✿ Kapitel 2

Was könnte ich als Ausrede finden, um nicht in die Schule zu müssen?

Eine plötzliche Erkältung über Nacht?

Einen Schwächeanfall vortäuschen?

Oder einfach die Wahrheit sagen, wieso ich nicht dorthin möchte?

Nichts davon kommt infrage. Bewahre die Familie Millers, wenn nur ein schlechtes Bild auf unsere Musterfamilie fällt. Vielleicht wird ja jetzt alles besser, Hunter beschützt mich ab heute... zumindest hoffe ich dass.

An meiner Tür klopft es, was mich aufseufzen lässt.

„Emery! Schätzchen komm runter, es gibt Frühstück. Außerdem bist du schon spät dran, du darfst dich nicht verspäten."

Ich setze mich an meinen Bettrand und erwidere „Ich komm ja gleich."

Als Antwort bekomme ich nichts zurück, was nichts Neues ist. Jetzt schon schlecht gelaunt, reibe ich mir über das Gesicht und suche mir etwas zum anziehen heraus. Um auf Nummer sicher zu gehen, ziehe ich mir eine schwarze Leggings mit einem viel zu großen Pullover an.

Im Bad sehe ich mir kaum in die Augen, auch nicht als ich mich leicht schminke und meine braunen Haare richte. Der Anblick von mir selbst ist einfach unerträglich und widerwärtig geworden, dass hat mir Hunter gestern auch nochmal bestätigt.

Auch wenn mich die Zeit am College wahrscheinlich noch mehr verbittern lässt, hoffe ich doch, das es irgendwie besser wird... das ich mich verbessere.

Fertig mit allem, nehme ich meine Tasche und laufe langsam nach unten. Sobald ich die freudigen Stimmen meiner Eltern höre, kommen mir sofort Schuldgefühle hoch.

Sie haben mir immer alles gegeben und mir ein schönes Leben ermöglicht, auch wenn sie meine Bedürfnisse dabei oft vergessen. Wann bin ich so undankbar geworden? Die Antwort liegt mir bitter auf der Zunge, verdränge sie aber sofort und setze ein Lächeln auf.

„Morgen." begrüße ich sie und schenke mir ein Wasser ein.

Prüfend wechseln sie einen Blick, was mir sofort verrät, das sie gleich den Psychologen bei mir anwenden werden. Zum Glück ist mir das lügen seit dem letzten Jahr so gut gelungen, das keiner merkt, das auch nur eine Kleinigkeit nicht richtig ist.

„Hey, Prinzessin. Du hast schon seit einiger Zeit nicht mehr wirklich etwas gegessen und die ganzen Ferien, warst du nur in deinem dunklem Zimmer und hast nichts mit deinen Freunden unternommen. Wir wollen dir nichts vorwerfen, aber sollten wir uns Sorgen machen?" fragt mich mein Vater vorsichtig.

Ja, das solltet ihr definitiv. „Nein. Ich habe gestern wie ihr schlafen gegangen seid noch etwas gegessen und ich war nur nicht draußen, weil Chase und Eliza beide im Urlaub waren. Keinen Grund zur Besorgnis."

„Dann bin ich froh. Weißt du, ich habe Hunter's Eltern gestern noch gefragt, ob du nicht mit ihm heute zur Schule fahren könntest. Er müsste gleich vor der Tür stehen, wenn ich mich nicht täusche." teilt mir meine Mutter mit, als wäre es das normalste auf der Welt.

Ich glaube ich täusche doch noch einen Schwächeanfall vor. „Ach? Das wäre aber nicht nötig gewesen, ich hätte auch laufen können. Ich wohne seit siebzehn Jahren in San Francisco, es ist unwahrscheinlich, das ich mich verlaufen werde."

Meine Mutter winkt nur ab. „Das ist kein Problem. Er macht es gerne."

Na sicher doch. „Toll, ich ziehe mich dann mal an."

Gezwungen lächelnd verabschiede ich mich und gehe in die Garderobe, in der ich mich kurz festhalten muss, da ich kurz verschwommen sehe. Jetzt wäre es nicht einmal vorgetäuscht, denke ich mir.

Das kommt davon, wenn man seit drei Tagen nichts gegessen hat, aber das bin ich schon gewohnt und weiß zum Glück, wie ich damit umgehen muss.

Als ich wieder mein Gleichgewicht gefunden habe, ziehe ich schnell meine abgenutzten Vans an und sehe unglücklicherweise, das Hunter schon im Auto auf mich wartet. Unwohl laufe ich auf ihn zu und lasse mich stumm in den Sitz neben ihn nieder.

„Das ist heute das erste und letzte Mal, das ich das hier mache, verstanden?" keift er mich direkt an.

„Tut mir wahnsinnig leid, wenn der Platz hier für Franziska besetzt war und ihr nicht noch auf der Rückbank einen schnellen Quickie ablegen konntet." entgegne ich angepisst.

„Sie heißt Francesca und was ich mit ihr tue, geht dich ja wohl einen Scheißdreck an." Er startet den Motor und fährt los. „Ich frage auch nicht, wie West es dir gestern noch besorgt hat, oder?"

So ein dummer Idiot. „Weißt du, wenn du mir gestern zugehört hättest, wüsstest du, das ich von diesem Affen nichts will und das noch nie anders war."

„Das hat man ja letztes Jahr gesehen. Vögele mit wem du willst, aber musste es gerade mein bester Freund sein? Du warst meine beste Freundin, musste es wirklich West sein?" Er klammert seine Hand fest um das Lenkrad.

Bei der Erinnerung an letztes Jahr, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.

„Ist das dein Ernst? Hast du West überhaupt mal gefragt, was passiert ist? Du bist nur nicht mehr mit mir befreundet, weil ich angeblich etwas mit deinem besten Freund hatte? Willst du mich verarschen? Wie wäre es, wenn du mal deine beste Freundin gefragt hättest, was passiert ist und nicht wie ein Arschloch abgehauen und mich wie einen Kaugummi weggeworfen hättest."

„Es war so klar, das du die Schuld wieder bei jemand anderen suchst. Im Gegensatz zu dir hatte West wenigstens die Eier dazu, es mir zu sagen. Mich interessiert es nicht, ob ihr beide etwas am laufen habt, also mach was du willst." presst er angespannt hervor.

Mit zittriger Stimme sage ich „Du weißt gar nicht, was passiert ist. Du hast es mich nicht einmal erklären lassen. Du warst mein bester Freund, meine bessere Hälfte. Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als du mit diesem Weib angekommen bist und mich so behandelt hast, als ob ich Luft wäre? Ich habe dich so sehr gehasst, aber für dich habe ich nicht mehr existiert und das hat mich am meisten verletzt."

Bei der Schule angekommen, sieht er mich wütend an. „Du hast mich also gehasst? Und jetzt, hm? Was tust du jetzt?"

„Ist ja auch egal, du glaubst mir sowieso nicht." Um schnell das Thema zu wechseln, murmele ich „Du denkst an den Deal?"

Er lacht verbittert auf und legt den Kopf in den Nacken. „Du bist echt unglaublich."

Ohne ein weiteres Wort steigt er aus dem Auto aus, was ich ihm schnell nachmache. Lässig läuft er auf seine Freunde zu und begrüßt seine angebliche Freundin mit einem leidenschaftlichen Kuss auf den Mund, von dem er genau weiß, das ich ihn anstarre.

Bevor mich die anderen entdecken, wende ich mich verletzt ab und laufe zügig in die wundervolle »West Coast High«, in der man alles abziehen kann, solange man Geld hat und es dann unter den Teppich gekehrt wird.

Bei meinem Spind angekommen, räume ich meine Tasche für den Tag fertig, da wir alle den Stundenplan schon in den Ferien bekommen haben.

Von hinten legen sich zwei Arme um mich, die mich fest an jemanden drücken. Voller Panik lasse ich meine Bücher fallen und zerre mich mit aufsteigenden Tränen aus dem Griff. Ich entspanne mich ein bisschen, sobald ich sehe, das es nur Eliza ist. Aber ich entferne trotzdem ihre Hände von meinem Körper.

„Sorry, du weißt ja, ich stehe nicht so auf Körperkontakt." erzähle ich ihr entschuldigend lächelnd.

„Das verletzt mich wirklich, Em. Ich muss dir doch zeigen, wie sehr ich meine beste Freundin über den Sommer vermisst habe. Wie war es im Urlaub? Hast du einen heißen Typen abgeschleppt?" fragt sie mich direkt aus.

Ach ja, ich war nach meiner Behauptung in Italien. „Ja, war ganz schön."

Wow, dass klingt ja echt nach einem Hammer Urlaub. So schön hast du ihn beschrieben! Krass, echt wow." Ironisch klatscht sie in die Hände.

Ich verdrehe nur die Augen und hebe meine Sachen auf. „Und bei dir? Wie läuft's mit Chase?"

„Was soll mit Watson sein? Er ist ein Idiot." redet sie sich heraus.

Amüsiert lächele ich. „Wenn du das sagst."

„Emery Millers und Eliza Edwards. Wie geht es meinen hübschen Ladies?" ruft Chase quer durch den Gang.

„Besser als es dir jemals ergehen wird." lächelt Eliza ihn zuckersüß an.

„Hm, deinen Sarkasmus habe ich vermisst."

Anzüglich lächelt er sie an, was sie nur die Augen verdrehen lässt, aber ihr trotzdem die Röte in das Gesicht steigen lässt.

Chase — der sich daran gewöhnt hat das ich nicht auf Körperkontakt stehe — gibt mir ein High Five, was ich in der Luft erwidere, ohne seine Hand zu berühren. Er ist der Einzige, der sich nicht von mir abgewandt hat und immer noch mit mir befreundet ist. Zwar ist er noch mit meiner alten Clique befreundet, aber ist trotzdem immer für mich da.

„Und? Freut ihr euch schon auf die Abschlussfahrt?" fragt er augenbrauenwackelnd.

Ach, da war ja was. „Du meinst wohl eher Zeltfahrt. In dem Zettel stand, das wir irgendwo mitten im nirgendwo für eine Woche zelten gehen."

Eliza zuckt nur mit den Schultern. „Wird bestimmt auch cool. Wir gehen in ein Zelt, oder?"

Bittend sieht sie mich an, was mich nervös auf meiner Unterlippe kauen lässt. „Wirst du mir sehr böse sein, wenn ich alleine in ein Zelt möchte?"

Chase lächelt zufrieden mit meiner Antwort. „Das wird sie nicht. Ich teile mir gerne ein Zelt mit dir, Lizzie."

„Ganz bestimmt nicht." Sie verschränkt die Arme und sieht ihn angeekelt an.

Er hält sich die Hand an das Herz. „Willst du etwa nicht mit mir schlafen?"

„So wie du denkst, sicher nicht." erwidert sie ernst, verrät sich aber selbst durch ihre zuckenden Mundwinkel.

„Aber auf brave Weise schon? Ist das ein Ja, Lizzie-Baby?" fragt er grinsend.

Sie dreht sich um und läuft schon zum Klassenzimmer. „Das wirst du wohl erst nächste Woche erfahren."

„Freu dich, Chase. Nächste Woche, wirst du mit ihr ein Zelt teilen. Das ist deine Chance." necke ich ihn.

„Geht's dir gut? Hunter und die anderen haben schon wieder über dich hergemacht." berichtet er mir angespannt.

Das Lächeln verrutscht kurz, bleibt aber standhaft. „Ja, klar. Mir ist egal, was sie erzählen. Außerdem habe ich ja dich als Bodyguard."

Seine Mundwinkel heben sich. „Ich bin immer bei dir. Hab dich lieb, Kleine. Bis gleich."

Ich nicke und sehe ihm nach, wie er wahrscheinlich Eliza nachrennt. Die Zwei könnten schon lange zusammen sein, aber sie will es sich einfach nicht eingestehen. Zum Glück bleibt Chase standhaft und gibt alles, um sie um den Finger zu wickeln. Bei dem Gedanken lächele ich und schließe meinen Spind.

„Was gibt's denn da zu lächeln? Dachtest du etwa an mich?" fragt mich die Stimme, die mich immer noch in meinen Träumen verfolgt.

Schnell bringe ich Abstand zwischen uns und will an ihm vorbei, wobei er mir aber einen Strich durch die Rechnung macht. Er nimmt meine Handgelenke und hält sie fest über meinen Kopf, was mich aufwimmern lässt.

„Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen, Em? Dabei hatten wir doch eine so schöne Zeit." Er beobachtet wie mir die Tränen über die Wangen laufen und küsst sie weg.

Ich zappele in seinem Griff und schluchze laut auf. „Lass mich, West."

Er presst mich enger an die Spinde, worauf ich mich panisch umsehe, um nach Hilfe zu rufen, aber keiner ist hier. Dass ist ein Albtraum. Ich hätte nicht herkommen dürfen.

„Du weißt doch das ich dass nicht werde. Letztes Jahr konntest du mich gut meiden, aber jetzt nicht mehr. Außerdem darf ich dich daran erinnern was passiert, wenn du ein Wort darüber verlierst. Willst du das?" flüstert er an meinem Hals und verteilt dort Küsse, die mich angewidert das Gesicht verziehen lassen.

„Du bist ein Psycho! Lass mich verdammt nochmal in Ruhe." brülle ich ihn an.

Er gibt mir wütend eine Ohrfeige, die mich sofort verstummen lässt. „Du hälst deinen beschissenen Mund oder du wirst es bitter bereuen."

Aus tränenverströmten Augen sehe ich ihn an. „Bitte, West. Du musst das nicht tun."

Ein hässliches Grinsen breitet sich in seinem Gesicht aus. „Ich mache was ich will, Em. Wir sehen uns, Süße."

Er küsst mich gierig auf den Mund, was ich nicht erwidere, er aber erst aufhört bis ich mich ergebe... was ich auch tue.

Ich hasse mein Leben.

Ich will nicht mehr.

Heute ist erst der erste Tag.

Zufrieden lässt er von mir ab und entfernt sich von mir. Ich lasse mich zitternd auf den Boden nieder und lege meine Arme um die Knie, wo ich einige Zeit so verharre.

Wo war Hunter? Wo zum Teufel war er? Ich kann ihm den Grund nicht sagen, warum ich vor West Schutz suche.

Ich schäme mich.

Ich brauche meine Freunde.

Ich brauche Hunter.

Ich habe ihn die ganze Zeit gebraucht.

Hätte ich nur in diesem Moment gewusst, das noch so viele Probleme auf mich zukommen werden, hätte ich lieber die Schule gewechselt und all das hinter mir gelassen. Aber wer kann schon in die Zukunft sehen?
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Hello Friends! Ich hoffe euch geht es gut und ihr habt einen schönen Tag!🙌🏼💕

Was hat wohl Emery? Warum denkt ihr ist Hunter so sauer? Und was ist mit West?😈👀💘

Hab euch lieb. Nehmt euch Zeit für euch und fühlt euch nicht schlecht dabei. Euer Wohlergehen ist wichtiger als alles andere auf der Welt❣️

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

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