ᴠɪᴇʀᴢᴇʜɴᴛᴇs ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ
"If you wanna cry make sure that they never see it. Or even better yet, block it out and never feel it" - Boys Will Be Bugs, Cavetown
Weitergebracht hat mich die gestrige Unterhaltung nicht wirklich, aber ich sehe es trotzdem als Fortschritt und Grund, um Louis noch einmal zu verdeutlichen, dass ich gemeint habe, was ich gesagt habe.
Ich bin mir sicher, dass er es nicht hören oder mir glauben will, aber ich möchte mich zumindest mit ihm ausgesprochen haben. Was er dann mit dem Gesagten macht, kann ich ohnehin nicht beeinflussen.
Wir sitzen uns stumm am Frühstückstisch gegenüber, ich seit Tagen wieder mit überschlagenen Beinen, weil er mir die Fußfesseln gelöst hat. Er stochert lustlos in seinem Rührei herum, als ich mich räuspere und darauf warte, dass er irgendwie zeigt, mich wahrgenommen zu haben, doch er tut es nicht.
"Louis, bitte hör auf damit."
"Womit?" Mit gerunzelter Stirn hebt er den Blick und seine blauen Augen sind schmerzlich leer.
"Damit, mich zu ignorieren", erwidere ich und er lächelt mich humorlos an, ehe er sich wieder seinem Essen widmet, und ich hole tief Luft, um mich zu sammeln. "Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es mir leid tut, was ich getan habe?"
"Habe ich dich je darum gebeten?"
"Ich... nein, aber..." Mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet und ich will nichts Falsches sagen, weshalb ich lieber den Mund halte und mir noch einmal genau überlege, wie ich meine Gefühle verpacken soll.
"Denkst du, ich kann nicht nachvollziehen, wieso du getan hast, was du getan hast? Jeder andere hätte genau so gehandelt, mich eingeschlossen. Du hast eine Chance erkannt und sie ergriffen. Ich bin dir nicht böse, falls du das denkst, und ich habe nicht vor dich an Zayn auszuliefern. Du musst dich nicht entschuldigen."
"Aber verstehst du nicht, dass ich mich nicht entschuldige, um meine Situation zu verbessern oder dich davon abzuhalten, mich doch noch gegen das Geld für deine Geschwister einzutauschen? Ich entschuldige mich, weil ich ein schlechtes Gewissen habe und es mir leid tut, dass ich dich so ausgenutzt habe. Ich habe dich nicht angelogen, als ich gesagt habe, dass es mir nichts ausmacht, dass du auf Männer stehst. Daran ist nichts falsch, aber es wundert mich nicht, dass du so unsicher damit bist, wenn es Leute wie Zayn gibt, die so... so angewidert darüber reden."
Nachdenklich sieht er mich an und schüttelt dann mit einem ungläubigen Auflachen den Kopf. "Okay."
"Okay?", wiederhole ich verwirrt und Louis schluckt schwer, ehe er mich so gefasst er kann ansieht.
"Was soll ich denn sagen, hm? Hältst du mich auch für einen Idioten, genau wie Zayn? Denkst du ich bin so dumm, dass ich ein zweites Mal darauf hereinfalle?"
"Aber-", will ich sofort widersprechen, doch er schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, dass Teller und Tassen nur so scheppern.
"Hör auf", faucht er mir erstickt entgegen und sieht dabei so wütend aus, dass ich eine Gänsehaut bekomme. "Es reicht jetzt, du kannst mich vielleicht einmal um den Finger wickeln. Mit deinen hübschen Löckchen und deinen unschuldigen, grünen Augen, aber noch einmal lasse ich mich nicht verarschen. Weißt du eigentlich, wie erniedrigt ich mich fühle?"
"Ich wollte dich nicht erniedrigen", murmle ich vorsichtig und mein Herz bricht entzwei, als er hilflos die Arme in die Luft wirft und ihm die ersten Tränen über die Wangen kullern.
"Scheiße, Zayn hat recht, ich bin so erbärmlich", schluchzt er und wischt sich hektisch über die Augen, um den Tränenfluss zu stoppen, doch es will ihm nicht gelingen.
"Nein, das bist du nicht."
"Das sagst ausgerechnet du, ja? Ich frage mich, was du dir gedacht hast, als ich so einfach auf dein kleines Schauspiel hereingefallen bin!", schreit er mich wutenbrannt an und ich fahre erschrocken zusammen. "Weißt du was, ihr habt doch alle recht. Ich bin ein Schwachkopf und sonst nichts. Ich hätte wissen müssen, dass du mich nach Strich und Faden belügst, aber ich Vollidiot habe mir wirklich einreden wollen, dass du... dass mich jemand mag."
"Aber ich-", beginne ich und er steht so schnell auf, dass er seinen Sessel umwirft.
"Wag es ja nicht", zischt er kalt. "Wenn du mir jetzt verheucheln willst, dass du mich magst, dann vergesse ich mich."
"Ich mag dich", wispere ich mit rasendem Herz, beuge mich über den Tisch und will nach ihm greifen, doch er schlägt meine Hände weg und stolpert hastig einen Schritt zurück.
"Und deswegen hast du mir mit einem Blumentopf auf den Kopf geschlagen?" Louis' Stimme zittert und er bricht in ein laustarkes Schluchzen aus. "Ich war so glücklich, nachdem du mich in den Arm genommen hast. Anscheinend hohl wie Brot, aber ich war glücklich, ich dachte ich..."
Die nächsten Worte gehen in einem Heulkrampf unter und ich rutsche von der Eckbank und gehe auf ihn zu, was ihn bloß dazu veranlasst, zurückzuweichen.
"Bleib ja weg von mir", keucht er und als ich nicht darauf höre, was er sagt, greift er panisch nach einem Fleischhammer und hält ihn mir drohend entgegen.
"Louis..."
"Ich prügle dich damit, bis du keinen Schritt mehr tun kannst", warnt er mich mit ängstlich aufgerissenen Augen.
"Das wirst du nicht tun."
Mein Innersten zieht sich beim Anblick seiner Tränen schmerzhaft zusammen und ich will nichts machen, außer ihn an mich zu ziehen und zu trösten.
"Bleib weg, bitte", fleht er unter herzzerreißenden Schluchzern und holt aus, als ich noch näher komme. "Bitte, ich will dir nicht weh tun."
Plötzlich bin ich mir nicht mehr so sicher, ob er in seiner Verzweiflung nicht doch zuschlagen wird, doch ich schlucke meine Befürchtung hinunter, gehe zügig auf ihn zu und greife mit beiden Händen nach dem Fleischhammer.
Er wehrt sich nicht einmal, als ich ihm seine Waffe entreiße, und sieht mich nur verloren an. Und da wird mir klar, dass er gerade damit rechnet, dass ich ihn erneut angreifen und vielleicht sogar noch schwerer verletzen werde, um diesmal sicher zu gehen, dass ich fliehen kann. Er hätte sich mich vom Leib halten können, doch er hat sich dafür entschieden, dass er mich nicht verletzen möchte und sich lieber damit abfindet, dass ihm Schmerz zugefügt wird statt mir.
Für einen klitzekleinen Moment bin ich mir der gerade enstandenen Möglichkeit, ein weiteres Mal wegzulaufen, auch bewusst, doch ich bin noch nicht in der körperlichen Verfassung für eine Flucht und ich würde es nicht über mich bringen, meine Tat von vor ein paar Tagen zu wiederholen.
Also lasse ich den Hammer fallen und umfasse Louis' vom Weinen gerötetes Gesicht wie damals, als er mir von seiner Familie erzählt hat. Er sieht kraftlos zu mir hoch und scheint jede Sekunde damit zu rechnen, dass ihm etwas geschieht, doch ich streichle ihm nur sachte über die Wangen und versuche mich an einem beruhigenden Lächeln.
"Ist schon gut", wispere ich und lehne meine Stirn gegen seine.
Haltsuchend greift er nach meinen Armen und krallt sich daran fest, um nicht in die Knie zu gehen, während ich näher an ihn herantrete und ihn vorsichtig mit dem Rücken gegen den Kühlschrank drücke.
"Was ich getan habe tut mir leid, Louis."
Als wollte er mir meine Worte wieder absprechen öffnet er den Mund, doch kein Laut verlässt diesen. Stattdessen atmet er schwer und seine Finger bohren sich tiefer in meine Haut.
Und ich kann mir nicht helfen, aber wie er da steht, die Wangen ganz fleckig vom Weinen und die Lippen geöffnet, sieht er so hilflos aus, dass ich all seine Sorgen am liebsten wegküssen würde. Ohne darüber nachzudenken, lehne ich mich ihm entgegen, stoppe mich jedoch, als er schockiert den Kopf zurückreißt.
"Ich habe nicht vor, dir weh zu tun", hauche ich und das Herz schlägt mir bis zum Hals.
"Du...", bringt er bloß hervor und beißt sich nervös auf die Lippe, wie ich es bei ihm schon so oft gesehen habe.
"Ich... würde dich gerne küssen", flüstere ich so leise, dass ich es selbst kaum verstehe, und noch bevor er darauf etwas erwidern kann, habe ich es schon getan.
Ein überraschtes Keuchen entfährt ihm, doch es dauert nur ein paar Sekunden, bis er den Kuss gierig erwidert und seine Hände in meinen Nacken legt, um mich so fest an sich zu ziehen, wie es ihm nur irgendwie möglich ist.
Mein gesamter Körper pocht in heller Aufregung, als ich mich gegen ihn presse, und jede Stelle, an der ich ihn berühre, scheint in lodernden Flammen zu stehen. Er schmeckt noch viel besser, als ich es in Erinnerung habe, und ich kann nicht genug von den kleinen Lauten bekommen, die seinen Mund verlassen.
Ich weiß nicht wie lange wir so in der Küche stehen, über einander herfallend, wie zwei ausgehungerte Tiere, doch ich weiß, dass ich nichts auf der Welt für diesen Moment eintauschen würde.
Und so küsse ich ihn bis mir die Lippen weh tun, doch ich höre keinen Augenblick damit auf, drücke ihn immer fester gegen den Kühlschrank und sauge alles von ihm in mir auf.
-
Ich wünsche euch allen morgen ein schönes Wochenende und, falls ihr Osterferien habt, schöne Osterferien.
Alles Liebe
Maybe x
[1501 Wörter]
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