✿ Kapitel 19

Sonntage sind zum sterben langweilig. Ich würde ja gerne mit jemanden raus gehen, aber meine Freunde mussten gestern unbedingt auf eine Party gehen und haben deshalb den Kater ihres Lebens.

Hunter? Keine Ahnung was er gestern gemacht hat. Ich bin mir sicher, das er auch auf der Party war.

Und was habe ich nach meiner Therapiestunde gemacht? Ich bin Zuhause angekommen, direkt in mein Zimmer gegangen, habe einen Liebesfilm angesehen und mir die Seele aus dem Leib geheult.

Möglicherweise habe ich auch über die Worte von meiner Therapeutin nachgedacht.

Ich soll mich öffnen. Es jemanden erzählen. Als wäre dass nicht schon schwer genug, doch wenn davon jemand Wind bekommt — vor allem West — bin ich am Arsch. Mein Leben ist so traurig und langweilig.

„Musstet ihr euch gestern volllaufen lassen? Ich wäre gerne mit euch in den Park gegangen. Außerdem seht ihr scheiße aus." teile ich Chase und Eliza über den Videoanruf mit.

Mit halboffenen Augen sieht mich Chase an. „Ich sehe sogar in diesem Zustand perfekt aus! Oder, Babe?"

Eliza's Augen wandern über ihn. „Ja, schon. Dieser »Ich-bin-gerade- aufgewacht-und-sehe-trotzdem-heiß-aus«- Look steht dir. Doch du stinkst nach Alkohol, bei dem Geruch könnte ich kotzen."

Chase kräuselt seine Nase. „Aber bitte nicht auf meinen Sixpack, der ist mir heilig."

„Und in dein Gesicht ist okay?" fragt sie grinsend.

Er denkt kurz nach. „Ja. Ja, das wäre besser."

„Ihr Zwei habt einen Vollschaden." bemerke ich seufzend und lächele dabei.

„Danke. Wieso sitzt du überhaupt an deinem Schreibtisch? Hast du etwa vor zu lernen?" Angeekelt sieht mich Eliza an.

Ich lächele falsch. „Dass habe ich vor eurem Anruf gemacht. Jetzt sitze ich hier und höre mir euer Leid an, wofür ihr selbst verantwortlich seid."

„Ja, Mum. Wir wissen es das nächste Mal besser." sagt Chase grummelnd.

„Wir mussten uns ja irgendwie amüsieren, die Party war nicht so lustig wie immer. Hunter hat meistens für gute Stimmung gesorgt, aber er war nicht da." meint sie genervt.

„Er hat vielleicht eingesehen, das es unnötig ist sich mit Alkohol zu ertränken."

Er war nicht da? Interessant.

„Nur weil du dich wieder mit ihm vertragen hast — was ich beim besten Willen nicht verstehen kann — musst du nicht große Worte von ihm sprechen." zischt Chase.

„Ach, Chase. Du hast ihm doch letztens schon genug Angst gemacht. Übrigens war ich sehr geschockt von der Aktion. So kenne ich dich gar nicht." beichte ich ehrlich.

Er zuckt mit den Schultern. „Ich kann eben auch anders. Wenn einer von euch verletzt ist, muss eben Chase eingreifen."

„Also ich fand es sah ziemlich heiß aus, wie du so bedrohlich vor ihm standest." teilt Eliza uns nebenbei mit.

Chase zieht sie an sich und legt einen Arm um sie. „Ist dass so? Soll ich öfter so dominant sein?"

„Vielleicht."

„Oh Gott, euch zuzuhören bringt mich zum kotzen." Ich mache Würgegeräusche.

„Iss halt ein paar Cheetos von Hunter. Das war nebenbei aber echt süß von ihm." schwärmt Eliza.

„Also ich werde ihn im Auge behalten. Wie kannst du überhaupt mit ihm befreundet sein, wenn du in ihn verliebt bist? Hast du nicht immer das Bedrängnis ihn zu küssen oder ihm einfach zu sagen, das du ihn liebst? Das ist doch die Hölle. Vor allem wenn er gerade vielleicht dabei ist seine Freundin zu ficken." erzählt er so charmant wie immer.

Eliza haut ihm in den Bauch. „Sag dass nicht so."

Er hält sich den Bauch. „Sorry. Wenn sie gerade Liebe machen, nur ohne Liebe."

Geknickt sehe ich zu ihm rüber und sehe, wie er gerade in sein Zimmer mit seinem Vater in den Fersen stürmt. Tja, offensichtlich ist er gerade nicht am Liebe machen.

„Ich muss jetzt auflegen." sage ich schnell.

„Du bist jetzt aber nicht sauer auf mich, oder?" Ehrlich besorgt betrachtet er mich.

Ich verdrehe die Augen. „Nein, du Arsch."

„Gut. Das nächste Mal gehst du mit auf eine Party." Er wackelt mit den Augenbrauen.

Mein Herz setzt kurz aus. „Ja... nein."

„Bis morgen, Bestie. Ich kümmere mich um unser Riesen-Baby." verabschiedet sich Eliza breit grinsend.

„Ach und wie?" raunt Chase sie an, was mein Stichwort ist.

„Bleibt jugendfrei!" rufe ich und lege auf.

Ich hatte schon Angst, das mich die beiden Schreihälse gehört haben, aber meine Sorge bleibt unbegründet. So laut wie sie sich anschreien, wecken sie wahrscheinlich nicht nur meine Aufmerksamkeit.

Auch wenn ich weiß, das es unhöflich ist zu lauschen, kann ich nicht anders. Außerdem weiß ich wie sein Vater tickt. Wenn die Zwei in einem Raum sind, kann es nichts gutes heißen.

Ich stelle mich neben meinem Fenster und spicke unauffällig um die Ecke und lege mein Ohr an den offenen Spalt.

„Ich werde mit dir nicht mehr darüber diskutieren. Du solltest dankbar sein, das du an dieser Universität einen Platz bekommen hast." faucht sein Vater ihn an und ballt an seinen Seiten die Hände zu Fäusten.

„Und du solltest froh sein, das du meine Faust nicht in deinem Gesicht spürst." erwidert Hunter und verschränkt seine Arme übereinander.

„Du wagst es so mit mir zu reden? So ein undankbares Stück Dreck wie du ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Du wirst nach Stanford gehen und dort werden dir hoffentlich auch ein paar Manieren beigebracht."

Sein Vater haut mit seiner Handfläche auf Hunter's Schreibtisch, was ihn und mich zusammenzucken lässt.

Hunter überspielt seine Furcht und sagt „Tja, dann solltest du gleich mitgehen. Oder hälst du es für ehrenhaft, wenn man sein Kind anschreit und schlägt?"

„Das reicht." Er packt Hunter am Genick und drückt seinen Kopf auf sein Bett, sodass er sich nicht bewegen kann. „Bei dir kann man nicht anders als handgreiflich zu werden. Du verkörperst das Wort »Enttäuschung« und ich lasse nicht zu, das sich dass auf unseren Familiennamen ausübt."

Hunter wollte etwas sagen, stoppt aber, als sein Vater seinen Hals fester drückt.

„Du wirst dich ab sofort nicht mehr wie ein Kind aufführen und endlich mal erwachsen werden. Wenn nicht, wirst du dass bitter bereuen, mein Sohn."

Er lässt von ihm ab und schubst ihn auf den Boden, wo er mit einem harten Knall aufkommt. Der Aufprall hallt in meinen Ohren wieder und ich halte mir die Hand vor den Mund.

Als ich drüben nichts mehr höre, renne ich schnell in mein Bad und hole eine Kühlungscreme und nehme eine Tüte Cheetos, während ich etwas umständlich über meinen Balkon zu ihm klettere.

Ich öffne die Tür und sehe ihn nicht mehr am Boden liegen, weshalb ich mich umsehe.

„Hunter?" frage ich ängstlich in den Raum.

Seine Badezimmertür geht auf und er kommt nur in Boxershorts heraus, was ihn offenbar herzlich wenig kümmert.

Mit aufgerissenen Augen betrachte ich ihn, aber nicht wegen seines freien Oberkörpers, sondern wegen der bläulich-lila Verfärbungen auf dessen.

Ich bringe seinen Vater um. Irgendwie, irgendwann. Niemand tut meinem Hunter weh. Dafür wird er büßen.

Da ich weiß, das mein Mitleid ihm auch nichts bringt, lasse ich es lieber.

„Ich habe Cheetos und Kühlungscreme." sage ich und halte beides hoch.

Seine Mundwinkel zucken müde. „Danke."

Er setzt sich auf das Bett und stemmt seine Ellbogen auf seine Knie. Zögerlich setze ich mich neben ihn und lege die Sachen neben mich.

Ich schlinge meine Arme von der Seite um ihn und lege meinen Kopf auf seinen Oberarm.

„Ich bin bei dir. Ich werde dich niemals verlassen. Du kannst jederzeit zu mir rüberkommen. Meine Tür ist — wortwörtlich — immer für dich offen." wispere ich. „Und du bist keine Enttäuschung. Wenn dein blöder Erzeuger dir mal zwei Minuten Aufmerksamkeit schenken würde, wüsste er, was für einen tollen und talentierten Sohn er hat."

Sein Körper bebt leicht, worauf ich meinen Griff verstärke und ihm einen Kuss auf seinen Bizeps gebe. Er legt seine Hand auf meine und drückt sie im stummen Dank.

Ich bringe ebenfalls Francesca um. Sie ist seine Freundin! Wo ist sie? Sie müsste an meiner Stelle hier sitzen und ihn trösten... nicht das ich etwas dagegen hätte.

„Tut mir leid." murmelt er leise.

„Wieso zur Hölle entschuldigst du dich?"

„Ich habe fast nichts an. Und du magst es doch nicht, wenn man dir so nahe kommt, vor allem nicht halb nackt." nuschelt er und sieht mich dann an.

Ich wische ihm gerührt die Tränen von seinem Gesicht und lächele. „Bei dir mache ich eine Ausnahme."

Seine Augen funkeln erfreut. „Danke das du hier bist, ohne das ich dich herbitten musste."

„Immer. Und jetzt leg dich auf den Rücken." befehle ich ihm.

Verwirrt folgt er meiner Aufforderung. „Und jetzt?"

Ich halte die Creme hoch. „Jetzt creme ich deine Wunden ein, damit du wieder hübsch wirst."

Er lächelt leicht. „Und jetzt bin ich nicht hübsch?"

Ich ignoriere die Hitze, die durch meinen Körper strömt, als ich seine Haut am Bauch berühre.

„Jetzt bist du nur schön."

Seine Muskeln spannen sich unter meiner Berührung an. „Du findest mich immer noch schön? Auch mit diesen scheußlichen Verletzungen?"

Bei seiner Brust angekommen, blicke ich ihm tief in die Augen. „Ja. Mit oder ohne Verletzungen, du bist immer schön."

Er hält mein Handgelenk kurz fest. „Du bist auch immer schön. Ich mag deine Verletzungen vielleicht nicht sehen, aber sie werden mich dich niemals anders sehen lassen. Du bleibst meine Emery."

Wenn er nur wüsste, wie viel mir diese Worte bedeuten.

„Danke. Kann ich deinen Hals sehen?"

In einer flüssigen Bewegung erhebt er sich und dreht seinen Kopf.

Mein Gott, wie fest hat sein Vater denn zugedrückt? Noch ist es nur gerötet, aber ich erkenne wie sich dunkele Schatten dort bilden. Er hätte ihn umbringen können oder auch nur bewusstlos.

Während ich die Creme verteile sagt er „Ich sollte einfach nach Stanford gehen. Dann lässt er mich vielleicht endlich in Ruhe. Anwalt zu sein ist nicht ein zu schlechter Job, oder?"

Als ich fertig bin, gebe ich ihm einen Kuss in den Nacken, worauf er eine Gänsehaut bekommt.

„Du weißt genauso gut wie ich, das du da nicht hin willst. Und Anwalt willst du erst recht nicht werden. Ich werde nicht zulassen, das du für den Rest deines Lebens unglücklich bist, hörst du?"

„Willst du wirklich San Francisco verlassen?" fragt er traurig.

„Wer hat dir dass gesagt?"

„Deine Mutter hat mit meiner letztens einen Kaffee getrunken und ich habe es gehört. Also?" Nervös kaut er auf seiner Lippe.

„Keine Ahnung. Vielleicht. Ich will nicht ewig hier festsitzen und hier nervt mich alles nur noch."

„Nimmst du mich dann mit?"

Breit lächele ich ihn an. „Na klar. Dachtest du ich würde ohne dich verschwinden?"

Er zuckt mit den Schultern und zittert leicht. „Weiß nicht."

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. „Ist dir kalt? Soll ich dir irgendetwas bringen?"

„Oh... äh... das ist nichts. Nur eine kleine Nebenwirkung von dem Entzug."

Stolz umarme ich ihn stürmisch, was ihn aufstöhnen lässt. „Tut mir leid. Aber, Hunter! Ich bin so stolz auf dich. Ich hätte nicht gedacht, das du auf mich hörst."

Er legt seine Arme um meinen Rücken. „Ich glaube dass ist das erste Mal in meinem Leben, das jemand zu mir gesagt hat, das jemand auf mich stolz ist."

Ich gebe ihm einen langen Kuss auf die Wange und sage „Ich werde es öfter sagen. Das macht mich gerade so glücklich. Ahh, ich hab dich so lieb."

Gedankenverloren streicht er mir über den Rücken. „Ich werde dich jetzt öfter stolz machen, nur um dieses Lächeln zu sehen. Ich werde alles dafür tun."

Selbst wenn man alles dafür tut um ein besserer Mensch zu werden, manchmal fällt man in alte Verhaltensmuster zurück.

Ich werde auch versuchen ihn stolz zu machen und ihn lächeln zu sehen, aber am Ende haben wir keine lächelnden Gesichter, sondern nur ausdruckslose Mienen.

Dass hätte ich gerne früher gewusst, vielleicht hätte ich dann noch gegen all das was noch kommt etwas tun können.
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Hello Friends! Ich wünsche euch einen schönen Tag und hoffe ihr genießt ihn in vollen Zügen!💕✨

Seid ihr stolz auf die beiden, das sie schon lange nicht mehr gestritten haben? Also ich schon. Bloß wie lange hält das noch? Hmm😈😂💗

Hab euch lieb. Vergesst nicht, das ihr spät starten, neu anfangen, etwas versuchen und es nicht klappt und unsicher sein könnt und immer noch euer Ziel erreichen könnt. Nicht alles klappt von heute auf morgen. Jeder macht Fehler und hat Rückschläge und das ist okay und menschlich. Hört nicht darauf was andere euch einreden wollen. Wenn ihr etwas wirklich machen wollt, dann macht es. Egal, was es euch kosten mag, wer euch unterstützt oder wer hinter euren Rücken darüber redet. Solange ihr am Ende glücklich seid, ist es die richtige Wahl. Lebt euer Leben nach euren Wünschen und kostet es aus. Wenn ihr alt seid, wollt ihr nicht auf euer Leben zurücksehen und denken „Hätte ich es doch anders gemacht!" Ich glaube an euch❣️

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

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