✿ Kapitel 14

Da ich schon eine Ewigkeit nichts mehr mit meinen Freunden unternommen habe, habe ich sie gestern nach meiner Therapiestunde angerufen und sie zu mir zum übernachten eingeladen. Glücklicherweise waren meine Eltern davon so überrascht, das sie nicht nach meiner Sitzung gefragt haben.

Zum Glück, sie war furchtbar.

Die erste halbe Stunde habe ich sie nur angeschwiegen und dann hat sie angefangen von sich ein wenig zu erzählen, damit ich ihr vielleicht mehr vertraue.

So ein Blödsinn, es war reinste Zeitverschwendung.

Meine Freunde haben dann aber meine Laune gehoben und ich konnte mich entspannen. Jetzt sind wir auf dem Weg zum »Marshall's Beach«, weil Chase unbedingt schwimmen will. Das für mich dabei nicht viel rausspringt ist mir klar, aber nachdem er dann seinen Hundeblick aufgesetzt hat, musste ich einwilligen.

Chase traurig zu sehen, ist ungefähr so schlimm, wie wenn ein Pandabär vor mir getötet werden würde... Horror.

„Wie kann es eigentlich sein, das du nie hier bist? Wenn ich so nah hier wohnen würde, wäre ich jeden Tag hier!" berichtet Chase empört, während wir die Treppe nach unten zum Strand laufen und ich mich an seinem Hals festklammere.

Eliza legt ihm eine Hand an die Stirn. „Geht es dir gut?"

Verwirrt sieht er sie an. „Was? Klar, mir ging es nie besser."

„Dir ist bewusst, das unsere Emery nicht schwimmen kann, oder?" fragt sie ihn belustigt.

Er verdreht die Augen. „Natürlich weiß ich dass, aber mit Schwimmflügeln würde es gehen."

Eliza grinst. „Eigentlich keine schlechte Idee, wir könnten ihr welche zum Geburtstag kaufen!"

„Vergesst es! Außerdem dauert er sowieso noch über ein halbes Jahr." informiere ich sie, während ich den Strand betrachte.

Menschen, ich hasse Menschen.

Okay, ich hasse sie nicht, doch ich fühle mich unwohl und beobachtet bei so großen Menschenmengen. Und ich könnte mich nur aufregen. Und ich will manchen Menschen wirklich einmal gegen den Kopf hauen und sie fragen, ob auch ein Gehirn vorhanden ist.

Vielleicht hasse ich doch Menschen.

„Oh Mann, wir werden so eine fette Party für dich schmeißen. Mach dich auf etwas gefasst." Chase denkt nach. „Hunter hat auch bald Geburtstag, oder?"

Eliza sucht uns einen Platz und breitet eine große Decke aus, bevor sie sich darauf legt und sich ausbreitet. Chase lässt mich neben ihr runter und setzt sich uns gegenüber.

„Naja, bald würde ich nicht sagen." meine ich belustigt.

Eliza stützt sich auf ihren Ellbogen auf. „Im Januar hat er, oder?"

Ich nicke. „Am siebten."

Chase zieht sich sein Shirt aus und sagt „Em, wenn du bis dahin noch nicht mit ihm zusammen bist, muss ich dich leider enthaupten. Dass heißt, du hast nicht einmal mehr drei Monate."

Ich schäle mich angestrengt aus meiner Stoffhose. „Wieso?"

Eliza lächelt dreckig. „An seinem Geburtstag wird er bestimmt eine Party haben. Und was passiert nach einer Party?"

„Das ich mit ihm Sex haben werde, ist so wahrscheinlich, wie wenn ich plötzlich schwimmen kann."

Lachend zieht sich auch Eliza aus und reicht Chase die Sonnencreme. „Dann lern schwimmen."

Chase — der es genießt den Rücken seiner Freundin einzucremen — fragt neugierig „Wieso sagst du es ihm nicht einfach? Mein Lizzie-Baby hat mich auch einfach gepackt und geküsst."

Frustriert entledige ich mich meinem Shirt und lege mich auf den Rücken. „Sie wusste ja schon, wie sehr du auf sie stehst. Ich weiß noch nicht einmal, ob er mich als gute Freundin mag. Wir streiten so oft, das ich es schon gar nicht mehr mitzählen kann."

„Chase und ich doch auch. Ist doch egal. Die Hauptsache ist doch, das ihr euch danach wieder vertragt. Ich bin mir sicher, wenn du ihn einfach küssen würdest, wäre er der glücklichste Typ auf Erden. Was hast du schon zu verlieren?" fragt sie mich und dreht sich um, um Chase einzucremen.

Bevor ich ihn erstmal küssen würde, müsste ich ihm erstmal die Wahrheit über alles sagen. Ich bezweifle, das er danach noch etwas mit mir zu tun haben will. Er wird in jeder Hinsicht angeekelt von mir sein.

Lieber schweige ich über meine Gefühle, als ihn für immer zu verlieren. Es ist besser ihn nur zu fünfzig Prozent zu haben, als zu null Prozent.

„Ihn. Ihn würde ich verlieren." wispere ich und sehe in den Himmel.

„Okay, das reicht." murmelt Eliza.

Beide beugen sich über mich und sehen mich ernst an, was ich nur stumm beobachte.

„Was würdest du tun, wenn Hunter jetzt einen Unfall hätte und in's Krankenhaus kommt?" fragt Chase mich.

„Losrennen und währenddessen heulen." gebe ich zu.

„Ohne Krücken?" hakt er nach.

„Was interessiert mich mein Fuß, wenn er um sein Leben kämpft? Er ist wichtiger."

„Was empfindest du, wenn du Hunter mit seiner dummen Freundin siehst?" Fragend sieht mich Eliza an.

„Wut. Eifersucht. Mordlust. Traurigkeit. Ein Stechen im Herzen." nuschele ich mit roten Wangen.

„Was würdest du für Hunter alles machen?" fährt Chase fort.

„Alles."

„Wenn er dich küssen würde, würdest du erwidern?" fragt Eliza vorsichtig.

Auch wenn ich oft Panik habe, weiß ich, das er mich niemals verletzen würde.

„Ja."

Chase blickt mich sanft lächelnd an. „Liebst du ihn?"

Ich presse meine Lippen zusammen und nicke. „Schon seit Ewigkeiten. Ich liebe ihn vom ganzen Herzen, aber dass ist egal."

Warnend hebt Eliza einen Finger. „Nein, ist es nicht. Scheiß doch drauf, das er eine Freundin hat. Wir wissen doch alle, das er sie nicht liebt. Denkst du, sie hätte die Fragen so beantwortet wie du gerade? Ich habe Chase auch schon lange Zeit geliebt, habe aber trotzdem auf meinen Kopf gehört, weil dort immer die Angst war, das er mich wie mein Ex verletzen könnte. Du warst diejenige, die mir gesagt hat, das ich auf mein Herz hören soll, also mach du es bitte auch. Was auch immer dich zurückhält, vergiss es. Hunter liebt dich zu hundert Prozent, er würde sich niemals von dir abwenden."

Mit offenem Mund sehen Chase und ich sie an, was sie rot werden lässt.

Ich bin in einer Sackgasse mit meinen Gefühlen. Sollte ich auf ihren Rat hören? Ich liebe ihn, doch kann ich dass auch körperlich zeigen? Ich bin noch nicht im Klaren über die Ereignisse letzten Jahres und es wäre unfair ihm gegenüber, wenn ich mich ihm nicht voll hingeben kann. Dass sagt zumindest mein Kopf, aber mein Herz... das schlägt nur für Hunter.

„Dann hätte ich mich ja gar nicht immer von meiner besten Seite zeigen müssen. Ich habe dich schon lange um meinen Finger gewickelt, Baby." Grinsend wackelt er mit den Augenbrauen.

Schmunzelnd verdreht sie die Augen. „Halt die Klappe. Komm, wir gehen schwimmen. Und du meine Liebe denkst darüber nach was ich gesagt habe. Wenn du ihn davon schon längst erzählt hättest, würde er jetzt neben dir sitzen und Trockensex mit dir haben."

Damit steht sie auf und quietscht auf, als Chase sie hochhebt und schreit „Ich liebe dich, Lizzie-Baby."

Verträumt sehe ich ihnen hinterher und stelle mir vor Hunter und ich wären dass. Ich will mit ihm zusammen sein. Und eigentlich ist mir Francesca auch egal. Außerdem müssen wir ja nicht gleich Sex haben, wir können es auch langsam angehen, schließlich weiß er, das ich es nicht mag, wenn man mich anfasst.

Er würde es verstehen.

Er versteht mich.

Gott, ich bin in's Wasser gesprungen, weil ich wusste, das er mich retten würde.

Ohne groß darüber nachzudenken, wähle ich seine Nummer und warte bis er rangeht.

„Emery?" fragt er keuchend.

Schmunzelnd frage ich „Alles gut? Trainierst du auch am Wochenende?"

„Äh..."

„Hör mal, dass kommt jetzt vielleicht etwas plötzlich, aber ich wollte dir etwas sagen." fange ich nervös an.

„Jetzt?" fragt er immer noch außer Puste.

Unsicher beiße ich auf meine Unterlippe. „Ja, also... ich wollte dir dass schon oft sagen, aber ich hatte Angst, wie du vielleicht reagierst. Doch ich kann es nicht mehr für mich behalten. Hunter, ich l—"

„Babe, komm wieder her. Wir waren noch nicht fertig, noch lange nicht." ruft Francesca im Hintergrund, was mein Blut gefrieren lässt.

„Klappe, ich bin beschäftigt." zischt er leise, in der Hoffnung ich hätte es nicht gehört. „Also, was wolltest du sagen?"

Er ist bei Francesca. Er ist nicht außer Puste, weil er trainiert hat, sondern weil er gerade mit ihr geschlafen hat.

Ich schließe meine Augen und schüttele den Kopf. Ich bin dumm, so dumm. Wollte ich ihm gerade meine Liebe gestehen, während er seine Freundin vögelt? Mein Herz wurde schon oft genug gebrochen, aber dass gerade übertrifft alles.

Dachte ich wirklich, er würde mit ihr Schluss machen, wenn ich es ihm rate? Dass gerade eben zeigt mir nur nochmal, wie aussichtslos meine Lage mit ihm ist. Ich sollte ihn vergessen und mich darauf konzentrieren zu heilen. Ohne dieses ständige auf und ab mit Hunter.

„Was ich sagen wollte?" frage ich verärgert und umklammere mein Handy fest. „Ich wollte sagen, was du für ein Riesen Arschloch bist. Wenn du schon beschäftigt bist deine Freundin zu ficken, dann geh doch bitte nicht ran, wenn ich dich anrufe. Du bist der größte Idiot, der mir je unter die Augen gekommen ist. Weißt du was? Ich denke du hattest recht. Das mit unserer Freundschaft war dumm und wir streiten uns sowieso nur. Wir sind zu verschieden geworden. Ich möchte auch gar nicht weiter stören. Tschüß, du hässliches Walross."

„Was zum Teufel? Warte! Was redest du da für eine Scheiße?" fragt er überrumpelt.

„Leck mich, Lane. Aus deinem Mund kommt nur Scheiße. Schreib mir nicht. Ruf mich nicht an. Sprich mich nicht an. Wenn du davon irgendetwas machst, schlage ich dir dein Gesicht ein. Kapiert? Gut, hab noch einen schönen Tag, denn ich werde ihn haben."

„Verflucht, was ist denn—"

Ohne ihn ausreden zu lassen, lege ich auf und werfe mein Handy neben mich.

Mein Herz rast und ich kann nichts dagegen tun, das mir die Tränen an den Wangen nach unten laufen. Ein leiser Schluchzer entfährt mir, worauf ich mir die Hand vor den Mund halte. Ein Beben durchfährt mich und ich kneife die Augen zusammen.

Wieso musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben? Ich liebe den Jungen, den ich schon mein ganzes Leben kenne und er gerade dabei war mit seiner Freundin zu schlafen.

Mit solchen Gedanken mache ich mich nur selbst fertig, aber die Vorstellung geht nicht aus meinem Kopf.

Mein Hunter... mit einem anderen Mädchen... nackt... schon seit Monaten.

„Ach du scheiße, was ist denn los?" ruft auf einmal Eliza und kuschelt sich an mich.

„Fuck, Emery hör auf, sonst muss ich auch weinen." meint Chase panisch und legt sich an meine andere Seite.

„I-ich wollte e-es i-ihm sagen." schluchze ich.

Überrascht reißt sie ihre Augen auf. „Echt? Was ist passiert?"

„Gerade als ich ihm sagen wollte, das ich ihn liebe, höre ich im Hintergrund, wie Francesca ruft, das er schnell wieder kommen soll." schniefe ich und verziehe mein Gesicht.

Chase fährt mir beruhigend über die Haare. „Du verarschst mich. Hätte er nicht wenigstens den Anstand haben können den Raum zu wechseln? Ich mache ihn fertig, niemand tut meiner besten Freundin weh."

„Ist egal, ich bin sogar froh das es so gekommen ist. Dass hat mir wieder in's Gedächtnis gerufen, das er ein Mädchen fickt, dass nicht ich bin. Wenn er Interesse hätte, hätte er schon lange Schluss gemacht." wispere ich und fahre mir über die Augen.

„Aber Em... was machst du denn jetzt?" fragt Eliza traurig.

„Ich habe ihm die Freundschaft gekündigt und ihn ein hässliches Walross genannt." teile ich ihnen mit.

Dass lässt Chase lachen. „Ja? Gut gemacht, Schwester. Du brauchst ihn gar nicht. Du hast uns und wenn du irgendwann sexuell frustriert bist, dann kannst du dich immer noch selbst befriedigen."

„Genau. Wir kaufen dir zu den Schwimmflügeln auch noch einen Vibrator." unterstützt Eliza die Idee.

„Ihr seid echt die Besten. Bitte verlasst mich niemals, ohne euch wäre ich verloren." sage ich leise und lege meine Arme um die beiden.

„Chemiza bleibt für immer zusammen." grinst Chase und hält seinen kleinen Finger über uns.

Eliza lacht und hakt sich ein. „Siehst du? Damit hast du mich letztens alleine gelassen."

Ein Lächeln schmückt mein Gesicht, als ich mich ebenfalls einhake. „Freunde für immer."

„Darauf trinke ich. Dahinten gibt es Cocktails, ich bin gleich wieder da Ladies."

Er hüpft auf und läuft lässig zu den Cocktailstand, wissend das einige Leute ihm hinterherstarren. Er weiß, das er gut aussieht und dass nutzt er vollkommen aus. Er genießt die gierigen Blicke.

„Ein Cocktail wird uns jetzt gut tun und über diesen Idioten machen wir uns jetzt nie wieder Gedanken und sein Name wird auch nie wieder fallen." verspricht sie mir.

„Denkst du ich habe überreagiert?"

Entgeistert schüttelt sie den Kopf. „Machst du Witze? Dass war eine pure Arschloch-Aktion. Sowas macht man nicht, ich meine was denkt er sich? Ich will ihm seinen Schwanz abschneiden und den Hunden zum Fraß vorwerfen. Dann wäre er wenigstens zu etwas gut."

Ich schmunzele, dass vergeht aber auch wieder schnell.

Wir mögen vielleicht nicht mehr über ihn reden, doch ihn aus meinem Kopf zu bekommen, wird verdammt schwer. Ich mag zwar die Freundschaft gekündigt und ihm einiges an den Kopf geworfen haben, aber ein Teil in mir wird ihn immer lieben... auch nach allem was passiert ist und noch passieren wird.
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Hello Friends! Ich hoffe euch geht es gut und ihr habt einen tollen Tag!🙌🏼💕

Emery hat wohl ein ganz falsches Timing erwischt. Findet ihr ihre Wut war gerechtfertigt? Was denkt ihr wie es mit ihnen weitergeht?😈💛

Hab euch lieb. Euer Leben mag vielleicht momentan schmerzhaft sein, aber es wird nicht immer so bleiben. Es mag verwirrend und durcheinander sein, aber alles wird seinen rechten Platz finden. Es mag einsam und alleine sein, aber nicht für immer. Alles wird irgendwann richtig sein. Vielleicht heute, morgen, nächstes Jahr oder erst in zehn Jahren. Bleibt stark und gebt die Hoffnung nicht auf, eure Zeit wird kommen und dann werdet ihr froh sein, an euch geglaubt zu haben. Ich verspreche es euch❣️

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

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