✿ Kapitel 25
Am nächsten Morgen werde ich von einem Kitzeln an meinem Gesicht geweckt. Ich verziehe das Gesicht und winde mich, aber es hört nicht auf. Ich öffne leicht die Augen und muss ein paar Mal den Schlaf aus meinen Augen blinzeln, bis ich die Ursache erkenne.
Hunter hat eine Haarsträhne von mir genommen und mich damit geärgert, was ich ihm aber nicht übel nehmen kann so wie er mich gerade ansieht.
Ich glaube das ist das erste Mal seit Tagen, das er wieder so breit lächelt und es auch wirklich seine Augen erreicht. Wenn es ihm Freude bereitet mich zu ärgern, dann lasse ich dass gerne zu.
„Habe ich dich geweckt?" fragt er unschuldig.
Ich ziehe meine Kapuze von meinem Pullover über den Kopf und brumme „Ich denke die Frage kannst du dir selbst beantworten."
Er lacht leicht und zieht mich an seine Brust. „Ich hätte dich auch anders wecken können."
„Und wie?"
Grinsend pikst er mich in die Seite. „Ich hätte dich kitzeln können, bis du erstickst."
Ich stemme mein Kinn auf seine Brust und sehe ihn an. „Nett."
Gedankenverloren streicht er mir die Kapuze wieder vom Kopf und zupft mir die Haare zurecht. Währenddessen betrachte ich seinen nackten Oberkörper und fahre vorsichtig die verblassten Blutergüsse nach. Als er bemerkt was ich mache, hält er inne und beobachtet mich.
Ich richte mich ein Stück auf, um ihn besser zu betrachten. „Es tut mir leid."
Verwirrt zieht er die Augenbrauen zusammen. „Wegen was?"
„Das ich nicht schon früher eingeschritten bin. Du hättest schon vor Wochen herkommen sollen." Seufzend schüttele ich den Kopf. „Ich bin eine schlechte Freundin. Und jetzt hast du wegen mir auch noch deinen Titel als Captain verloren und Stress mit deinem besten Freund."
Sein Mund verzieht sich grimmig. „Du bist keine schlechte Freundin. Du hast mir in den letzten Wochen mehr geholfen als du denkst. Außerdem habe ich den Titel gerne abgegeben, wenn es heißt das ich West für seine dummen Worte schlagen konnte. Mit ihm will ich sowieso nichts mehr zu tun haben, so wie er über dich geredet hat geht einfach nicht."
Ich hebe eine Augenbraue, wobei ich mich innerlich mehr als freue über diese Bemerkung.
„Heißt es nicht immer »Bro's before Hoe's«?"
„Und wenn schon, außerdem bist du keine Hoe. Francesca ist eine Hoe."
Ein Lachen entfährt mir. „Du nennst deine eigene Freundin eine Hure?"
Er grinst. „Ist es denn gelogen?"
„Stimmt auch wieder. Und du willst dann wirklich mit ihr zusammen bleiben? Nicht das ich etwas von Beziehungen wüsste, aber ich denke, wenn man seine Freundin eine Hure nennt, ist dass der alarmierende Grund Schluss zu machen."
Nachdenklich kaut er auf seiner Lippe herum. „Eigentlich schon."
Mein Blick ist fokussiert auf seine Lippen. Muss er jetzt unbedingt darauf beißen? Das verstärkt nur noch mehr den Drang ihn küssen zu wollen. Seine Lippen würden sich bestimmt perfekt an meine schmiegen. So schön geformt. Voll. Zum verlieben.
Ich hebe meine Hand an seine Lippe, weshalb er mich mit aufgerissenen Augen ansieht. Ich lächele entschuldigend und schlucke.
„Nicht darauf kauen."
Intensiv mustert er mich. „Wieso?"
„Deine Lippen sind zu schön, um sie zu verletzen." murmele ich mit roten Wangen.
Seine Miene hellt sich auf. „Du findest ich habe schöne Lippen?"
Ich räuspere mich. „Ja schon, also sie sind ganz hübsch."
Er kommt mir ein Stück näher, weshalb mir der Atem stockt. „Diese Lippen können so einiges machen."
Mein Atem geht flach und ich sehe abwechselnd von seinen Augen zu seinem Mund. Ihm scheint meine Reaktion zu gefallen, denn er lässt sich lachend in's Bett fallen, weshalb ich tief durchatme und ihn dann böse mit einem Kissen bewerfe.
„Hör auf zu lachen." zische ich, muss aber auch leicht lachen.
Er greift meine Handgelenke und fragt „Dachtest du etwa, ich würde dich jetzt küssen?"
Mein Herz stoppt kurz. „Nein! Nein, ich dachte nur, das... ähm..."
Ein Lächeln breitet sich in seinem Gesicht aus... mit seinen wunderschönen Grübchen. „Wolltest du das ich es tue?"
Ich habe das Gefühl ich falle gleich in Ohnmacht.
„Ich... du hast süße Grübchen."
Ich fasse sie bewundernd an, was ihn noch breiter grinsen lässt.
„Du lenkst ab. War dass dann ein Ja?"
„Das habe ich nicht gesagt." meine ich kleinlaut.
„Und wenn ich dich jetzt küssen würde? Würdest du mich zurückstoßen?" fragt er und stützt sich mit den Ellbogen hoch, weshalb ich seine durchtrainierten Oberarme betrachte.
Gott, ist in meinem Zimmer die Heizung an?
„Du machst mich gerade ganz schön verlegen."
Lachend legt er einen Arm um meinen Hals und zieht mich zu sich, damit ich ihn umarmen kann.
„Tut mir wahnsinnig leid. Das nächste Mal werde ich versuchen es noch unangenehmer zu machen."
Das lässt mich in seine Halsbeuge lachen. „Danke." Ich hebe den Kopf und streiche durch seine Haare. „Wie geht's deinem Rücken?"
Er verspannt sich. „Es sieht schlimmer aus, als es eigentlich ist. Aber ich bin jetzt bei dir und ausnahmsweise mal ohne Gebrüll wach geworden, das war schön."
Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das ist gut. Bin gleich wieder da."
Ich schwinge mich über mein Bett und gehe in mein Badezimmer, um eine Kühlungscreme für Hunter zu suchen. Gerade als ich sie gefunden habe, geht die Tür auf und Hunter beobachtet mich skeptisch.
„Alles okay?" frage ich besorgt.
Er atmet erleichtert aus und kommt auf mich zu. „Ja, alles gut."
Ich sehe zu ihm hoch. „Dachtest du ich würde mich übergeben? Ich habe dir versprochen es nicht mehr zu machen, ich werde mich daran halten."
„Danke."
Ich halte ihm die Creme vor das Gesicht. „Für deinen Rücken."
Er nickt und dreht sich um, während ich seinen Rücken eincreme. „Was steht heute noch auf dem Plan?"
„Ich muss in's Krankenhaus. Meine Schiene kommt heute weg. Und danach muss ich... zur Therapie."
Sobald ich fertig bin, dreht er sich um und lächelt mich an. „Dann mach dich fertig, ich komme mit."
„Bist du dir sicher? Du musst das nicht machen, es ist bestimmt mega langweilig."
Er drückt meine Hand. „Mach dich fertig."
Meine Mundwinkel heben sich und das bleibt auch die ganze Zeit so, während ich mich fertig mache. Hunter kann definitiv länger bleiben.
***
Gelangweilt sitze ich im Behandlungsraum und starre die Wand an. „Ich habe dir doch gesagt, das es langweilig wird."
Hunter grinst mich nur an. „Also ich amüsiere mich."
„Wann tust du das mal nicht?" frage ich ironisch und werde dann ernst. „Wir müssen dann noch die wichtigsten Sachen von deinem Zimmer holen. Ist deine Balkontür offen?"
Er nickt. „Jap. Aber mach dir keinen Stress, eins nach dem anderen. Jetzt bekommst du erstmal deine Schiene ab, dann fahren wir zur Therapie und dann gehen wir zu dir Nachhause und brechen in mein Zimmer ein."
„Zu uns."
„Was?"
Ich lächele schüchtern. „Wir fahren zu uns Nachhause. Mein Zuhause ist auch deins."
Obwohl Hunter ja mein Zuhause ist.
Er wollte gerade etwas sagen, da öffnet sich die Tür und mein behandelnder Doktor kommt durch die Tür.
„Schön Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihrem Bein?" fragt er mich und tastet es ab.
„Fantastisch. Können wir sie einfach abmachen?" entgegne ich und klinge hoffentlich nicht zu unfreundlich.
Der Doktor lacht. „Sie scheinen sich offensichtlich nicht mit der Schiene angefreundet zu haben. Aber ja, ich mache sie ab."
Während er sich an's Werk macht, grinse ich von einem Ohr bis zum anderen und sehe Hunter voller Freude an. Er erwidert mein Lächeln und hält beide Daumen nach oben.
Als sie dann endlich weg ist, bewege ich erstmal zufrieden meinen Fuß und seufze. Oh ja, das fühlt sich perfekt an.
„Sie müssen aber trotzdem noch aufpassen. Ihr Fuß ist immer noch empfindlich. Nicht überanstrengen und auch kein Sport."
„Auch kein Bettsport?" frage ich gespielt enttäuscht.
Verdutzt betrachtet mich der Arzt. „Wie bitte?"
Hunter stößt ein Lachen aus. „Das sollte ein Witz sein. Sie hat einen schrägen Sinn für Humor."
Ich grinse schelmisch. „Okay, sind wir fertig? Ich möchte meine vollkommene Freiheit jetzt genießen."
Zögernd nickt der Doktor und sagt dann zu Hunter „Passen Sie auf sie auf, sie könnte sich schneller verletzen als Sie denken."
Hunter beäugt mich und nickt dann ernst. „Das werde ich. Ich kümmere mich um sie. Danke, ich hoffe wir werden Sie nicht so schnell wiedersehen."
Der Doktor lacht wieder nur und leitet uns dann nach draußen. „Kommen Sie gut Nachhause."
Ich verschränke meine Hände mit Hunter's und strahle. „Vielen Dank."
Zusammen gehen wir zu den Aufzügen — die glücklicherweise leer sind — und steigen ein, wobei mir auffällt, das wir immer noch die Hände miteinander verschränkt haben.
Ohne es komisch wirken zu lassen, will ich ihm meine Hand entziehen, aber er verstärkt den Druck nur, weshalb ich verwundert den Kopf hebe.
Er sieht mich einfach nur an, doch unter diesem Blick wird mir heiß und als er dann noch mit seinen Fingern über meine Hand fährt, denke ich das ich gleich mitten in diesem Aufzug sterbe. Was macht er da?
Ich trete einen Schritt zurück, worauf er mir folgt. Dass geht so lange, bis ich irgendwann die Wand an meinem Rücken spüre und gefangen bin.
Zittrig atme ich ein, als er eine Hand an die Wand stemmt und mit der anderen über meine Wange streicht. Auch wenn das nur eine kleine, unschuldige Berührung ist, fühle ich mich gerade wie im siebten Himmel.
Wie oft habe ich mir gewünscht, das er mich in so einer Weise anfasst und ansieht?
Meine Augen flattern zu und ich schmiege mich an seine Hand. Ich öffne sie wieder, sobald ich merke, das er mir noch einen Schritt näher gekommen ist und jetzt kein Blatt mehr zwischen uns passt.
Ich rieche ihn.
Ich spüre ihn.
Ich sehe ihn.
Ich liebe ihn.
Er nimmt seine andere Hand und legt einen Finger an meine Lippen und fährt quälend langsam darüber.
„Emi..." wispert er so leise, das ich ihn kaum verstehe.
„Hunter..." keuche ich leicht, weil ich mir nichts mehr sehne, als seine Lippen auf meinen zu spüren.
Er kommt mir mit dem Gesicht näher und legt eine Hand in meinen Nacken, worauf ich eine angenehme Gänsehaut bekomme. Um Halt zu finden — da mir meine Beine drohen aufzugeben — kralle ich mich an sein Shirt und atme unkontrolliert. Seine Nase berührt meine und er lässt mich keinen Moment aus dem Blick.
Ich kann gar nicht realisieren, was hier gerade passiert. Passiert dass wirklich? Hunter's vor Verlangen dunkele Augen sollten mir dass wohl bestätigen.
Seine Lippen streifen meine, worauf ich vor Glück aufwimmere. Er stößt ein Knurren aus und löst seine Hand von meinem Nacken, nur um sie auf meine Hüfte zu legen, die er sanft streichelt.
Fragend hebt sich seine Augenbraue, während er einen Kuss auf meinen Mundwinkel gibt und ich leicht aufstöhne. Die Spannung in diesem kleinen Raum ist zum Greifen nahe.
Ich wollte gerade nicken, als die Aufzugtür geöffnet wird und Hunter sich schnell zurückzieht und sich brav neben mich stellt. Ein paar Leute kommen herein und bemerken anscheinend überhaupt nicht, was gerade passiert ist und noch passiert wäre.
Mein Brustkorb hebt sich hektisch und ich lege einen Finger an meine Lippen, da ich immer noch spüren kann, wie er meinen Mundwinkel geküsst hat. Und obwohl es kein richtiger Kuss war, war es das schönste Gefühl, was ich je erlebt habe.
Neben mir tastet Hunter nach meiner Hand und als sie meine berührt überkommt meinem ganzen Körper ein Stromstoß, was mich zusammenzucken lässt.
Er scheint dass anscheinend falsch zu deuten, denn er lässt sie wieder los und steckt seine Hände in die Hosentaschen. Wahrscheinlich dachte er ich wäre zusammengezuckt, weil ich nicht angefasst werden möchte, dabei ist es genau das Gegenteil.
Und obwohl ich ihn mehr als alles andere gerne geküsst hätte, war es doch ganz gut, das es nicht passiert ist. Er hat eine Freundin, auch wenn er sie nicht liebt und anscheinend vorhat Schluss zu machen, will ich nicht als die dastehen, die sich an vergebene Männer ranmacht... was ich trotzdem eigentlich gerade getan habe... und doch hatte ich kein schlechtes Gewissen.
Ich wollte ihn.
Ich will ihn immer noch.
Er mich anscheinend auch.
Wenn er sich trennen würde, vielleicht haben wir dann eine Chance, denn nicht einmal Hunter kann nach heute leugnen, das da etwas zwischen uns ist.
Hunter räuspert sich verlegen. „Kommst du?"
Ich blinzele und erkenne das der Aufzug im Erdgeschoss angekommen ist. Stumm folge ich ihm und mir entgeht dabei auch nicht, das Hunter einen gewissen Abstand jetzt zu mir hält, was mich stört.
Ich weiß nicht, ob er es aus Respekt mir gegenüber macht, aber genau dass wollte ich vermeiden. Die angespannte Stimmung.
Während der Fahrt sprechen wir nicht, weshalb ich angespannt aussteigen wollte, doch als ich die Hand an den Türgriff hebe halte ich inne.
„Es tut mir leid." erzählt er schuldig und fährt sich durch die Haare.
Ich lasse die Hand fallen und frage „Was?"
„Das vorhin. Ich hätte das nicht tun dürfen. Es tut mir leid, wenn ich dich bedrängt habe."
Unsicher lege ich eine Hand an seine Schulter. „Das hast du nicht."
„Ich habe gesehen, wie du danach vor mir zurückgezuckt bist." erwidert er gequält lächelnd.
„Das war nicht so wie du denkst, ich war nur—"
„Es ist ja auch egal. Es war ein Fehler und wird nicht mehr vorkommen." erzählt er und blickt mich dabei nicht an.
Ich dachte von meinen eigenen Eltern zu hören, das ich ein Fehler war, wäre das Schlimmste... aber das hier ist schlimmer.
Ich ziehe meine Hand zurück und öffne die Tür. „Bis dann. Du musst nicht warten."
Er blickt mich prüfend an. „Ich warte. Ist alles gut... zwischen uns?"
„Klar." sage ich und setze mein schönstes Lächeln auf.
Ohne ein weiteres Wort laufe ich in die Praxis und gehe wie gewohnt in mein Behandlungszimmer, wo auch schon Tory wartet. Ich setze mich ihr gegenüber und seufze.
„Du siehst nicht gut aus." fängt sie zögerlich an.
„Es war kein leichter Morgen. Aber mir geht es gut." meine ich überzeugend.
Sie nickt, obwohl sie es mir nicht glaubt. „Das hoffe ich, denn ich habe heute etwas mit dir vor."
Meine Mundwinkel verziehen sich in ein kleines Grinsen. „Jetzt bin ich aber gespannt."
Doch sobald die nächsten Worte ihren Mund verlassen vergeht mir das Grinsen und verwandelt sich in eine ängstliche Miene.
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Hello Friends! Ich hoffe ihr habt einen schönen Tag und viel Spaß heute!💘
Fast hättet ihr gedacht sie würden sich küssen, oder? Hehe. Was könnte Tory nur gesagt haben? Nächstes Kapitel wird nicht leicht, legt euch schon einmal Taschentücher bereit😞👀💗
Hab euch lieb. Lasst euch niemals sagen, das eure Ziel unmöglich oder zu groß sind. Lasst euch nicht von Leuten verletzen, die euch nicht respektieren und euch nicht lieben. Lasst euch niemals von jemanden beeinflussen, der euren Wert nicht schätzt. Lasst euch niemals etwas von jemanden vorschreiben lassen, vor allem wenn es um wichtige Entscheidungen in eurem Leben geht. Lasst niemals euren Kopf hängen und gebt niemals die Dinge auf, die euch Freude im Leben bereiten. Nur ihr alleine könnt euch selbst beschreiben, lieben, Entscheidungen treffen und selbst stark machen❣️
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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