ᴠɪᴇʀᴜɴᴅᴅʀᴇɪßɪɢsᴛᴇs ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ
"Ich habe nie was so gewollt, wie all deine Farben und all deine Narben.
Weißt du denn gar nicht, wie schön du bist?" - Wie schön du bist, Sarah Connor
Das Warten auf irgendetwas, das mir sagt, dass es Louis gut geht und er nicht in ein Gerichtsverfahren hineingezogen wird, ist so kräftezehrend, dass ich irgendwann nur noch mit dem Handy vor mir auf der Couch sitze und Löcher in die Luft starre.
Es sind sieben Stunden vergangen, seit ich meine Aussage gemacht habe, und ich habe noch immer keinen Anruf bekommen und Louis ist auch noch nicht einfach wieder durch die Tür spaziert, als wäre nie etwas gewesen.
"Was ich gesagt habe, hat sie nicht überzeugt. Ich hätte noch etwas sagen sollen", mache ich mir lautstark selbst Vorwürfe und Liam, der neben mir sitzt und mir seelischen Beistand leistet, reibt mir beruhigend über den Rücken, während Gemma unruhig durch die Wohnung huscht und in ihrer Nervosität alles und jeden mit einem großen Staubwedel abputzt.
Das hat sie von meiner Großmutter, die einen furchtbaren Sauberkeitsfimmel gehabt und, wenn sie in Aufregung gewesen ist, immer sauber gemacht hat. Irgendwann hat Gemma auch damit angefangen und sie sind bei Anspannung gemeinsam durchs Haus gelaufen und haben alles auf Hochglanz poliert. Die Erinnerung bereitet der aktuellen Situation für einen Moment Linderung, doch sobald Louis vor meinem inneren Auge auftaucht, verschwindet das nostalgische Gefühl und ich beiße mir fest auf die Lippe.
"Du kannst nichts dafür, du hast alles gegeben", meint Liam aufmunternd und schenkt mir ein Lächeln. "Mehr als darauf warten, ob sie schlussendlich genug gegen ihn in der Hand haben oder nicht, kannst du nicht."
"Was mache ich denn, wenn er für schuldig erklärt wird?", frage ich aufgelöst und er seufzt laut und lange.
"Schau mal, Harry. Ich weiß, du siehst das gerade nicht so, aber du kennst diesen Typ grob zwei einhalb Wochen und du bist gerade vielleicht unsterblich verliebt, aber das legt sich wieder, wenn du ihn nicht mehr jeden Tag siehst. Ich weiß sowieso nicht, was du an ihm findest."
Schweigend sehe ich auf meine Hände hinunter. Er hat recht, ich kenne Louis nur einen winzigen Bruchteil meines Lebens, aber deswegen ist er mir nicht minder wichtig.
Unser Kennenlernen ist unbestreitbar eine der seltsamsten Möglichkeiten gewesen, um seinem Partner zu begegnen, aber ist es deshalb weniger echt? Wenn wir beide gleich empfinden und nicht an den Geschehnissen der vergangenen Wochen festhalten und auch nicht nachtragend sind, wieso sollte es dann nicht funktionieren?
Louis mag mich und ich mag Louis. So einfach kann es manchmal sein.
"Harry?", weckt mich Gemmas hohe Stimme aus meinen Überlegungen und ich bemerke mit Herzrasen, dass mein Handy zu vibrieren begonnen hat. Eilig greife ich danach und wische den Hörer zur Seite.
"Styles?", sage ich mit zitternder Stimme und kralle mich mit der freien Hand in den Stoff der Couch.
"Mr. Styles, hier ist Inspektor Grimshaw. Die Sache hat sich geklärt, möchten Sie aufs Revier kommen und Mr. Tomlinson abholen, oder soll ich ihn alleine gehen lassen?"
"Geklärt?" Ich kann nicht fassen, dass mir der Beamte die wichtigste Sache überhaupt gerade beinahe gleichgültig berichtet hat, und hebe hektisch den Blick zu Liam und meiner Schwester, die mich beide abwartend anstarren.
"Ja, einer der beiden Männer hat gestanden, dass es nicht stimmt, dass Mr. Tomlinson ein Komplize von ihnen sein soll. Damit unterstützt er Ihre Aussage und es gibt nichts, weshalb Mr. Tomlinson auf der Wache bleiben müsste."
Meine Gedanken rasen bei dieser Information und noch während ich schon im Auto sitze, das Ziel, Louis für immer von dieser verdammten Polizeistation und Sergeant Corden wegzuholen, klar vor Augen, frage ich mich, was Niall dazu bewegt hat, zu lügen.
Zayn hat Louis mit Sicherheit keine Haftstrafe erspart, aber der Brünette ist laut Louis schon lange ein Freund von ihm.
Vielleicht hat er das Gefühl gehabt, ihm etwas schuldig zu sein? Immerhin haben er und Zayn Louis einfach die Verantwortung für mich übertragen, obwohl Niall genauso gut derjenigen hätte sein können, dem diese Last auferlegt wird. Er ist es schließlich gewesen, der mich überhaupt erst auf den Einbruch und Louis' Namen aufmerksam gemacht hat. Und dafür, dass Louis diese Bürde tragen musste und mich nicht umbringen konnte, wurde ihm von Zayn auch noch die für ihn so bedeutungsvolle Einnahmequelle gestrichen. Auch hier hat Niall einfach tatenlos zugesehen und Louis seinem Schicksal überlassen.
Aber was auch immer schlussendlich der Auslöser dafür gewesen ist, ich bin einfach nur dankbar für diese unerwartete Entwicklung.
Mein Herz schlägt so heftig in meiner Brust, als ich zum zweiten Mal an diesem Tag das Polizeirevier betrete, dass es sich so anfühlt, als würde mein gesamter Körper im gleichen Takt pochen.
Louis sitzt wartend auf einer Bank zwischen ein paar Topfpflanzen und hebt sofort den Blick, als ich durch die Tür und auf ihn zustürme.
"Scheiße, ich dachte schon, die sperren dich ein", keuche ich, als ich vor ihm stehe und meine Hände wieder an sein wunderschönes Gesicht legen kann.
"Ich auch", erwidert er und sieht aus geröteten Augen zu mir hoch. Die Vorstellung, dass er so verzweifelt gewesen ist, dass er weinen musste und ihn wahrscheinlich niemand getröstet hat, bereitet mir physische Schmerzen und ich ziehe ihn an mich.
"Haben sie nicht und werden sie nie, das verspreche ich", wispere ich. "Wenn es nötig ist, lüge ich für dich, bis mir die Nase wächst wie Pinocchio."
"Du bist krank, Harry", lacht er mit rosigen Wangen und dieser Anblick verzaubert mich vollkommen.
"Nein, ich bin verkorkst. Das hast du selbst gesagt."
"Ja, das stimmt", erwidert er kaum hörbar und ist meinem Mund jetzt so nahe, dass er ihn berühren könnte, wenn er sich mir noch ein winziges Stückchen entgegenstrecken würde. "Aber das bin ich auch, also ist das schon in Ordnung."
Einen Moment sehen wir uns einfach an, doch dann überwindet er den Abstand zwischen uns und küsst mich ganz sanft und mit einem leisen Seufzen.
Und es ist mir herzlich egal, wer uns gerade dabei zusieht. Von mir aus würde ich mich jeden restlichen Tag meines Lebens mit Zayn und Sergeant Corden auf einen Kaffee treffen und ihre Gesellschaft ertragen, wenn ich im Gegenzug für immer dieses wundervolle Gefühl verspüren und Louis Geschmack auf meinen Lippen haben darf.
Ich würde mich gerne von der Liebe übermannen lassen, die ich empfinde, und ihn stundenlang einfach nur küssen, doch ich möchte ihn auch von ihr fortbringen, weshalb ich mich zögernd von ihm löse und ihm lächelnd über die Wangen streichle.
"Lass uns von hier verschwinden."
Seine meerblauen Augen leuchten mir glücklich entgegen und er lächelt mich liebevoll an. "Ja, lass uns verschwinden."
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So, das wars mit dieser Geschichte. Ende gut, alles gut :)
Vielen Dank für all eure Kommentare, Votes und eure Unterstützung. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich über die Community bin, die ich mir aufbauen konnte. Wir sind jetzt mittlerweile über 2,5k und ich bin noch immer ein wenig baff.
Über ein paar abschließende Worte würde ich mich freuen und ebenso würde ich mich darüber freuen, wenn wir uns im nächsten Buch wiedersehen. Es heißt "Golden" und ihr findet es wie immer auf meinem Account.
Das wäre der Klappentext:
"Du bist keine Frau und ich bin nicht schwul."
Schillernde Kostüme, atemberaubende Bühnenbilder und herausragende Tänzer.
Es ist das Ereignis des Jahres und der größte TV-Tanzwettbewerb Großbritanniens gepaart mit Reality-TV. Masterclass of Dance.
Denn was gibt es Spannenderes für die neugierigen Zuschauer, als ihre neuen Fernseh-Lieblinge auch hinter den Kulissen weiter bespitzeln zu dürfen?
Was gibt es Schöneres, als durch die Aufregung und das gemeinsame Abenteuer neue Freunde zu finden?
Und was gibt es Schrecklicheres, als einen Tanzpartner und Teilnehmer, die einen nicht akzeptieren wie man ist?
Ich hoffe, euer Interesse ist geweckt und wir treten mit Harry und Louis eine weitere Reise an.
Ich wünsche euch einen wundervollen restlichen Tag.
Eure Maybe
[1305 Wörter]
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