ᴢᴡöʟғᴛᴇs ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ

"Falling out of love is hard, falling for betrayal is worse. Broken trust and broken hearts" - Impossible, James Arthur

Der Knall ist so laut, dass ich mir sicher bin, dass er im gesamten Wald widerhallt, und ich schlage mit zitternden Fingern die Hände über meinem Kopf zusammen.

"Du Mistkerl", lacht Zayn auf und ich hebe mit einem Klingeln in den Ohren den Blick zu ihm.

Der Schnee brennt auf meiner Haut und hektisch sehe ich hinter mich.
Die Kugel hat einen Baum auf der Höhe meiner Stirn getroffen und ihn zersplittern lassen, weshalb mir Tränen der Erleichterung in die Augen steigen.

"Hast du ihn umgebracht?", ertönt Louis' panische Stimme vom Wohnmobil und als ich mich wieder umdrehe, starren wir uns schwer atmend an, ehe er auf mich zugestolpert kommt und neben mir in die Knie geht. "Das wird schon, wir kriegen das wieder hin", flüstert er eindringlich und streichelt mir  beruhigend über den Kopf.
"Wo hast du ihn angeschossen?", verlangt er zu wissen und als Zayn keine Antwort gibt, schreit er ihm die Frage entgegen. "Wo du ihn angeschossen hast, verdammt nochmal!"

"Ich habe ihn nicht getroffen", sagt Angesprochener ruhig. "Der Feigling hat sich auf den Boden geworfen."

Mit großen Augen sieht Louis auf mich hinunter und schluckt.

"Geh' zur Seite", fordert der Schwarzhaarige und macht mit seiner Pistole eine Geste, die wohl bedeutet, dass Louis sich verziehen soll, doch dieser schüttelt kaum merklich den bandagierten Kopf.

"Du hast kein Recht dazu, ihn zu ermorden", setzt er sich mit bemüht fester Stimme für mich ein.

"Soll das jetzt ein Scherz sein?"

"Nein, Zayn. Mir ist gerade alles andere als zum Scherzen zumute."

"Der Typ hat dir den Schädel eingeschlagen und er würde es wieder tun, wenn du ihn lässt. Was bringt es dir, ihn am Leben zu lassen? Das beschert uns allen nur einen Haufen Probleme."

"Was es mir bringt?", wiederholt Louis hysterisch und seine Hand in meinem Haar erstarrt. "Dass ich nicht damit leben muss, jemanden getötet zu haben. Das bringt es mir, ist das nicht genug?"

"Du treibst mich zur Weißglut", knurrt Zayn und macht einen Schritt auf uns zu. "Geh' zur Seite oder du hast auch gleich ein Loch zwischen den Augen."

"Lass es doch gut sein", meldet sich Niall zu Wort, der in der Tür zum Wohnmobil steht und nervös zwischen uns hin und her sieht. "Er wird nicht nochmal entwischen. Louis wird aufpassen, nicht wahr?"

"Halt's Maul."

"Zayn, komm schon-", spricht der Brünette weiter, doch er scheint damit nicht zu seinem Komplizen durchzudringen, denn der feuert einen weiteren Schuss ab, allerdings an uns vorbei in den Wald.

Trotzdem zucken wir alle erschrocken zusammen und Louis zieht mich enger an sich, als wollte er mich vor der unmittelbaren Gefahr abschirmen.

"Ich sage es jetzt ein letztes Mal. Verpiss dich."

"Verpiss du dich. Was willst du überhaupt hier?"

"Nachschauen wollten wir, ob bei dir alles klar ist und du kannst froh sein, dass wir gekommen sind. Du hast doch hier nichts im Griff, nicht einmal einen einzelnen Mann kannst du gefangen halten." Auf Zayns Stirn stehen Schweißperlen, als er noch näher kommt, und Louis rutscht automatisch schützend vor mich. "Was soll das? Ich nehme uns hiermit eine Last ab."

"Nein, du bürdest uns eine auf. Ich lasse nicht zu, dass du das tust."

Stille senkt sich über uns und sie ist so schneidend, dass ich nicht wage, mich zu rühren. Die beiden starren sich an, wie zwei Hunde, die kurz davor sind, sich gegenseitig zu zerfleischen, doch dann lacht Zayn auf einmal trocken auf und spuckt vor uns in den Schnee.

"Es gibt keinen Grund, mich das nicht tun zu lassen. Du kannst ihn nicht sein Leben lang hier festhalten, wenn du es schon nichtmal eine Woche lang hinkriegst. Also sag mir, du dämlicher Idiot, wieso legst du dich so quer? Fickt er dich? Ist es das? Hast du die Beine breit gemacht und jetzt willst du deine Sexpuppe nicht mehr gehen lassen?"

"I-Ich habe nicht-", stottert mein Entführer und läuft dunkelrot an.

"Ich bitte dich, wir alle wissen, dass du eine Schwuchtel bist. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass du so verdorben und einsam bist, dass du jemanden wie den da in deinen Arsch lässt."

"Ich habe niemanden in... in meinen Arsch gelassen", presst Louis beschämt hervor und seine Brust hebt und senkt sich hektisch.

"Komm schon, das hat doch jetzt absolut nichts mit all dem hier zu tun", mischt sich Niall wieder ein und wirft seinem Freund einen mitleidigen Blick zu, doch dieser bekommt davon nichts mit.

"Also schön, du willst ihn unbedingt leben lassen?" Zayn hebt herausfordernd die Augenbrauen. "Dann werde ich dich nicht mehr zu den Einbrüchen mitnehmen. Du kannst schauen, wie du zu deinem Geld kommst, es ist mir scheißegal. Ich hoffe nur, dass du jeden Tag daran denkst, dass du schuld daran bist, dass du deine Geschwister finanziell nicht mehr unterstützen kannst."

"Das... das kannst du nicht machen." Louis ist plötzlich ganz bleich im Gesicht und sein schwarzhaariger Gegenüber grinst ihn selbstgefällig an, weil er genau weiß, dass er einen wunden Punkt getroffen hat.

"Du bist so ein jämmerlicher Waschlappen", sagt er nur und dreht sich zu Niall um. "Komm, wir gehen."

Der Brünette zögert kurz, doch dann lächelt er Louis entschuldigend an und läuft Zayn nach, der in den winterlichen Wald davonstapft.

Sobald sie außer Sichtweite sind, wage ich es, mich ächzend hochzustemmen und der ganze Schmerz, den ich durch den Schock verdrängt habe, bricht über mich herein.

"Ich... Ich weiß nicht, was ich sagen soll", murmle ich in die eisige Stille zwischen uns. "Danke, dass du mir das Leben gerettet hast... wieder einmal."

Louis ist noch immer kalkweiß, als er mich ansieht, und ich bemerke, dass seine Lippe zittert und sich in seinen Augen Tränen sammeln, die er nicht einmal wegzublinzeln versucht.

"Lass stecken", sagt er tonlos und erhebt sich wankend. Der Schlag hat ihm ordentlich zugesetzt und er hat Mühe, gerade zu stehen. "Wenn du so etwas noch einmal machst, dann drehe ich dir eigenhändig den Hals um. Jetzt geh' ins Wohnmobil."

Und auch wenn wir beide wissen, dass er das nicht machen würde, tue ich wie geheißen. Nebeneinander schleppen wir uns nach drinnen und Louis schließt sorgfältig hinter uns ab.

Da bin ich also wieder, zurück in meinem Gefängnis.

-

Montag steht jetzt die praktische Führerscheinprüfung auf dem Plan und ich bin furchtbar nervös. Aber wenn ich sie nicht schaffen sollte, ist das eigentlich auch kein Weltuntergang. Dann muss ich sie eben nochmal versuchen.
Wie auch immer, ich wünsche euch ein schönes Wochenende :)

Auf bald
Maybe

[1092 Wörter]

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top