✿ Kapitel 41

„Meine Güte ist das ein Anblick." schwärmt Eliza halbsabbernd.

Da hat sie recht. Heute haben die Jungs Training und weil ich ja eine tolle Freundin bin und meinen Freund in allem was er tut unterstütze, sitze ich wie sein größter Fan auf der Tribüne.

Mit Eliza.

Und einem Ausblick auf fünfzehn oberkörperfreie Jungs.

Ich hatte schon schlimmere Anblicke.

„Ist denen nicht kalt?" frage ich und kuschele mich tiefer in meine Jacke. „Es ist immer noch Winter."

„Chase hält sie warm, keine Sorge. Siehst du nicht wie ihre Oberkörper vor Schweiß glänzen." meint sie verträumt.

Ich beiße mir auf die Lippe und betrachte Hunter.

Ja, ich sehe Schweiß.

Und Muskeln.

So viele definierte Muskeln.

Trotz das es Winter ist, ist er wunderschön braun gebrannt. An ihm ist kein Stück Fett. Hunter ist Gottes beste Kreation von einem Mann geworden. Ich will ihm den Schweiß vom Oberkörper lecken und dann—

„Was hast du gesagt?" Belustigt beäugt mich Eliza.

„Hm?" Ertappt färben sich meine Wangen rot. „Nichts."

Sie spielt mit einer Haarsträhne von sich. „Ich würde auch gerne den Schweiß von Chase lecken. Wir haben mit unseren Jungs schon den Hauptgewinn erzielt, oder?"

Grinsend nicke ich. „Definitiv."

„Normalerweise müssten sie gleich eine kurze Pause machen." berichtet sie mir und blickt auf die Uhr.

„Wo ist eigentlich West?" frage ich locker betont.

„Wahrscheinlich daheim. Er muss für kurze Zeit erstmal aussetzen."

„Achso. Hat er irgendetwas zum Direktor gesagt?"

Sie hebt eine Augenbraue. „Hast du nicht zugehört, was er letztens zu dir gesagt hat? Er hat dir gedroht. So ein Arsch. Ich kann Hunter verstehen, ich hätte ihn auch verprügelt."

„Ja... vielleicht." erwidere ich nachdenklich.

Über die Drohung habe ich ehrlich gesagt nicht mehr nachgedacht. Wieso auch? Was will er denn machen? West kann mir nichts anhaben. Höchstens Hunter. Er sagte ich soll die Zeit mit ihm genießen. Will er ihn doch anzeigen? Ich verstehe West nicht, mit ihm ist gewaltig etwas schief gelaufen. Aus ihm hätte so viel werden können, stattdessen ist er wie er ist. Ein Psychopath mit wer weiß welchen Tendenzen.

„Gehen wir?" Eliza steht vor mir und hält mir ihren Arm hin.

Nickend hake ich mich bei ihr ein und laufe mit ihr zusammen auf das Feld, wo sich gerade alle mit einem Handtuch abtrocknen oder etwas trinken. Eliza stürmt auf Chase zu, der sie mit Leichtigkeit auffängt und innig küsst.

Lächelnd laufe ich auf Hunter zu, der gerade seine Haare etwas trocken rubbelt und mich deswegen noch nicht sieht. Ich schlinge meine Arme von hinten um ihn und muss erleichtert feststellen, das sein Körper keine Verfärbungen aufweist.

Meine Lippen drücken sich auf seine Wirbelsäule und verteilen dort viele kleine Küsse, worauf er eine leichte Gänsehaut bekommt. Er lehnt sich ein Stück an mich und seufzt wohlig auf.

„Dir ist bewusst das ich stinke und schwitze, oder?" fragt er mich lachend.

Ich laufe um ihn herum und sage „Ich weiß. Mich stört es nicht im geringsten. Du würdest mir doch auch den Schweiß vom Körper lecken wollen, oder?"

Verlegen grinst er. „Erwischt."

Meine Finger fahren über seine Bauchmuskeln. „Du spielst wirklich gut."

Seine Augen leuchten auf. „Danke. Das von dir zu hören ist ein großes Kompliment."

Ich schmunzele. „Warum?"

Seine Arme legen sich um meinen Nacken. „Weil du keine Ahnung von Football hast."

Schmollend erwidere ich „Ich habe mich informiert, okay? Also kann ich mit gutem Gewissen sagen, das du ein sehr talentierter Footballspieler bist."

Er fährt mir über die Wange. „Ich schätze das, Emi. Auch das du heute in der Kälte hier bist."

Seufzend schmiege ich mich an ihn und umarme ihn fest. „Natürlich, Affe. Für die Person die man liebt, macht man eben verrückte Dinge."

„Unsere ganze Beziehung ist verrückt, genau wie wir." erzählt er und streicht über meine Haare.

Strahlend sehe ich ihn an. „Wollen wir nach dem Training Kakao machen und einen Film gucken? Mit ganz vielen Decken! Oh und Süßigkeiten! Wenn wir Glück haben schneit es sogar heute noch. Dann müssen wir unbedingt spazierend gehen und einen Schneemann bauen!"

Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich vor seiner ganzen Mannschaft. Meine Beine werden weich, weshalb ich mich an seinen Rücken festhalte. Und obwohl meine Wangen vor Kälte rot sind, brenne ich von innen heraus. Keuchend berührt er meine Zunge mit seiner, was mir ein angenehmes Kribbeln im Bauch bereitet.

Seine Stirn legt sich an meine. „Ich werde nie genug von dir kriegen."

Ich fahre über seine leichten Bartstoppeln und muss breit lächeln. „Ich liebe dich, Hunter."

Seine Augen flattern zu. „Und davon auch nicht."

„Was hälst du jetzt von meinem Vorschlag?" frage ich aufgeregt. „Du darfst auch diesmal den Film aussuchen."

Aufrecht stellt er sich hin und grinst. „Ich fühle mich geehrt, Millers. Wir haben—"

Er hält inne, genau wie jeder andere auf dem Platz. Jedes Handy hat einen Ton von sich gegeben, was mich stutzen lässt. Das war unheimlich, wahrscheinlich ist es wieder eine Gruppeneinladung zu einer Party. Ich sehe wie jeder sein Handy sucht und dann wie gebannt auf den Bildschirm starrt.

„Wieder eine Party?" frage ich neugierig und versuche auf Hunter's Bildschirm zu sehen. „Ich muss sagen, das ich sogar Lust hätte hinzugehen. Wir könnten tanzen und Blödsinn machen. Oh mein Gott! Oder im Pool rummachen. Das ist eine ziemlich tolle Vorstellung. Wer ist denn der Gastgeber?"

Hunter reagiert nicht und starrt weiterhin auf sein Handy.

Ich wedele mit meiner Hand vor seinem Gesicht. „Hallo? Doch keine Party? Schade."

Mein Blick gleitet zu den anderen, die leise miteinander tuscheln und flüchtig einen Blick zu mir werfen. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe zu Eliza und Chase, die mich mit großen Augen ansehen und schnell zu mir rennen.

Verdutzt verschränke ich die Arme und frage „Was ist los? Ist etwas passiert?"

Eliza scheint genau wie Hunter in einer Schockstarre zu sein, weshalb Chase das Wort ergreift.

„Hast du schon mit Hunter geschlafen?" fragt er leise.

Verwirrt schüttele ich den Kopf. „Nein. Wieso fragst du mich das? Und warum habe ich das Gefühl das mich alle anstarren?"

„Emery, verflucht." Eliza blickt mich ängstlich und geschockt an. „Es tut mir so leid. Wir müssen etwas machen, Chase! Wer hat das Video geschickt?"

Ich verstehe nur Bahnhof. „Was für ein Video?"

Wortlos reicht mir Chase sein Handy. Und plötzlich habe ich das Gefühl zu sterben.

Die Luft weicht mir aus den Lungen.

Mein Herz schlägt nicht weiter.

Ich bin wie gelähmt.

Meine Finger klammern sich um das Handy, welches sonst aus meiner Hand fallen würde. Eine Träne fällt auf das Display, doch ich wage es nicht mich zu bewegen. Das Video ist nicht nur ein Video, es ist ein Sextape.

Von mir... und West.

Dieses Arschloch hat es auch noch so bearbeitet und geschnitten, das es so aussieht, als ob ich Spaß daran hätte und ich nicht um mein Leben kämpfe. Und praktisch für West ist, das man nur seine Silhouette sieht, dafür mich aber nur zu deutlich.

Er hat es gefilmt.

Dieser kranke Wixxer hat meine Vergewaltigung gefilmt und es höchstwahrscheinlich an jeden aus unserer Schule geschickt. Jeder kann es sehen, aber nie wissen, das ich eigentlich sexuell missbraucht wurde. Jeder wird mich jetzt für eine billige Schlampe halten. Mein Leben ist ruiniert.

Plötzlich macht West's Drohung auch Sinn. Wäre es wirklich besser gewesen mich von Hunter zu trennen, damit dieses Video nicht an die Öffentlichkeit gerät?

Fuck... Hunter.

„Ist das West auf dem Video?" fragt Chase vorsichtig.

Ich hebe meinen Blick und wage es nicht ihn von den beiden abzuwenden. „I-ich... ich..."

„Emery. Rede mit uns." bittet mich Eliza mit Tränen in den Augen.

Meine Lippen beben und ein Schluchzen entfährt mir, weshalb ich mir die Hände vor das Gesicht halte und nur fassungslos den Kopf schüttele. Stumm legen sie ihre Arme um mich und flüstern mir beruhigende Worte zu, die nicht zu mir durchdringen.

Ich kann nicht mehr in die Schule.

Ich muss die Schule wechseln.

Ich schäme mich.

Nur meine Freunde wissen das ich mit West ›geschlafen‹ habe, der Rest wird sich jetzt an diesem Video aufgeilen. Mir ist schlecht. Ich will mich unter meiner Decke verkriechen und nie wieder aufstehen. Das hier gerade ist nur ein kleiner Zusammenbruch. Zuhause werde ich zusammenbrechen.

Ich muss hier weg.

Sofort.

Ohne zurückzublicken.

„Wir sind für dich da. Du bist nicht alleine." schnieft Eliza. „Wir unterstützen dich. Wir finden denjenigen und versuchen das Video irgendwie zu löschen."

„Es hat sowieso schon jeder gesehen." Ich kneife die Augen zusammen. „Es ist egal."

Chase legt seine Arme fester um mich. „Sag das nicht. Wir finden eine Lösung. Zusammen. Wir sind deine besten Freunde, wir lassen dich nicht im Stich. Chemiza für immer, ja?"

Ich winde mich aus der Umarmung und lächele halbherzig. „Ich gehe jetzt."

„Em..." Traurig blicken mich beide an.

Ich muss schrecklich aussehen.

Total verheult.

Aufgewühlt.

Blass.

Am Ende.

Mein Blick heftet sich auf den Boden, während ich in schnellen Schritten über das Feld laufe und versuche nicht in Tränen auszubrechen.

Daheim... daheim kann ich es tun. Jetzt muss ich stark sein.

Mein Kopf brummt und hämmert wie verrückt, was mich irgendwie beruhigt. Wenigstens kann ich die Situation damit noch so lange es geht verdrängen und ausblenden. West hat mal wieder gewonnen.

An der Tribüne werde ich sanft umgedreht, bringe aber schnell Abstand zwischen uns.

„Wo gehst du hin?" fragt mich Hunter und schluckt.

Er sieht aus als hätte er einen Geist gesehen. Ich kann förmlich spüren wie abstoßend und widerlich er mich findet.

Ich ringe mir ein Lächeln ab. „Nachhause."

„Emi, i-ich... ich w-weiß nicht—"

„Sag bitte nichts. Sieh es dir einfach nicht an."

Er fährt sich über das Gesicht. „Zu spät."

Grimmig verziehe ich das Gesicht. „Okay."

Okay? Dieses Bild wird mir jetzt nie wieder aus dem Kopf gehen! Die anderen wissen vielleicht nicht was passiert ist, aber ich tue es. Gott Emi, was soll ich tun? Rede mit mir."

Ich sehe ihm nicht in die Augen als ich sage „Willst du Schluss machen? Ich würde es verstehen. Das war kein schöner Anblick und ich weiß, das auch dich das getroffen hat. Ich wusste nicht das er es aufgenommen hat. Aber wenn du das Bild nicht mehr aus deinem Kopf kriegst und mich nicht mehr ansehen kannst, verstehe ich das. Ich ekele mich selbst auch an. Ich bin benutzt und schmutzig."

Da er merkt, das ich gerade keinen Körperkontakt möchte, erwidert er ernst „Ich werde mich nicht von dir trennen. Ich—"

Mehr muss ich nicht hören. „Ich will nicht darüber reden. Bis morgen... oder so."

Oder so? Was ist aus unseren Plänen geworden? Du kannst jetzt nicht alleine sein. Ich bin für dich da. Lass mich dir helfen. Dich in den Arm nehmen. Dich lieben. Keine Ahnung, verflucht. Nur bitte, bitte mach nicht wieder dicht." Seine Augen schimmern feucht und seine Haltung ist angespannt.

„Ich möchte jetzt alleine sein."

Er ringt sichtlich mit sich und nickt dann traurig. „Bitte mach nichts unüberlegtes. Ich bin immer erreichbar. Ich liebe dich, Emi. Vergiss das niemals, okay? Nichts kann das ändern. Es wird alles gut, ja?"

Mein Magen zieht sich zusammen. „Bis dann, Hunter."

Meine Augen füllen sich mit Tränen, weshalb ich mich zügig abwende und in der Kälte rasch Nachhause laufe.

Ich weiß, das ich mit Hunter darüber reden muss.

Ich weiß, das ich mit Eliza und Chase darüber reden muss.

Ich weiß, das ich mich der Sache stellen muss.

Aber jetzt... jetzt muss ich mich erstmal meinen Dämonen öffnen und den Schmerz rauslassen.

Es ist schön zu wissen, das ich Menschen habe, die hinter mir stehen, doch gerade möchte ich keinen sehen.

Am liebsten nie mehr.

Ich kann nicht glauben, das Hunter mich noch — nachdem er das Video gesehen hat — lieben kann. Zu hören das die Freundin vergewaltigt wurde ist eine Sache, aber es dann bildlich zu sehen ist eine andere.

Ich denke Hunter wollte stark für uns beide sein und mir optimistisch zureden, aber ich weiß das ihm die Sache zusetzt.

Mir auch.

Wenn ich nicht einmal damit umgehen kann, wie soll er es tun?

Was soll ich tun?

Wie wird es weitergehen?

Hat West mich endlich vollkommen gebrochen?

Ich habe keine Antworten mehr.

Es lief alles so gut, doch ich wusste es war zu schön um wahr zu sein. Mein Glück bleibt mir verwehrt und vielleicht habe ich es auch nicht verdient. Vielleicht war ich dazu bestimmt für immer alleine zu sein und werde durch solche Aktionen immer wieder daran erinnert.

Langsam glaube ich daran.

Möglicherweise bin ich alleine wirklich besser dran. Ich würde keinem mehr Schmerz zufügen. Keinen mehr leiden lassen. Keinen mehr belügen müssen.

So wird es vermutlich das Beste sein.

Manche Kämpfe muss man eben alleine führen und dieser ist einer davon und das musste ich auf die harte Weise erfahren.

Die Frage ist jedoch:

Werde ich als Sieger oder Verlierer herauskommen?
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Hello Friends! Ich wünsche euch einen tollen Tag und hoffe ihr genießt ihn!🧡

Der erste Teil der Atombombe ist geplatzt. Wie wird es jetzt wohl für Emery und Hunter weitergehen? Und was ist der zweite Teil der Bombe... und der dritte? Ideen?😏🥺💗

Hab euch lieb. Seid mit Absicht glücklich. Sucht nach dem Regenbogen, wenn es gerade am regnen ist. Findet Hoffnung, auch wenn es gerade trostlos ist. Entscheidet euch für Vergebung, auch wenn Verbitterung die einfachere Wahl wäre. Entscheidet euch für Liebe, auch wenn es unmöglich erscheint. Entscheidet euch für Freude und Spaß, denn dazu ist das Leben da und nicht um in Frust und Enttäuschungen zu leben. Es ist nicht für Hass da, sondern das man so stark lacht, das einem der Bauch weh tut. Es ist für unvergessliche Momente gedacht. Liebe. Umarmungen. Freunde. Spaß. Leidenschaft. Lachen. Es ist dazu gedacht glücklich zu sein. Denkt immer daran❣️

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

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