✿ Kapitel 13

Kaum zu glauben, das ich beim Training von unserer Footballmannschaft zusehe. Doch irgendwie muss ich die Zeit totschlagen, bis ich zu meinem Seelenklempner gehe.

Eigentlich hatte ich vor nicht hinzugehen, aber als ich daran gedacht habe, das ich mir dann eine ewige Predigt anhören muss und dann nur noch mehr Probleme habe, habe ich mich dagegen entschieden.

Außerdem muss ich nicht unbedingt reden. Meine Eltern haben nur gesagt, das ich hingehen soll.

„Gott, Emery. Du siehst so aus, als ob ein Einhorn vor dir erschossen wurde." meint Eliza neben mir auf der Tribüne.

Ich drehe mich schmunzelnd zu ihr. „Wenn schon ein Pandabär, Einhörner sind eher dein Ding."

Sie kneift ihre Augen zusammen, lässt es dann aber so stehen. „Wieso sitzt du hier eigentlich? Nicht böse gemeint, aber dich sieht man hier so oft, wie wenn man dich zufällig auf der Straße trifft... nämlich gar nicht."

Gespielt verletzt streiche ich mir über die Augen. „Dabei wollte ich doch nur meiner besten Freundin Gesellschaft leisten. Obwohl, was machst du eigentlich hier? Die Cheerleader treffen sich doch immer bevor die Schule beginnt."

Sie sieht mich an, als ob ich das Offensichtliche nicht verstehe. „Ich warte auf Chase. Ich bin nicht hier um den anderen hinterher zu sabbern."

„Ach, echt?" Provozierend hebe ich eine Augenbraue.

„Ja! Sieh ihn dir doch an, ist er nicht ein Traum." Sie deutet auf Chase, welcher sich gerade dehnt.

Mein Blick gleitet neben Chase, wo Hunter gerade über etwas von Chase lacht und aussieht wie der schönste Mensch auf Erden. Wie stark muss ein Mensch sein, um nachdem was bei ihm Zuhause passiert trotzdem noch so frei lachen zu können? Meine Laune trübt sich ein bisschen, wenn ich daran denke, das er mit ziemlicher Sicherheit sauer auf mich ist.

Eliza boxt mich in die Seite und lacht. „Ich schätze mal du bist hier um zu sabbern. Wieso redest du nicht einfach mit ihm? Ich bin mir sicher, das er Francesca direkt für dich fallen lassen würde."

Frustriert fahre ich mir über das Gesicht. „So einfach ist dass nicht."

„Ich könnte Chase doch beauftragen, das er mal mit Hunter locker über dich reden—"

„Nein. Niemals." Drohend sehe ich sie an.

„Komm schon! Ihr Zwei seid wie für einander gemacht. Francesca macht ihn doch überhaupt nicht glücklich. Sie benutzt ihn nur und er? Keinen Schimmer, was er eigentlich davon hat."

„Ein aktives Sexleben." erwidere ich trocken.

Ihr Blick wird mitfühlend, doch bevor sie etwas sagen kann, rettet mich mein Handy, welches ich grinsend rausnehme. Eliza sieht mich mit dem Blick an, der sagen soll, das wir noch nicht fertig sind. Augenverdrehend nehme ich den Anruf an.

„Emery? Hier ist Dad. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, das wir dich nicht zu deinem ersten Termin heute fahren können." teilt er mir entschuldigend mit.

Ich schließe die Augen, um meine Wut zu beherrschen. „Wie bitte?"

„Es geht nicht anders, deine Mum und ich haben außerplanmäßig heute noch Termine, die wir nicht verschieben können." erklärt er zögernd.

Ich deute Eliza mit dem Finger, das ich gleich wieder komme und laufe schnell mit meinen nervigen Krücken von der Tribüne nach unten. Ich atme tief durch und muss mich darauf konzentrieren, nicht in die Luft zu gehen.

„Wollt ihr mich eigentlich komplett verarschen? Dass war eure Idee! Ich habe nicht einmal Lust auf den Scheiß. Wenn ihr schon wollt, das ich dahin gehe, dann bringt mich da auch hin. Was denkt ihr euch nur? Ist euch euer beschissener Job wichtiger, als eure Tochter?" schreie ich ihn durch den Hörer an.

„Beruhige dich, Schatz. Der Termin ist um sechzehn Uhr, jetzt ist halb vier. Zu Fuß wirst du zu spät kommen. Kann dich Eliza oder Chase hinbringen? Es tut uns wirklich leid." Reue flackert in seiner Stimme auf.

„Weißt du was mir leid tut? Das ich mir bei dem Sturz nicht das Genick gebrochen habe und ich mir dass jetzt alles antun muss." zische ich aufgebracht und lege auf.

Wütend stopfe ich mein Handy wieder in meine Hose und trete mit meinem gesunden Bein nach der Tribüne. Fluchend wende ich mich ab und sehe auf das Feld, wo mich einige neugierig beobachten, unteranderem auch Hunter. Er hat bei seinen Liegestützen inne gehalten und folgt jeder meiner Bewegungen.

Ich presse meine Lippen zusammen und humpele wieder zu Eliza, die nervös mit ihrem Bein wippt.

„Alles gut?" fragt sie mich.

Ich nicke. „Bei dir?"

„Ich bin nur so aufgeregt. Heute werde ich Chase's Eltern kennenlernen." berichtet sie mir mit aufgerissenen Augen.

Verstehend grinse ich. „Jetzt weiß ich auch, wieso du wie ein Nonne aussiehst."

Mit offenem Mund sieht sie mich an. „Dass ist nicht witzig!"

Ich zucke mit den Schultern. „Beruhige dich. Sie kennen dich doch schon und du weißt, wie herzlich seine Familie ist. Was denkst du, von wem er diese positive Art hat?"

Grummelnd entgegnet sie „Trotzdem. Ich bin nervös."

„Sei wie immer und schneide dir ein bisschen etwas von Chase's Charme ab." Nachdenklich kaue ich auf meiner Lippe. „Wann trefft ihr euch denn?"

„Sobald das Training vorbei ist." sagt sie seufzend.

Na super.

„Einfach cool bleiben."

Und wie soll ich jetzt zu meinem Termin kommen? Rennen geht schlecht. Zu spät kommen würde mir zwar nichts ausmachen, aber ich will nicht den anderen ihre Zeit nehmen, die es wirklich brauchen. Mir fällt nur eine Möglichkeit ein und die gefällt mir überhaupt nicht.

„Ich muss jetzt gehen. Viel Glück, du kriegst das hin. Du bist Eliza Edwards, zeig's ihnen." Aufmunternd lächele ich sie an, was sie mir gleich tut und sich dann verabschiedet.

Nicht begeistert mache ich mich auf den Weg zum Feld und komme vor Hunter zum stehen. Sobald er merkt, das die Sonne ihn nicht mehr blendet, sieht er auf und blickt mich stumm an.

Das er kein Oberteil anhat und der Schweiß auf seiner Brust im Licht glitzert, macht es nicht gerade leichter mich zu konzentrieren. West und Chase haben auch mit ihren Übungen gestoppt und beobachten mich.

Ich räuspere mich mit roten Wangen. „Ich müsste mal kurz mit dir reden."

Er steht auf, weshalb ich meinen Kopf zu ihm heben muss. „Was ist?"

„Vielleicht unter vier Augen."

Chase sieht mich schockiert an. „Du willst es ihm wirklich erzählen? Ich stehe vollkommen hinter dir, ich unterstütze deine Entscheidung."

„Nein, dass werde ich ihm nicht sagen." presse ich angespannt hervor.

Er lässt sich lachend in das Gras fallen. „Oh... ups. Dass hätte jetzt ganz schön in die Hose gehen können."

„Was denn?" fragt West prüfend und blickt mich an.

„Nichts. Können wir?" Ich deute etwas abseits von dem Team.

Hunter verschränkt ungeduldig seine Arme. „Ich habe Training. Was ist?"

Es ist offensichtlich, das ich ihn gerade überhaupt nicht in den Plan passe. Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und laufe weg. Dann muss ich wohl sprinten, irgendwie.

Ich habe bereits das halbe Feld überquert, bis mich Hunter einholt und vor mir stehen bleibt.

„Was ist denn?" fragt er neugierig und deutlich sanfter.

„Ist egal. Ich will dich nicht vom Training abhalten." weiche ich ihm aus.

„Komm schon, Millers. Spuck's aus." Er hebt eine Augenbraue.

Ich seufze. „Ich habe einen Termin, aber meine Eltern können mich nicht fahren. Aber vergiss es, ich komme schon alleine hin."

Er sieht mich eindringlich an. „Gib mir zwei Minuten. Geh schon einmal zum Auto."

Quer über das Feld schreit er „Chase, du übernimmst. Ich muss weg. Sieh mich nicht so an, du bist Co-Captain."

Schnell joggt er zu den Umkleiden, weshalb ich den Platz verlasse und zu seinem Auto gehe. Hunter kommt in Rekordzeit zu mir und hält mir dann die Tür auf, worauf ich vorsichtig einsteige. Er wechselt die Seite und setzt sich an's Steuer und fährt los, während ich in das GPS-Gerät die Adresse eingebe.

Offenbar ist mein Therapeut mitten in der Innenstadt von San Francisco.

Einige Zeit bleibt es still, bis ich sie breche.

„Tut mir leid, das ich dein Training versaut habe." murmele ich bedrückt.

Er wirft mir einen Seitenblick zu. „Ist nicht so wichtig."

„Lüge."

„Wo fahren wir hin?" fragt er um meiner Aussage zu entweichen.

„Zu meinem Termin."

Er seufzt genervt, weshalb ich sage „Du bist sauer."

„Nein."

„Doch bist du. Es tut mir leid, das ich dich so dumm angemacht habe. Ich weiß, das ich eine dumme Ziege bin." stöhne ich frustiert auf.

„Deine Beleidigungen werden immer kreativer." berichtet er mir amüsiert.

„Du darfst dich nicht lustig über mich machen, wenn du mich gerade hasst, du blöder... Flamingo." keife ich ihn lachend an.

Seine Mundwinkel zucken. „Okay."

„Was »Okay«? Willst du mich immer noch von dir stoßen, weil du denkst, das ich blöd bin oder verzeihst du mir und wir können..." Nachdenklich sehe ich ihn an und überlege.

Ein Grinsen schmückt sein Gesicht. „Was können wir denn machen, Millers?"

Ich verziehe mein Gesicht. „Denk nicht einmal daran. Bevor ich mit dir in's Bett gehe, gehe ich lieber freiwillig im Dunkeln schwimmen."

Er schluckt, was mich inne halten lässt.

„Hunter so war dass nicht gemeint. Denk nicht mal daran wegen dieser Bemerkung sauer zu sein. Wenn's dich glücklich macht: Ich würde eher mit dir schlafen wollen, als mit West."

„Und trotzdem hast du es gemacht."

Darüber werde ich mir hoffentlich im Klaren, wenn ich mit meinem Seelenklempner rede.

„Dass war etwas anderes."

„Wenn du meinst." sagt er neutral.

Ich verziehe meine Augen zu Schlitzen. „Wie läuft's denn mit Franziska?"

„Toll."

„Ich dachte du willst dich von ihr trennen?"

Er zuckt mit den Schultern. „Wieso denn? Sie gibt mir alles was ich brauche."

Angespannt frage ich „Liebe auch? Vertrauen? Loyalität? Sicherheit? Kommunikation? Geborgenheit?"

Seine Knöchel werden weiß. „Wir sind da."

Erschrocken sehe ich mich um und entdecke dann das Schild.

Dr. Kenndricks

Ich will nach Hause. Wie betäubt starre ich das Schild an, was meinem Sitznachbarn auch aus dem Fenster sehen lässt.

„Was zum? Was willst du denn bei einem Therapeuten?" Er sieht mich besorgt und wütend an. „Emery, was ist los? Was ist so schlimm, das du hierher musst?"

Ich weiche seinem Blick aus. „Danke für's fahren."

Sanft, aber streng hält er mich am Handgelenk fest. „Wenn du schon nicht mit mir reden willst, dann mach es bitte hier. Ich will das es dir gut geht. Ich warte hier."

„Was? Nein. Ich weiß nicht, wie lange dass dauert. Verschwende deine Zeit nicht."

Er fährt mit seinem Finger über meinen Handrücken, weshalb ich dorthin sehe und mir warm wird.

„Nichts was dich angeht ist jemals Zeitverschwendung."

Ich blicke ihn an und gebe ihm unsicher einen Kuss auf die Wange, was ihn den Atem anhalten lässt. Wenn ich ihn schon nicht als Freund haben und nicht berühren kann, wann ich will, dann muss ich mich eben mit Wangenküssen zufrieden geben. Es gibt schlimmeres.

„Danke." flüstere ich leicht lächelnd und steige aus.

Bevor ich eintrete, schließe ich die Augen und atme tief ein und aus. Unsicher gehe ich durch die Tür und laufe zum Empfang zu einer freundlich lächelnden Frau.

„Ähm... ich bin Emery Millers. Ich habe heute meine erste Sitzung." fange ich nervös an.

Die Frau tippt etwas auf ihrem Computer und nickt dann. „Dr. Kenndricks ist gleich bei Ihnen. Gehen Sie doch schon einmal den Gang entlang und in das letzte Zimmer links. Sie wird gleich kommen."

Ich nicke und laufe zögernd zu dem Zimmer, in dem ich mich interessiert umsehe. Es ist alles weiß gehalten, außer ein paar Pflanzen und Bücher, welche ein bisschen Farbe einbringen. Ich setze mich auf die Couch und warte, bis sich die Tür öffnet und eine Frau schätzungsweise Mitte dreißig reinkommt.

Sie sieht freundlich aus und auch gar nicht wie eine Therapeutin, mit ihren schwarzen Haaren, die zu einem unordentlichen Dutt zusammengeknotet sind und dem Nirvana T-Shirt und der Jeans. Anscheinend muss sie gut sein, sonst hätten mich meine Eltern nicht hierher geschleppt.

„Hey, du bist bestimmt Emery. Ich bin Tory. Dr. Kenndricks klingt ein bisschen zu förmlich, oder?" begrüßt sie mich herzlich.

Überfordert sehe ich sie an, wie sie mir gegenüber Platz nimmt und ihren Block neben sich legt.

„Äh... ja. Hi."

Warm lächelt sie mich an. „Wollen wir anfangen?"

Zu dem Zeitpunkt hätte ich am liebsten »Nein!« geschrien, aber es hat sich herausgestellt, das sie mir doch mehr nützt als gedacht.

Im Guten, wie im Negativen.

Im Endeffekt war es nicht die schlimmste Entscheidung von meinen Eltern, doch dass werde ich noch früh genug herausfinden... wie so einige andere Sachen auch.
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Hello Friends! Habt einen schönen Tag und lächelt, wenn ihr es noch nicht getan habt!🤠🧡

Hunter und seine Stimmungsschwankungen, wir lieben sie doch alle. Was wohl Emery ihre Meinung zu der Therapeutin ändern gelassen hat? Was meint ihr?😈👀💜

Hab euch lieb. Umgebt euch mit Leuten, die gut für euch und eure mentale Gesundheit sind. Meistens liegt das Problem nicht an einem selbst, sondern die Leute, die man um sich hat. Isoliert euch von denjenigen und ihr werdet sehen, das ihr von Tag zu Tag glücklicher sein werdet. Auch wenn ihr alleine dann sein werdet - es ist besser alleine zufrieden zu sein, als traurig mit den falschen Menschen im Leben. P.S Ich bin immer für euch da, also seid ihr nicht alleine❣️

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

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