✿ Kapitel 58

Ich bin wunschlos glücklich.

Kaum zu fassen das ich das sage, aber es stimmt. Es läuft alles so, wie ich es mir immer gewünscht habe. Früher hatte ich immer Angst vor der Zukunft, vor allem in der Zeit als Hunter und ich ein Jahr nicht geredet haben.

Doch jetzt nicht mehr.

Hunter ist meine Zukunft und diese ist sicher. Ich werde eine Zukunft haben und sie mit offenen Armen empfangen. Ich kann Hunter wohl nie genug dafür danken, das er mir meinen Lebenswillen wieder gegeben und mir die schönen und lebenswerten Dinge im Leben gezeigt hat.

Ich habe eine Vergangenheit, doch von dieser werde ich mich nicht definieren lassen, das habe ich gelernt.

„Wieso können die unser Zeugnis nicht einfach in den Briefkasten werfen? Ich könnte jetzt mit dir noch im Bett liegen. Nackt!" beschwert sich Hunter, als er aus unserem Badezimmer kommt und dann ruckartig stehen bleibt. „Heilige Scheiße. Wieso zum Teufel stehst du in Stiletto's und Unterwäsche vor dem Spiegel?"

Meine Augen finden durch den Spiegel seine. „Um dich auf die Knie zu zwängen?"

Er scannt mich von oben bis unten ab. „Ziel erreicht würde ich sagen."

Ich grinse. „Eine andere Antwort habe ich auch nicht erwartet."

Hart schluckt er. „Kannst du dich bitte anziehen?"

„Wieso?" frage ich und hebe wissend eine Augenbraue.

Mit zwei großen Schritten ist er bei mir und legt seine Arme um mich. „Weil ich dich sonst in das Bett zerren werde und du dort so schnell nicht mehr rauskommen wirst."

Ich lege meinen Kopf leicht auf seine Schulter und wispere „Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?"

Sein Griff verstärkt sich, was mich lachen lässt.

„Schon gut. Schon gut."

Schnell ziehe ich mir mein Kleid an und rücke es zurecht. Ich sehe gut aus. Wirklich gut. Ich will nicht selbstverliebt klingen, aber mein Selbstbewusstsein ist über die Monate immer mehr gewachsen und das zeigt sich.

Und Hunter's Erektion an meinen Hintern lässt mich mein Kompliment nochmal bestätigen.

Ich sehe verdammt gut aus.

Grinsend drehe ich mich um und lege meine Arme um seinen Hals. „Ich muss dich wohl kaum fragen, ob ich in Ordnung aussehe, oder? Dein kleiner Hunter sagt schon alles aus."

Knurrend drückt er mich an sich und zieht den Reißverschluss hoch. „Du hast ein Aussehen von einem Engel, aber eine Seele von einer Teufelin."

Ich zwinkere. „Danke für das Kompliment. Du siehst aus wie ein Teufel und hast die Seele von einem Teufel."

Schmollend fragt er „Wieso sehe ich nicht wie ein Engel aus?"

Ich rücke seine Krawatte mit Druck zurecht und sehe dann zu ihm auf. „Weil Teufel in der Hölle leben und es dort verdammt heiß ist."

Lächelnd betrachtet er mich und küsst mich dann lange und sanft. Überrumpelt von dem Stimmungswechsel lege ich meine Hände an seine Wangen und streiche liebevoll darüber. Er löst sich und schmiegt sich an mein Gesicht.

„Alles okay?" frage ich leise.

Aufrecht stellt er sich hin und atmet tief durch. „Es ist alles perfekt."

Ich nehme seine Hand und drücke einen Kuss auf sein Armband. „Das ist es."

Schmunzelnd berichtet er mir „Jetzt hast du schon die höchsten Schuhe an die du hast und trotzdem gehst du mir noch nicht einmal bis zur Schulter."

Ich haue ihm in die Seite. „Du bist so ein Idiot."

„Und du ein kleiner Zwerg." entgegnet er amüsiert.

Mein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. „Wie witzig du doch bist. Können wir?"

„Nach dir, meine Schöne." Er beißt sich auf die Lippe um nicht zu lachen. „Willst du im Garten deinen Freunden noch kurz Tschüß sagen?"

Verwirrt sehe ich ihn an.

„Den Gartenzwergen."

Frustriert stöhne ich auf und lache dann. „Wieso genau liebe ich dich nochmal?"

Er legt seinen Arm um meine Schulter und leitet mich aus unserem Zimmer. „Weil ich einfach fantastisch und unwiderstehlich bin. Oh und natürlich der Mann deiner Träume."

Wie recht er doch hat.

***

Die Zeugnisvergabe war todlangweilig und das schlimmste an der Sache war, das Hunter gefühlt am anderen Ende der Halle saß. Zum Glück gingen die sechzig Minuten schnell vorbei.

So flott wie es eben ging, bin ich mit meinen hohen Schuhen aus der Schule gerannt und auf das Footballfeld gegangen, wo eine Feier stattfindet, was wahrscheinlich ein Witz verglichen zu der Feier heute Abend ist.

„Guck mal! Mini-Donuts!" Mit leuchtenden Augen sehe ich Eliza an, die mich vernichtend niederstarrt.

„Wie toll." Sie reckt ihr Kinn hoch und wendet ihren Blick von mir ab.

„Bock nicht wie ein kleines Kind, nur weil ich in Geographie eine Note besser als du bin." Belustigt beiße ich genüsslich in den Donut.

„Du hasst Geographie." erwidert sie tonlos.

Ich zucke mit den Schultern. „Dafür bist du in Sport gleich um zwei Noten besser als ich. Was sagst du dazu?"

Ihr Mundwinkel zuckt. „Auch wieder wahr."

„Wärst du nicht jedes Wochenende auf eine Party gegangen, wärst du vielleicht besser gewesen." stichele ich sie neckend.

„Ist ja gut, Mom." seufzt sie und isst jetzt auch einen Donut. „Verdammt sind die gut."

„Wo sind deine Eltern?" frage ich sie und scanne das Feld ab.

Sie zuckt lediglich mit den Schultern. „Keine Ahnung. Nachdem sie mich mit Glückwünschen und Umarmungen überhäuft haben, bin ich zu dir geflüchtet. Deine?"

Angespannt meine ich „Ich weiß es nicht."

„Hmm." Ihre Augen kneifen sich zusammen. „Da hinten! Hunter steht mit seiner Familie bei ihnen."

Mein Blickt zuckt dorthin wo Eliza hinsieht. Ich spanne mich an und drücke mein Zeugnis fest in meiner Hand.

Das Verhältnis wird wohl nie besser werden. Es hat an dem Tag aufgehört zu existieren, als meine Mutter mir gesagt hat, das ich ein Fehler war. Oder war es, als sie über mein Leben anfingen zu bestimmen? Wen kümmert es auch. In ein paar Tagen bin ich weg und muss sie nie wieder sehen.

„Ich gehe mal schnell." teile ich Eliza mit. „Wenn wir uns nicht mehr sehen, dann bis heute Abend."

Sie schnappt sich noch drei Donuts und nickt grinsend, während sie auf Chase zuläuft. „Wir sehen uns, Süße!"

Mit Tunnelblick laufe ich auf die zwei Familien zu, zwischen denen Hunter steht und höflich lächelt und nickt. Doch allein von zehn Meter Entfernung kann ich sehen, das er überall lieber wäre als dort wo er gerade ist.

Sobald er mich erblickt lässt er die Schultern hängen und lächelt breit. Kurz vor ihm angekommen springe ich in seine offenen Arme und küsse ihn leidenschaftlich. Seine Arme liegen fest um meinen Rücken und verweilen dort, selbst als er mich am Boden niederlässt.

Ich streiche durch seine Haare. „Wir haben es geschafft."

Er umarmt mich und küsst mich auf den Kopf. „Wir haben es geschafft."

Und nur wir beide wissen, das wir nicht nur unseren Abschluss meinen, sondern all die Dinge die wir durchstehen mussten um heute hier stehen zu können.

Hinter uns räuspert sich jemand, was mich ruhig einatmen und dann umdrehen lässt.

„Herzlichen Glückwunsch, Schatz." sagt meine Mutter lächelnd.

„Wir sind stolz auf dich." Mein Vater blickt hoch zu Hunter. „Auf euch."

Knapp und tonlose erwidere ich „Danke."

Ich weiß das sie noch so viel mehr sagen wollten, es aber ausnahmsweise einmal lassen. Es hätte sowieso im Streit geendet.

Eine Bewegung von links lässt mich zu Hunter's Mutter sehen, die definitiv nicht in Begleitung von ihrem Mann ist. Ich schätze das ist die Affäre von der Hunter mir erzählt hat.

„Von mir auch Glückwunsch, Emery. Du bist ein so kluges Mädchen." teilt mir Hunter's Mutter mit und legt dabei ihren Kopf auf die Schulter von dem mir immer noch fremden Mann.

„Ich gratuliere ebenfalls." Nett lächelt mich der Mann an, was ich zögerlich erwidere.

„Danke...?" Ich hebe eine Augenbraue und hoffe das er meine indirekte Frage versteht.

Nervös lacht er. „Oh, wie unverschämt. Ich bin Dave. Der Freund von dieser hübschen Lady."

Hilflos lächele ich und frage mich was das bedeutet. Mein Kopf dreht sich zu Hunter, welcher mit zusammengekniffenen Augen die beiden ansieht. Anscheinend hat er das Rätsel auch noch nicht gelöst.

„Und Dave wird jetzt bei uns einziehen oder wie sieht das aus?" fragt er angespannt und skeptisch.

Unwohl spielt seine Mutter mit ihren Fingern. „Dein Vater und ich lassen uns scheiden."

„Aha. Und das weiß Dad?"

„Ja."

„Und er ist einverstanden damit?" fragt er beinahe belustigt.

Sie strafft die Schultern. „Nein, aber ich bekomme diese Scheidung. Dein Vater mag ein guter Anwalt sein, aber ich bin eine noch bessere Anwältin. Zwar nicht in dem Bereich von deinem Vater, aber ich schaffe das."

„Okay, freut mich für dich." sagt er mit zuckendem Kiefer. „Und wann ist dir klar geworden, das du eine Scheidung willst? Nachdem du erfahren hast, das er mich windelweich prügelt? Nachdem er mich beinahe umgebracht hat? Oder nachdem ich fast im Krankenhaus gestorben bin, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe?"

Ihre Lippe zittert. „Hunter... bitte."

Er winkt ab, weshalb ich seine Hand mit meiner verschränke. „Schon gut, ich war nur neugierig. Ich wünsche euch nur Glück für den Rest eures Lebens."

Der leicht spottende Unterton ist nicht zu überhören.

„Wir haben nie die Gelegenheit gehabt zu reden. Was hälst du—"

Müde schüttelt er den Kopf. „Nein. Vergiss es. Ich bin hier fertig. Habt noch eine schöne Feier."

Damit kehrt er uns den Rücken zu und stampft mit zügigen Schritten vom Feld.

Er ist nicht sauer, das seine Mutter mit einem anderen Mann zusammen ist. Er ist nicht sauer, das seine Mutter endlich glücklich ist. Er ist sauer, weil sie nicht für ihn da war, während er durch die Hölle gegangen ist. Deswegen wird Hunter auch noch eine lange Zeit brauchen bis er mit Dave warm wird. Und seiner Mutter.

Ich hebe entschuldigend die Hand zum Abschied und renne dann so schnell wie möglich Hunter nach.

„Hunter! Bleib stehen!" rufe ich und zische auf, als ich leicht umknicke.

Sofort dreht er sich besorgt zu mir und ist an meiner Seite.

Stützend legt er seinen Arm um meine Hüfte. „Oh Gott, alles gut? Ist das der den du schon mal gebrochen hast?"

Ich schlüpfe aus den Schuhen und lache. „Ja."

„Verdammt." Verzweifelt zieht er an seinen Haaren.

„Hey." Beruhigend lege ich meine Hand auf seine Brust. „Es tut nicht weh. Mach dir keine Gedanken. Geht's dir gut?"

Er bemerkt meine ernste Miene. „Ja, passt schon."

Grimmig verziehe ich den Mund. „Deine Mutter hätte die Nachricht und den Überraschungsgast auch anders zeigen können."

Sein Gesicht verdüstert sich. „Ja."

„Bist du enttäuscht das Cole und dein Vater nicht hier sind?" frage ich unsicher.

Kurz denkt er nach. „Nicht wirklich. Es hätte sowieso im Desaster geendet."

„Kann ich dir irgendwie helfen, damit du wieder fröhlich bist?"

Sein Mundwinkel zuckt. „Du kennst mich so gut."

Ich umarme ihn fest. „Natürlich."

„Können wir einfach nach Hause und unsere Serie weiterschauen, bis wir zu der Feier heute Abend gehen? Ohne zu reden?"

Ich stelle mich auf Zehenspitzen und küsse ihn. „Nichts lieber als das."

„Ich liebe dich, Baby." murmelt er.

„Ich dich noch mehr." sage ich, als wir laufen und ich ihm auf den Hintern haue.

Breit grinst er. „Wofür war das denn?"

Unschuldig beichte ich „Dein Hinterteil sieht in der Anzugshose einfach zum anbeißen aus."

Lachend wirft er mich über seine Schulter. „Und wir wissen ja beide wie sehr du es liebst zu beißen."

Ich trommele mit meinen Fäusten auf seinen Rücken. „Ich hasse dich, Lane!"

„Ich dich auch, Millers!"

Wie eine Idiotin lächele ich. Er ist einfach unverbesserlich. In Gedanken notiere ich mir, wo ich ihm als nächstes ein Bissmal verpassen werde. Mal sehen ob er danach noch lachen wird... ich jedenfalls schon.

Unsere kleinen Spielchen werden einfach nie langweilig...

***

Der Gedanke, das ich heute zum letzten Mal in meiner Schule bin, ist komisch. Es ist nicht so, das ich es vermissen werde, denn dieser Ort hat mir nichts als Schmerz bereitet, aber es war trotzdem ein großer Teil meines Lebens. Ich bin froh wenigstens am Ende noch ein paar schöne Erinnerungen gesammelt zu haben.

„Schmollt mein kleiner Gartenzwerg jetzt etwa?" fragt Hunter grinsend, weshalb ich ihn böse anstarre.

„Es gibt keinen Grund, wieso ich jetzt flache Schuhe anhabe! Meinem Knöchel geht es gut!" sage ich überzeugt und verschränke die Arme.

Er legt seine Hand in meinen Nacken und führt mich durch die laute Halle. „Weißt du, du bist so eine Person, die selbst wenn sie einen Unfall hatte und blutend am Boden liegen würde, noch sagt das es einem gut geht. Ob das eine gute oder schlechte Eigenschaft ist, kann ich nicht ganz sagen."

Ich lehne mich an ihn. „Eine gute! Stell dir mal vor wenn ich schwanger bin! Dann würde ich keinen Mucks von mir geben und dich nicht anschreien, das du ein verdammtes Arschloch bist und das nächste Mal deinen Schwanz eher rausziehen sollst."

Grinsend sagt er „Also ich würde wollen das du schreist. Beim Sex bist du ja auch nicht unbedingt die Leiseste, was mich nicht stört! Ich liebe die Geräusche die du von dir gibst, nur weil ich dich so gut fühlen lassen kann."

Mit offenem Mund sehe ich ihn an. „Entschuldige, bitte? Du solltest dich geehrt fühlen, das ich etwas lauter bin, das spricht ja nur für dich."

Er erwägt diese Antwort ab. „Stimmt. Ich bin der Hammer im Bett. Du sprichst meinen Namen immer wie ein Gebet aus."

„Und überhaupt nicht arrogant." murmele ich amüsiert.

„Wer eine Frau gut befriedigen will, muss eben ein bisschen arrogant sein."

„Manchmal frage ich mich, ob du mehrere Persönlichkeiten hast." denke ich laut.

Lachend meint er „Oh, das ist dir erst jetzt aufgefallen?"

„Idiot."

Kurz bevor wir bei Chase und Eliza angekommen sind, stellt Hunter sich vor mich und legt seine Hände an meine Hüfte und starrt mich an.

Ich lege den Kopf schief. „Alles gut? Oder kramst du gerade eine deiner hundert Persönlichkeiten heraus?"

Sanft küsst er mich auf die Stirn, was mich inne halten lässt.

„Ist alles okay?" frage ich verwirrt.

Er lächelt. „Ja. Ich fand es nur schön, wie du gesagt hast, das ich irgendwann der Vater deiner Kinder bin."

Sanft streiche ich über seine Hand. „Der Vater unserer Kinder. Und auch irgendwann mein Mann. Falls du es noch nicht kapiert hast, dann sage ich es gerne nochmal. Du wirst mein erster und einziger Freund sein. Ich will mein Leben nur mit dir verbringen. Niemand könnte dir je das Wasser reichen, Hunter. Ich hoffe du weißt das."

Mit schimmernden Augen wispert er „Du hast mir mein Leben gerettet. In jeder Hinsicht."

Ich lege meine Arme um ihn und strahle ihn an. „Und du meins."

„Das ich dich liebe würde nie annähernd beschreiben, wie viel du mir bedeutest. Ich kann es nicht beschreiben."

„Ich weiß es. Und du weißt, wie viel du mir bedeutest."

Er beugt sich zu mir herunter und küsst mich mit so viel Liebe, das mir die Beine weich werden. Ich kralle mich in sein Hemd und erwidere den Kuss sehnsüchtig.

Ich werde nie genug von ihm bekommen. Ich hätte ihm schon vor Jahren sagen sollen, wie ich empfinde.

Manchmal muss man im Leben ein Risiko eingehen. Manchmal kommt es wie erhofft, manchmal nicht. Aber man wird nie mit dem Gedanken ›Was wäre wenn?‹ leben. Es lohnt sich mutig zu sein.

„Seit ihr Sex hattet, klebt ihr ja wie zwei Kaugummis aneinander." meint Chase auf einmal neben uns, weshalb wir uns lösen.

„Seit wir Sex haben. Fantastischen Sex, wenn ich anmerken darf." korrigiert Hunter ihn, was mich den Kopf in seinem Hemd verstecken lässt.

„Hunter!" ruft Eliza lachend. „Du machst unsere Em ja ganz verlegen."

„Das ist nur Tarnung. Unsere Em ist ganz und gar nicht schüchtern. Nicht wahr, Baby?"

Er legt meine Hand auf seinen Hintern, was mich noch röter werden lässt.

„Vielleicht lasse ich mir die Bissspur tätowieren." informiert er mich leise.

„Ich hasse dich." nuschele ich.

Er gibt mir einen Kuss auf den Kopf. „Das habe ich vorhin gesehen."

Eliza blickt uns verträumt an. Chase hingegen angewidert.

„Ich will nichts über euer Sexleben hören. Und erst recht nicht, wie meine beste Freundin im Bett ist." teilt uns Chase mit.

Ich stemme meine Hände in die Hüften. „Willst du mich verarschen? Ihr erzählt mir jedes Detail über euer Sexleben! Zu. Viel. Information."

Das lässt ihn grinsen. „Ups."

„Manchmal frage ich mich, wieso ich mich ausgerechnet in dich verlieben musste." Schmunzelnd schüttelt Eliza den Kopf.

„Weil ich einfach perfekt bin?" Er zwinkert ihr zu.

Sie verdreht die Augen. „Ihr lasst mich mit diesem Idioten alleine. Schämt euch."

Ich kaue auf meiner Lippe. „Heißt das... ihr bleibt?"

Sie wechseln einen Blick, worauf Chase dann nickt.

Ich räuspere mich. „Okay. Wir schaffen das schon. Oder? Das wird schon."

Hunter's Hand legt sich unterstützend auf meine Schulter. „Natürlich. Mach dir keine Gedanken."

„Und wann geht ihr?" fragt Eliza verkrampft lächelnd.

Fragend sehe ich Hunter an.

„Am Dienstag. Sehr früh am Morgen."

„Werdet ihr kommen und euch verabschieden?" frage ich hoffnungsvoll.

Zögernd nickt Chase. „Vermutlich."

Meine Brust zieht sich zusammen. Sie entgleiten mir jetzt schon. Ich spüre es. Ich wende den Blick ab und bleibe bei einer Person hängen, zu der ich dringend noch wollte.

„Entschuldigt mich." sage ich leise und gehe.

Unsicher laufe ich auf sie zu und setze mich neben sie. Sie hat ein weites und detailliertes Kleid an. Wahrscheinlich um ihren Bauch zu verstecken, der inzwischen schon deutlich zu sehen sein müsste.

„Hallo, Francesca." fange ich an.

Ihr Blick zuckt zu mir. Verdutzt scannt sie mich ab. Wahrscheinlich fragt sie sich, was ich hier mache. Und ehrlich gesagt weiß ich es auch nicht genau.

Sie streicht sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Hallo."

„Wie geht es dir?" frage ich leicht lächelnd.

„Gut." erwidert sie knapp.

„Und dem Baby?"

Sie blickt mir direkt in die Augen und seufzt. „Was willst du? Du hasst mich. Hör auf nett zu sein, wenn du es nicht sein willst."

Schuldig betrachte ich sie. „Ich hasse dich nicht. Es war nur eine schwere Zeit für uns alle."

„Ja." schnaubt sie und fährt sich gedankenverloren über den Bauch.

„Geht es dem Baby gut?"

Ihre Schultern entspannen sich. „Ihr geht es gut."

Mein Gesicht erhellt sich. „Es ist ein Mädchen? Herzlichen Glückwunsch!"

Das ist das erste Mal, das ich Francesca ehrlich lächeln sehe. „Danke."

„Und kommst du klar?" frage ich ehrlich besorgt weiter.

Sie seufzt. „Es ist nicht leicht und ich habe auch Angst. Aber es wird sich schon alles regeln. Ich liebe mein Mädchen und das ist alles worüber ich mir im Moment Gedanken mache."

Mein Herz erwärmt sich. „Es freut mich dich so zu sehen."

„Wie?"

Sanft lächele ich. „Glücklich."

Ihre Mundwinkel heben sich. „Ja, das bin ich. Hör mal, ich wollte mich entsch—"

Ich winke ab. „Es ist schon okay. Ich meine, die Dinge die du gemacht hast, waren nicht schön, aber ich verzeihe dir. Das ist Vergangenheit."

„Ich danke dir." wispert sie.

„Was machst du wenn West wieder auf freiem Fuß ist?" Fragend hebe ich eine Augenbraue.

Sie verspannt sich. „Ich weiß nicht. Ich weiß auch gar nicht wann er wieder freikommt. Ich denke nicht gerne an ihn."

„Willst du das er ein Teil deines Lebens ist? Liebst du ihn?"

Nachdenklich sagt sie „Ich war dabei mich in ihn zu verlieben. Ich weiß du und alle anderen haltet nicht viel von ihm, aber er ist eigentlich ein wirklich toller Typ. Er hat Probleme das ist mir bewusst, doch er war immer für mich da. Ich vermisse ihn ein wenig."

Schwer vorzustellen, das West zu bestimmten Personen kein Arschloch ist. Aber ich kenne ihn schließlich auch nicht. Möglicherweise brauchte er nur die richtige Person für ihn und einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Francesca war diese Person für ihn.

Schuldgefühle überkommen mich. „Es tut mir leid. Ich hoffe, das die Strafe nicht all zu schwer ist und das du und er vielleicht nochmal neu anfangen könnt. Mit eurem Kind."

Sie verzieht ihr Gesicht und wischt sich über die Augen. „Das hoffe ich auch."

Ich stehe auf und umarme sie fest. Leise weint sie an meine Schulter, was mir auch ein wenig Tränen in die Augen steigen lässt.

Auch wenn West für mich ein Monster ist, war er für sie das Gegenteil. Ich muss ihr helfen.

Ich löse mich und blicke sie ernst an. „Wenn du irgendwie Hilfe brauchst, jemanden zum reden oder irgendetwas, dann kannst du mich anrufen. Ich bin für dich da. Du bist nicht alleine, Francesca."

Durch ihre Tränen lächelt sie. „Du bist so nett, Emery. Das habe ich überhaupt nicht verdient."

Traurig nicke ich. „Doch."

„Ich werde auf dich zurückkommen." teilt sie mir mit und nickt dann hinter mich. „Dein Freund wartet auf dich. Geh. Ich komme zurecht."

„Ich wünsche dir, deinem Kind und... West... nur das beste. Wir hören uns."

Lächelnd wende ich mich ab und laufe zu Hunter auf die Tanzfläche, welcher sofort seine Arme um meinen Rücken schlingt. Ich erwidere die Geste.

„Warum warst du bei ihr?" fragt er verwirrt.

Das würde zu lange dauern um es zu erklären.

„Ich wollte ihr nur sagen das ich für sie da bin."

Warm lächelt er leicht. „Du hast ein so großes Herz, Emi."

Ich schmiege mich seufzend an seine Brust. „Kann sein."

Er wiegt uns im Takt hin und her. „Ich bin bei dir. Wir schaffen das alles. Du wirst sehen."

Meine Augen schließen sich. „Ich weiß. Wenn wir in das Auto steigen weiß ich es mit Sicherheit."

Er haucht mir einen Kuss auf die Schläfe. „Noch ein paar Tage, Baby."

Ich nicke und entspanne mich in seinen Armen.

Es wird alles seinen Platz finden. Die Puzzleteile sind fast alle an ihrem Platz. In ein paar Tagen ist das Puzzle nach Jahren endlich beendet. Und dann können wir endlich ein neues anfangen.

Zusammen und stärker denn je.
___________________
Hello Friends! Ich hoffe euch geht es gut und ihr habt einen schönen Tag!✨

Findet ihr auch das Emery ein großes Herz hat? Vor allem im Bezug auf Francesca. Noch drei Kapitel... yey... crying🥺💘

Hab euch lieb. Auch die mutigsten Seelen können Angst empfinden. Auch die stärksten Herzen können gebrochen werden. Auch die Zielorientierten können eine Hand zum folgen gebrauchen. Auch die Selbstbewussten können an sich zweifeln. Jeder hat ein gewisses Limit und es ist okay, sich manchmal zu verlieren. Fühlt es. Unterdrückt die Emotionen nicht. Jeder hat Tiefpunkte, doch das wichtigste ist, das man jedes Mal wieder aufsteht und sich daran erinnert, wie stark man ist. Das Leben wurde dir geschenkt um das daraus zu machen was dir gefällt, also nimm es und geh deinen Weg. Egal wie schwer er sein mag❣️

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top