Nachdem wir das kleine Tor geöffnet hatten und die schmale Treppe hinunter gestiegen waren, schnappte sich Annabelle einen Schläger, reichte den nächsten an mich weiter und stellte sich neben Markus auf.
Alles klar, das hieß wohl, dass ich mit Daniel in einem Team spielen musste. Mit dem schweren Schläger in der Hand, schlenderte ich auf diesen zu.
„Hey, du, wie geht's?", begrüßte er mich freundlich.
„Bist du zufällig auch so ein großes Tennisass wie die beiden Streber da drüben?", ich deutete mit dem Daumen über meine Schulter.
Er lachte ein rauchiges Lachen. „So gut wie Markus bin ich im Leben nicht. Aber mit deiner Schwester kann ich es aufnehmen." er zwinkerte mir kurz zu, worauf ich ihm mit einem Lächeln erwiderte. So langsam mochte ich auch ihn ganz gut leiden.
„Lucy?", Markus Stimme ließ mich einmal um die eigene Achse drehen. „Ich denke, du solltest mit Annabelle tauschen. Dann kann ich dir die wichtigsten Basics zeigen."
„Die kann ihr auch Daniel zeigen", fiel ihm meine Schwester ins Wort.
„Aber wenn der Profi höchstpersönlich nach mir verlangt," ich zuckte mit den Schultern und sah meiner Schwester unverwandt in die Augen. Sie gab ein genervtes Augenrollen von sich, es war manchmal wirklich viel zu einfach, sie zu ärgern.
„Profi?", wunderte sich Markus erstaunt.
„Jetzt, tu nicht so bescheiden, schließlich hast du schon unzählige Turniere und Preise gewonnen", kam mir Daniel zuvor. Ich hatte ebenfalls noch seine Tennisklubkarte vor Augen, in den sie bestimmt nicht jeden einfach so aufnahmen.
„Na los, Schatz, komm her", forderte er im nächsten Moment Annabelle auf.
Sie warf Markus einen letzten Blick zu, ehe sie an mir vorbei und auf die andere Hälfte schritt. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Bei Markus angekommen, deutete er mit dem Finger auf die Stelle, wo ich mich platzieren solle.
„Am besten du stellst dich etwas breitbeiniger hin, dann hast du einen festeren Stand." ich folgte seiner Anweisung, nahm den Schläger in beide Hände. Nickend entfernte er sich von mir.
„Warte, warum muss ich hier ganz alleine vorne spielen?", halb drehte ich mich zu ihm um.
„Wir spielen ein Doppel, da muss vorne und hinten abgesichert sein. Versuch einfach den Ball, den ich dir gleich zu spiele, entweder parallel zum Netz oder auf deine Schwester zu spielen."
Langsam nickte ich. Das konnte ja was werden.
„Habt ihrs bald?", rief Annabelle ungeduldig von der anderen Seite.
„Fang an", erwiderte Markus, und ich sah kurz zu ihm nach hinten, wie er sich nach vorne beugte, die Beine durchgestreckt und seinen Schläger in seiner rechten Hand drehte, den Blick auf den Ball fokussiert.
Das sah wirklich nach viel Können aus. Er hatte es zwar nicht erwähnt, aber vielleicht würde mir diese Pose ebenfalls eine bessere Sicht auf die Spielebene geben. Also wandte ich mich Daniel und Annabelle zu, streckte die Beine durch, richtete mich nach vorne und stützte mich mit der Kante des Schlägers am Boden ab, um nicht vorne über zu kippen. Komfort war sicherlich was anderes.
Angestrengt versuchte ich den Blick auf Annabelle zu richten, die währenddessen den Ball aus der linken Hand hochwarf, und mit der rechten diagonal über den Platz spielte. Mit einer gewaltigen Wucht flog das gelbe Runde an mir vorbei. Jetzt war Markus an der Reihe und ich erwartete jeden Moment den Ball neben mir auftauchen. Doch er kam nicht.
Ein Blick auf die anderen verriet mir, dass unser Profi entweder nicht getroffen oder in die falsche Richtung gespielt hatte.
Annabelle sah ihn mit gerunzelter Stirn an, während Daniel vor sich hin grinste.
„Was war das denn, Markus? Das passiert dir doch sonst auch nicht. Warst du noch nicht bereit?", fragte sie verwundert.
Langsam richtete ich mich auf und drehte mich zu ihm um.
Seine hellblauen Augen waren auf mich gerichtet. Hatte ich denn etwas falsch gemacht?
„Sorry, ich war ...", er rieb sich einmal übers Gesicht, und hob den Ball, der wieder zu uns gerollt war, auf.
„Abgelenkt?", half ihm Daniel auf die Sprünge und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.
„Daniel", zischte meine Schwester.
„Was? Er ist doch auch nur ein Mann", verteidigte er sich gleichdarauf. Oder doch eher Markus?
„Was ist los?", fragte ich diesen, während die anderen zwei sich im Hintergrund zankten.
Obwohl ich eine harmlose Frage gestellt hatte, verfärbten sich Markus Wangen von leicht rosa zu dunkelrot.
„Du solltest besser aufrecht spielen", seine Augen schwenkten daraufhin zu meiner knappen Shorts.
Oh.
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