09 - A Brand New Day | Seoul
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Kapitel 9
»A Brand New Day | Seoul«
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Taehyung
Das erste, was Taehyung an diesem Morgen dachte, war, dass er unmöglich den Alkoholgehalt zu sich genommen haben konnte, nach dem er sich fühlte. Und das war es auch, was ihn sofort stutzig machte. Er trank schon lange nicht mehr wirklich Alkohol – auch gestern Abend nicht. Er war nicht mal angetrunken gewesen, als er ins Bett gegangen war. Warum also fühlte er sich wie ein überrollter Waschbär auf der Autobahn?
Taehyung setzte sich auf, ohne die Augen zu öffnen...und seine Haare fielen ihm ins Gesicht. Noch eine Sache, die nicht sein konnte. Hatte er etwa Haarausfall?! Das wäre eine Katastrophe!
Er riss die Lider auf, die sich genauso seltsam anfühlten, wie der Rest von ihm, nur um sein Zimmer durch einen roten Vorhang zu sehen. Rot...seine Haare waren momentan blau. Was zur Hölle...? Hatten sich die Jungs einen Spaß erlaubt und ihm über Nacht eine verdammte Perücke aufgesetzt? Sowas konnte nur auf Jungkooks Mist gewachsen sein! Aber warum sollte er das tun? Wenn er bei irgendwem nach letztem Abend solche Streiche spielen würde, dann wohl bei Jimin. Immerhin hatte er das Spiel gewonnen.
Ungläubig zog Taehyung an den Strähnen vor seinem Gesicht und spürte gleich darauf den Schmerz, der ihm bestätigte, dass sie zu seiner Kopfhaut und nicht einer Perücke gehörten. Seltsam... Er inspizierte die Haare in seiner Hand genauer. Jap, definitiv rot. Was ihm aber dennoch viel schräger erschien, war der Anblick seiner Finger. Er konnte sich nicht daran erinnern, je Nagellack getragen zu haben...geschweige denn seine Fingernägel so rund zu feilen. Wenn sich die Jungs wirklich über Nacht einen Scherz erlaubt hatten, dann einen wirklich verdammt aufwändigen!
Jetzt wo er genauer darüber nachdachte...irgendwas stimmte hier auch in der Gesamtheit nicht. Sein Gesicht fühlte sich komisch an, genau wie der ganze Rest an ihm. Und es war nicht dieses seltsame Alkohol-Komisch. Es war...anders.
Taehyung erhob sich vom Bett und stellte sich auf...nur um gleich darauf in einer reflexartigen Reaktion seine Pyjamahose am Fallen hindern zu müssen. Hatte er über Nacht abgenommen?? Und wo kam jetzt nochmal dieser riesige rote Haufen viel zu langer Haare her, der ihm schon wieder die Sicht versperrte?! Er wusste, in diesem Moment blieb ihm nur eins übrig: Er musste zum Spiegel an seinem Schrank. Sofort.
Seine lackierten Finger mussten erst einmal den Vorhang vor seinem Gesicht entfernen, ehe er endlich auf sein Spiegelbild schauen konnte. Doch der Anblick, der ihm dabei gewährt wurde, ließ sein Herz für einen kurzen Moment stillstehen.
Sommersprossen. Rote, lange Haare und jede Menge Sommersprossen. Dazu braune Augen, die aber definitiv nicht aus diesem Land stammen konnten.
Die Person da im Spiegel. Das war nicht er. Um genau zu sein war es noch nicht mal ein –
»TAETAE!! ES IST SCHON 16 UHR ALSO ZEIT ZUM AUFSTEEEHN, DU KISSENKUSCHLE–AHHHH!«
Hoseoks Geschrei ließ Taehyung vor Schreck gegen seinen Schrank krachen und vor Schmerz aufstöhnen...nur, dass er sich direkt danach die Hand auf den Mund klatschen musste. Das war nicht mehr seine Stimme! Das war die Stimme einer Frau!
Hobi war bei seinem Anblick mit einem vor Schrecken verzerrten Gesichtsausdruck wieder aus dem Zimmer gestolpert und kreischte nun das ganze Apartment zusammen, dass jemand den Sicherheitsdienst rufen musste. Taehyung verlor keine Zeit und stürzte ihm hinterher auf den Flur. Dabei wohl darauf bedacht, dass er seine Hose nicht verlor.
»STOP! HOBI!« Shit, am liebsten hätte er sich wieder die Hand auf den Mund geschlagen. Das konnte doch alles nur ein Traum sein!!
Der Rapper, der ihn eigentlich nur hatte wecken wollen, ließ nicht lange auf sich warten. Er kam wieder ins Wohnzimmer gestürzt, von dem aus man direkt in Taehyungs Zimmer gelangen konnte, aber dieses Mal zu seinem großen Schock mit einem verdammten Baseballschläger bewaffnet!
»Scheiße, Hobi-hyung! Nimm das runter!! Ich bin's! Taehyung!«
Tae konnte die Angst und Bestürzung in seiner Stimme nicht unterdrücken. Auch wenn er sich selbst nicht einmal sicher war, ob ein Schlag mit dem Ding auf den Kopf nicht sogar endlich dafür sorgen würde, dass er aus diesem kranken Traum aufwachte. Das würde er jedenfalls sehr begrüßen!
»W-WER BIST DU?!«, quäckte Hoseok mit einem gleichzeitig panischen und angriffslustigen Gesichtsausdruck. »WER HAT DICH HIER REINGELASSEN?!«
»Wer schreit denn hier so rum, wenn noch alle schla – FUCK!«
Das war Namjoon! Und mit seinem Erscheinen ging eine teure Vase zu Bruch, die er beim schockierten Zurückstolpern einfach von ihrem Sockel fegte. Der Blick, mit dem er ihn musterte, verletzte Taehyung und er spürte ein schmerzhaftes Stechen in seiner Magengegend.
Er sah aus wie eine Frau. Warum sollten sie ihm glauben, dass er wirklich Kim Taehyung war? Wäre er eines Morgens im Zimmer eines anderen Members einer wildfremden Person des weiblichen Geschlechts begegnet, wäre er auch zuallererst davon ausgegangen, dass sich ein Sasaeng in die Wohnung geschlichen hatte! Keiner der Jungs brachte Damenbesuch in den Dorm mit. Dafür nutzten sie – wenn überhaupt – ihre privaten Apartments.
»Leute, bitte glaubt mir doch«, jammerte Taehyung mit seiner viel zu hohen Stimme und riss dabei abwehrend die Hand in die Höhe, die nicht seine Hose festhalten musste. »Ich bin wirklich Tae! Ich weiß nicht, was diese abgedrehte Scheiße soll, aber ich kann's euch beweisen! Fragt mich irgendwas, bitte!«
Doch noch ehe der mit dem Baseballschläger bewaffnete Hobi oder der im Scherbenmeer stehende Namjoon etwas darauf sagen konnte, öffnete sich die Tür neben Taes Zimmer und ein ziemlich verpennter Jungkook im Pyjama kam heraus.
»Leute, was ist das denn für ein...« Sein Blick war auf den in Angriffshaltung stehenden Hoseok gefallen, dann zum Leader und schließlich nach links, zu Taehyung. Dann blieb er in einer einzigen Jungshook-Schockstarre stehen. Unfähig, auch nur einen Mucks von sich zu geben.
»Verpassen wir hier irgendwas? Bitte sagt mir, dass ich jetzt nicht unnötig früher aus der Dusche gesprungen bi– WAAH.«
Und da waren auch Jimin und Seokjin am Eingang zum Flur aufgetaucht. Der Jüngere von beiden lediglich mit einem weißen Handtuch um seinen Unterkörper gewickelt und die Haut und Haare noch ganz nass vom Duschen. Beim Anblick von Tae fuhren seine Hände sofort über seinen Oberkörper, als könnte er so irgendwas verdecken. Jin dagegen schmiss sich erschrocken gegen den Türrahmen, an dem er wie ein paralysierter Klammeraffe hängen blieb.
»Das ist nichts, was ich nicht ohnehin schon gesehen habe!«, stöhnte Taehyung beim Anblick seines besten Freunds und raufte sich die neuen roten Haare. »Ich bin Taehyung! Kim Taehyung! Und ich wäre sehr dankbar, wenn mir irgendwer sagen kann, warum ich nicht mehr aussehe wie Kim Taehyung!«
»Was redest du da für einen Mist? Wer bist du und was machst du in unserer Wohnung?«, rief Jimin mit aggressivem Unterton und drehte sich darauf hektisch zu Namjoon um. »Hat jemand schon den Sicherheitsdienst gerufen?!«
»Wir haben gestern dieses verdammte Spiel spielen wollen«, platzte Taehyung wieder heraus, ohne irgendwen anderes zu Wort kommen zu lassen. »Es hat mich nicht drehen lassen, also bin ich gezwungenermaßen ausgeschieden. Du hast gewonnen, Park Jimin! Vor dem Zubettgehen hast du mich sogar noch gefragt, ob alles klar wäre! Woher denkst du bitte, sollte ich das wissen, wenn ich nicht Taehyung wäre?!«
Jimin starrte ihn völlig perplex an, während er immer noch den halben Boden volltropfte. »Das ist unmöglich. Das kann nicht sein.«
»Und wenn du mir immer noch nicht glaubst...Im Flugzeug von Singapur hier her hast du mir dieses komische Video auf YouTube von der Katze mit der Gurke gezeigt, das verdammt nochmal echt lustig war! Und du hast Hoseok-hyungs Füße gekitzelt, als er eigentlich schlafen wollte.«
»Was?!«, kreischte Hobi, immer noch seinen Baseball-Schläger auf Anschlag. »Woher...??«
»Leute...«
Alle Augen fuhren erschrocken herum, als eine neue unbekannte Stimme durch den Flur hallte und schlurfende Schritte die Ankunft von einer weiteren Person ankündigten. Dies veranlasste Seokjin dazu, erneut erschrocken von seinem Platz am Türrahmen wegzuspringen. Kurz darauf erschien eine kleine Gestalt mit zerzausten, langen blonden Haaren. Es war eine Frau. Eine Frau in einem ihr viel zu großen grauen Pyjama, der Tae seltsam bekannt vorkam.
»Was ist das für ein Krach...«, nuschelte die Unbekannte völlig schlaftrunken und ihre Hände wanderten dabei von ihrem Gesicht nach unten. »Und wieso zur Hölle hab ich...«
Sie blieb mit den Händen an den Erhebungen unter dem grauen Oberteil hängen und mit einem Mal schienen ihre blauen Augen sich zu weiten.
»...Brüste.«
Es war, als ob erst jetzt die Realität bei der Frau eingeschlagen hatte, die gerade von allen restlichen BTS-Members fassungslos angestarrt wurde. Ihr Blick dagegen wanderte wie in Zeitlupe an sich herunter und mit einem Schlag begann Taehyungs Gehirn auf Hochtouren zu arbeiten... Er kannte diese Bewegungen. Diese Mimik. Und wenn er selbst in diesem schrägen Traum tatsächlich im Körper einer Frau aufgewacht war und er hier nur fünf andere Bandmitglieder zählte... Konnte das nicht...?
»Yoongi?!", platzte es aus ihm heraus, ohne, dass er sich dabei zügeln konnte. „Yoongi-hyung, bist du das?!"
»Ehh...«, kam es nur von der Frau, die immer noch schlaftrunken an sich herunterstarrte, als könnte sie nicht verarbeiten, was sie da sah. Nur langsam entfernte sie die Hände von sich und starrte stattdessen ihre Finger an.
Taehyung kam nicht drum herum, noch einmal an sich selbst herunter zu schielen. Seine Brust sah noch fast genauso aus, wie zuvor. Warum zur Hölle steckte man schon im Körper einer Frau, wenn diese nicht einmal...?! Okay, stopp! Das war ein wirklich mieser Gedanke! Wie hatte er ihn nur je ansatzweise zulassen können?!
»Wollt ihr mich hier eigentlich alle komplett verarschen?«, rief Hoseok und wirbelte mit dem Schläger von der einen Seite zur anderen...als hätte man ihn nun umzingelt.
Taehyung jedoch interessierte das nicht. Er stürzte einfach blindlinks quer durch den Raum, bis er vor dem einzigen anderen offensichtlich weiblichen Wesen in diesem Raum stand.
»Yoongi-hyung! Bitte sag mir, dass du das bist!«
Die Frau hob den Kopf und er starrte in diese seltsam fremdwestlichen Züge. »Natürlich bin ich Yoongi! Aber wer zur Hölle bist du?!«
»Taehyung!«, stöhnte Tae zum gefühlt zwanzigsten Mal und packte Yoongi an den Armen, wobei dieser sich aber sofort von ihm losriss...nur um sich dann wieder an den ihm fremden Händen festzustarren, die er jetzt seine eigenen nennen durfte.
»Was, verdammte Scheiße, ist hier eigentlich los?«, presste er hervor. »Warum bin ich...warte.« Er riss den Kopf nach oben und sah Taehyung direkt in die Augen. »Wir beide...?!«
»Ja!!«, bestätigte er es ihm mit wildem Händegefuchtel. »Frag mich nicht, was hier los ist! Das ist absolut krank und...und...Hobi, nimm jetzt bitte diesen Schläger runter, ich bekomme Angst!!«
Es war letztendlich Jimin, der Hoseok seine improvisierte Waffe abnahm und achtlos auf die Couch warf.
»Okay, Leute, ich komm mir hier vor wie im falschen Film«, schaltete sich Namjoon ein, während er sich vorsichtig aus dem Haufen Scherben herausmanövrierte und direkt vor Taehyung zum Stehen kam. »Waren in dem Soju gestern irgendwelche Drogen drin? Sind wir alle komplett verrückt geworden?!«
»Also ich würde ja sagen, verrückt waren wir schon immer«, murmelte Jimin, woraufhin er sich nur viele bissige Blicke einhandelte. Ganz offensichtlich waren sie sich nun alle einig, dass jetzt nicht die Zeit für Scherze war.
»Was...was ist, wenn das komische Spiel was damit zu tun hat?«, meldete sich plötzlich Jungkook zu Wort. Keine paar Sekunden später weiteten sich seine Augen und wie auf einen Schlag stürmte er zum Wohnzimmertisch, wo noch immer die letzten Überreste davon lagen. Unter anderem die goldene Karte von Jimin, die er sich gleich darauf schnappt und in die Höhe hielt.
»Der Wunsch?!«, platzte es aus dem Leader, woraufhin er Jungkook die Karte entriss, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Dann hob er energisch den Blick, um den immer noch in ein knappes Handtuch eingewickelten Jimin damit zu fixieren. »Jimin-ah! Was hast du dir gewünscht??«
Angesprochener schien völlig vor den Kopf gestoßen, als alle Augen plötzlich auf ihm lagen. Immer wieder schielte er dabei zu Taehyung und Yoongi, die ganz und gar nicht mehr aussahen wie Taehyung und Yoongi und ihn sichtlich nervös machten.
»I-ich...ich hab nur...also ich hab mir nicht gewünscht, dass –«
»Jetzt sag schon«, fuhr ihm Yoongi mit seiner neuen, viel zu hellen Stimme ins Wort, doch sein Blick passte eins zu eins.
»Ich hab mir gewünscht, dass...nun ja...«
»WAS, Jimin?!«
Er biss sich nervös auf die Lippen und fuhr sich durch die klammen Haare. »Na schön, ich hab mir gewünscht, dass wir alle unser eigenes persönliches Glück finden. Mir ist nichts Besseres eingefallen.«
»Und warum sind dann nicht allen von uns plötzlich Brüste gewachsen?«, fauchte Yoongi und fixierte ihn mit einer Miene, die Taehyung schon lange nicht mehr an ihm gesehen hatte. Falscher Körper hin oder her.
»Ähm...« Jimin schaute sich schnell um, nur um festzustellen, dass ihm wohl keiner so recht glauben wollte. Letztendlich seufzte er und vergrub das Gesicht in den Händen. »Gut...ich hab es nur auf Yoongi und Tae bezogen. Aber auch nur deswegen, weil ihr beide so fertig von der Tour wart und niemand euch scheinbar helfen konnte! Ich wollte nur, dass es euch gut geht. Ich hab mir nicht gewünscht, dass ihr...dass ihr...«
Er musterte die beiden nun ziemlich weiblichen Körper, lief rot an und sah schnell wieder weg.
»Wunsch hin oder her, das ist eine Katastrophe!«, meldete sich nun auch Hobi, der sich wohl nun endlich auch dazu entschieden hatte, der ganzen Geschichte Glauben zu schenken. »Ich meine, was sollen wir denn jetzt machen?! Und was ist mit euren...nun ja...richtigen Körpern passiert?«
»Das wüsste ich auch gerne«, murmelte Taehyung, während er genervt an seinen langen roten Haaren herumzwirbelte. »Nachher rennt noch jemand irgendwo auf dieser Welt als Ich herum...«
»Oh scheiße...«, stöhnte Yoongi, stolperte zur Couch und ließ sich kraftlos darauf niedersinken. »Bitte lass das alles nur ein Traum sein.«
Namjoon atmete tief durch, sein Gesicht war immer noch käseweiß...doch immerhin strahlte es nun etwas mehr Entschlossenheit aus. »Ich glaube, das Beste wäre erstmal, Sejin und Bang PD zu informieren. Wenn uns jemand helfen kann, dann ja wohl die beiden.«
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